Tuchent

5,00 Stern(e) 5 Bewertungen

Scal

Mitglied

Diese Furchen, dieses Gewirr von Faltigem, von Kämmen, von Wölbungen, kleinen glatten Hügelchen, Buchten. Schatten. Helligkeiten, milder Glanz.
Helles Blau. „Tuchent“, sagen sie hier, sagst du, Mama hat dir's beigebracht, einfach so nebenbei.
„Bettdecke“ geht auch, aber klingt das nicht zu nüchtern, zu wenig warm?

Helles Blau ist's nicht. Der Himmel da draußen ist grau, es dämmert, die Wolkendecke liegt …
Liegt?
Liegt über, ...während ... während … du darunter, hm.

Und unter dir das Leintuch, so heißt man es hier. Liegt, einschließlich deiner. Ein helleres Blau.
Die Nacht hat gewühlt. In dir oder mit.

Liegt ein Bleistift auf dem Tuch. Und ein Buch.
Gestern hast du, du hast.

Graue Striche unter Sätzen, ein Zettel, drauf ein Bleistiftsatz, kursiv.
Erinnere dich, der Satz sollte dich erinnern, darum hast du ihn geschrieben.
Stand's in diesem Buch?

Was immer du tust, mache es gut“.

Also gut, nun denn.
Zerwühlt wird’s sein, das Bett, morgen in der Dämmerung.
Du hoffst doch gern. Eine Falte weniger, vielleicht.

Und da ist noch die Überschrift, Seite 143, erinnere dich:
Ist eine Wolke ein Mitglied des Himmels?“




Janwillem van de Wetering, Der leere Spiegel (rororo)
Er verbrachte achtzehn Monate in einem japanischen Zen-Kloster. Das Zitat ist ein Fazit dieser Zeit.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bo-ehd

Mitglied
Hallo Scal,
vier Mal fünf Sterne - Gratulation! Ich würde mich gern an der Vergabe von Sternen beteiligen, aber ich bin zu doof, um deinen Text zu verstehen. Wer hilft mir auf die Sprünge?
Gruß Bo-ehd
 

Scal

Mitglied
Danke Dir, Bo-ehd, dass Du mich darauf aufmerksam machst, dass bei einem Text wie diesem nicht selbstverständlich damit gerechnet werden kann, dass alle Lesenden damit klar kommen.
Ich weiß auch nicht, ob ich mich verständlich machen kann. Vielleicht so: Der Text will von Vorgängigem berichten, von einem Betrachten, Erwägen, Besinnen, er schildert einen Gedanken- und Gefühlsweg, Atmosphärisches an einem Morgen - langsam, innehaltend und dabei Fragen bewegend, die wie schwebend verharren.
Ob das nachvollziehbar ist? Die Antwort kann ich nicht geben. Sie kommt von den Lesern.

LG
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo Scal, danke für deine schnelle Antwort. Du hast wahrscheinlich Recht, dass bestimmte Leser/Autorengruppen einfach auf einer anderen Welle surfen. Ich als typischer Geschichtenerzähler gehöre sicherlich dazu. Bin mal gespannt, ob da noch Aufklärung von anderer Seite kommt.
Gruß Bo-ehd
 

Scal

Mitglied
@MarcL
Das freut mich, Marc. Danke!

@Bo-ehd

Aus dem Forentext zu "Kurzprosa": Es sind also hier auch assoziative, skizzenhafte, reflektierende, absurde, surreale und experimentelle Texte möglich.

Ja, Daunendecke oder Federbett.
"Duchad", so die dialektsprachige Bezeichnung in der Region, in der ich aufgewachsen bin. Im Dorf meiner Mutter haben die Kinder Gänse gejagt und für die Federn erhielten sie dann zur Belohnung Stollwerck-Karamelbonbons.
 



 
Oben Unten