über.brücken

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Perry

Mitglied
Hallo Mistralgitter,

die ersten drei Strophen würde ich als eine prosaische Umschreibung des Spruchs "In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist" einschätzen.
Lyrisch anspruchsvoller ist die Bildsprache in der letzten Strophe, obwohl ein Fluss, der eine Geschichte als Papierstreifen wie Wasser ins Tal schüttet und ein Mond der dabei zusieht (es nicht ausblendet) schon etwas speziell rüberkommt, was aber nicht schlecht sein muss. :)
Konkret fehlt mir ein Zusammenhang (die Brücke) zwischen der anfänglichen Idylle und dem desillusionierten Schluss.
LG
Manfred
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das ist ein schönes Gedicht!

"der wind verspielt sich an deiner geschichte"

Die Zeile ist besonders schön, wird nachhallen.

Toll.

L.G
Patrick
 

Mistralgitter

Mitglied
Hallo Manfred,
über deinen Kommentar muss ich länger nachdenken - er analysiert meine Worte, und ich lese daraus, dass du logische Schwachstellen ausgemacht hast.
Mal sehen, was sich daraus ergibt.
Danke jedenfalls für deine Mühe und viele Grüße
MG
 

Mistralgitter

Mitglied
Hallo Manfred,

ich versuche eine möglichst knappe Antwort, denn eigentlich müsste ich auf deinen Kommentar hin meinen Text interpretierend analysieren. Das möchte ich vermeiden.

Offensichtlich ist jedenfalls, dass der Text nach deinem Verständnis nichts taugt, ein ungeeigneter Versuch ist, ein mens sana... zu illustrieren, zumindest blasse Prosa (keine Lyrik!) ist und nicht funktioniert.
Und du siehst einen Bruch zur letzten Strophe, die auf dich niederschmetternd wirkt im Gegensatz zum Anfang.

Ich jedoch hab durchgehend nur an eine sehr entspannte, spielerische und fröhliche Szene auf einer Holzbrücke gedacht. Ich sah die Holz-Balken vor mir, über die jemand leichten Schrittes geht. Dann sah ich, wie derjenige dort auf der Brücke seine Geschichte schreibt und sie als lose Papierstreifen am Geländer befestigt, das ihm und der Geschichte Halt gibt. Ich dachte an die Natur-Elemente, die sich auf/unter/über der Brücke und um die Geschichte herum ein Stelldichein geben und mitspielen. Für mich also alles lockere Bilder und ganz unkomplizierte Dinge. Auch kein Hinweis auf das mens sana ... Nur ein Versuch, eine unproblematische Lebenssituation zu verbildlichen. Mehr erst einmal nicht.

Und jetzt???? Hmm... jetzt hab ich doch viel geschrieben und deshalb hör ich auf und wünsche dir ein angenehmes Wochenende.
LG
Mistralgitter
 

Tula

Mitglied
Hallo Mistralgitter

Ein schönes Bild, inspiriert zum gedanklichen Weiterspinnen.

Zwischen Strophe 2 und 3 fehlt vielleicht noch etwas, damit die beschriebene Person nicht im Gehen schreibt, d.h. lass sie ruhig innehalten, sich auf einen Pfeiler setzen usw.

Die Papierstreifen ans Geländer zu heften deutet auf einen im positiven Sinne ungewöhnlichen Menschen hin, auf jeden Fall selbst eine kreative Natur, jemand der sich nicht scheut, aus dem Rahmen zu fallen. Dies könnte man hier durchaus noch ausbauen.

Perry: Der freie Blick über Untiefen hinweg ist durchaus poetische Sprache, denn diese doppelsinnige Stelle verbindet das Bild mit der Unbekümmertheit des frei denkenden Wesens, welches da über die Bohlen wandelt. Und die dritte Strophe ist in der Tat lyrisch sehr schön.

LG
Tula
 

Perry

Mitglied
Hallo Mistralgitter,

ich denke, da hast Du Einiges in den falschen Hals bekommen, denn mein Kommentar war lediglich reflektierend und nicht (ab)wertend gemeint.

Plot: Ein sportlicher Mensch kommt leichten Fußes einen (Berg?)Weg entlang gejoggt und hält auf einer Brücke über einen (Berg?)Fluss an, um seine Geschichte auf Papierstreifen zu schreiben, die dann der Wind verspielt mit sich nimmt.

Ich denke, diese eher unwahrscheinliche (konstruiert wirkende) reale Bildebene ist die eigentliche Schwachstelle des Textes, sodass die durchaus lyrisch wirkenden Schlussbilder aus der Sicht des beobachtenden Autors etwas verloren im Spiel der Naturgewalten (Wind, Wasser und Mond) flattern.

Ich hoffe, dass mein Komm so etwas verständlicher für dich rüberkommt.

LG
Manfred
 

Mistralgitter

Mitglied
Danke, Tula für deinen wohlwollenden Kommentar.

Es ist schön, dass dir die Untiefen aufgefallen sind.

Meinst du, ich solle die Balken zu Bohlen werden lassen? Empfindest du das als fachsprachlich richtiger?

Und ist es wirklich notwendig, dass ich ausdrücklich sage, dass die Geschichte im Sitzen geschrieben wird? Reicht es wirklich nicht, dass "Geschichte geschrieben" wird? Einfach nur das.

Manche heften ja Schlösser an Brücken - hier wird mal mit Papierstreifen gearbeitet. Was fehlt da, um das Bild zu vervollständigen?

"Eine kreative Natur, die sich nicht scheut aus dem Rahmen zu fallen" ... das ist eine treffende Beschreibung, die mir gefällt.

LG
Mistralgitter
 

Mistralgitter

Mitglied
Hallo Manfred,
so leid es mir tut:
Wenn ich deine Sicht auf den Text lese, muss ich nach wie vor feststellen, dass ich etwas völlig Bescheuertes geschrieben habe. Der Text funktioniert nicht, teilst du mir nach wie vor mit. Ich bin deswegen nicht beleidigt, sondern eher enttäuscht, dass es mir nicht gelungen ist, dich zu überzeugen. Im Moment wüsste ich auch nicht, wie ich den Text "retten" könnte.

Ich frage mich: Kann man denn nicht einen Text ohne Plot schreiben? Brüche einbauen, bzw. stehen lassen, nicht alles aussprechen, Details auslassen usw.? Eben keine reale Bildwelt abbilden, sondern mit den Elementen der realen Welt spielerisch umgehen und dennoch einen Inhalt, eine Stimmung, eine Idee, eine Haltung o.ä. dem Leser nahebringen?

Ich schlaf mal drüber.
Dir auch eine angenehme Nachtruhe
Mistralgitter.
 

revilo

Mitglied
wenn ich mir die dritte Strophe wegdenke, erinnert mich das Gedicht an meine Kinder als sie noch klein waren und während einer Bergwanderung auf einer Brücke, die über einen Bach führte,herumhüpften....das war so leicht, so frei....die dritte Strophe vermag ich inhaltlich nicht einzuordnen,aber das macht nix;sie klingt auf jeden Fall gut....das ist so ziemlich das Beste,was ich bisher von dir gelesen habe.....LG revilo
 

Mistralgitter

Mitglied
Hallo revilo,

Danke für deinen Kommentar und deine positive Einschätzung.
Aber irgendwie trotzdem schade, dass du dich an der dritten Strophe störst. Dabei fand ich meine Idee mit den Papierstreifen grandios ;-).
 

Tula

Mitglied
Hallo Mistralgitter

Bohlen statt Balken kam von mir ohne Absicht. Bei genauer Betrachtung würde ich dennoch einräumen, dass Balken eher die stützenden Elemente der Brücke sind.

Die Bemerkungen in Sachen Plot gehen in die Richtung meiner anderen. Es ist ein schönes Gedicht, aber du könntest das Bild durchaus noch weiter ausmalen und vollständiger machen. Sicher Ansichtssache.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Mistralgitter,

ich meine auch, dass Balken eher die stützenden Elemente einer Brücke sind, während der Belag aus Bohlen besteht, eventuell sogar Planken. Letzteres wird aber wohl eher im Norden verwendet.

Gruß Ciconia
 

Mistralgitter

Mitglied
@ Tula @ Ciconia
Das mit den Bohlen, Balken oder Planken hab ich versucht zu klären, bin aber zu keinem befriedigenden Ergebnis oder Entschluss gekommen. Eigentlich sind es ja mehr oder weniger starke Bretter, die den Belag ausmachen. "Meine" Brücke schwankt jedenfalls beim Betreten. Bei Planken denk ich eher an Bootsplanken als an einen Brückenbelag.

Tja, und was die Erweiterung des Textes angeht - auch da hab ich keine Vorstellung, wie das sein könnte. Eigentlich ist alles gesagt.
Und revilo wollte doch eher noch die dritte Strophe wegfallen lassen...
Sehr verwirrend.

Danke aber für euer Mitdenken.
 
T

Trainee

Gast
wie leichtfüßig du gehst
die holzbalken federn kaum
schritt um schritt

wie frei dein blick
jeden morgen neu
über untiefen hinweg

und dann schreibst du
zeile um zeile
heftest die papierstreifen ans brückengeländer

der wind verspielt sich an deiner geschichte
und der fluss schüttet sie wie wasser ins tal
warum sollte der mond sie ausblenden
Hallo Mistralgitter,

für mich liest sich das wie die anmutige Beschreibung eines Schreibprozesses, dessen Ergebnis nicht vorsätzlich an vermeintlichen Erfolg geknüpft, sondern gleichsam spielerisch in den Wind geschrieben wird.
Warum sollte der Mond das ausblenden oder die Nacht (Missachtung?) einen kreativen Prozess beenden, der so glücklich verläuft, eben weil er anarchisch aus sich selbst heraus existiert und nicht auf Zuspruch aus ist.

Die letzte Versgruppe finde ich ohnehin ganz besonders stark.

Für mich ein tolles Gedicht,
Trainee
 

Mistralgitter

Mitglied
@Trainee,
deine Interpretation trifft es und gefällt mir sehr. Danke.
Ich bin erleichtert.
Einen schönen Abend und viele Grüße
Mistralgitter
 

revilo

Mitglied
wie gesagt....ich musste spontan an meine Kinder denken...und zu dieser Assoziation passt sie nicht....aber sie ist gut....
 



 
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