Überleben (gelöscht)

K

Klopfstock

Gast
Überleben

Wie viel verträgst du, Mensch,
den man ins Leben warf
ohne zu fragen?
Man nötigt dich
die grausam Bilderfluten zu ertragen.
Und eingekeilt
zwischen den Monitoren,
dröhnt's dir im Auge, Herz und Ohren.
Und trotzdem sollst
du weiterleben -
die Pflichten rufen,
und du mußt alles geben.
Schau, hier gibt's zweierlei:
Links hängt ein Aug-Rollo,
rechts hängt ein Strick -
legst du dir diesen ums Genick,
hast du's geschafft -
doch kannst du's nicht,
dann brauchst du Lebenskraft
und dieses heißt,
daß du das Aug-Rollo mal schließt,
damit dir deine letzte Kraft
nicht aus der Seele fließt.


Hallo, Inu,
auf Dein Gedicht kann ich nur mit einem Gegengedicht
antworten - mehr kann ich dazu nicht sagen.

LG Klopfstock
 

Inu

Mitglied
Ach liebe Klopfstock

Was ich nur mühsam sagen konnte, hast Du wieder einmal locker aus dem Ärmel geschüttelt... Danke :)

Ein schönes Wochenende
wünscht
Inu
 

rosste

Mitglied
Hallo Inu !

Das "Überleben" gefällt mir ganz gut.

("Er ist wahr,
aber nicht da...")


"Lass uns Filter einbauen
zwischen uns und das Grauen," ... dem Grauen, denke ich.

Klopfstocks "Überleben" finde ich auch o.k.

"Wie viel verträgst du, Mensch,
den man ins Leben warf
ohne zu fragen?"
- Der arme Mensch wurde nicht gefragt.
Ich denke Leben, Wachstum, Reifung, Entwicklung, Entstehen und Vergehen braucht keine "Lizens".
Und der Mensch verträgt sehr viel.
Und er hat diese Biderfluten aus den Monitoren selber geschaffen.
Ab und zu die Augen schlieβen finde ich o.k.
meint Stephan
 

lintschi

Mitglied
liebe inu,

in meinem inneren fallen deine worte auf angst und hilflosigkeit, für die ich ein einziges mittel gefunden habe, um damit zu überleben: demut!
demut für den platz an den das leben mich (uns) stellt.
diese demut ist das einzige mittel, die mich nach dem ersten überlebenshilfe gewährenden "es ist wahr, aber nicht da" nicht in ein furchtbares "es ist wahr, aber gott sei dank nicht DA", abgleiten lässt.

ich danke dir für deine worte!

und auch klopfstock, denn die sind ebenso gut gelandet.
bei klopfstock hab ich nur einen kleinen sprachlichen hinweis:

zwischen den Monitoren,
dröhnt's dir im Auge, Herz und Ohren


dröhnt's dir im *** Ohren?

??? dröhnt's in Augen, Herz und Ohren

lg aus dem strahlend sonnigen wien (was ja wohl das thema absolut verhöhnt, aber andererseits auch wieder sehr gut passt)


lintschi
 
B

bonanza

Gast
niemals reicht unsere seele aus, das leid der gesamten
welt zu verinnerlichen. ansatzweise.
vielleicht.
wer das glück hat, nicht betroffen zu sein, ist immer
auf der sonnenseite. man darf ihm das nicht vorwerfen.
du unterstellst einem "imaginären menschen" gefühlsarmut,
wenn er sich nicht von der bilderwelle mitreißen läßt.
möglicherweise hat er andere bilder, die ihm näher sind,
und die ihn beschäftigen.
eines tages sind wir alle vom schicksal betroffen.
mal in unmittelbarer nähe, mal selbst.
es ist nur eine frage der zeit.

bon.
 

Inu

Mitglied
liebe Lintschi

[blue]in meinem inneren fallen deine worte auf angst und hilflosigkeit, für die ich ein einziges mittel gefunden habe, um damit zu überleben: demut![/blue]
Das ist auch ein guter Weg, um mit Dingen, die wir nicht begreifen und nicht beeinflussen können, umzugehen. Viel mehr bleibt uns ja eh nicht übrig.

Danke für Deinen Kommentar und viele Grüße ins ( noch immer?? ) sonnige Wien. Hier regnet es in Strömen. ;)

Inu
 

Inu

Mitglied
,

Jetzt zu Dir, Bonanza

[blue]niemals reicht unsere seele aus, das leid der gesamten
welt zu verinnerlichen. ansatzweise.
vielleicht.
wer das glück hat, nicht betroffen zu sein, ist immer
auf der sonnenseite. man darf ihm das nicht vorwerfen.
du unterstellst einem "imaginären menschen" gefühlsarmut,
wenn er sich nicht von der bilderwelle mitreißen läßt.
möglicherweise hat er andere bilder, die ihm näher sind,
und die ihn beschäftigen. [/blue]
Nein, vielleicht kommt das falsch rüber. Ich wollte niemand der Gefühlsarmut anklagen, der Text sollte lediglich die Hilflosigkeit der Sprecherin zeigen, die sich und die Ihren zu beruhigen versucht und die im Grund weiß, dass man sich doch nur etwas vormacht.

[blue]eines tages sind wir alle vom schicksal betroffen.
mal in unmittelbarer nähe, mal selbst.[/blue]es ist nur eine frage der zeit.
Genau das wollte ich mit dem Einschalten des "Jokers" sagen.
Mein Gedicht sollte durch etwas Ironie die Ratlosigkeit erst recht aufzeigen. Vielleicht muss ich noch ziemlich daran feilen.

Gruß
Inu
 
Hallo Inu

Dein Text schildert eine künstlich und aus Selbstschutzgründen aufgezogene Fantasiewelt, die inmitten einer gespentisch-ängstlichen Bunkermentalität "steht". Und "stehen" heißt: statisch, tot sein.
Daraus kommen: Angst, Verzweiflung, Verdrängung, Wahrnehmungsstörungen, vorsätzliche Ignoranz, Abkapselung, Unterdrückung freien Denkens, mutwillige Ablenkungen.

Schilderst Du auch alles, kulminierend im finalen "noch nicht" (..hat mich der Orkan erreicht).
Der "Bunker", obwohl festgebaut (damit keine Angst keimt), ist eine aussichtslose "zementene Fluchtburg", indem alle "Aussichten" (Fenster) nur bewirken, dass man den Blick um Himmels willen wieder senkt und in sich (und damit in seinen Ängsten) gefangen bleibt.
So aber kann man nicht wirklich leben, nichtmal am Ende menschlich sterben.
Und einen lebensfähigen Ausweg aus diesem geschilderten deadlock bietet Dein Text nicht.

[Darum können wir
in der Nacht
weiter gut schlafen,
so werden wir
ungebrochenen Geists überleben.]

Welche Art von "Überleben" soll das sein, wenn es nur unter Weltvermeidung durchzuhalten ist.

Da Du vermutlich den Lesern des Textes nicht einen Suicid als Lösung nahebringen willst, sondern -lt. Überschrift- eine Überlebensmöglichkeit, welche möchtest Du dem Leser mitteilen?
 

Inu

Mitglied
Hallo lieber Waldemar

[blue]
Da Du vermutlich den Lesern des Textes nicht einen Suicid als Lösung nahebringen willst, sondern -lt. Überschrift- eine Überlebensmöglichkeit, welche möchtest Du dem Leser mitteilen?
[/blue]Ganz ruhig bleiben,
tief durchatmen,
weiterhin den grünen Garten beackern, ( uns an dem Machbaren freuen )
das Leid sehen, aber nicht daran verrückt werden ( das muss man erst mal können! )
das Mögliche ( d.h: leider wenig ) tun, um zu helfen,
um das Ende alles Irdischen wissen und es akzeptieren.
Es bleibt uns nichts anderes übrig.
Verdrängung ( die ich hier übrigens parodieren wollte ist auch eine Überlebensstrategie.

Auch eine Antwort, um mal bei meinem Gedicht zu bleiben:
Der Tod ist wahr...
aber nicht da

Viele Grüße
Inu
 



 
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