Übersehen?

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Mitglied
Mit inhaltsschwerster Wortgewalt
stellt sich der Dichter dergestalt
ins Rampenlicht, dass man bestaune
und demutsvoll handhinter raune,

wie einzigartig, brutal ehrlich
und literarisch unentbehrlich
er zeitgenössisch Lyrik meistert,
die Kennerschar restlos begeistert!

Wiewohl, wenn man's genau betrachtet,
wirkt manche Strophe überfrachtet,
sieht man tief im Metaphernwald
den Baum oft nicht, stattdessen hallt

es hohl trotz manch geschraubter Wendung,
fiel Sinn zum Opfer der Verschwendung
von Stabreim, Schlagreim, Enjambement.
Dieweil erfreut sich das Pendant

noch bestenfalls des Mitleidlächelns,
des "Wirklich nett"-Darüberfächelns.
Doch sähe man genauer hin,
man fände dort der Lyrik Sinn:

klar soll das Wort den Inhalt tragen,
soll Bilder malen, deutlich sagen,
wie der sie schrieb die Welt erlebt,
und wie sein Herz hineingewebt

als Teil des Ganzen schlägt und fühlt.
Sich greifen lässt, statt unterkühlt
bloß Ruhm und Eitelkeit zu fröhnen.
Das Wahre liegt im Schlichten, Schönen.

Auch im humorigen Gedicht,
im Kinderreim, im Leichtgewicht,
in allem, was ein Mensch bedichtet,
der sich Gefühl statt Ehr verpflichtet!

Das lasse ich erst mal so stehen.
(ich weiß, man kann's auch anders sehen).
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 24962

Gast
noch bestenfalls des Mitleidlächelns,
des "Wirklich nett"-Darüberfächelns.
Doch sähe man genauer hin,
fände man dort der Lyrik Sinn:
XxxXxXxX

-> man fände dort der Lyrik Sinn xXxXxXxX

Hi Claudia,
oben Anpassung!
Wenn dich das nicht stört, dann ignoriere die Korrektur einfach.

Gernst gelesen!

LG !
 

Tula

Mitglied
Hallo liebe Fee

Die Ode zog sich in die Länge
wie einst in Hogwart Lobgesänge.
Darf man solch' Poesie bei Feen
als gotisch oder so verstehn?
Egal. Schon johlt im Sog die Menge.

Adventsgrüße
Tula
 

sufnus

Mitglied
Hey Fee!
Also mit dem Ding verwirrst Du mich jetzt... bis zur Strophe 5 (einschließlich) ist das ein lyrisches Pasquill, welches mit einer Mischung aus Augenzwinkern und einem in die Wunde getauchten Finger eine bestimmte Spezies von überintellektualisiernden Dichtern kritisiert - ob das nun im ganz allgemeinen gemeint ist oder doch an jemand Bestimmtes gedacht wird (ich vermute fast Letzteres) sei mal dahin gestellt. So weit, so - finde ich - sehr gut. Und für Spottlyrik habe ich sogar eine geheime Vorliebe. :)
Aber dann kippt das ganze irgendwie auf eine für mich schräge Weise und nimmt einen ganz eigenartigen, wenn nicht ins Reaktionäre, dann doch ins Paternalistische spielenden Sprachgestus an. Dieses "klar soll das Wort den Inhalt tragen" und was danach kommt, das liest sich in diesem altertümlich-autoritären Sprachstil irgendwie wie ein Verdikt aus den 1950er Jahren (wenn nicht aus den 30ern).
Glücklicherweise kann man aus Deinen Beiträgen hier auf der Lupe aber ja eindeutigst ableiten, dass Du alles andere als autoritär agierst, sondern im Gegenteil gerade die Schreiber immer ermunterst, zuerst auf ihre inneren Antriebe & Stimmen zu hören und sich nix von außen aufs Auge drücken zu lassen. Insofern spiegelt das, was die S6ff rüberbringen offensichtlich nicht Deine Grundhaltung wieder.
Daher war dann mein nächster Verdacht, dass Du hier ein ganz schön doppelbödiges Gedicht geschrieben hast, in dem eigentlich die Stimme der S6ff kritisiert werden soll. Die Schlusszeilen lassen mich aber auch an dieser Deutung zweifeln, denn die (im Grundsatz ja sympathische!) Relativierung des autoritären Tons in den vorangegangenen Zeilen, schließt wiederum eine Haltung der Kritik an der vorangegangenen Haltung aus. Am Ende ist es ja dann doch eher ein bisschen eine Situation nach dem Motto "Der eine sagt so, der andere so.".
Und jetzt bin ich eben - s. o. - verwirrt und rätsele tatsächlich, was Du genau aussagen wolltest bzw. ob Du vielleicht auch genau gar nichts aussagen wolltest und das nur ein unernstes Rollenspiel ist, wie wenn die Kinder in die Urgroßvaterkostüme auf dem Dachboden steigen und mit verstellter tiefer Stimme Szenen vergangener Zeiten nachstellen.
Hilfe! ;)
LG!
S.
 

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Mitglied
Lieber Tula, lieber sufnus,


was soll ich sagen...ich habe das Teil in einem Zustand geschrieben, der sich wohl eben genau so im Gedicht spiegelt. Da mussten wohl etliche Gedanken und unterwegs "aufgeschnappte" Haltungen (plus eine Botschaft, die ich dann aber offensichtlich nicht so hinbekommen habe) in Worte gefasst "raus"...daher hat das Ding den roten Faden dann auch irgendwo verloren. Zu viel von allem Möglichen wollte wohl da von mir gesagt werden, der Kopf war aber zu nebelig (nicht von Punsch und Co...schön wär's), um das Ganze konkret durchzudenken. Der eigentlich Fehler hier ist wohl eher, dass ich das Geschreibsel überhaupt in die Welt geschickt habe in seiner Unausgegorenheit. Wäre wohl eher was für die runde Ablage gewesen (und ist jetzt auch kein Herzenstext, weil..siehe oben).

Damit kann ich leben. Ich glaube, mich zu erinnern, dass ich mich - nicht um meiner selbst willen - etwas gegrämt habe, dass so viele Texte schlichtweg übersehen oder als weniger "wert" wahrgenommen werden, obwohl sie in sich stimmig und gut gemacht sind und daher nicht weniger "gelungen" sind als so manches Sonett oder andere klassische feste Formen. Oft sehe ich, dass wirklich gut gemachte humorige oder Kindergedichte nie die fünf Sterne erhalten und frage mich, wieso. Ich glaube, das war letztlich der Anstoß für die Schreibübung.

Klar nehme ich mich selbst nicht ernst. Ich weiß eigentlich sehr genau, was ich nicht kann (und meistens auch, was ich wirklich weiß und schon kann). Als autoritär waren also meine Zeilen so überhaupt nicht gemeint. Aber du hast recht - die klingen schon so nach Besserwiss. Gar nicht gut. Und das Ausufern (mondnein hat es weiter oben ja ebenfalls schon zu recht kritisiert) ist dann wohl einem unreflektierten "einfach Freude am Reimen haben" geschuldet.

Vielleicht hat mich auch mittendrin der Mut,
eine bestimmte Spezies von überintellektualisiernden Dichtern
zu kritisieren, verlassen. Ganz ehrlich - ich weiß es nicht mehr. Der brain fog (gesundheitlich bedingt) hat da wohl härter zugeschlagen als mir bewusst war.

Ich danke natürlich dennoch allen, die hier so positiv gewertet haben und die Messlatte etwas gnädiger angelegt haben. ;)
Genauso aber dir und denen, die mir aufzeigen, dass ich da meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden bin, was den Inhalt angeht.

Liebe (nachdenkliche) Grüße,
fee
 

sufnus

Mitglied
Hey Fee!!!
Also für die runde Ablage wärs aber wirklich zu schad... ich komm oben wahrscheinlich kritischer rüber als ich es meinte: Meine Verve rührt hier eher von einer Fuchsigkeit mit mir selbst her, weil ich die Stränge nicht klar für mich aufgedröselt bekommen hab... das ist also mehr ein innerliches (nach Innen gerichtetes!) Haareraufen gewesen als ein Signal in den äußeren Äther... aber das kommt tatsächlich in meinem Sondierungsversuch nicht so richtig rüber... bei mir ists einfach Schlafmangel.... ich hoffe, Du kannst Deinen Nebel auch ein bisschen lichten in der nächsten Zeit! *wünsch!!!*
Wobei die Weihnachtszeit ja wirklich häufig ein bisschen arg mit sozialem Stress überfrachtet ist... ich freu mich immer mehr auf die Zeit zwischen den Jahren.. :)
LG!
S.
 

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Mitglied
ich hoffe, Du kannst Deinen Nebel auch ein bisschen lichten in der nächsten Zeit! *wünsch!!!*
Wobei die Weihnachtszeit ja wirklich häufig ein bisschen arg mit sozialem Stress überfrachtet ist...
Danke, sufnus.

Ich finde deine Kritik in keinster Weise unangemessen oder zu kritisch. Das passt schon so. Du hast es für mich eigentlich ganz gut "umfasst". Alles gut also.

Bei mir ist es ein Schub meiner Schilddrüsen-Autoimmunerkrankung, der mich jedes Jahr von Herbst bis rund ums Jahresende ordentlich beutelt. Da passt dann ab einem gewissen Zeitpunkt gar nichts mehr und die Symptome schlagen körperlich wie auch psychisch zu Buche. Brain Fog ist da noch das wenigst Unangenehme, denn den bemerke ich nicht immer selbst...und wenn man nur die Hälfte "rafft", hat das auch einen entspannenden Effekt manchmal... ;)

Ich wünsch dir entspannte, erholsame und besinnliche Feiertage!

fee
 
G

Gelöschtes Mitglied 24962

Gast
so positiv gewertet haben und die Messlatte etwas gnädiger angelegt haben.
Hey Claudia,

ich war ja früher lyrisch sehr Rilke-fixiert. Mittlerweile nicht mehr. Aber: Rilke schrieb etwas, das meinen Blick auf Werke etwas verändert hat.
Und zwar:
"Ich kann kaum mehr. Ich kann nicht auf die Art Ihrer Verse eingehen; denn mir liegt jede kritische Absicht zu fern. Mit nichts kann man ein Kunst-Werk so wenig berühren als mit kritischen Worten: es kommt dabei immer auf mehr oder minder glückliche Mißverständnisse heraus.“

Und ich finde, er hat völlig recht. Angenommen Peter betritt den Raum und Kritisiert "Die Kuh aus Buxtehude". Der Autor denkt sich "Okay, stimmt, Mist!".
Dann aber betritt Andreas den Raum und sagt: "Naja, ich fande das Ursprüngliche eigentlich richtig gut und kann die Einwände überhaupt nicht nachvollziehen". Natürlich gibt es auch die Gattung der Keulenschläger. "Ich finde es nicht gut, ich will es dir auch nicht begründen warum".

Und was das Überintellektualiseren betrifft. Es hat seine Vorzüge Zeit und Arbeit in etwas zu stecken. Diese Vorzüge können sogar lebensverändernd sein.
Andererseits kann ich es verstehen, wer das nicht will. Es kann schnell überfordern, überfrachten und es raubt viel Zeit, die viele von uns so nicht haben.

Liebe Fee, ich wünsche dir eine schöne Weihnacht und ich hoffe, dass 2024 für dich gesundheitlich besser wird (Ich habe im Moment auch zu kämpfen).

Lg Matze
 

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Mitglied
Und was das Überintellektualiseren betrifft. Es hat seine Vorzüge Zeit und Arbeit in etwas zu stecken. Diese Vorzüge können sogar lebensverändernd sein.
Andererseits kann ich es verstehen, wer das nicht will. Es kann schnell überfordern, überfrachten und es raubt viel Zeit, die viele von uns so nicht haben.
Und ich kann beides nachvollziehen, lieber Matze!

Danke für den Zuspruch. Lieb von dir. In meinem Fall - also diesem hier, um konkret zu werden - war es nicht die Zeit, die ich nicht gehabt hätte. Ich hatte einfach nicht die Energie und Fokussiertheit, um dieses Gedicht zu mehr als einem Freude-am-Reimen-haben zu machen. Das Thema - oder die mehreren Themen, die darin stecken - eignete sich wohl auch eher für einen Diskussionsfaden und ist wohl zu komplex, um es in ein einziges Gedicht zu verpacken. Aber es gibt Schlimmeres als ein misslungenes oder mittelmäßiges Gedicht abgeliefert zu haben. Insofern trifft mich die Kritik auch nicht - noch dazu, wo sie ja berechtigt ist.

Tut mir leid, zu hören, dass auch du am Kämpfen bist. Ich wünsche dir (und mir), dass möglichst rasch wieder Entspannung eintritt und lichtere Zeiten (und bessere Zustände) am Horizont auftauchen. Dann weiß man, man ist bald durch. Ich hoffe, du kannst aber die Feiertage genießen. Ich tu's auf jeden Fall (eben etwas abgespeckt und entschleunigt...aber letztlich tut das eigentlich allen um mich herum auch gut ;) ).

Frohes Fest und erholsame Feiertage!
Claudia
 
G

Gelöschtes Mitglied 24962

Gast
Aber es gibt Schlimmeres als ein misslungenes oder mittelmäßiges Gedicht abgeliefert zu haben.
Ich muss dir ganz ehrlich sagen, dass diese mir eigentlich die liebsten sind! ich würde es nicht wagen sowas jemals in die forenwelt zu schleudern,
aber es macht einfach freude sich vollkommen spielerisch und auch verblödet sich auszulassen. jedesmal wenn ich heute ein missratenes lese, muss ich feiern, wie dumm manche zeilen sind, die ich geschrieben habe.
heute entdeckte ich erst diese strophe und ich dachte mir: "junge..."

Verflossenen in alten Lustbezirken,
zu überzeugen, von den dicken Schatten
der Latten zweier Gatten zu begatten;
sie hatten große Lust sich zu erwirken.

Deswegen! man darf nie vergessen, dass das spielen im kreativen bereich eigentlich was cooles ist.
heads up, claudia! außerdem... so schlecht finde ich dein werk, um ehrlich zu sein, nicht.

lg m
 



 
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