Liebe Hanna, lieber Chandrian,
eure Kritiken nehme ich wohl wahr und kann sie auch nachvollziehen. Danke für die Befassung und Rückmeldung!
Mir ist bewusst, dass jedes Gedicht immer einen Versuch darstellt, eine Idee vom Autor zum Rezensenten zu transportieren. Manchmal und/oder bei manchen LeserInnen gelingt das so, wie man sich das vorgestellt hat und mit den Mitteln, die man dafür (bewusst und gezielt - jedenfalls bei mir ist das so) gewählt hat, und manchmal weniger bis gar nicht.
Für mich ist schon beim Schreiben und Setzen der Zeilen und bei der Wahl der Form immer dieses kleine Dilemma vorhanden: wie weit gehe ich einen Kompromiss ein, um es einem möglichst großen Kreis an LeserInnen leichter zu machen, den Text auf möglichst allen Ebenen zu entschlüsseln, oder wie wichtig ist mir, meinen Inhalt so umzusetzen, dass er zu hundert Prozent "mir" entspricht. Soll heißen: ganz auf meine Art alles(!) verpackt, was ich darin enthalten sehen und spürbar gemacht fühlen möchte als Autor. Das ist ja mehr als nur der an der Oberfläche lesbare Inhalt einer etwaigen Handlung oder von Natureindrücken oder oder...sondern auch die Wahl jedes Wortes und der Enjambements, der Umbrüche, des Sprachflusses, etc. spielen für mich eine große Rolle und transportieren etwas, das mir wichtig ist, um das oberflächlich Lesbare um eine tiefere, während des Lesens "erlebbare" Ebene zu ergänzen.
Beispielsweise die Keule und der danach an Tempo stetig zunehmende Fluss an Bildern und Erinnerungen, die in der letzten Zeile wieder in der Erkenntnis des schmerzhaften Verlusts zum Abschluss kommen, sind schon so gewollt. Ich weiß - ich mache es meinen LeserInnen mit diesem Text nicht leicht. Aber es ist auch keiner, der fürs rasche Lesen gedacht ist. Das mag jetzt wie ein Widerspruch zum Fluss klingen, den ich ja durchaus auch bezweckt habe (um diese Flut an Erinnerungen abzubliden in ihrer Dynamik) - ist aber so gemeint, dass es Gedichte gibt, die kann man beim ersten "Rutsch" erfassen und genießen, aber eben auch viele, die man sich ein wenig erarbeiten müüste und mehrmals lesen. Und das auch mit einer gewissen Offenheit, dass da etwas enthalten sein mag, das sich meinen persönlichen Erwartungen, Formulierungs- und Lesegewohnheiten anfangs leicht widersetzt. Manche Inhalte haben sich das verdient, wie ich finde
Dass ich es nicht erzwingen kann beim Leser, sich diese Zeit zu nehmen oder seinen gewohnten Standpunkt für ein Gedicht lang bewusst beiseite zu lassen, ist mir klar. Und natürlich trifft Obiges nicht auf alle Gedichte zu - da, wo der Inhalt spaßig oder "leichter" ist, empfiehlt sich die Wahl einer anderen Form. Und dort wird man auch eine breitere Leserschaft erreichen, behaupte ich mal.
Liebe Grüße,
fee