Ungewohnte Perspektiven: Rumpelstilzchen

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Rote Socke

Gast
Lieber Ralph,

jaaaaaaaaaaaaa...,
leider schwächele ich in der Kommata. Gut, dass Du mich daran erinnerst, ich muss mich damit wirklich näher beschäftigen.

Danke für die ausführliche Kritik. Ich muss mir am Wochenende auch mal etwas Zeit, um wenigstens noch marcs und axels Version zu lesen. Momentan geht es mir etwas wie Dir, die liebe Zeit...

Es tut mir natürlich gut auch mal ein Lob zu hören, dass ich ein wenig positiv in Eurer Berliner Runde auftauchte. Aber Du siehst auch an meinen Texten: Es gibt noch viel zu tun. Noch kann ich mich nicht ausruhen. Sind noch viele Schreibschwächen auszumerzen.

LG
Volkmar
 

Renee Hawk

Mitglied
Hallo Ralph,

Danke für das Stiefmütterchen *ggg*, so kommt man also zum Kind?!

Mit Sicherheit hast du recht, aber zu meiner Schande gestehe ich nicht ein das mir mein Text ebenso wenig gefällt wie all die anderen Texte von mir *gg*. Nein Spaß bei Seite, ich habe mich in der Tat etwas schwer getan mit dem Rumpel und das hat einen bestimmten Grund, ich kenne die Geschichte nur aus 'Simsala Grimm' (Zeichentrickserie) und ich habe mir nicht die Mühe gemacht das Märchen zu lesen. Asche über mein Haupt.
Vielleicht läßt sich durch kleine, geschickte Änderungen etwas daraus machen.
Und Marc hat all die Verdopplungen gefunden die ich noch suchte. Mensch, ihr glaubt gar nicht wie viel ich schon gestrichen habe, aber wahrscheinlich an der falschen Stelle *ggg*.

Danke nochmal für deine akriebische Analyse
liebe Grüße
Reneè
 
R

Rote Socke

Gast
Marc + axel!

Marc,
ein prima Einstieg ist Dir gelungen. Der hat gleich angespornt weiter zu lesen. Wie immer, bin ich begeistert von Deinen klar strukturierten Sätzen.
Oft schmunzeln musste ich über die genialen Namensgebungen wie: Rumpeldingsbums, Stielzchen...

axel,
ich habe mich köstlich amusiert. Solche Art Geschichten lese ich gerne. Im Hinterkopf war dann immer der Vergleich zum Original und da kam ich aus dem Grinsen nicht raus.
Außerdem gefällt mir Dein Schreibstil sehr.
Und solche Sätze mag ich auch:
"Den richtigen Killer hatte ich selbstverständlich dabei"

Insgesamt gesehen stehe ich mit meiner Version da recht kläglich da. Na ja, sie war in der Not geboren und hielt mich verkrampft ans Original.

Allein das Lesen der Geschichten aller Beteiligten zeigte mir aber, was machbar ist bei solchen Aufgaben. Das werde ich mir merken.

Schöne Grüße @all
Volkmar
 

ex-mact

Mitglied
Sorry für die derzeitigen Verzögerungen - hier meine Anmerkungen zu Axels Text:

- die Idee ist gelungen: die Situation wurde in die "Moderne" übertragen. Leider geht die "Unmöglichkeit" der originalen Aufgabe verloren
- einige Male rutschen die Erzählzeiten durcheinander (Perfekt, Imperfekt, Plus Quam Perfekt etc)
- ein paar Formulierungen, die in der wörtlichen Rede passen könnten, sind in der Erzählung weniger gut platziert (z.B. "unmöglichst")
- was hat ein nicht abgeschlossenes Studium mit der Körpergröße zu tun?
- die Kuss-Passage ist zu lang (ohne, daß etwas Wesentliches dort erzählt würde), dafür ist die Passage der "Offenbarung" im Cafe viel zu kurz bzw. distanziert
- die wörtliche Rede ist uneinheitlich, Simones "Mein Freund schickt mir dauernd..." passt von der Sprachebene nicht zu den übrigen Rede-Teilen
- der Wechsel vom "Anhimmeln" Simones zum "Anfassen-Wollen" (...ich verzichtete darauf, sie sofort Besitz ergreifend anzufassen...) kommt sehr unvermittelt, wird nicht ausreichend vorbereitet (der Charakter des Erzählers wirkt vorher noch recht "normal")
- den letzten Absatz ("Monate nach meiner Entlassung...") würde ich komplett streichen, er gibt der Story keine unerwartete Wendung und trägt nichts zur Charakterisierung bei
 

axel

Mitglied
Hallo Volkmar.
Zu Beginn bin durch durch reinen Zufall in diesem Thread gelandet. Dann hat die Lektüre der verschiedenen Versionen von euch vieren dazu geführt, dass ich auch etwas beisteuern wollte.
Auch die konkrete Idee für die Geschichte, die es dann schließlich geworden ist, ist beim Lesen entstanden. Von daher würde ich schon davon sprechen wollen, dass da so etwas wie eine gegenseitige Inspiration stattgefunden hat, und dass es keine Notwendigkeit gibt, von einem „kläglichen“ Versuch zu reden.
Schöne Grüße,
axel

PS an Marc: Deine Antwort habe ich gerade erst bekommen. An dieser Stelle schon mal ein Dankeschön, näheres nach ein wenig Nachdenken.
 

axel

Mitglied
Hallo Marc.
Auf deine Antwort hatte ich mich ganz besonders gefreut, da ich zum Einen mitbekommen habe, dass du dir dir Mühe einer fundierten Detailkritik machst, und dich zum Anderen als jemanden einschätze, der im Umgang mit Computern ziemlich bewandert ist.
Von daher ist deine Aussage: „Die Unmöglichkeit der Aufgabe geht verloren“ natürlich keine Überraschung. In meinem Fall ist es eher schon so, dass ich froh bin, wenn mein Rechner halbwegs das tut, was ich möchte, und in meinem Bekanntenkreis gibt es etliche Leute, denen sogar ich bei Problemen noch weiterhelfen kann. Für Unsereins (und noch sind wir vielleicht in der Mehrheit) stellen sich also beide Aufgaben gleichermaßen als unmöglich dar.
Vor diesem Hintergrund konnte ich mir nicht sicher sein, dass ich in meiner Geschichte nicht Dinge eingebaut habe, die vollkommen ausgeschlossen sind (etwa: „Ich drückte die Tastenkombination Strg+§+$, und der Bildschirm explodierte“). Darf ich das Fehlen eines Kommentars in diese Richtung so interpretieren, dass mir ein derartig schwerer Fehler nicht unterlaufen ist?

Der Wechsel der Erzählzeiten? Nun, manchmal mache ich das ganz bewusst, denn wenn eine Geschichte eh schon in der Vergangenheitsform erzählt wird, und dann noch längere Rückblenden eingebaut sind, in die dann vielleicht auch noch der eine oder andere Konjunktiv eingebaut werden müsste, ...
Man könnte sicherlich mal grundsätzlich darüber diskutieren, ob eine Verletzung der strengen Regeln zulässig erscheint, wenn dadurch die Lesbarkeit eines Textes erhöht wird (andere Menschen sehen sie dadurch vielleicht eher vermindert). Sollen wir das mal tun? Wäre vielleicht nicht unspannend.
Bei dieser Geschichte habe ich die Vergangenheitsform gewählt, um dann einige Male ins Präsens zu wechseln, wenn es um Dinge ging, die grundsätzlicher Natur sein sollten (seine Lebenseinstellung, die Eigenschaften des Virus’, etc.), also losgelöst von den konkreten Ereignissen der geschilderten Nächte.
Stört das beim Lesen?

Das nicht abgeschlossene Studium hat mit seiner Körpergröße natürlich nichts zu tun, gedacht war dieser Satz eher so: „Wenn ich wenigstens reich und erfolgreich wäre, dann hätte ich vielleicht trotz meiner Kleinwüchsigkeit noch Chancen, aber diese Gelegenheit habe ich durch den Nicht-Abschluss verpasst.“

Deine Anmerkungen zu der Länge, Kürze, Bedeutung oder Aussagekraft einzelner Passagen lasse ich erst einmal „sacken“, denn es fällt wohl jedem schwer, einen „fremden“ Blick auf die eigenen Werke einzunehmen. Die Passage im Café würde ich heute schon anders formulieren, sie dabei aber in einer gerafften Form lassen, allerdings den Gefühlsstau und den Ausbruch in ZWEI Sätzen unterbringen wollen.

Bleibt noch etwas Grundsätzliches: Der Charakter des Erzählers. Ich wollte ihn zwiespältig darstellen: Einerseits total vereinsamt und vielleicht bemitleidenswert, andererseits aber auch extrem boshaft, und das nicht durch einen plötzlichen Bruch in der Geschichte, sondern eigentlich von Anfang an. Zum Teil geschieht dies explizit (er klaut ihre E-Mails), zum Teil wollte ich die Beschreibung seines Charakters ein wenig verschlüsseln.
Konkret: Ich hätte schreiben können:
„Ich richtete mir bei demselben Server eine Adresse ein, die der ihres Freundes täuschend ähnlich war. Ich imitierte seine Sprache und schickte ihr einen selbstgebastelten Virus, der dazu führen sollte, dass sie erneut bei mir anriefe.
Da ich von ihren finanziellen Problemen wusste, rechnete ich mir gute Chancen aus, ihr einen kleinen Liebesdienst als Bezahlung für meine Dienste entlocken zu können.“
Wenn ich von Anfang an eine SO direkte Ausdrucksweise gewählt hätte, dann wäre nie ein Zweifel entstanden, aber eigentlich möchte ich das gar nicht, nach wie vor nicht.
Wenn die „Botschaft“ gar zu sehr verschlüsselt ist, dann müsste ich vielleicht noch etwas ändern, aber ist das denn wirklich der Fall?
Es würde mich sehr freuen, zu dieser zentralen Frage vielleicht auch noch die Einschätzung der anderen lesen zu können.

Und der Schluss? Nun ja, ein kleiner Joke, der Versuch, nach all meinen Abweichungen von dem Märchen noch eine kleine Analogie zum Original herzustellen: die Suche nach dem Namen. Außerdem: wenn schon kein happy-end, dann vielleicht wenigstens ein kleiner Lacher? Aber vielleicht ist das wirklich komplett überflüssig.

So, damit entschuldige ich mich dann gleich für diesen sehr langen und vielleicht anstrengenden Beitrag, ich hoffe, eure Geduld damit nicht über Gebühr beansprucht zu haben.
Und an Ralph noch einmal der Nachsatz, dass ich immer noch finde, dass DEINE Version ..., aber das habe ich ja schon oft genug gesagt.
Schöne Grüße und gute Nacht wünscht euch
axel
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich weiß, ich bin spät dran

Hallo mact,

ich habe deinen Text schon mehrmals gelesen, kann aber aus meiner bescheidenen Sicht keine Schwachstellen finden. Beim ersten Lesen störte mich noch der abrupt vollzogene Umschwung in der Verhaltensweise der Müllerstochter, nachdem sie Königin? geworden ist.
("Was willst Du hier, Zwerg? Mach, daß Du wegkommst oder ich rufe die Wachen!" ...."Ich schulde Dir gar nichts, Zwerg!" ...."Hinaus!" Sie hob den gefüllten Weinkrug.... )
Inzwischen finde ich auch das passend. Ich lege es so aus daß sie letztlich auch nicht besser ist, als ihr Henker/Gatte und somit in das Bild, das Predel von den Menschen allgemein hat, hinein paßt.

Der Urtext des Märchens enthält meines Erachtens folgende Unstimmigkeiten:

1. Wie kann ein Vater seine Tochter in solche Gefahr bringen?
So richtig ist uns allen da keine plausible Erklärung gelungen. (Na, ja - ist ja auch ein Märchen)

2. Warum ist der habgierige König, Graf oder einfache Lehnsherr nach drei Runden Goldspinnerei schon zufrieden?
Du bringst hier seinen Wunsch, sie seinem Harem einzuverleiben ins Spiel - das hat mir gefallen, denn es wirkt einigermaßen plausibel.

3. Wie kann eine Frau mit einem Mann glücklich werden, der sie derartig erpreßt hat?
Während mir z.B. dazu nichts einfiel und ich diese Möglichkeit von vornherein ausschloß, hast Du die Kurve gekriegt, indem Du sie und ihn moralisch auf eine Stufe stellst. Oder sollte ich mich hier irren?

4. Was will Rumpelstilzchen eigentlich mit dem Kind? Warum ist er anfangs mit solch vergleichsweise geringen Gegenleistungen zufrieden?
Während ersteres bei dir besonders deutlich erklärt wird, klammerst Du das letztere auch aus.

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob das Seeungeheuer nicht überflüssig ist. Einzige Erklärung für sein Auftauchen scheint mir die damit gegebene Möglichkeit zu sein, Predels Charakter aufblitzen zu lassen. Obwohl der Bursche, da er rein sachlich, d.h. ziemlich emotionslos vorzugehen scheint, nicht mal unsympathisch wirkt, schimmert hier doch eine Portion Boshaftigkeit durch, als er dem zum Wal verwandelten Ungeheuer einen Walfänger an den Hals wünscht. Absicht oder lockere Zugabe?

Ganz toll fand ich die Kombination mit dem Orakel, wenn auch die Verknüpfung von "Rumpelstein" und dem "kleinen Stilzchen" doch ein wenig konstruiert daher kommt.

Ich finde deine Version bezogen auf die Aufgabenstellung als die am besten gelungene, weil Du eine interessante, vor Überraschungen und originellen Einfällen strotzende, aber trotzdem ziemlich dicht am Urtext bleibende Geschichte erzählst.

Gruß Ralph
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Axel,

also zunächst möchte ich erst mal sagen, daß mir deine Idee (auch wenn sie mit dem Original kaum noch was zu tun hat) sehr gut gefällt. Ein unter seiner Kleinwüchsigkeit und einem damit verbundenem Defizit an weiblicher Zuwendung leidender junger Mann verliebt sich in seine Kundin und greift, weil er keine anderen Möglichkeiten sieht, zu einer kleinen Erpressung. Vielleicht kenne ich mich in der Computerbranche zu wenig aus, um beurteilen zu können, ob die von dir geschilderten "Virenangriffe" nun originell sind oder nicht. Ich fand es klasse.
Was die Umsetzung deiner Idee angeht, ist hier schon einiges gesagt worden. Auch mir geht es da zumindest an zwei Stellen zu schnell. Da wären

a) die Szene im Cafe`(mact wies bereits darauf hin), wo Du die Gelegenheit, die Zwiespältigkeit deiner Figur ausgiebig zu beleuchten, leider verpaßt. Deinen Rumpel fasse ich als ein im Grunde bemitleidenswertes und obendrein durchweg gutmütiges Geschöpf auf. Er neigt dazu, resiniert den Kopf hängen zu lassen. Und plötzlich ergibt sich eine ungeahnte Möglichkeit, die er mit aller Macht nutzen möchte - auch um den Preis der Boshaftigkeit. Diesen Wandel hätte ich in der Cafe-Szene gern deutlicher gesehen.

b) sein dritter Besuch bei ihr. Das läuft mir ein wenig zu undramatisch ab. Klar - er zögert noch, das finde ich gut, aber dann müßte er sich aufraffen. Der für meine Begriffe etwas zu frühe Hinweis auf das Handy und das Auftauchen von Chef und Polizei lassen den eigentlichen Höhepunkt der Handlung nicht einmal mehr ansatzweise zu. (Daß ich mir als unverbesserlicher Happy-End-Fanatiker hier stattdessen eine Wendung zugunsten deines Protagonisten gewünscht hätte, sei nur am Rande erwähnt)

Was die Unstimmigkeiten bei der Wahl der Zeiten sowie einige verbesserungswürdige Formulierungen angeht, schließe ich mich mact an. Ich würde empfehlen, noch mal drüber zu gehen, die angesprochenen Dinge durch den Kopf gehen zu lassen und dann die in meinen Augen sehr schöne Geschichte in der Rubrik "Kurzgeschichten" noch mal zur Diskussion zu stellen. Dort scheint es mehr Leser als hier zu geben. Und denen solltest Du dieses lesenswerte Werk nicht vorenthalten.

Gruß Ralph
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein reichlich verspätetes

Hallo und Dankeschön an alle,
die meine "Fingerübung" mit einem Kommentar bedachten.

@ Rote Socke:

"Die Länge, ich geb's zu, war gewöhnungsbedürftig, aber trübte den Lesespass nicht."

Ja, ja - ich weiß. "In der Kürze liegt die Würze!" Daran denke ich leider zu selten. Andererseits bin ich selbst mit winzigen Häppchen nur selten satt zu kriegen. Ich mag die großen Portionen. Muß alles nur gut angerichtet und natürlich auch gewürzt sein. Ja, die Zutaten und natürlich die Zubereitung - das ist es, was ein gutes Menü ausmacht. Leider gelingt es nicht immer, aber dafür sind (bleiben?) wir eben auch nur Lehrlinge.



@ mact

vielen Dank für deine kritischen und auch lobenden Anmerkungen. Ich will nur kurz auf die kritisierten Punkte eingehen.

"äsen" Störche? (bin mir nicht sicher, ich dachte, nur Wild würde äsen...)"
Ja, das fiel so manchem auf. Ich hab den Ausdruck von einem Naturschützer, der mir auf meine genauso erstaunte Frage hoch und heilig versicherte, Schwarzstörche würden äsen. Nun, ich hielt ihn für kompetent.

"die Einleitung ist, obwohl schön erzählt, leider "überflüssig" - sie erklärt weder Rumpelstilzchen noch bringt sie für die Story wichtige Elemente"
Ja leider. Aber ich hatte mich in die Einleitung verliebt. Inzwischen habe ich sie etwas zusammengestrichen, bin aber nicht so richtig glücklich damit.

"die Erzählung der "Zauberei" ist stilistisch uneinheitlich: manchmal umschreibt der Zwerg sein Tun höflich ("der kleine Schmerz, den ich ihr zufügen musste..."), an anderer Stelle ist er sehr viel "banaler" ("in der Hose war es eng geworden"). Es ist schwierig, das Geschehen "stimmig" rüber zu bringen, hier könnte aber auf jeden Fall noch gefeilt werden."
s t i m m t

"Unstimmig wird es, wenn der Zwerg erklärt, woher er sein Gold hat: Bergwerksarbeit bringt niemals "reines Gold" zu Tage. Er müsste schon eine Schmelze sein Eigen nennen und etliche Hilfskräfte beschäftigen, um aus einem Bergwerk Gold zu fördern"
Erst wollte ich lange Erklärungen darüber abgeben, daß ja die sieben Zwerge in ihrem Bergwerk... dann habe ich die Passage einfach aus dem Text geschmissen.

"einige Phrasen werden recht häufig wiederholt ("nein - es war so und so... nein, wir Zwerge...")"
Danke für den Hinweis. Dadurch ist mir erst aufgefallen, daß ich derartige Phrasen tatsächlich häufig (nicht nur in diesem Text) benutze. Ich habe sie hier bereits gestrichen bzw. ersetzt.

"die "Erkenntnis" der Dummbiene über R.s Zauberstengel ist etwas unglaubwürdig geraten (allerdings fand ich ihre Unwissenheit vorher noch unglaubwürdiger)"
Da hast Du leider Recht, und ich stehe vor einem Dilemma. Um Dummbienchen glaubwürdiger zu machen, müßte ich fast die ganze Geschichte umschreiben. Oh je.

"Wind erreicht keinen Zenit :)"
Im Text ist auch nicht vom Wind, sondern vom Winter die Rede. Aber ich habe vorsichtshalber einen Höhepunkt daraus gemacht. Der tut es auch.

"Am Meisten stört mich der die fehlende (ironische) Distanz zum Sex - das dürfte aber subjektiv sein."
Ob subjektiv oder nicht. Diese Bemerkung wurmt mich. Ich bemühe mich meist um ironische Distanz zum Sex, denn ich mag Erotik oder Sex weder verklärt schwülstig noch banal oder gar rein anatomisch. Habe ich diesmal mein Ziel verfehlt? Echt ärgerlich. Aber ich werde mal in aller Ruhe Ursachenforschung betreiben, nach Dingen suchen, die deinen Eindruck bestätigen, denn das wurmt mich - aber das sagte ich ja bereits.

Nochmals vielen Dank für die wirklich hilfreichen Anmerkungen.

Gruß Ralph


@ axel

dein Riesenlob macht mich ein wenig verlegen, aber (alles andere wäre eine faustdicke Lüge) auch wahnsinnig glücklich. Ich habe nichts gegen einen begründeten Verriß und schon gar nichts gegen hilfreiche Hinweise, aber Applaus ist nun mal das, was das Herz höher schlagen läßt.
Du fragst:" Hast du das alles wirklich erst in den letzten Tagen und erst auf die Anregung von mact hin geschrieben?"
Ja, das habe ich. Und ich glaube (siehe macts Kommentar), daß man der Geschichte zumindest stellenweise (besonders im zweiten Teil) die durchschriebene Nacht anmerkt. Normaler Weise lasse ich mir mehr Zeit für meine Texte. Deshalb sind sie ja oft auch zu lang für Lupianien.

Nochmals vielen Dank

Gruß Ralph
 

Lhea

Mitglied
Missmutig keuchend kam er auf dem letzten Treppenabsatz zum Stehen und schnappte kurz nach Luft, um dann die schmuddelige Klingel neben einer noch schmuddeligeren Wohnungstür zu betätigen. Wie schon so oft gab es auch hier kein Namensschild – als ob diese Leute in ständiger Angst vor Entdeckung stünden. Er hörte jemanden etwas murmeln, dann ein Schlurfen und schließlich wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet. „Was gibt´s denn?“ „Guten Tag, Frau König, ich...“ – weiter kam er nicht, denn die Frau riss die Tür auf, stand in Leggins und einem verwaschenen T-Shirt vor ihm und fauchte ihn an: „Sie schon wieder! Sie sind ja schlimmer als die Pest! Was woll´n Sie?“ Es kam zwar selten vor, dass man ihn freudestrahlend empfing, aber die geballte Abscheu, die ihm hier entgegenschlug, ließ ihn doch zusammenzucken. Er fing sich jedoch schnell wieder, besann sich auf seinen Auftrag und setzte die im Laufe der Jahre erprobte Maske der Geschäftsmäßigkeit auf. Mochte es ihm auch manchmal schwer fallen, das, was er in den Wohnungen zu Gesicht bekam, völlig zu ignorieren, so kam wenigstens beim Anblick dieser keifenden Frau kein Mitleid in ihm auf.
Sie wusste natürlich genau, weshalb er hier war und bedeutete ihm mit einem unwirschen Kopfnicken, dass er eintreten dürfe. Indem sie herrisch im Türrahmen stehen blieb, zwang sie ihn dazu, sich an ihr vorbei ins Wohnungsinnere zu drängen und ihm blieb deshalb auch der süßliche Geruch, der von ihr ausging, nicht verborgen – billiger Weichspüler, Babybrei, ungewaschene Haare und Langeweile bildeten meist die gleiche Einheit, auch das hatte er im Laufe der Jahre immer wieder feststellen müssen. Bei seinem Gang durch den kurzen Flur erhaschte er links einen Blick auf die Geschirrstapel in der winzigen Küche, rechts bekam er einen Eindruck vom ungemachten Ehebett der Familie König. Kaum zu glauben, dass es hier diesmal noch unaufgeräumter war als bei seinem letzten Besuch. Die Frau schlurfte ihm langsam ins Wohnzimmer hinterher und brummelte und murrte dabei vor sich hin. „Was glaubt dieser Zwerg eigentlich, wo ich das Zeug hernehmen soll, bald ham´ wir gar nichts mehr, als ob ich aus Stroh Gold stricken könnt´ oder Dukaten scheißen...“ Schon lange überhörte er solche Bemerkungen geflissentlich, auch der Seitenhieb auf seine geringe Körpergröße war durchaus nicht neu für ihn, schließlich führte die ständig zu der lachhaften Verniedlichung seines ohnehin schon ungewöhnlichen Nachnamens.
Obwohl er sich manchmal schon fragte, warum die Leute immer gleich persönlich werden mussten. Er selbst wurde niemals ausfallend. Mit einem gewissen Stolz über seine, wenn auch nur hobbypsychologischen, Kenntnisse sagte er sich, dass diese Frau ihrer Hilflosigkeit durch die unflätigen Bemerkungen Ausdruck verlieh.
Als er nun neben ihr im Wohnzimmer stand, ließ er den Blick langsam über die spärliche Einrichtung schweifen. Die Eiche rustikal blätterte vom einzigen Regal im Raum, die Gardinen waren fadenscheinig und das ehemals helle Sofa übersät mit Kinderspucke, Kakao und Handtüchern, die dort aufs Zusammenlegen warteten. In der Ecke sah er den kleinen Sohn der Königs mit abgegriffenen Legosteinen Burgen bauen. Ihn überkam plötzlich wieder dieses Gefühl der Enge und er wandte sich schnell der Frau zu. „Wo ist er denn?“ Sie stemmte eine Hand in die Hüfte und dann brach es aus ihr heraus: „Sie haben doch bestimmt Spaß an so was! Anderen Leuten in die Wohnung steigen und alles mitnehmen, was nicht niet- und nagelfest ist! Letzte Woche sogar Oma Hilde´s Ring, Ihnen ist doch nichts heilig! Und jetzt auch noch ihn, das ist doch echt die Höhe!“ Er sagte nichts – Schweigen war manchmal das Wirkungsvollste in solchen Situationen, doch bei ihr führte das zu einem weiteren Wortschwall: „Was glauben Sie denn bloß, wer Sie sind? Wer sagt eigentlich, dass ich ihn jetzt einfach so rausgebe?“ Als er sich immer noch nicht rührte, wurde ihr langsam bewusst, dass das Schimpfen keine Wirkung zeigte und sie verlegte sich auf´s Betteln: „Was soll ich denn ohne ihn machen? Bitte, lassen Sie ihn mir...“ Er sah, dass ihre Unterlippe zitterte und ein weiterer verstohlener Blick zeigte ihm auch, dass sie vor ein paar Jahren durchaus eine ansehnliche Figur gehabt haben musste. Aber dieses Näher-Hinschauen hatte er sich doch abgewöhnen wollen! Innerlich rief er sich zur Ordnung. „Frau König, seien Sie bitte vernünftig." Dann rückte er mit seinem Hauptargument heraus: "Sie haben doch zwei!“ Und schließlich setze er noch schnell nach: „Wo ist er denn nun?“ Sie hatte sich offensichtlich mit der Unausweichlichkeit abgefunden und seufzte: „Im Schlafzimmer, ich gehe ihn holen.“
Er hörte, wie sie die Schlafzimmertür ganz aufschob, dann Stille, als ob sie stehen geblieben war und schließlich ein Rascheln.
Schneller als erwartet stand sie wieder im Türrahmen des Wohnzimmers. Auf ihrem Arm hielt sie den kleinen Kevin, ihren zweiten Sohn. „Er ist aufgewacht“, murrte sie, ergriff dann aber mit einer innigen Geste sanft die Kinderhand und versank ganz im Anblick des Kleinen.
Kurz betrachtete er das Bild von Mutter und Kind, sagte dann jedoch mit Nachdruck: „Ich werde ihn jetzt mitnehmen!“ Sie schaute auf, als ob ihr erst wieder bewusst werden musste, dass da noch ein Fremder im Zimmer stand, die Erkenntnis warf den dunklen Schatten zurück auf ihr gerade noch zärtliches Gesicht und sie fuhr ihn an: „Er steht noch drüben, holen sie ihn sich selbst, er ist mir zu schwer!“
Im Schlafzimmer legte er eine Kopie des Vollstreckungsbeschlusses zusammen mit seiner Visitenkarte, auf der in schmalen schwarzen Lettern „Alfred Rumpelstilz – Gerichtsvollzieher“ stand, auf die Kommode, hob dann den schweren Kasten auf und trug ihn leise ächzend durch den Flur zur Wohnungstür. Im Treppenhaus fiel ihm der Spruch seiner Mutter ein: „Des Deutschen liebstes Kind ist neben seinem Auto doch immer noch der Fernseher.“
 

axel

Mitglied
Hallo Lhea.
Hätte ja nie gedacht, dass sich nach so langer Zeit noch mal jemand in diesen Thread verirrt und dann sogar noch einen eigenen Beitrag schreibt.
Die Verfremdung des Originals hast du mit diesem Text vielleicht endgültig auf die Spitze getrieben, denn außer dem Namen und der Kleinwüchsigkeit finde ich eigentlich gar keine Analogien mehr. Nun gut, das ist natürlich dein gutes Recht, allerdings finde ich, dass du den Text vielleicht doch mit ein wenig Handlung würzen solltest.
Außer, dass er den Fernseher abholt, passiert doch rein gar nichts, und dass der Typ Gerichtsvollzieher ist, das merkt man durchaus schon ganz am Anfang. Dass mit ,,ihn’’ ein Fernsehgerät gemeint ist, bleibt vielleicht etwas länger im Dunkeln, aber eine ,,Pointe’’ ist das sicherlich nicht, oder?
Was von deinem Text dann noch übrig bleibt, ist eine Schilderung des sozialen Milieus. Die ist dir durchaus gelungen, und ich finde auch, dass du flüssig und lesbar schreibst.
Allerdings solltest du dich vielleicht entscheiden: Entweder du schreibst eine reine Milieustudie, diese könnte (und sollte!) dann aber deutlich ausgebaut werden, den gesamten Rumpel-Rahmen wirfst du dazu am Besten völlig über Bord.
Oder du machst dir doch noch einmal Gedanken über eine Handlung, die sich an der Personenkonstellation und dem Handlungsstrang des Märchens orientiert, und lässt diese dann in dem Milieu stattfinden.
Wie auch immer: Viel Erfolg. Und schöne Grüße
axel
 

Lhea

Mitglied
Hallo Axel,

vielen Dank für Deine Anmerkungen. Ich muss gestehen, dass es sich bei dem Text um eine Nachts-Um-Eins-Eingebung handelt, und zwar um eine von der Sorte, von der man zu dem Zeitpunkt denkt, sie einfach jetzt ohne weiteres Nachdenken aufschreiben zu müssen und dann... Als ich mir das Ganze heute morgen noch mal durchgelesen habe, habe ich mich selbst fürchterlich mit meiner Geschichte gelangweilt!
Eigentlich sollte ich nämlich gestern abend über meinen Büchern hocken und Zivilprozessrecht lernen (daher stammt der Gerichtsvollzieher) und stattdessen habe ich mal hier, mal da geschaut, mich dann in den Rumpelstilzchen-Beiträgen festgelesen und schließlich spontan selbst was runtergeschrieben (im wahrsten Sinne des Wortes). Wie man bestimmt irgendwo erkennen kann, ist das das erste Mal, dass ich hier überhaupt etwas schreibe, sonst lese ich lieber mit und werde das auch in Zukunft wieder tun, ist auch viel spannender. Aber Experimente müssen sein :)
In diesem Sinne viele Grüße und ein schönes Restwochenende,

Lhea
 



 
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