Eingeständnis eigenen Scheiterns
Lb. Walther,
nun also das schon vor geraumer Zeit in Aussicht gestellte Ergebnis ernsthafter Textarbeit:
Dass du den einen Änderungsvorschlag von 8.Zwerg übernommen hast, finde ich völlig in Ordnung. Etwas ähnliches hatte ich auch auf meinem Zettel stehen. Aber ich lasse der Dame da gern den Vortritt. Ebenso finde ich in Ordnung, dass du ihren zweiten Änderungsvorschlag verworfen hast, dessen Übernahme hätte die meiner Ansicht nach von dir intendierte und in sich stimmige Semantik nachhaltig gestört.
Mit Unverständnis habe ich einige Diskussionsbeiträge zum Titel deines Werkes wahrgenommen, in denen dir mehr oder weniger Verharmlosung des Vampirismus unterstellt worden ist. Ich war - im Gegensatz zu derartigen Ansichten - ja gerade auch vom Titel so hellauf begeistert. Ich glaube mich zu erinnern, dass ich in einem meiner Beiträge zu diesem deinen Werk geschrieben habe, dass, so ich nur die Titelzeile zu bewerten gehabt hätte, mir diese eine glatte 10 wert gewesen wäre.
Dennoch: Ich habe mich nunmehr etliche Tage mit deinem Werk beschäftigt. Immer dann, wenn ich es gelesen habe, bin ich beim letzten Vers der ersten Strophe ins Stolpern geraten und wusste lange Zeit nicht, warum. Ich habe den Text immer wieder laut vor mich hingeplappert, um die Metrik zu überprüfen, schließlich sogar ein Metronom zu Hilfe genommen. Nein, die Metrik stimmt.
Schließlich habe ich angefangen, deinen Text in eine Art Liedform zu kleiden und ihn vor mich hingesungen. Und bin schließlich drauf gestoßen, was es ist, über das ich immer wieder stolpere. Es ist der Duktus in dieser Zeile, also das Verhältnis von Hebungen und Senkungen in der Betonung. So, wie du hier das Wort "jenseits" setzt, stimmt dieser Duktus einfach nicht mehr. Um ihn stimmig zu machen, müsste man "jenseits" auf der zweiten Silbe betonen. Aber - ich denke, das ist allgemeiner Konsens in der deutschen Hochsprache - "jenseits" wird nun mal stets auf der ersten Silbe betont.
Darauf bin ich nun schon vor einigen Tagen gestoßen. Seither versuche ich vergeblich, hierfür einen konstruktiven Änderungsvorschlag zu erarbeiten. Es ist mir nicht gelungen. Alles, was ich dabei zu Papier gebracht habe, wäre bestenfalls in eine Verschlimmbesserung deines Textes ausgeartet.
Ich gebe auf und stehe nun mit quasi leeren Händen vor dir. Ergo: Hier hast du es - das Eingeständnis meines eigenen Scheiterns.
Lb Grüße,
laudabilis