Vergestern (überarbeitet) (gelöscht)

Odilo Plank

Mitglied
Vergestern

Liebe Hannah,
das alte mörderische Haus - wofür steht es, frage ich mich.
Das personale Medium tritt zwanghaft gesteuert ein, redet sich ein "Es ist alt, ...das Haus ist tot und..."
Dann surren die Läden, drückt jemand auf die Play-Taste. -
Hier geht es doch um Schuld: "...ich lauf doch schon viel zu lange" ..."Ich bin nackt."
Dann überfällt die Wortschlange, bricht das Rückgrad.
Was beleuchtet der Lüster? Die alte Schuld des Mediums - verheutet? Daraufhin hätte ich wohl die Geschichte geschrieben, unverbesserlich wie ich bin.
Aber ich denke, es ist Opfer - der Wortschlange.
"Vergestern", das heißt, trotz des überhellen Lüsters, Zwielicht.
Die "rechte Hand zu einem Dreieck geformt..." Respekt!
Hitchcock war ein Waisenknäblein!
 

Hannah Rieth

Mitglied
Lieber Odilo,

vielen Dank, dass Du Dir den Text noch einmal angeschaut hast. Mich würde interessieren, ob er in Deinen Augen gewonnen hat? Auch für Deine Interpretation danke ich. An einer Stelle hänge ich jedoch: Magst Du mir erklären, wie Du auf das Schuldthema kommst?

Viele Grüße und einen schönen Sonntag
wünscht Hannah
 

ENachtigall

Mitglied
Überbewältigung

Er ahnt, dass er Angst hat.
Ein genialer Satz, gleich zu Anfang, liebe Hannah.

Eine Vergangenheitsbewältigung (vergestern). Ein Trauma. Ein Ungheuer, dass sich in Dinge (Rollläden, Playtaste und vor allem den Lüster) hineinlebt und den Protagonisten herausfordert.

Dabei wirkt die brutale Gewalt des Lüsters - auch ob des darin angedeuteten sexuellen Bezugs - besonders vernichtend; gewichtig, niederschmetternd, allmächtig ausleuchtend, von oben herab.

Das Haus ist weder leer noch tot. Deshalb wird das vergestern zum entheuten. Ein gefährlicher Schritt in eine unberechenbare Richtung.

Das ist metaphorisch nicht zu überbieten und deshalb ist die Geschichte ungeheuer stark.

Lieben Gruß. Elke.
 

Odilo Plank

Mitglied
Vergestern

Liebe Hannah,
Dein Text ist, wie Du an mir gesehen hast, packender geworden, er lässt mich nicht so schnell los. -
Das alte Haus, die Ruine, leer und tot, ein wirkungsvolles Bild unbewältigter Vergangenheit.
Vergestern: Da bin ich im Therapiegespräch!
Die ängstlichen Windungen in der Reflexion der Hauptperson; der Lüster als Symbol gnadenloser Erhellung, der Überfall.
Der Schlüssel!
Du fragst nach der Schuld?
Der größte Horror, der mir in meinem Leben begegnet ist, waren die Schuldgefühle der Opfer.
Ich grüße Dich herzlich! Odilo
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Liebe Hannah,

ich kann hier den Kommentar von Elke nur dick unterstreichen.

LG Franka
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo hannah,

ein starker text!
ansonsten ist schon alles wesentliche gesagt.

grüße
nofrank
 

El Gazzo

Mitglied
Liebe Hannah

Ja, vieles ist schon gesagt. Fast durchwegs positiv.
Dein Tempo ist gewaltig und der Stil ist erfrischend modern.

Eine Kleinigkeit:
Dass "er" den Arm routiniert vor das Gesicht hält, kann ich mir nicht so vorstellen. Eher reflexartig.

Bravo!

El Gazzo
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo El Gazzo,

vielen Dank für Deinen Kommentar.

Nicht, dass ich Deine Kritik/Anregung abschmettern wollte, aber ich finde schon, dass man den Arm routiniert vors Gesicht reißen kann. Was stört Dich daran?

Viele Grüße von Hannah
 
P

Prosaiker

Gast
"Routiniert" ist, gemessen an der Situation, zu abgeklärt.

Grüße,
Prosa.


PS:
Noch während er versucht hinter den alten Sessel zu kriechen, bemerkt[red]e[/red] er, dass das Möbel zur Seite geschoben wird. Dass der Lüster den letzten Winkel erhellt.
PPS: Klasse geschrieben :)
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Prosa,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Das e ist weg. Es stammte aus der ersten Version, als der Text noch im Präteritum stand. Das "hört" hatte auch noch eines.

"Routiniert" ist, gemessen an der Situation, zu abgeklärt.
Menno. Ich finde das "routiniert" eigentlich echt gut, aber Du bist nun schon der zweite, der sich daran stößt. Meine Intention: Er ist es gewohnt, er kennt das.

Aber ich denke noch einmal darüber nach. Danke für den Anstoß

und liebe Grüße
von Hannah
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Elke,

ein Reflex ist angeboren, das, was ich meine, ist erworben. Außerdem finde ich, dass der Begriff weder sprachlich noch rhythmisch so richtig passt. :/ Hast Du noch eine andere Idee?

Liebe Grüße von Hannah
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo hannah,

ich jetzt auch noch. nicht dass mich das routiniert stört, aber ich begreife die irritation des wortes. reflex ist gar nicht so unpassend. und nein, derselbige ist nicht notwendigerweise angeboren (vergleiche auch wikipedia, das deckt sich mit dem was meine lexika hergeben). selbst beim instinkt ist die meinung ob, dieser angeboren ist nicht eindeutig.

das nur so zur optimierung der textfindung oder zum eulen nach athen tragen.

liebe grüße.

nofrank
 



 
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