Vergestern (überarbeitet) (gelöscht)

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Elke, hallo nofrank,

das kommt davon, wenn man eine Antwort nur überfliegt. Genau lesen hilft ... Entschuldige bitte, Elke. Was die Bedeutung des Wortes "Reflex" angeht, habt Ihr absolut Recht. War da gestern irgendwie auf der falschen Fährte. Ich ändere das "routiniert" erst einmal in "reflexartig". Es passt einfach besser, auch wenn es mir noch nicht hundertprozentig gefällt.

Vielen Dank und liebe Grüße von

Hannah
 

ENachtigall

Mitglied
Ich hatte "reflexartig" auch vorab nachgeschlagen, um sicherzugehen, dass im Sprachgebrauch nicht nur die angeborene Variante korrekt ist. Die andere Variante ist sehr plausibel beim Pawlowschen Hund erforscht worden.

Warten wir´s ab, ob es sich bewährt.

Liebe Grüße

Elke
 

gareth

Mitglied
Ein bitterböses Haus, Frau Rieth,

das da steht und wartet. Und es erfüllt die Hoffnungen des Protagonisten nicht, unzugänglich oder leer oder gar tot zu sein oder wenigstens durch sein Alter etwas von seiner Bösartigkeit verloren zu haben.

Es hat im Gegenteil offenbar gewartet. Und zwar auf ihn. Denn nachdem es erst völlig still und teilnahmslos da steht, wird es aktiv sobald er im Innern ist: es verschließt ihm mit der Tür und den Rolläden alle potentiellen Fluchtmöglichkeiten und nimmt ihm die Sicht und damit die Orientierung.

Zusätzlich verändert es, entweder sich selbst oder seine Wahrnehmung:
„Viel zu lange“, rast es in seinem Kopf, „ich laufe doch schon viel zu lange.“

Das ist eine zusätzliche Bedrohung, die über das reine Einsperren und Abschotten gegen die Außenwelt hinausgeht und im endgültigen Entfernen der Tür gipfelt: Sein Blick sucht die Tür. Kann sie nicht finden, verschwunden.

Einerseits suggeriert mir die Geschichte, dass es das Haus selbst ist, das alle Veränderungen bewirkt, andererseits lassen Sätze wie: Noch während er versucht hinter den alten Sessel zu kriechen, bemerkt er, dass das Möbel zur Seite geschoben wird auch die Möglichkeit zu, dass doch auch die ganze Zeit ein menschliches Wesen am Werk sein könnte. So scheint mir die bösartige Botschaft:
...nichtswärstduohnemichdumissgeburtichschlagdichtot...

auch eher eine menschliche Drohgeste (ich schlag dich tot) zu sein als die eines Hauses.

Das abschließende Bild des nackten (oder sich nackt fühlenden) Menschen im schonungslos hellen Licht des Lüsters (dessen Name mir nun auch absichtsvoll gewählt zu sein scheint, nachem er sein Opfer "betastet") ohne jede Schutzmöglichkeit, ist sehr eindringlich.

Was mir persönlich etwas fehlt, ist ein Hinweis auf die Gründe für die Handlungsweise des Hauses. Der Protagonist hat ja offenbar in seinem früheren Leben schon schlechte Erfahrungen mit ihm gemacht. Es könnte sein, dass das Haus es ihm einfach nicht verziehen hat, dass er gegangen ist und es ihm nun erneut nicht verzeiht. Andererseits ist er beim ersten Mal schon weggerannt...

Aber natürlich macht es die Sache noch beängstigender, wenn es keinen Grund gibt, der sich menschlicher Logik erschließt.

Einige kleine Anmerkungen:

Er setzt einen Fuß über die Schwelle, kneift die Augen zusammen, kann nichts erkennen. Alles schwarz im Innern.Wenn er in das Haus geht, sieht er sofort, dass es schwarz ist im Innern. Dann wird er die Augen nicht zusammen kneifen, sondern weit öffnen. Und eigentlich kann es so ganz schwarz nicht sein, da man kurz danach erfährt, dass sie Rolläden nicht geschlossen sind. Die blinden Scheiben sollten immer noch einiges Licht durchlassen.

Ein wenig bin ich auch in Zweifel darüber, ob man noch kriechen kann, wenn einem das Rückgrat gebrochen wurde. Aber er versucht es ja eigentlich nur.

Die Diskussion um die Art und Weise, wie er den Arm vor sein Gesicht reißt, war zwar interessant und sachlich, scheint mir aber ganz grundlos zu sein. Er reißt den Arm vor sein Gesicht. Das ist so eindrucksvoll und deutlich, dass es weder eines routiniert noch eines reflexartig bedarf.

Aber das schreib ich jetzt nur, damit auch noch was kritisches hier steht :eek:)


Grüße
gareth
 



 
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