Verlustmeldung

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Tula

Mitglied
Verlustmeldung


Als ich vor Tagen früh um acht
am Bus, wo hundert Leute standen,
den Sinn des Lebens überdacht',
kam mir der Unverstand abhanden.

Ich suchte ihn zuerst im Hut,
im Schuh und in der Manteltasche;
in Zeitung, Web, ganz resolut
zuletzt in einer leeren Flasche.

Ich sah den Dingen auf den Grund,
den Sand, wo friedlich Flundern schliefen.
Dann meinen Chef, den blöden Hund,
bei dem wir stets wie Rehe liefen.

Ich fand heraus, der kleine Fisch
schwimmt stets im Scharm, ganz ohne Pausen.
Begriff, warum am großen Tisch
am Ende stets die Geier schmausen.

Und legte ich nicht einer Maus
den schönsten Käse nur zu Füßen?
Heut' nagt sie mir das Konto aus
und ich muss für den Leichtsinn büßen.

Trotz Misserfolg hab' ich erkannt:
es sind die Mühen nie vergebens:
Die Suche nach dem Unverstand
ist mir jetzt Quelle, Sinn des Lebens.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gratulation, lieber Tula.
Sobald der Unverstand einmal abhanden gekommen ist, bleibt ja nichts mehr zum suchen. Ich lese hier auch ein wenig Camus Kampf mit dem Absurden heraus, so witzig der Text auch rüberkommen mag.

Mit dem Vertand ist es ja nicht so weit

- Die Frucht vom Baum der Erkenntnis?
Ich wette, der Kern war bitter

:D

L.G
Patrick
 

Tula

Mitglied
Verlustmeldung


Als ich vor Tagen früh um acht
am Bus, wo hundert Leute standen,
den Sinn des Lebens überdacht',
kam mir der Unverstand abhanden.

Ich suchte ihn zuerst im Hut,
im Schuh und in der Manteltasche;
in Zeitung, Web, ganz resolut
zuletzt in einer leeren Flasche.

Ich sah den Dingen auf den Grund,
den Sand, wo friedlich Flundern schliefen.
Dann meinen Chef, den blöden Hund,
bei dem wir wie die Rehe liefen.

Ich fand heraus, der kleine Fisch
schwimmt stets im Scharm, ganz ohne Pausen.
Begriff, warum am großen Tisch
am Ende stets die Geier schmausen.

Und legte ich nicht einer Maus
den schönsten Käse nur zu Füßen?
Heut' nagt sie mir das Konto aus
und ich muss für den Leichtsinn büßen.

Trotz Misserfolg hab' ich erkannt:
es sind die Mühen nie vergebens:
Die Suche nach dem Unverstand
ist mir jetzt Quelle, Sinn des Lebens.
 

Tula

Mitglied
Hallo Patrick

Vielen Dank für Wertung und Kommentar. An Camus dachte ich leider nicht (ich Banause muss diesen dazu erstmal lesen), wobei das leicht Absurde natürlich trotzdem Absicht ist. Die zu Grunde liegende Idee des zuweilen schmerzhaften Erwachens aus den Träumen der heilen Welt ist hoffentlich weniger absurd. Es gibt ja auch ein verschönendes Wort dafür: Lebenserfahrung :)

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
Verlustmeldung


Als ich vor Tagen früh um acht
am Bus, wo hundert Leute standen,
den Sinn des Lebens überdacht',
kam mir der Unverstand abhanden.

Ich suchte ihn zuerst im Hut,
im Schuh und in der Manteltasche;
in Zeitung, Web, ganz resolut
zuletzt in einer leeren Flasche.

Ich sah den Dingen auf den Grund,
den Sand, wo friedlich Flundern schliefen.
Dann meinen Chef, den blöden Hund,
bei dem wir wie die Rehe liefen.

Ich fand heraus, der leine Fisch
schwimmt stets im Schwarm, ganz ohne Pausen.
Begriff, warum am großen Tisch
am Ende stets die Geier schmausen.

Und legte ich nicht einer Maus
den schönsten Käse nur zu Füßen?
Heut' nagt sie mir das Konto aus
und ich muss für den Leichtsinn büßen.

Trotz Misserfolg hab' ich erkannt:
es sind die Mühen nie vergebens:
Die Suche nach dem Unverstand
ist mir jetzt Quelle, Sinn des Lebens.
 

Tula

Mitglied
Verlustmeldung


Als ich vor Tagen früh um acht
am Bus, wo hundert Leute standen,
den Sinn des Lebens überdacht',
kam mir der Unverstand abhanden.

Ich suchte ihn zuerst im Hut,
im Schuh und in der Manteltasche;
in Zeitung, Web, ganz resolut
zuletzt in einer leeren Flasche.

Ich sah den Dingen auf den Grund,
den Sand, wo friedlich Flundern schliefen.
Dann meinen Chef, den blöden Hund,
bei dem wir wie die Rehe liefen.

Ich fand heraus, der kleine Fisch
schwimmt stets im Schwarm, ganz ohne Pausen.
Begriff, warum am großen Tisch
am Ende stets die Geier schmausen.

Und legte ich nicht einer Maus
den schönsten Käse nur zu Füßen?
Heut' nagt sie mir das Konto aus
und ich muss für den Leichtsinn büßen.

Trotz Misserfolg hab' ich erkannt:
es sind die Mühen nie vergebens:
Die Suche nach dem Unverstand
ist mir jetzt Quelle, Sinn des Lebens.
 
H

hermann

Gast
hallo tula , das ist launig und das ist gut und das
menschelt und da paßt die artifizelle Form samt "gewählter"
Sprache ... gefällt mir
es geht in witziger und pointierter Form um
die " Kleinlichkeiten des Lebens und um die
widrigen Alltäglichkeiten ... also das Übliche
sujet und stil gefällig und gekonnt a la Eugen Roth
Er beschrieb launig nur das Übliche

DER WERWOLF IN DER PLURALFORM
a la Christian Morgenstern .... ziemlich verrückt ,
surreal und abstrus .... weniger gewohnt .... weniger
landläufig ..... hat natürlich einen anderen Stil
und ganz andere Aussagen ....
bitte kritisier es mal
und dann paß auf daß du nicht Morgenstern kritisierst
Das wäre wahrlich eine Nummer zu groß für dich und
reine Hybris

herzliche Grüsse hermann

PS rat mal wer beim volk besser ankommt , reimmäßig und
inhaltlich Eugen Roth oder Morgenstern
Wer literarisch weitaus besser ist , weißt du sicherlich
Dieser Vergleich hat jetzt nichts mit uns zu tun
und ich würde mir nie anmaßen an Morgenstern heranzukommen

PS das gedicht BEGEGNUNG wurde von einer Gymnasial-
klasse im Leistungskurs Deutsch aus Forum Slam Poetry
als Beispiel für moderne Lyrik mit philosphisch,
psychologischen Tiefgang ausgewählt und zur Interpretation
hergenommen ..... die Jungmädchenschar war begeister
Kommentar: super, geil, weicht ab vom üblichen Schmarrn !
scheinbar kommt es auch auf den Bildungshintergrund an,
auch was die Reimerei angeht .... ecuse me , nicht
persönlich nehmem dein gedicht ist super
 

Tula

Mitglied
Hallo Hermann

Vielen Dank für deinen Gruß hier und anderswo. Freut mich, dass du bei diesem etwas Positives entdeckt hast.

Was deinen Werwolf angeht, ich dachte mir beim Lesen, dass ich den Weswolf, Wemwolf usw. irgendwie kannte. Nun habe ich die Galgenlieder auf meinem Schoß und verstehe warum. Ich sehe auch, dass der Morgenstern bei diesem dem Versmaß sehr wohl gefolgt ist. So richtig verstehe ich da den Vergleich mit Eugen Roth nicht. Beide haben doch ihren eigenen Humor, wobei Morgenstern natürlich sprachlich ulkiger ist.

LG
Tula
 
H

hermann

Gast
tula,
die Literarische Hierarchie heißt
Morgenstern und Ringelnatz , Erich Kästner und
hintendran mit volkstümlich gefälligerem Humor
Eugen Roth und na , wer kommt dann
natürlich der ach so witzige Wilhelm Busch
Wenn man die Unterschiede kennt, so ist das
etwa ein Gefälle wie zwischen Mark Twain und
Kishon in der witzigen Prosa .... es liegen
nämlich Welten dazwischen ...
das volk wills gemütlich, verständlich und einfach
und was der Teufel nicht kennt , das frißt er nicht
... also busch und roth gehen immer und was dazu
analog ist

du mußt mal die Reaktionen auf KOPROPHAGIN lesen
bezieht sich überspitzt auf eine psychiatrische
Fallstudie und BREVIER FÜR STAATSANWÄLTE ;
als juristisches Kompendium in Gedichtform
mein Hausanwalt und Consolieri hat mir für Sprache
und Profundheit und für die Reimform gratuliert
und der versteht von Literatur und Gedichten
jede Menge .... und er ist alles andere als ein
Banause und ein Dummkopf
bei der Kripo ( wo ich forensisch bedingt ) jemand
aus der Mordkommission kenne -- alles andere als ein
Tatortblödel --wissen sie wie banal Serienmörder ticken
und das macht die Sache umso komplizierter wegen der
Beliebigkeiten , in PROFIL EINES SERIENMÖRDERS habe
ich in der Sprach- und Denkform des Mörders dieses
geschildert ... reaktion grottenschlecht ...
herzliche grtüsse hermann

herzliche grüsse hermann
 

Tula

Mitglied
Hach wieder so eine "wie du mir so ich dir" 3-er Bewertung

Na gut, auch diesen Sinn werde ich weiterhin suchen

LG
Tula
 
H

hermann

Gast
Textarbeit --- Lyrik

tula, verzeih mir die frechheit ,
ich habe dein gedicht verlustmeldung umgemodelt
es ist weitgehend verändert , also kein eigentliches Plagiat

es war für mich so was wie eine sportliche Aufgabe

in deiner Fassung , habe ich bei dem ,was von dir stammt
aus foilgenden gründen veränderungen vorgenommen:

Sprachlogik , cognitiver Gehalt der Assoziationen ,
Schlüssigkeit , Stringenz , Psychologie
Philosophie ( Sinn des lebens , freud , ichselbst --
zb die Maus als Ratte die einen täuscht , bzw enttäuscht
hat und die Selbsttäuschung wegen Eitelkeit , Eskapismus ...

die doppelbedeutung: den Unverstand verlieren =
= wieder zu Verstand kommen

oder die Unverständlichkeit kommt abhand
a) weil der eigene Verstand es zu recht
als unverständlich kritisch taxiert
b) weil man es nicht verstanden ( kapiert )
hat

Das Gedicht spielt mit allen Varianten
Diese Vielschichtigkeit macht den Gehalt (moderner Lyrik)
Die Reimerei ist die gleiche wie bei dir
schaun wir mal , wie die Herren "Beckmesser",
nämlich dieses Forumspublikum samt Administratoren,
reagiert .... vermutlich wieder " rudicule "

herliche grüsse h
 
H

hermann

Gast
PS tula , ich hab gar nicht auf Notenbewertungen geachtet
und ich hab dir keine gegeben , dein gedicht bleibt gut
und wenn du schon eine Note wissen willst 2+ wie in der Schule

auch wenn ich es umgeschrieben habe,
vor allem wegen der Reaktionen

es ist verlgeichbar , aber eigenständig
und der zweite Teil Zwei - Sicht ( also schizo)
ist sauhart ......

alles fiktion .... !!!! es geht mir schon berufshalber
um die psychischen Aspekte ... sollte ich eher lassen ...
herzl grüsse h
 

Tula

Mitglied
Liebe Trainee, lieber Mondnein

vielen Dank für die guten Bewertungen. Nun habt ihr mich wieder an Land gezogen :)

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
Hallo Hermann

deine Lieblinge sind auch meine und stehen (ohne Eugen Roth) bei mir alle im Regal, wobei hier noch der Gernhardt fehlt und bei mir dann gleich der Ringelnatz kommt. Egal.

Bei metrischen Konzepten und deren Verwendung bei allen genannten Meistern komischer Dichtkunst scheinen wir uns leider nicht zu finden. Den Spaß der eigenen Kreation will ich dir trotzdem gern lassen.

LG
Tula
 

mori

Mitglied
Schöner Schmunzeltext, Tula!
Handwerklich rund.

kam mir der Unverstand abhanden.

Ich suchte ihn zuerst im Hut,
im Schuh und in der Manteltasche;
in Zeitung, Web, ganz resolut
zuletzt in einer leeren Flasche.
Also ich würde den Unverstand in einer vollen Flasche suchen ;)
oder 'in der schnell geleerten Flasche'.

LG Annette
 

Tula

Mitglied
Moin mori

Danke für deinen freundlichen Gruß. Nun es stimmt ja, erst suchte ich in der vollen Flasche, dann suchte ich immer tiefer in ihr und als sie alle war suchte ich noch immer :)

LG
Tula
 
H

hermann

Gast
hallo tula , ich habe in der eile , die antworten und
beiträge noch gar nicht gelesen ......

die Verlustmeldung war der anstoß für mich
4 Variationen zur Busstation unf zum Thema
Sinn des Lebens zu schreiben

es ist grade unter Gereimtes im Forum erschienen und ziemlich
lang, weil es aus vier Gedichten , die zusammengehören,
besteht

DAS SICHTKOMPENDIUM Ein- sicht Zweisicht Dreisicht
und Schluss- Sicht

Es geht um vier verschiedene " Fahrgäste" die auf den
( ihren ) Bus warten

Aus dem Warten früh am Bus könnte sich alles mögliche
( gedanklich ) ergeben

in Ein-sicht: man fragt sich nach dem Sinn ...
und sieht den Dingen auf den Grund

in Zweisicht
eine latente Schizophrenie wird akut und man mißinterpretiert seine Umwelt jeder Sinn wird deformiert

in Dreisicht
man denkt ganz banal über Alltägliches
wie fast alle Fahrgäste und kommt
gar nicht drauf, in welcher Tretmühle
man steckt und in welcher Konformität ( Herdendasein)

in Schluss - Sicht
da gehts um Tod und Religion
und darum, ob da wirklich noch ein Bus abfährt ....

Was hältst du davon ?
herzliche grüsse und bis demnächst hermann
 
H

hermann

Gast
Sichtkompendium

hallo t, danke für deine antwort in s-kompendium
ich habe dir dort zurückgeantwortet


nehme mir später zeit, alles durchtzuschauen
grüsse h
 
T

Trainee

Gast
Hallo Tula,

nach der kleinen Änderung ist dein Gedicht super und wäre mir jetzt eine andere Hausnummer wert. Beim nächsten Mal warte ich vielleicht ein wenig ab ... ;):D

Wirklich tragikomisch. Schon der Titel.

Trainee
 



 
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