Vogelflug

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Ciconia,

Mich überzeugt es nicht, dass im 18. Stock Stille herrschen soll.
Doch das tut es! Meine Schwester wohnte im Penthaus in einem der höchsten Gebäude von Berlin und dort kommt der Stadtlärm nur noch leise an. Es ist eine seltsame Zwischenwelt.

Der Text ist für derartige Wiederholungen einfach zu kurz, sie fallen hier sofort auf.
Die Wiederholungen von denen du hier sprichst, fallen nur dir auf und das auch nur bei mir. In Texten von anderen Autoren stören dich diese nicht.
Im Übrigen hast du vergessen anzumerken, wie viele Wörter mit dem gleichen Buchstaben anfangen.
Übrigens sind wir hier bei Kurzprosa und da darf ein Text kurz sein.

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Die Wiederholungen von denen du hier sprichst, fallen nur dir auf
Hallo Franke,

muss ich mich jetzt für mein Stilgefühl entschuldigen? Sind die Wiederholungen denn de facto nicht da, nur weil sie Anderen nicht auffallen?
und das auch nur bei mir. In Texten von anderen Autoren stören dich diese nicht.
Ich weiß nicht, wie Du zu dieser unsinnigen Behauptung kommst – auf Wortwiederholungen weise ich in meinen Kommentaren oft hin.

Vielleicht könntest Du noch einmal allgemein darlegen, was Du unter Textarbeit verstehst. Ich muss da wohl bisher etwas missverstanden haben.

Ciconia
 

molly

Mitglied
Hallo Franke,
ich verstehe Lé, Depression ist "schwer und dunkel". Darüber könnte ich nie etwas schreiben, dafür habe ich hier im Dorf schon zu viele erlebt. Dennoch empfinde ich Deinen Text nicht als leichtfertig.
Ciconia, ich habe im Moment auch den Eindruck, dass Du im Moment besonders streng mit Franke bist ;).
Ich wünsche Dir und allen hier einen leichten, schönen Herbst
molly
 

MarieA.

Mitglied
Ich verstehe die Einwände von Lé sehr gut, dennoch gefällt mir, wie der Text geschrieben ist. Leichtfertig finde ich ihn nicht.

LG
Marie
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Molly, hallo Marie,

es freut mich, dass bei euch die Traurigkeit des Textes angekommen ist.

Danke (auch an Mimi) und liebe Grüße
Manfred
 

anbas

Mitglied
Hallo Franke,

das Thema "Depression" kann in einem so kurzen Text tatsächlich nicht wirklich umfangreich, detailiert und/oder komplett behandelt werden. Somit kann er auch nicht diesem Thema gerecht werden.
Aber ich sehe nicht, dass dieser Text das soll oder den Anspruch hat, dies auch nur annähernd zu tun.

Mir gefällt der Text - auch, wenn ich relativ schnell ahnte, in welche Richtung er geht (ja... nach unten... ha, ha, ha). Er gefällt mir, weil er in seiner Kürze mein Kopfkino anspringen lässt, mich anregt, über die Geschichte drum herum nachzudenken. Zusätzlich erreicht er mich emotional (und für mich ist Depression bei weitem kein unbekanntes Thema).

Liebe Grüße

Andreas
 
Hallo Franke

An einem Dienstag im September blieb er einfach liegen, ging nicht mehr ans Telefon oder zur Haustür.
In einer Kurzprosa sollte das Denken dem Leser überlassen werden. Hier fixierst du einen Wochentag und beraubst den Leser seiner Fantasie. Ich denke an einen Freitag, der Stimmung wegen, ein anderer vielleicht an einen Donnerstag oder Sonntag, oder gar an den jüngsten Tag in der Geschichte, der keinen Namen hat. Weiters zu bemägeln: Zwei Aussagen in einem Satz. Warum zwei Aussagen? Glaubst du nicht auch, dass sie einzeln verpackt an Gewicht gewinnen?
Dann: "einfach" und "mehr" in diesem Satz. Weshalb bringst du diese unnötigen Füllwörter ein, die der Leser ohnehin nicht braucht? Dann "ans" und "zur". Warum schreibst du nicht "an das" und "an die", ist es nicht der Sprachmelodie wegen angebracht, auf dialektöse Abwandlungen zu verzichten?
Vorschlag: An einem Tag im September blieb er liegen. Er ging nicht an das Telefon oder an die Haustür.

Zwei Tage und Nächte schlief er durch. Am dritten Morgen betrat er den Balkon im 18. Stock.
Wenn in einer Aufzählung Tage und Nächte ausschlaggebend sind, dann sollte der Harmonie wegen kein dritter Zeitfaktor in Folge verwendet werden.

Hier herrschte immer seltsame Stille und die Geräusche der Stadt kamen nur als vage Ahnung vom Leben oben an.
Das "Hier" ist ganz schlecht. Der Leser weiß, wo die Handlung ihren Lauf nimmt, völlig unnötige Erklärung. "Immer" - Füllwort. "vage Ahnung", mein lieber Schwan, entweder man hört etwas oder auch nicht. Schreib doch treffend und nicht schwammig.

In der Wohnung nebenan lief ein Radio und in der Ferne färbten sich die Wälder bunt.
Völlig zusammenhanglose Aussage, weil die Zeitabläufe nicht übereinstimmen.

Sein Blick schweifte in den Park.
Perspektivenfehler, es müsste heißen: Sein Blick schweifte "auf" den Park. Er ist im 18 Stock.

Die letzten Stare sammelten sich in den Bäumen. Mit ihnen flog er los.
Personale oder auktoriale Erzählweise? In so einer kurzen Prosa ist ein Wechsel weniger angebracht.

Ich finde den Text sehr überarbeitungsbedürftig. Aber nicht verloren.

Schönen Sonntag.
Gruß
Sibirier
 

rainer Genuss

Mitglied
Hallo Franke
Mir gefällt deine Kurzgeschichte. Prosa und Lyrik sollten sich nie der Zensur oder dem Zeitgeist unterwerfen. Ich kann in keinster Weise nachvollziehen, dass dein Text Personen, die an einer Depression leiden, herabwürdigt oder die Schwere der Erkrankung bagatelisiert wird.
Im Gegenteil, Du rückst die Krankheit wieder in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens - z.B. unserer Gemeinschaft hier.

Bei mir tauchte nach dem Lesen wieder die Frage nach dem "auslösenden" Moment auf. Wie schaffen es diese Menschen ihre Hemmungen zu ignorieren, wie Kurd Cobain (Kokain induzierte Depression) den Abzug einer Schrotflinte durchzudrücken, oder vom Dach eines Krankenhauses zu springen, wie ich es schon selbst erlebt habe?
Als Kind hab ich mal einen kleinen Star aufgezogen, der aus dem Nest gefallen war. Er trug den Namen Jeams Wutz. Dein Text setzte auch hier, bei mir schöne Erinnerungen frei..... Ich kann mir durchaus vorstellen, auch mal mit den Staren davon zu fliegen. Allemal besser, als sich zu erhängen, was für die Hinterbliebenen ein grauenhafter Anblick ist.

danke für die Geschichte
LG Rainer
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Rainer und anbas,

ich habe mich in meinem Text bewusst einer Wertung enthalten.
Danke, dass ihr das erkannt habt.

Liebe Grüße
Manfred
 



 
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