Von Schriftstellern und Sängern: "Brauchen" Gedichte den Klang?

trivial

Mitglied
...noch als Nachfrag, unter anderem zum genannten Bouba Kiki Effekt.

Ist nicht das Wesen der Sprache, die Erkenntnis gewinnen will, gerade die Loslösung des Inhalts vom Klang – und das der lyrischen Dichtung, diesen Rückbezug wiederherzustellen?
 

James Blond

Mitglied
was soll denn das sein: ein rein sprachliches Vortragen?
Lieber klauskuckuck,

ich habe die von dir angeführten Vortragskünstler nicht gehört, höre nur wenig und lese lieber und überlasse dir gerne deine Unterscheidung zwischen dem Rezitieren und Vortragen von Gedichten. Nur denke ich, dass deine semantische (und damit qualitative) Unterscheidung zwischen beiden Begriffen außer dir wohl kaum jemand in dieser Weise macht. Damit negiere ich ja nicht, dass es qualitative Unterschiede des Vortragens gibt, die gibt es sicher, nur lässt sich ein Gedicht auch gut rezitieren und auch schlecht vortragen. "Rezitieren" wird oft als auswendig aufsagen verstanden, auch als "künstlerisch gestaltet" vortragen, "vortragen" hingegen ist die allgemeinere Form der Äußerung schriftlicher Inhalte.

Ein "rein sprachlicher Vortrag" wäre demnach einer, der während des Ablesens von Texten weitestgehend auf alle gestalterischen Ausdrucksmittel der Sprache verzichtet. Doch gibt es hier nicht nur die zwei Schubladen. Zwischen einer Überdosis solcher Ausdrucksmittel bis zum vollständigen Verzicht darauf besteht ein Kontinuum. Das hatte ich gemeint.

Gruß
JB
 

klausKuckuck

Mitglied
Wir wollen uns doch nicht in die Haare kriegen, Bester. Ich habe genau verstanden, was du meinst.

Zur Glättung der Wogen erlaube ich mir, dir das Buch "Das verspielte Papier" zu empfehlen – Autorin ist die kundige Kerstin Hensel, das Thema "Über starke, schwache und vollkommen misslungene Gedichte" der Untertitel. Auch für versierte alte Hasen eine Fundgrube!

Gruß KK
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das würde nur funktionieren, wenn es klanglose Gedichte gäbe. Ein Gedicht klingt immer, wie jeder Satz, nur eben nicht immer gut, rhythmisch, melodisch.
Es gibt durchaus klanglose Gedichte, zumindest, wenn darunter der akustische Klang gemeint ist.
Eines der bekanntesten ist "Fisches Nachtgesang",
Dagegen gibt es auch Gedichte, die praktisch nur aus Klang bestehen, wie die Ursonate von Schwitters und ein Teil der Merzdichtung.
Das ist immer interessant.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich denke, neben mündlich und schriftlich gibt es weitere Möglichkeiten.
So gibt es Formgedichte, die durch Umrisse wirken und Lautgedichte, die Klänge ohne Wörter vermitteln.
Ich habe Bildgedichte gemacht, die weder Buchstaben noch Laute enthalten.
Aber Form. Haiku aus Ahornnasen.

Man kann aus Noten Gedichte bilden.

Notenhaiku:
♪ ♫ ♪ ♪ ♪ ♪ ♪
♩ ♪ ♪ ♪ ♪ ♩ ♪ ♪ ♫ ♪ ♪ ♪
♪ ♪ ♫ ♪ ♩ ♪ ♩ ♪

oder Mathequartette: (tropisch oder nicht tropisch, das ist hier die Frage.)

1+2+3+4+5...=1
1-1+1-1+1-1...=1/2
1+1+1+1+1+1...=1
1+2+3+4+5+6...=-1/12
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gibt es (auch) primär schriftliche (also eben nicht: mündliche) Traditionslinien in der Lyrik und wenn ja oder nein: Was bedeutet das dann für das "Wesen" von Gedichten?
Hierzu noch etwas: Ja, die gibt es. Insbesondere mit nichtsprechbaren Symbolen (Fisches Nachtgesang, Morgenstern) und mit Naturbildern, wie in den "non-poems" von Smarandache.
(Abschnitt "Graphic Poems".
NonPoems (Quelle, PDF)

Es ist insgesamt in Englisch, aber die Graphic-Poems sind international.
 

James Blond

Mitglied
Hierzu noch etwas: Ja, die gibt es.
Nein, das stimmt so nicht, denn sufnus fragte nach "schriftlichenTraditionslinien in der Lyrik" – das sollten demnach generationsübergreifende Versuche sein, die sich an bestimmten Vorgängern orientieren. So interessant diese NonPoems auch sind, sie stehen in keiner Beziehung zu Morgensterns "Nachtgesang".

Morgensterns "Fischgedicht" wird ja gern als Beispiel für eine erweiterte (auch: stumme) Form der Lyrik herangezogen, ist aber lediglich eine ironische Entgegnung auf die Sprachfluten herkömmlicher Lyrik, indem es die vertrauten Betonungszeichen (herkömmlicher Lyrikanalysen) zu einem (ikono)grafischen Wellenschuppenbild zweckentfremdet und somit einem stillen und zugleich sprachlosen Medium zuführt. Der Titel "Fisches Nachtgesang" betont zwar den Bezug zur Lyrik, hebt diesen aber in seiner Ironie zugleich wieder auf.

Auch wenn sich anhand solcher Beispiele (wie auch deine zuvor zitierten aus #26) darüber streiten lässt, ob es eine sprachfreie Lyrik geben kann, so bleiben derartige Versuche stets auf singuläre explorative Versuche beschränkt, die sich nicht mit den Traditionslinien herkömmlicher Lyrik vergleichen lassen. Ich würde sogar behaupten, dass sich diese Versuche einer konzeptionellen Erweiterung der Lyrik irgendwo in der Wüste verlaufen, weil die Karawane auf ganz anderen Wegen weiter zieht. Natürlich kann man vieles machen und zu "Lyrik" erklären (, gleiches gilt ja auch allgemein für die Kunst). Nur ob das dann noch - abgesehen von ein paar Kulturhistorikern) - für irgend jemanden von Bedeutung ist, geschweige denn eine neu Richtung erschließt, welche die Lyrik zu neuen vitaleren Gefilden führt, bleibt fraglich. Ich sehe da nur Eremiten in ihren Elfenbeintürmen, die sich selbst bemitleiden, dass sie nicht wahrgenommen werden. – Kein Wunder! ;)

Grüße
JB
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke, JB,

Ich neige dazu, bekannte Beispiele zu verwenden. Diese sind leichter zu finden.
Schau Dir die Formgedichte an, bei denen der Inhalt oft nut Mittel zur Formung ist. Schau Dir traditionelle "konkrete" Lyrik an, das bildet durchaus Traditionslinien.
 

sufnus

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Hey, Ihr Lieben!

Mir ist gar nicht aufgefallen, dass es hier zwischenzeitlich, zunächst dank Bernd und jetzt auch wieder dank James, weitergeht. :)

In Eure Diskussion, Bernd und James, inwieweit es Traditionslinien konkreter Poesie gibt (also von Gedichten (?) als (Nicht)-Texten, bei denen aus dem Buchstaben und Zeichenmaterial Umrisse, Bilder oder grafische Symbole gemacht werden), will ich mich zunächst mal gar nicht groß einschalten.
Nur soviel: Die konkrete Poesie habe ich sowohl hier als auch in dem "Anstifterthread" für diese Diskussion schon mal erwähnt. In Letzterem auch Fisches Nachtgesang. :)

Hier mal ein Ausschnitt aus der Originaldiskussion (Hervorhebungen sind neu) zur Verdeutlichung, wie ich überhaupt auf diesen Thread gekommen bin (James hat im Originalthread auch schon mitgewirkt, wird also ein Déja-vu haben, sorry James für die Doppelung ;) ...

LG!

S.

[...]Letztlich fallen mir aber ad hoc keine Beispiele ein für (gelungene) deutschsprachige Gedichte, die für die Vortragsform grundsätzlich "besser geeignet" sind als für die Schriftform. Umgekehrt sieht es anders aus: Die konkrete Poesie ist z. B. in großen Teilen für den mündlichen Vortrag sogar ganz ungeeignet und nur schriftlich sinnvoll darreichbar.

[...]natürlich gab (und gibt) es parallel zu den primären Schreibtischtätern der Lyrik auch die primär "musikantischen" Komponisten von Liedern. Wobei man vorsichtig sein sollte, von einer Gesangsüberlieferung (meinethalben einem Minnesang mit dazu skizzierten Neumen) darauf zu schließen, dass die Brücke zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit immer primär vom mündlichen Ufer ausgehend geschlagen wurde. In vielen Fällen wird sich das genau anders herum abgespielt haben: Primär aus der Schriftlichkeit entwickelnde Dichter haben immer wieder gerne die Möglichkeit der mündlichen Darbietung genutzt und so eine sekundäre mündliche "Nutzungslinie" mit begründet, die sich dann natürlich wiederum auch auf die Schriftlichkeit zurückbeziehen kann: Der "Gesang" und das "Lied" (man denke hier natürlich auch gerne an Minnelied & Meistergesang) finden sich dementsprechend bis auf den heutigen Tag in Gedichttiteln wieder.
Hier als kleine Auflockerungsübung: "Tragen Sie bitte einmal Fisches Nachtgesang von Morgenstern laut und deutlich vor!". ;)
 

James Blond

Mitglied
Hier sind Beispiele, aber ich kann es nicht zitieren, wegen Urheberrecht:
Arten von Gedichten | Konkrete Poesie | Beton oder Form Gedichte
Lieber Bernd,
danke für das informative link. Ich erlaube mir nur kurz daraus zu zitieren:

"Obwohl es Beweise dafür gibt, dass die alten Griechen Gedichte geschrieben haben, um Objekte zu repräsentieren, ist die konkrete Poesie in der modernen Welt eine relativ neue literarische Form. Moderne Dichter spielten mit Form und Abstand im frühen 20. Jahrhundert [...]"

Unter einer Traditionslinie verstehe ich allerdings etwas anderes. Da geht es um generationsübergreifende Bezüge von Formen, worauf deren Schöpfer häufig auch explizit Bezug nehmen. Ein einfaches Beispiel ist das Sonett, dessen Ursprünge ins Italien des frühen 13. Jh zurückreichen. Aus dieser Wurzel entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte in vielen Sprachen ein großer Baum mit zahllosen Varianten. Bei der "konkreten Poesie" von Traditionslinien zu sprechen, erscheint mir dagegen als fadenscheiniger Euphemismus. Von den sechs Autoren, die in dem link am Ende als Beispiele für konkrete Poesie aufgeführt werden, sind fünfe Kinder des 20. Jahrhunderts, nur Lewis Carrolls "Mäusegeschichte" ist mit ca. 150 Jahren schon etwas älter. Hierbei handelt es sich um ein herkömmliches Reimgedicht, das durch die optische Präsentation seiner Worte als Mäuseschwanz eine zusätzliche grafische Gestalt erhält. In dieser Form der konkreten Poesie kommen visuelle Elemente der Textgestaltung hinzu, gleichwohl bleibt der Text als lyrischer Klangkörper erhalten und lässt sich - im Gegensatz zu "Fisches Nachtgesang" auch problemlos mündlich vortragen.

Grüße
JB
 

James Blond

Mitglied
Lieber sufnus,

ich habe kein Problem mit Déja-vus, insbesondere wenn sie auf tatsächlichen Erinnerungen beruhen ... ;)

Gerne nehme ich deinen Faden 'von der mündlichen zur schriftlichen Überlieferung' (und vice versa) wieder auf: Wenn dir keine Gedichte einfallen, die in der mündlichen Vortragsform geeigneter erscheinen als in ihrer Schriftform, so möchte ich nur kurz die "phonetische Lyrik" (Lautpoesie) erwähnen, deren Umsetzung in gesprochene Sprache so gut wie unverzichtbar ist.

Das quantitative Missverhältnis von mündlicher zu schriftlicher Überlieferung von Gedichten ergibt sich allgemein aus der Tatsache, dass die schriftliche Überlieferung die mündliche Erzählung abgelöst hat, sobald eine Schrift zur Verfügung stand. Und dass ebenso wie in der musikalischen Komposition ein Werk zunächst (noten)schriftlich erstellt wird. Daraus lässt sich jedoch nicht ableiten, dass eine spätere akustische Präsentation im Rahmen einer Aufführung eigentlich nicht vorgesehen ist. ;)

Auch hier in der LeLu wurde von einigen Autoren zusätzlich eine Audioaufnahme ihrer Gedichte verlinkt und es lässt sich deutlich erkennen, wie das Werk in der akustischen Präsentation zusätzliche Dimensionen erhält. Was sich dem Leser zuvor beim ersten Lesen oft als sperrig erwies, klingt im selbstgestalteten Vortrag des Autors flüssig und nachvollziehbar.

Und letztlich bleibt es immer auch dem Leser überlassen, bei der Gedichttextlektüre einen inneren Monolog zu starten, der dem Gedicht eine phonetische Dimension verleiht. Das ist selbst bei 'Fisches Nachtgesang' möglich, sobald ein stilles Geblubber den Leseblick ergänzt. ;)

Grüße
JB
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Nein, die Gedichte brauchen nicht den Klang. Gedichte tragen - im Gegensatz zu Liedern - keine Melodie in die Welt, sie folgen der vorgegebenen Phonetik und Satzmelodie ihrer Sprache.
Hallo, James, im wichtigsten Gedanken stimmen wir überein.
Was Jahrhunderte betrifft:
Station 4a: Das Figurengedicht (obligatorisch)

Das Figurengedicht von der Sanduhr ist ein Beispiel, dass Figuren eine alte Tradition haben.
Striche und Bögen wie bei Fisches Nachtgesang sind eine Abstraktion, wo ältere Formen zur Darstellung für Rhythmen Pate standen.
Die formale Abstraktion zu "konkreter" Poesie bedurfte erst weiterer Stufen.
Aber sie ist mehrere Generationen alt. Wobei der Name untergeordnet ist, denke ich.

Ich hoffe, ich schwafle hier keinen Unsinn, aber ich habe Quellen angegeben, die Wahrscheinlich interessant sind.

PS: Figurengedichte kann man lesen - aber sie werden eher selten vorgelesen.
Und hier eine Suche nach barocken: Figurengedichte Barock - Suchen Bilder
Konkrete Poesie: auch eher nicht zum Vorlesen. konkrete Poesie Bilder - Suchen
visuelle Poesie Bilder - Suchen
 
Zuletzt bearbeitet:

James Blond

Mitglied
Danke für deine Mühen, lieber Bernd - da hast du ja fleißig gegooogelt! :)
Bitte jetzt nichts mehr zu Fisches Nachtgesang einstellen - ich kann's nicht mehr hören - pardon: sehen. Für mich ist das keine Lyrik, sondern Lyrikprotest, wie ich bereits schrieb. Egal, was nun andere damit anstellen.

Die Figurengedichte des Barock haben nur oberflächlich etwas mit der 'konkreten Poesie' gemeinsam. Während sich letztere in sprachlose Zeichengrafik auflöst, haben die barocken Figurengedichte eine erkennbare Anknüpfung an die Traditionslinien herkömmlicher Lyrik, deren jeweilige Aussagen sie durch bildliche Ausgestaltung der Schriftform zu 'untermalen' suchen. Es kommt also ein figürliches Moment hinzu, während das Lyrisch-Sprachliche erhalten bleibt.

Begriffliches.
Der wesentliche Unterschied zu den zeitgenössischen Formen einer erweiterten Poesie - ich lehne es ab, hier im engeren Sinne von Lyrik zu sprechen - ist der weitgehende Verzicht auf bedeutungstragende Äußerungen. Entweder wird die Phonetik zum Selbstzweck - wie bei Jandl - oder sie fällt ganz weg. Auffallend ist hier die Rückbezüglichkeit des Dargestellten zu sich selbst. Glücklicherweise hat man für derartige Versuche nicht den Begriff 'Lyrik' neu besetzt, sondern - vermutlich durch angelsächsische Anstöße (wie z. B. 'poetry slam') - die gute alte 'Poesie' hinterm Ofen wieder hervorgeholt, wohin sie sich seit dem 18. Jh mit dem Aufkommen von 'Literatur' verkrochen hatte. Glücklicherweise bleibt das engl. 'lyrics' überwiegend auf Liedtexte bezogen und entzieht damit auch der Lyrik nicht die traditionelle Bedeutung für die kleineren Gedichtformen.

Insofern ist davon auszugehen, dass die Lyrik auch den konzeptionellen Attacken der Gegenwart widersteht, dass sie dem Klang der Sprachen verbunden bleibt und weiterhin daraus für ihr Wesen schöpft. Was ich mir sehr wünschen würde.

Grüße
JB
 

sufnus

Mitglied
Hey, Ihr Lieben!
Ich freue mich wirklich sehr über die rege Diskussion und den schönen Austausch. Spannend!
Vermutlich seid Ihr, Bernd und James, in mancherlei Aspekten wirklich nicht so weit auseinander, wie es den Anschein haben könnte (weil es beim Mitlesen tatsächlich so wirkt, als wollest Du, Bernd, für eine Idee werben, der Du, James, nicht so recht folgen magst).
Ich denke, was man als Konsens antesten könnte wäre vielleicht Zweierlei:
1) Im lyrischen Hauptstrombett, in dem sich bereits eine verwirrende Vielfalt von Gedichtformen tummelt, geht es um Werke, die in der Regel in schriftlicher Form entwickelt werden und dabei ein innerlich "mitklingendes" Lesepublikum ins Auge (nee: ins Ohr) fassen oder die mündliche Vortragbarkeit mit einplanen (oder beides).
2) In lyrischen (oder meinethalben: poetischen) Seitenarmen werden allerlei Grenzen bzw. Grenzverletzungen erprobt, darunter auch solche, die ein Gedicht "unsagbar" (wehe jetzt verbessert jemand in: unsäglich) machen oder solche, die ein Gedicht "unschreibbar" (wie war das mit den geteilten Ansichten zu Troubadix?) machen.
Die konkrete Poesie scheint mir in jeder Hinsicht in einem Seitenarm zu verorten zu sein: Sie lotet Grenzen des Mitteilbaren aus und besetzt innerhalb der Nischengattung Lyrik nochmals eine eher kleine Nische. Das wertet konkrete Poesie nicht notwendigerweise ab (ich "lese" sie sehr gerne), aber aus der Konzeption der konkreten Poesie kann man vermutlich nicht besonders gut ableiten, worum sich all die "Hauptstromgedichte" bemühen, die Wörter und Wortbedeutungen und Wortassoziationen und Wortklänge zu einem kleinen großen nicht ganz ganzen Ganzen verknüpfen.
Oder kommen wir da nicht zusammen? (wär auch nicht schlimm - wär vielleicht sogar eher ganz besonders bereichernd) :)
LG!
S.


P.S.:
Ach, James, noch wegen Deines Hinweises:

Lieber sufnus,

ich habe kein Problem mit Déja-vus, insbesondere wenn sie auf tatsächlichen Erinnerungen beruhen ... ;)

Gerne nehme ich deinen Faden 'von der mündlichen zur schriftlichen Überlieferung' (und vice versa) wieder auf: Wenn dir keine Gedichte einfallen, die in der mündlichen Vortragsform geeigneter erscheinen als in ihrer Schriftform, so möchte ich nur kurz die "phonetische Lyrik" (Lautpoesie) erwähnen, deren Umsetzung in gesprochene Sprache so gut wie unverzichtbar ist.
Als ich auf die Überlegungen von Hansz eingegangen bin, inwieweit das "akustische Element" (im Sinne eines wirklichen, lauten Vortrags) bei Gedichten grundsätzlich und immer besonders im Vordergrund steht, habe ich mich, der Argumentation von Hansz folgend vor allem auf Lyrik bezogen, die Wörter zu Worten formt und daher von "deutschsprachig" gesprochen, um gerade die Lautgedichte im Ursonatenuniversum auszuschließen (die ich nicht im engeren Sinn als deutschsprachig einordnen würde, obwohl man darüber durchaus streiten kann - zugegeben).
Wenn wir Lautgedichte aber nicht ausschließen wollen, so sind das wohl tatsächlich Vertreter, die sich oft besser für den Vortrag als fürs stille Lesen eignen, da stimme ich Dir zu.
Im Prinzip sind Lautgedichte ja inverse konkrete Poesie. Auch ein lyrischer Nebenarm. :)
LG!
S.
 



 
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