waage (Sonett, daktylisch)

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mondnein

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waage


nimmst du das leichte so schwer wie das schwere?
leichtes kann grosz dir und schweres gering sein
kleines will schwer und das grosze kein ding sein
mir ist das leichte so leicht wie das schwere

worte zu kreuzen - wie leicht und wie sinnlos
sinnlose lose wie licht-leichte leichen
tauschen einander - dem wasser zu gleichen
wellenlust her und verlust hin - gewinnlos

zettel zu versen verzettelter flammen
lodern und flieszen im flug von alleine
fliegen im fluss auseinander - zusammen

schwinden - und sind wieder da - die reine
seins-verschwendung von nichts für nichts
lust lacht sich tot mit dem witz des verzichts


 
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mondnein

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ich denke, das, worum es dem Sänger dieses Liedes ging, war wohl die Ausgleichsbewegung zwischen den Waagschalen, die auch bei vollen Schalen mit großen Gewichten doch leicht hin- und herpendeln: die "wie leicht und wie sinnlos" gekreuzten Worte schweben in der Musik der Daktylen ohne bedeutende Bedeutungsdifferenz, in fast schon dadaistischer Sinnfreiheit. Könnte experimentell sein.

grusz, hansz
 

mondnein

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Aus diesem, wie zu sieben weiteren Sonetten aus dem ersten Hundertliederbuch, dem Neunstern, habe ich Kränze geflochten, also jeweils 14 Sonette, die mit einem der 14 Verse des jeweiligen ("Meister"-)Sonetts beginnen und den ersten Vers des in der Reihe folgenden Sonetts als Schlußvers vorwegnehmen.
Allerdings sind Sonette unter der Lupe schon ziemlich unbeliebt, und wenn sie zu Vierzehner-Gruppen gehäuft werden, geradezu verhaßt. Ich werde mich also hüten, die Sonettenkränze hier einzubringen.

Seit die lupenreinen Spezis (die jeder kennt, ich brauche sie nicht zu nennen) meine Gedichte runtergemacht haben,
z.B. das Sonett "meiner meisterin" https://www.leselupe.de/beitrag/meiner-meisterin-sonett-vierhebig-drastisch-163620/,
schaut ohnehin kaum noch jemand bei meinen Gedichten vorbei, mit den wenigen Ausnahmen der übriggebliebenen älteren Leser, die mich schon etwas länger kennen.

Auch die "Drohnen" https://www.leselupe.de/beitrag/drohnen-sonettino-163977/
die ich als Einzel-Gedicht aus dem Sonettinen-Kranz der "Waage" herausgeschnitten habe und hier veröffentlicht habe,
finden nicht den Anklang, den ich des aktuellen Themas wegen erwartet habe.

Es läuft hier also alles normal, wie immer,
so zwischen Scheintod und Verwesung.

grusz, hansz
 
Zuletzt bearbeitet:

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Gedicht wirkt vor Allem auch durch den Klang, der es mystisch gestaltet und unvereinbares verbindet.
 

mondnein

Mitglied
Danke, Bernd!

Ich habe soeben bei James Blond gelernt, daß Zeugmata asyndetisch gefügt werden können.
zettel zu versen verzettelter flammen
lodern und flieszen im flug von alleine

(und)
fliegen im fluss auseinander -

(und fliegen im fluss, - also eigentlich: sie fließen -
zusammen

(und)
schwinden - und sind wieder da
grusz, hansz
 



 
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