Als Dichter und Schriftsteller, aber ebenso als Kritiker arbeiten wir an Texten. Was und wie ist aber Textarbeit?
Ich möchte hier ein paar Anregungen geben.
Arbeit am eigenen Text
Vor der Veröffentlichung steht der Text. Wie entsteht er?
Ich habe eine Idee und bringe sie zu Papier. Wie? Ich mache mir Gedanken über Inhalt, über Form.
Der Text steht da. Und doch ist er nicht frei, nicht wirklich. Er entwickelt sich. Der Anfang hat Einfluss auf das Ende. Die Rhythmik entwickelt sich, die Sprache.
Nemen wir an, ich schreibe einen Limerick. Das scheint einfach. Es ist ja nur ein kleiner Scherz.
Worüber? Ja. Jetzt beginnt das Dilemma. Nehmen wir an: Über das Essen.
Ein Limerick hat eine sehr festgelegte Form. 5 Zeilen, aabba das Reimschema, eine festgelegte Betonung.
Die Idee: Eine Frau isst und isst und wird dicker.
Ok. Aber die dritte und vierte Zeile sollten eingerückt sein.
Und jetzt, ganz wichtig: Das Thema.
Beim Limerick ist es recht einfach,
ich kann die erste Zeile nehmen und zur besseren Übersicht gebe ich (Limerick) mit an.
Eine Überschrift hat der Limerick gewöhnlich nicht. Bei anderen Werken muss ich mir die sehr genau überlegen. Oft stimmt sie mit dem Thema überein, muss sie aber nicht.
Nach dem Absenden kontrolliere ich noch mal. Was man da noch an Fehlern findet, ist enorm, insbesondere auch an der Formatierung.
Lesen
Schon das Lesen ist Textarbeit. Bei Gedichten muss ich mich entscheiden: Lese ich leise, lese ich laut? Lese ich am Bildschirm? Drucke ich den Text aus? Das ist wichtig vor allem bei Geschichten.
Manchmal lese ich auch anderen vor. Das ist eine anerkennende Form der Textarbeit, zumindest meistens.
Kritik
Die nächste Stufe der Textarbeit beginnt.
Das Gedicht wird gelesen.
Ich lese das Gedicht, hier das eines anderen.
Oder jemand liest meins.
Viele finden es gut.
"Lustig. Gefällt mir."
Das ist eine positive Rückkopplung. Die ist in einigen Foren häufig, in einigen selten. Ist es schon Textarbeit? Ich denke, ja, aber da gibt es verschiedene Auffassungen.
"Das ist ein Schöner Limerick, könnte was draus werden. Aber sollte die letzte Zeile nicht witziger sein? Irgendwie explodiert es nicht so recht."
... ein anderer schreibt: Ist ja Hahnebüchener Mist, Reime sind sowieso blöd.
Noch jemand schreibt: Was soll das? Da ist ja gar kein Inhalt drin?
Aufnahme der Kritik
Jetzt beginnt eine doppelte Textarbeit. Aufnahme der Kritik und Verarbeitung des Textes.
Das Lob nehmen viele gut auf. Manche fühlen sich genervt durch zu viel Lob.
Die sachliche Meinung hilft, aber nicht immer.
Was kann ich jetzt tun? Ich habe das Gefühl, die letzte Zeile ... der hat recht.
Den "hahnebüchenen Mist" ignoriere ich, ich könnte zawr antworten, das würde mich nur belasten. So was ist nicht ernst zu nehmen. Es ist dialogzerstörend. (Manche nehmen es ernst und ihre Gedichte weg, denn bei Dichtern sind Selbstzweifel stark.)
Der nächste: er hat offensichtlich von dieser Form nie was gehört, oder keine Beziehung dazu. Ich kann ihm Hinweise in einem Artikel geben, zum Beispiel im Theorie-Forum.
---
Da bleibt aber noch Zweifel.
Das ganze von vorn:
und das Ergebnis:
Induktive Methode
Es gibt eine zusätzliche Methode der Textarbeit: Ich führe den Text fort, oder experimentiere mit der Form. Das führt oft zu besonderer Zusammenarbeit, manche sehen es aber nicht so gern. Hier muss ein gemeinsamer Wille da sein.
Dann folgen mehrere Gedichte einander. Hier entsteht zugleich eine Art Wettbewerb und Zusammenwirken.
---
Andere Möglichkeiten: Ich zitiere den Text und mache auf Fehler aufmerksam, oder auf Probleme des Inhalts.
Kritik der Form wird dabei von vielen leicht angenommen, Kritik des Inhalts wird viel öfter abgelehnt, denn viele sind mit dem Inhalt stärker verwurzelt. Oft wird eigenes Erleben oder eigener Kummer beschrieben. Und da kommt jemand und kritisiert? Die Kritik sollte hier immer zum Text, nie zur Person erfolgen. Textarbeit an der (eigenen) Kritik ist außerordentlich notwendig.
---
Zusammenfassung
Textarbeit hat zwei wesentliche Seiten:
1. Die eigene Arbeit am eigenen Text.
2. Die Arbeit am und mit dem fremden Text und den Dialog.
Ich möchte hier ein paar Anregungen geben.
Arbeit am eigenen Text
Vor der Veröffentlichung steht der Text. Wie entsteht er?
Ich habe eine Idee und bringe sie zu Papier. Wie? Ich mache mir Gedanken über Inhalt, über Form.
Der Text steht da. Und doch ist er nicht frei, nicht wirklich. Er entwickelt sich. Der Anfang hat Einfluss auf das Ende. Die Rhythmik entwickelt sich, die Sprache.
Nemen wir an, ich schreibe einen Limerick. Das scheint einfach. Es ist ja nur ein kleiner Scherz.
Worüber? Ja. Jetzt beginnt das Dilemma. Nehmen wir an: Über das Essen.
Ein Limerick hat eine sehr festgelegte Form. 5 Zeilen, aabba das Reimschema, eine festgelegte Betonung.
Die Idee: Eine Frau isst und isst und wird dicker.
Eine Frau saß vorm Kiosk am +++ (steht noch nicht fest, wird sich ergeben.)
und aß und sie aß und sie aß,
so wuchs sie enorm
in Inhalt und Form,
- muss sich auf "aß" reimen.
Eine Frau saß vorm Kiosk aus Spaß (reimt sich, aber ein Ort wäre besser.)
und aß und sie aß und sie aß,
so wuchs sie enorm
in Inhalt und Form,
sie hatte ein ganz schönes Maß. (... ginge, ist aber nicht sehr witzig.
... aber es reimt sich nicht. Und Lunch ist englisch ...Eine Frau saß zum Lunch an der Maas
und aß und sie aß und sie aß,
so wuchs sie enorm
in Inhalt und Form,
sie hatte ein ganz schönes Maß.
Na ja. Gucke ich die Rechtschreibung an.Eine Frau saß bei Hamburg im Gras,
und aß und sie aß und sie aß,
so wuchs sie enorm
in Inhalt und Form,
sie hatte ein ganz schönes Maß.
Ok. Aber die dritte und vierte Zeile sollten eingerückt sein.
Trau ich mich? Gut ich werde es veröffentlichen.Eine Frau saß bei Hamburg im Gras,
und aß und sie aß und sie aß,
[ 4][ 4]so wuchs sie enorm
[ 4][ 4]in Inhalt und Form,
sie hatte ein ganz schönes Maß.
Und jetzt, ganz wichtig: Das Thema.
Beim Limerick ist es recht einfach,
ich kann die erste Zeile nehmen und zur besseren Übersicht gebe ich (Limerick) mit an.
Eine Überschrift hat der Limerick gewöhnlich nicht. Bei anderen Werken muss ich mir die sehr genau überlegen. Oft stimmt sie mit dem Thema überein, muss sie aber nicht.
Nach dem Absenden kontrolliere ich noch mal. Was man da noch an Fehlern findet, ist enorm, insbesondere auch an der Formatierung.
Lesen
Schon das Lesen ist Textarbeit. Bei Gedichten muss ich mich entscheiden: Lese ich leise, lese ich laut? Lese ich am Bildschirm? Drucke ich den Text aus? Das ist wichtig vor allem bei Geschichten.
Manchmal lese ich auch anderen vor. Das ist eine anerkennende Form der Textarbeit, zumindest meistens.
Kritik
Die nächste Stufe der Textarbeit beginnt.
Das Gedicht wird gelesen.
Ich lese das Gedicht, hier das eines anderen.
Oder jemand liest meins.
Viele finden es gut.
"Lustig. Gefällt mir."
Das ist eine positive Rückkopplung. Die ist in einigen Foren häufig, in einigen selten. Ist es schon Textarbeit? Ich denke, ja, aber da gibt es verschiedene Auffassungen.
"Das ist ein Schöner Limerick, könnte was draus werden. Aber sollte die letzte Zeile nicht witziger sein? Irgendwie explodiert es nicht so recht."
... ein anderer schreibt: Ist ja Hahnebüchener Mist, Reime sind sowieso blöd.
Noch jemand schreibt: Was soll das? Da ist ja gar kein Inhalt drin?
Aufnahme der Kritik
Jetzt beginnt eine doppelte Textarbeit. Aufnahme der Kritik und Verarbeitung des Textes.
Das Lob nehmen viele gut auf. Manche fühlen sich genervt durch zu viel Lob.
Die sachliche Meinung hilft, aber nicht immer.
Was kann ich jetzt tun? Ich habe das Gefühl, die letzte Zeile ... der hat recht.
Den "hahnebüchenen Mist" ignoriere ich, ich könnte zawr antworten, das würde mich nur belasten. So was ist nicht ernst zu nehmen. Es ist dialogzerstörend. (Manche nehmen es ernst und ihre Gedichte weg, denn bei Dichtern sind Selbstzweifel stark.)
Der nächste: er hat offensichtlich von dieser Form nie was gehört, oder keine Beziehung dazu. Ich kann ihm Hinweise in einem Artikel geben, zum Beispiel im Theorie-Forum.
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Da bleibt aber noch Zweifel.
Das ganze von vorn:
und das Ergebnis:
---Eine ältere Dame aus Graus,
die lebte in Saus und in Braus,
[ 4][ 4]stopfte rein jede Sorte,
[ 4][ 4]Eisbein, Creme und Torte,
und sie füllt jetzt die Stube voll aus.
Induktive Methode
Es gibt eine zusätzliche Methode der Textarbeit: Ich führe den Text fort, oder experimentiere mit der Form. Das führt oft zu besonderer Zusammenarbeit, manche sehen es aber nicht so gern. Hier muss ein gemeinsamer Wille da sein.
Dann folgen mehrere Gedichte einander. Hier entsteht zugleich eine Art Wettbewerb und Zusammenwirken.
---
Andere Möglichkeiten: Ich zitiere den Text und mache auf Fehler aufmerksam, oder auf Probleme des Inhalts.
Kritik der Form wird dabei von vielen leicht angenommen, Kritik des Inhalts wird viel öfter abgelehnt, denn viele sind mit dem Inhalt stärker verwurzelt. Oft wird eigenes Erleben oder eigener Kummer beschrieben. Und da kommt jemand und kritisiert? Die Kritik sollte hier immer zum Text, nie zur Person erfolgen. Textarbeit an der (eigenen) Kritik ist außerordentlich notwendig.
---
Zusammenfassung
Textarbeit hat zwei wesentliche Seiten:
1. Die eigene Arbeit am eigenen Text.
2. Die Arbeit am und mit dem fremden Text und den Dialog.