Was wurde aus dir? (Song)

Hera Klit

Mitglied
Was wurde aus dir?

Da hängt das letzte Bild von dir,
so stolz und schön und tapfer.
Lang, lang lang ist's her.
Dein Grab find‘ man nimmer mehr.
Du hattest auch einen Traum,
ich seh's in deinen treuen Augen.
Du wolltest glücklich sein,
wie jeder andere Mensch.
Du hättest es verdient gehabt,
Schuld war dir noch fremd damals.

Doch sie hatten andere Pläne mit dir
und ließen dich antreten,
steckten dich in Uniform
und in Stiefel mit hohem Schaft.
Die verleih'n den Tritten Kraft.

Ref.:
Was wurde dann aus dir?
Nicht mal ein Tier,
nicht mal ein Tier.

Mörder der Unschuldigen,
Vergewaltiger der Frauen.
Zu Hause wartet Frau und Kind,
auf den, der liebe Briefe schreibt,
auf rationiertem Papier.
Einer, der von der Zukunft träumt.
Doch kann man alles vergessen?
Was hinter einem liegt?
Das Blut der Unschuldigen,
die Gräber der Kinder?

Bin ich nun so harmlos wie ich tu‘
oder fehlt mir nur die Gelegenheit,
ein Monster zu werden wie du?

Dein Bild hängt nun an meiner Wand,
ich besitze es und könnte es verbrennen,
aber ich lasse es einfach hängen
und denke an den, der du vorher warst,
bevor sie dich holten und vergewaltigten.

Wahrscheinlich gehörtest du ja,
zu den wenigen Guten, oder?
Wir wissen ja nicht, was geschah, drüben.
In was du womöglich verwickelt warst.
Dann verzeih mir, dieses dumme Gedicht.
Warum immer wieder dieses Thema?

Schuld dauert lange, sehr, sehr lange.


 

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Mitglied
Uns Kriegskinder und -enkel treibt so einiges um, liebe Hera.
Ich weiß...

Und da, wo das allgegenwärtige Schweigen, dieses Tabu, über alles gelegt wird und/oder wurde, wirkt es nur umso länger und tiefer nach und trägt seine unseligen Spuren in die Generationen danach weiter.

Du stellst die Frage überhaupt:

Bin ich nun so harmlos wie ich tu‘
oder fehlt mir nur die Gelegenheit,
ein Monster zu werden wie du?
Liegt das in uns allen? Wie müssten wir erzogen, geliebt, im Leben gefestigt worden sein, um resistent dagegen zu sein? Hat es genügt? Eine angstbehaftete Frage, deren Antwort wir wohl letztlich erst in der Situation selbst wahrhaft herausfinden würden...ein Grund mehr, dagegen anzuschreiben!

LG,
Claudia
 

Hera Klit

Mitglied
Vielen Dank , liebe Claudia.


Ich befürchte fast, es gibt keinen Menschen, der vollkommen resistent
gegen eine, durch welche Umstände auch immer auslösbare, mögliche
Monsterwerdung ist.


Liebe Grüße
Hera
 

revilo

Mitglied
hhhmmmm ja, kann man so sehen........kohl hat mal einen wirklich guten spruch geprägt......er sprach von der gnade der späten geburt........ich denke gerade an meinen vater, der mit 17 in den krieg ziehen musste......
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Hallo Hera Klit,
der angebliche Song gibt sich besorgt um den Menschen, den man in Uniform steckt und der zum Mörder werden kann oder ganz bestimmt wird. Es ist aber so allgemeinkonkret gehalten, dass es auf jeden Uniformträger zutreffen kann. Ganz unabhängig davon, wofür oder wogegen der dann Soldat Gewordene
kämpft. Nun bin ich ja der Ansicht, dass Tucholsky absolut recht hatte, als er schrieb: "Soldaten sind Mörder". Das war zu seiner Zeit zumindest in Europa
unbestreitbare Tatsache. Nun leben wir aber nicht mehr zur Zeit Tucholskys. In deinem Kommentar beziehst du dich auf den Krieg in der Ukraine.
Auf die dort kämpfenden Uniformträger kann man zweierlei Sicht haben. Dein Song ist folglich missbräuchlich anwendbar - für die faschistische Ukraine
oder für die russische Armee. Die Missbrauchsmöglichkeit sollte man absolut vermeiden, wenn man da nicht in Schwierigkeiten kommen will. Stellung beziehen, Hera Klit!

Dem Text selber ist meiner Ansicht nach außerdem abträglich, dass er nicht gereimt ist. Denn er soll ja als Song gesungen werden. Da ergibt sich die unbedingte Notwendigkeit, die Anzahl der Hebungen zu vereinheitlichen und sogar den Reim einzusetzen. Sonst würdest du für jede Zeile eine eigene Melodie brauchen, wobei sich natürlich die Melodie von Strophe zu Strophe wiederholen muss. Ein Song aber lebt auch von der Wiederholung. Du hast ja ein Refrain drin, nicht besonders geistvoll. Aber das fügt sich in das oben Gesagte ein.

Ich bin keinesfalls grundsätzlich gegen Antikriegslieder. Eine Frage, Hera Klit: Hättest du diesen Text auf den Krieg der NATO gegen Libyen geschrieben? Prüf dich mal, ob du das getan hättest. Und wenn du dann zu einer Antwort gelangt wärst, prüfe, ob du dann noch vor dir selber bestehen kannst. Du weißt sicher, was ich dir damit sagen will.

Freundlichen Gruß, Hanna
 

Hera Klit

Mitglied
Hallo Hera Klit,
der angebliche Song gibt sich besorgt um den Menschen, den man in Uniform steckt und der zum Mörder werden kann oder ganz bestimmt wird. Es ist aber so allgemeinkonkret gehalten, dass es auf jeden Uniformträger zutreffen kann. Ganz unabhängig davon, wofür oder wogegen der dann Soldat Gewordene
kämpft. Nun bin ich ja der Ansicht, dass Tucholsky absolut recht hatte, als er schrieb: "Soldaten sind Mörder". Das war zu seiner Zeit zumindest in Europa
unbestreitbare Tatsache. Nun leben wir aber nicht mehr zur Zeit Tucholskys. In deinem Kommentar beziehst du dich auf den Krieg in der Ukraine.
Auf die dort kämpfenden Uniformträger kann man zweierlei Sicht haben. Dein Song ist folglich missbräuchlich anwendbar - für die faschistische Ukraine
oder für die russische Armee. Die Missbrauchsmöglichkeit sollte man absolut vermeiden, wenn man da nicht in Schwierigkeiten kommen will. Stellung beziehen, Hera Klit!

Dem Text selber ist meiner Ansicht nach außerdem abträglich, dass er nicht gereimt ist. Denn er soll ja als Song gesungen werden. Da ergibt sich die unbedingte Notwendigkeit, die Anzahl der Hebungen zu vereinheitlichen und sogar den Reim einzusetzen. Sonst würdest du für jede Zeile eine eigene Melodie brauchen, wobei sich natürlich die Melodie von Strophe zu Strophe wiederholen muss. Ein Song aber lebt auch von der Wiederholung. Du hast ja ein Refrain drin, nicht besonders geistvoll. Aber das fügt sich in das oben Gesagte ein.

Ich bin keinesfalls grundsätzlich gegen Antikriegslieder. Eine Frage, Hera Klit: Hättest du diesen Text auf den Krieg der NATO gegen Libyen geschrieben? Prüf dich mal, ob du das getan hättest. Und wenn du dann zu einer Antwort gelangt wärst, prüfe, ob du dann noch vor dir selber bestehen kannst. Du weißt sicher, was ich dir damit sagen will.

Freundlichen Gruß, Hanna
Vielen Dank, liebe Hanna.

Der Text gilt für alle Nationen und Menschen und für sämtlich politischen Konstellationen.
Der Song erzählt von den Männern, die zu Soldaten gemacht werden und die sich dann zu Gräueltaten hinreißen lassen.
Wir lasen davon in Berichten aus der Steinzeit bis zur Jetztzeit.
Ich habe den Text vertont, du musst nur dem beigefügten Link folgen, um die musikalische Umsetzung anzuhören.
Ich bin grundsätzlich nicht der Meinung, dass sich Songtexte reimen müssen.
Die Meinung der Hörer war jetzt durchweg positiv und ich wurde gelobt für meinen Vortrag.
Natürlich weiß ich, dass es auch immer Leute gibt, die sagen werden: "Dess iss doch nix, wasn Kääs."
Damit muss ich halt leben. Man kann es einfach nicht jedem recht haben, gerade dann, wenn man
etwas macht, was nicht jeder kennt.

Liebe Grüße
Hera
 

Hera Klit

Mitglied
hhhmmmm ja, kann man so sehen........kohl hat mal einen wirklich guten spruch geprägt......er sprach von der gnade der späten geburt........ich denke gerade an meinen vater, der mit 17 in den krieg ziehen musste......
Vielen Dank, lieber Revilo.

Grundsätzlich gilt der Text für alle Soldaten, aller Zeiten und aller Nationen, die sich zu Gräueltaten hinreißen lassen.
Ich frage mich ja sogar, ob ich auch so einer werden könnte? Vielleicht, wenn die Umstände es erzwingen würden.
Eigentlich bin ich der Meinung, dass es für jeden Menschen das passende Szenario gibt, um ihn zum Monster zu machen.
In Friedenszeiten sind wir meistens die reinsten Lämmer. Wenn welche unser Land unsere Familien, Frauen und Kinder
bedrohen, dann kommen die Reißzähne raus. Und Rache ist ein starkes Motiv, die Menschlichkeit über Bord zu werfen.


Liebe Grüße
Hera
 

Tula

Mitglied
Hallo Hanna
Dein Song ist folglich missbräuchlich anwendbar - für die faschistische Ukraine
oder für die russische Armee


Du solltest im Vergleich hinzufügen: die satanistische Ukraine, Menschenfresser durch und durch, gegen die ruhmreiche, heldenhafte Rote Armee, die Ur-Enkel von Großväterchen Stalin, ein lieber Freund und Helfer aller unterdrückten Völker.

Ein Mindestmaß an Objektivität könnte auch dir nicht schaden.

Tula
 

Hera Klit

Mitglied
Hallo Hanna
Dein Song ist folglich missbräuchlich anwendbar - für die faschistische Ukraine
oder für die russische Armee


Du solltest im Vergleich hinzufügen: die satanistische Ukraine, Menschenfresser durch und durch, gegen die ruhmreiche, heldenhafte Rote Armee, die Ur-Enkel von Großväterchen Stalin, ein lieber Freund und Helfer aller unterdrückten Völker.

Ein Mindestmaß an Objektivität könnte auch dir nicht schaden.

Tula
Das ist absoluter Bullshit, lieber Tula.

Gräueltaten sind immer schlecht, egal wer sie begeht.

Liebe Grüße
Hera
 

Tula

Mitglied
Hallo Hera
Gräueltaten sind immer schlecht, egal wer sie begeht.

Dem kann man sich nur uneingeschränkt anschließen. Es war allerdings Hanna, die dir anscheinend das Gegenteil erklären wollte.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Hallo Hera Klit,

in deinem Kommentar bestätigst du, dass du den Song im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine geschrieben hast. Das ist klar, dass ich darauf eingehe und den Text nicht als allgemeinmenschlichen Gutmenschensong verstehe. Jedermann weiß, dass in einem Krieg unvorstellbare Gräueltaten geschehen. Ich erinnere mich an My Lai, was gar nicht so sehr lange her ist. Ich erinnere an Albright, die meinte, der Preis 500 000 toter Kinder im Irak sei angemessen. Wer aber hat sich um den Beschuss von Donezk jemals gekümmert? Und dieser Beschuss geht immer noch weiter, sogar verstärkt. Übrigens auch durch deutsche Waffen.
Ich will hier nicht die Vorgeschichte des Krieges in der Ukraine aufrollen und dass Russland von den USA ganz geplant gezwungen wurde, in die Ukraine einzumarschieren. Erwähnen will ich nur noch, dass der Beschuss von Donezk bisher ca. 15.000 Menschenleben gefordert hat, darunter zahllose Kinder.
Weckt das irgendein Interesse? Auch unsere Außenministertante, die ganz offen für den Krieg wirbt, interessieren Gräueltaten nicht im geringsten, besonders die ukrainischen interessieren nicht. Ja, wir sind alle damit aufgewachsen, dass man uns sagte: Niemals wieder Krieg. Ich habe ihn als kleines Kind erlebt und habe Erinnerungen an Bombennächte und Fliegeralarm und wackelnde Bunkerwände von Bombeneinschlägen. Ich bin auch gegen Krieg, kannst du mir glauben.

Ich halte diesen Song nicht gerade für ein Verbrechen, aber im Blick auf den Ukrainekrieg für zumindest fahrlässig. Und das aus Unwissenheit. Denn das ist kein Aufruf gegen den Krieg, sondern indirekt im Fall des Ukrainekrieges - vielleicht ungewollt - für den Krieg! Das ist auf der Ebene von Bertha von Suttner: Nieder mit den Waffen! Ohne wirklich zu verstehen, was in der Welt geschieht. Das ist mein Vorwurf an deinen Text.

Nachdenklichen Gruß, Hanna
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Tula, du erwartest doch nicht, dass ich auf diesen Unsinn eingehe?
 

revilo

Mitglied
Vielen Dank, lieber Revilo.

Grundsätzlich gilt der Text für alle Soldaten, aller Zeiten und aller Nationen, die sich zu Gräueltaten hinreißen lassen.
Ich frage mich ja sogar, ob ich auch so einer werden könnte? Vielleicht, wenn die Umstände es erzwingen würden.
Eigentlich bin ich der Meinung, dass es für jeden Menschen das passende Szenario gibt, um ihn zum Monster zu machen.
In Friedenszeiten sind wir meistens die reinsten Lämmer. Wenn welche unser Land unsere Familien, Frauen und Kinder
bedrohen, dann kommen die Reißzähne raus. Und Rache ist ein starkes Motiv, die Menschlichkeit über Bord zu werfen.


Liebe Grüße
Hera
Ob du auch so einer werden könntest ? Unsere Väter hatten leider keine Wahl, liebe Hera ..,
 

Tula

Mitglied
Moin Hanna
Du zitierst hier frank und frei die russische Lügenpropaganda.
Zu den Toten im Donbass seit 2014, hier noch einmal die Statistik:

Statistik Donbass seit 2014

Wir sollten auch offen akzeptieren, dass die Menschenrechtslage im Donbass während der Jahre bis zum Krieg auf beiden Seiten bedenklich war, d.h. es gab nicht nur Azow, die ultranationalistischen Führer auf pro-russischer Seite standen und stehen dem Azow-Regiment in nichts nach.

Dass die USA Russland "gezwungen" hat einzumarschieren, darüber lässt sich schwer diskutieren. Horrender Unsinn.

Gestern ein Zwischenbericht der UN über die Gräueltaten in diesem Krieg. Bis jetzt habe ich das leider nur in Englisch:

UN Bericht

Was ich meinte Hanna, verstehst du sehr wohl. Wer nach 9 Monaten noch immer das Argument der 'faschistischen Ukraine' braucht, um sein schief hängendes Weltbild zurechtzurücken, der WILL nicht objektiv sein. Es ist wie Hera rechtfertigt: Verbrechen hat keine Uniform oder Flagge.

LG
Tula
 

Hera Klit

Mitglied
Tula hat natürlich recht, es geht hier nicht um "normale" Soldaten, die natürlich leider
überall zwangsrekrutiert werden, sondern nur um Soldaten, die sich darüber hinaus zu Gräueltaten hinreißen lassen.

Politische Diskussionen, darüber, wer wann und wo für irgendeinen Krieg verantwortlich war,
möchte ich hier nicht führen, denn die sind uferlos.

Natürlich gibt es keinen heiligen oder guten Krieg und alle Kriege sollten vermieden werden.


Liebe Grüße
Hera
 

Tula

Mitglied
Hallo Hera
Sicher, aber auch nicht jeder der zwangsrekrutiert wird, ist ein Verbrecher bzw. 'Mörder'. Wie selbst der Duden feststellt, geht es bei Mord um Tötung aus niederträchtigen Gründen. Dazu zählt für mich jede bewusste Tötung von Zivilisten. Wer mit der Waffe in der Hand auf eigenem Boden (seines Landes) seine Heimat verteidigt, ist gewiss kein Mörder, d.h. solange er sich nicht selbst zu Gräueltaten am Feind hinreißen lässt.

LG
Tula
 

Hera Klit

Mitglied
Hera schrieb:

"sondern nur um Soldaten, die sich darüber hinaus zu Gräueltaten hinreißen lassen."

Bitte genau lesen.

Liebe Grüße
Hera
 

Tula

Mitglied
Ich weiß, war nur eine zusätzliche Bemerkung zur Verallgemeinerung von Soldaten als Mörder. Tucholsky in Ehren, aber da hatte er unrecht.
Tula
 

Hera Klit

Mitglied
Ich denke, Soldaten sind arme Schweine, die in einer Zwickmühle sitzen und diese
Zwickmühle gibt es, seit es Menschen gibt und die wenigsten Männer konnten sich daraus befreien.
Meist endeten sie dann mit einem Genickschuss im Straßengraben. Ich glaube, das hätte sich
auch Herr Tucholsky ganz genau überlegt. Am grünen Tisch kann man immer leicht große Töne spucken.


Liebe Grüße
Hera
 



 
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