Welt aus Stein

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Das bedeutet, wir Liederschreiber sind tatenlose Reflexer.
Melancholische Seufzerer. Wortemacher.

Wenn schon die Metapher von den ungeliebten Mauern aufgebaut wird, dann darf man eine metaphorische Tür durchschlagen. Oder mindestens ein Fenster in die zugemauerte "andere" Welt.
Das ist zwar billig, aber das reine Metaphernhinsetzen ist auch nicht viel teurer.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Ich lese den Text als Einschätzung der aktuellen weltpolitischen Lage. Und kann da dem Autor durchaus folgen.

Eingerissene Mauern
wachsen wieder nach.
Drohen die Welt
zu überwuchern.
Hat wieder mal etwas Düsteres, Angstverbreitendes, wie schon mehrfach von diesem Autoren gelesen (was mir sympathisch ist). Man könnte an Kafka denken. Oder an Murakami. Zum Einen an sein "Hardboiled Wonderland". Und natürlich an seine Worte zum "Welt"- Literaturpreis, unglaublich passend zu diesem Gedicht:


Murakami rief mit Blick auf den 25. Jahrestag der deutsch-deutschen Grenzöffnung zu einer Welt ohne Mauern auf. «Eine Mauer ist endlich gefallen, die Welt hat sich verändert, wir atmen auf», erklärte er in seiner Rede.

«Doch unversehens ist irgendwo bereits die nächste Mauer entstanden - eine ethnische Mauer, eine religiöse Mauer, eine Mauer der Intoleranz, des Fundamentalismus, eine Mauer aus Gier und Angst. Sind wir nicht imstande, ohne ein System aus Mauern zu leben?»
Habe ich schon gesagt, dass mir der Text zusagt?
 

Tula

Mitglied
Hallo klaatu

gefällt mir inhaltlich und auch in der Form. Ein kritischer Gedanke: ich sehe einen kleinen Mangel bei:

Drohen die Welt
zu überwuchern.


Im beschriebenen Bild wachsen in den ersten Zeilen die Mauern nach, so wie sie vorher schon standen, 'nachwachsen' als ein langsamer Prozess.
Dann machst du sie zu Wuchergewächs (typischerweise schnelles Wachstum).

Zum zweiten beinhalten diese beiden Zeilen eine Interpretation des Vorgangs (die Sicht des Autors) - die Bedrohung wird direkt und wörtlich aufgeführt. Ich fände es besser, wenn sie durch die Beschreibung des Bildes gewissermaßen 'spürbar' werden würde.

Also keine Feststellung machen, sondern das Bild weitermalen. Dann wird auch der Bruch zur zweiten Strophe noch wirksamer.

LG
Tula



,
 

klaatu

Mitglied
Hallo miteinander und vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!

@Cellist
Ich lese den Text als Einschätzung der aktuellen weltpolitischen Lage.
So war es gedacht. Ich kann nicht verstehen, wie leichtfertig mühsam erkämpfte Errungenschaften vom Tisch gefegt werden, wie schnell Menschen anscheinend vergessen und wie gleichgültig das alles einem Großteil ist. Bin noch dabei, das alles zu verstehen.

@Mondnein
Das bedeutet, wir Liederschreiber sind tatenlose Reflexer.
Melancholische Seufzerer. Wortemacher.
Das hoffe ich nicht! So lange es noch Menschen gibt, die in der Lage sind zu lesen und zu reflektieren, glaube ich an die Macht der Worte!

@Tula
In einem anderen Text von mir geht es kurz gesagt um eine Kletterpflanze, die an einem Mann emporwächst und ihn schließlich sanft erwürgt. Dein Kommentar brachte mich auf die Idee beide Texte miteinander zu verbinden, werde das mal versuchen.

LG
k
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
my god!!!

"Einschätzung der aktuellen weltpolitischen Lage" - - ... ... ...

ja, witzig.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
My dear

Ach Mondnein,

du kleiner Giftzwerg. ;-)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
streich das Adjektiv, Cellist, es ist sonst ein alberner Pleonasmus
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
@revilo,

ich finde es nicht zu direkt, sondern auf den Punkt gebracht.
 

MIO

Mitglied
Mauern wachsen wieder nach …

Das finde ich eine interessante Betrachtung und so wie die aktuelle Lage sich zeigt, sieht es tätsächlich danach aus.
Wahrschienlich waren die Steine der alten Mauern doch noch nicht genügend umgewälzt und das unter ihnen verbrogene an den Tag gebracht.

Das hoffe ich nicht! So lange es noch Menschen gibt, die in der Lage sind zu lesen und zu reflektieren, glaube ich an die Macht der Worte!
Ich glaube dies auch und finde es wiederspricht sich etwas mit der letzten Stophe. Werden wir wirklich zu Stein?
Der Ausklang ist etwas unversönlich und ich würde mir nicht trauen für alle zu sprechen, wenn ich es auch bei einigen beobachte und hoffe, dass es noch aufzuhalten ist.
LG MIO
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Mondnein,

manchmal hast du auch Humor. ;-)

Dabei war "kleiner" doch so etwas wie die Hand, die ich dir reichen wollte. ;-)
 

Monochrom

Mitglied
Hi,

ich komme mit dem Wort "überwuchern" nicht klar. Das empfinde ich hier nicht passend. Es stört.

Ansonsten nix zu meckern, ein kleines melancholisches, ein wenig untief und aufgesetzt wirkendes Stück Lyrik.

Gruß,
Monochrom
 



 
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