wichter kommen szens

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sufnus

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Hihihi.... hihihihihihihi.... chrrrrchrrr.... huhuhuhuhuhu.... ich komm aus dem Kichern gar nicht raus... (im Sinne eines sehr erfreuten und nach Abklingen der Heiterkeit auch durchaus intellektuell angeregten Seinszustandes!)
Das ist ein echtes Kabinettsgustostückerl aus Jandl meets Gernhardt ("Dorlamm meint") mit der gewohnt analytischen Sinnsiebung à la mondnein. Der Commonsense (Kommen Sense?) verneigt sich schnittig. :)
LG!
S.
 

mondnein

Mitglied
Herzlichen Dank, sufnus"

Ich selbst habe etwas Sorge, weil das Wortspiel so naheliegt, daß ich mir kaum vorstellen kann, daß es nicht schon jemand anders "gefunden" hat.
Es wäre mir aus Urheberrechtsgründen durchaus wichtig, zu wissen oder darüber informiert zu werden, ob die "Dichter-Michter"-Parallelisierung schon von einem anderen "Sichter" oder "Wichter" gefunden oder angespielt worden ist.

Es liegt doch viel zu nahe, geradezu auf jeder Person Zunge -- oder nicht?

grusz, hansz
 

mondnein

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ja, natürlich ein Neologismus. Das Wortspiel liegt in der parodistischen Scheinparallele. Und die liegt derartig auf der Hand bzw. auf der Zunge, daß ich befürchte, daß es schon längst ein Sprachjongleur ausgespielt hat.
 

Scal

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Der Lyriker, der hier gesichtet hat, dass Dichter Sichter, Richter, Wichter und Michter sind, ist ein guter Dichter.
Die gesichteten Merkmale sind zugleich aber auch für das allgemeine Nicht-Dichter-Dasein charakteristisch.

LG
Scal
 

sufnus

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Also ich kenne auf Anhieb kein Gedicht, das dieses Wortspiel vom (Ge-)Dich-t(er) vs. (Ge-)Mich-t(er) bedient.
Bei Celan ("Atemwende") gibt es das Wortspiel Gedicht/Genicht und hier deutet er die mich/dich-Konstellation zumindest an, wenn er vom "Mein-gedicht" redet. Und Peter v. Matt hat sich in klugen Aufsätzen ausführlich über die Parallelen von Gedicht und Gesicht ausgelassen (vgl. auch das "Mondgedicht" von Gernhardt). Irgendwo in den weiten Gefilden zwischen Erhardt, Jandl und Ror Wolf würde ich aber auch ein Dichter/Michter-Gedicht vermuten. Nur kenne ich es nicht. ;)
LG!
S.
 

mondnein

Mitglied
Danke für die kleine Auflistung, Sufnus.
Die Reimenden fließen natürlich in ihrem Gedächtnis-Thesaurus über vor lauter ich-Reimen, von denen die mit dem Gedicht-Gesicht-Gericht-Gewicht vom bloßen Konsonantenaustausch (nach dem Ge) leben, da findet sich eine Menge.
Und natürlich die drei Reflexivpronomina.
Hier geht es um die Umdeutung des "Gedichtes": als sei es vom Reflexivpronomen "dich" abgeleitet. Und, als weitere Brechung der Deutung: um die Selbstbezogenheit der Dichter, ihren Narzißmus. Der Dichter reflektiert den Gedanken zurück in die "Sichter", und trifft gleich dreifach: Die Sichter ("ihr"!), die ihm den Narzißmus vorwerfen, sind zugleich Wichter und Richter: Sie haben was von Wichteln, und zugleich gewichten sie die Verse als Dichtung oder auch nicht. "Vernichter" oder "Nichter" könnten anklingen, sind hier aber nicht einbezogen (wie vielleicht bei Celan, der da wohl etwas existentialistisch heideggert oder sartret).

grusz, hansz
 

sufnus

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Ja... für Celan war bei der Dichtung immer auch die Nichtung ein Thema. Die Sprache hinter der Sprachlosigkeit war das von ihm beschworene Gegenmittel des Gedichts gegen das Genichts. Wie Du sagst also die existentielle Perspektive. Man könnte sagen, da ist eine Art ethischer Idealismus am Werk. In Deiner Sondierung, die Dichtung als einen Beziehungsvorgang zwischen dem Du des Dichters und dem Mich des Michter und dem selbst des Sichters aufzufassen, bist Du moderner und sprachkritischer unterwegs. Zugleich natürlich auch durchaus verspielt - meine Assoziation mit Gernhardt ("meine Meinung - ja das lässt sich hören, / deine Deinung könnte da nur stören") kam nicht von ungefähr. :)
LG!
S.
 

mondnein

Mitglied
Oh ja, sehr gut, Sufnus,

Gernhardts Wortspiel: "Meinung" - "Deinung".

Das parallele Parallelenpaar trifft sich (nicht im Unendlichen, aber) in der gleichen Pointe, vor allem durch den entsprechenden Neologismus und das Aufgreifen der beiden Possessivpronomina.

grusz, hansz
 



 
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