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Rachel

Mitglied
ich und du
das ist mehr als die summe
mehr als müllers kuh
mehr als ich und du denken können
und doch vereinen wir uns
verschmelzen miteinander
ich kippe milch
auf deinen nackten körper
schmecke jede stelle deiner haut
sauge und nehme dich
in meine seele auf
dann erklimme ich
mit rhythmischen bewegungen
langsam den höhepunkt
das melken beginnt
und auf unserem akt
die gierigen blicke
vom müller
Das, lieber Arcos, gefällt mir auch! :) Und Outymier hat gut vorgelegt.
 

sufnus

Mitglied
Hey Outymier!
Wann hat hier zuletzt ein Gedicht so fulminant für Reaktionen gesorgt? Und zwar (das ist in dem Zusammenhang natürlich wichtig) waren darunter nicht nur solche der totalen Ablehnung, sondern auch einige differenzierte oder zustimmende, ja sogar wertschätzende Antworten.
Du kannst wirklich sehr zufrieden mit diesem Text sein und ich bin ein glühender Anhänger von dem Bemühen in der Subhaikuwelt allerkürzeste, aber doch gelungene Gedichte zu erfinden.
Das vorausgeschickt ist m. E. dieses Gedicht aber doch ein gescheiterter Versuch in Minimallyrik. Ich glaube, es funktioniert (bis zum Beweis des Gegenteils, dem ich entgegenfiebere) einfach nicht, ultrakurze Gedichte auch noch mit Gesellschaftskritik auszustaffieren. Was dabei herauskommt ist in der Regel etwas krampfig (und so empfinde ich diesen Versuch) oder aber ein Slogan (Unter den Talaren: Muff von 1000 Jahren). Wobei die Unterscheidung von radikal verkürzter Lyrik und Slogan einer eigenen, mehrabendfüllenden Betrachtung wert wäre.
Abzählreime würde ich persönlich übrigens eindeutig zur Lyrik zählen (je "praktischer" sie bei einem Kinderspiel verwendbar sind, desto eher gehören sie dabei zur Gebrauchslyrik, was aber kein abwertender Begriff sein soll). In Deinem Angang ist aber der "geklaute" Abzählreim ja nur Mittel zu dem Zweck, eine Art soziale "Botschaft" zu vermitteln und (ich wiederhole mich), um Botschaft und Textgestalt irgendwie auf Augenhöhe zu bekommen, müsste der Text mehr bieten, als er das tut.
Aber (aber!!!): Es gibt viele formal korrekte Reimgedichte, die ganz schön langweilig und eigentlich keine Kommentarzeile wert sind, das ist bei Deinem Text ja offensichtlich nicht der Fall. Wenn ich also zu dem Ergebnis komme, dieser Text sei misslungen, dann muss ich doch ergänzen: Er ist auf die beste denkbare Weise misslungen und ein wirklich positives Lupenereignis. Das ist dann wohl Dialektik.
LG!
S.
 

Outymier

Mitglied
grüss dich Matze, danke für das Lob. Dieses "Nichtgedicht" versteht sich natürlich als sozialkritischer Text. Wenn man jetzt noch den Molkereiproduktehersteller Müllermilch mit hineinnimmt, bekommen sowohl Kuh als auch Kette zusätzliche Bedeutung. "Ich und du: Müllers Kuh" vom Anfang der Produktionskette bis zu deren Ende (Joghurtlöffler). mfG

PS: die letzten 3 Zeilen deines Kommentars habe ich nicht so recht verstanden. Bitte um Aufklärung.
 

Outymier

Mitglied
hallo James

in Nachhinein gesehen wäre das besser in der experimentellen Abteilung aufgehoben. Im Vorherein denkt man halt nicht so weit nach. mfG
 

mondnein

Mitglied
Anfang eines Abzählreims handelt, somit eine Kinderstube der Lyrik.
zwei Verse, der erste das Thema, der zweite das Rhema,
durch den Reim nicht nur aufeinander
- als Thema, also das, worüber gesprochen wird, auf das Rhema, das ist die eigentliche Aussage, so wie üblicherweise das Prädikat auf ein Subjekt bezogen ist -
bezogen,
sondern extrem verdichtet.

Reimende Verdichtungen sind Lyrik.

Z.B. so ein Ding wie das von Nietzsche (ohne diesen popartigen Zitatschnipsel oben mit dem glücklich-selbstbezüglichen Vers von Nietzsche vergleichen zu wollen):

Glattes Eis
ein Paradeis
für den der gut
zu tanzen weiß

grusz, hansz
 



 
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