Wo ist die Lyrik nur geblieben

3,80 Stern(e) 20 Bewertungen

Walther

Mitglied
lb. marie-luise,

du hast im herrlich-poetischen furor deine verärgerung über die moderne lyrik zum ausdruck gebracht - und dabei ein sehr gelungenes reimgedicht geschrieben. das sollte man nicht unbewertet lassen!

lg w.
 

Curd Belesos

Mitglied
Empfindungen

Liebe Marie-Luise, du sprichst mir aus dem Herzen. Als Liebhaber der Romantik stehe ich mit meinen Versen belächelt und einsam da.

Das Beschreiben von jauchzenden und bebenden Herzen erzeugt höchstens einen Kommentar "mein Herz hat noch nie gebebt".
Ich finde du hast etwas angesprochen, das die heutige Jugend nicht mehr fühlen will, man ist cool.

Architheutis beschreibt es:
ich bin Goethe-Fan, aber wie damals zu schreiben, wirkte heute altbacken
Ich habe altbackene Gefühle und danke dir für dieses Gedicht.
Curd
 
Auch, dir, lieber Curd, danke ich für deine Worte.
Sie sprechen mir aus dem Herzen.(Schon wieder das Herz)

Es grüßt Marie-Luise

Ps.Ich möchte auch allen anonymen Bewertern danken.
 
F

Fettauge

Gast
Hallo Marie-Luise,

ein satirisch gemeinter Rundumschlag gegen alles, was sich seit Goethe oder Schiller in der Lyrik entwickelt hat. Wenn es nicht zu hart wäre, müsste man das ein verdammt rückwärtsgewandtes Gedicht nennen. Aber du hast ganz nett geschrieben, reitest nur ein bisschen zuviel auf dem Reimpaar Herz - Schmerz herum. Lyrik ist aber nicht nur Liebeslyrik, sondern begreift heute das gesamte Spektrum des Lebens, und das ist das Schöne an der Lyrik. Das ist ein Fortschritt, aber als konservativ denkende Autorin kannst du dich damit nicht anfreunden. Begreife das, wer will.

Mir gefällt dieses Gedicht in seiner Aussage absolut nicht, auch wenn es handwerklich halbwegs gut geschrieben ist. Ein gutes Gedicht aber bildet immer eine Einheit von Inhalt und Form, und das kann ich hier nicht entdecken.

Apropos Reimwörter auf Herz: Es gibt sie.

Gruß, Fettauge
 
Liebes Fettauge,
ich danke dir, dass du dich ein wenig mit meinem Gedicht beschäftigt hast.
Du schreibst ja meistens gegenwartsbezogen, also ganz anders. Ich kann deshalb verstehen, dass dir dieses Gedicht nicht gefällt.

Es grüßt dich
Marie-Luise
 
F

Fettauge

Gast
Aber doch nicht nur deshalb, Marie-Luise. Ich schreibe genausogut auch Themen aus der Antike u. a. Es geht um die grundsätzliche Aussage: Ist Lyrik nur das, was man "früher" schrieb? Oder ist Lyrik alles, was das Leben umfasst, das vergangene wie das gegenwärtige? Da ich weiß, dass bei dir die Literatur sowieso nur bis zu den Klassikern reicht (das weiß ich aus früheren Kommentaren), ist es mir völlig klar, wie eng deine Sicht auf die Literatur ist. Im Grunde müsste nach diesem Gedicht sich jeder ein bisschen beleidigt fühlen, der nicht klassisch schreibt, also nicht wie unsere Altvordern. Ich liebe Goethe sicher nicht weniger als du, aber genauso liebe ich die Literatur, die nach ihm kam.
In diesem Gedicht äußert eine sehr eingeschränkte Sicht, die in ihrer Grundaussage fast etwas Reaktionäres hat.

Gruß, Fettauge
 
Hallo Fettauge,
vielleicht habe ich mich in dem von dir so ungeliebten Gedicht doch nicht klar genug ausgedrückt.
Ich mag die Lyrik nicht, bei der der Poet Erklärungen nachliefern muss und jeder etwas anderes hinein interpretiert.
Hilde Domin und Kristian Allert-Wybranietz und noch viele mit klaren Aussagen, liebe ich sehr.
Gruß
Marie-Luise
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Marie Luise Wendland,
war das Hannah Arendt, Rose Ausländer?, irgendwer sagte sinngemäß, im angesicht und im wissen um nazideutschland können keine gedichte mehr geschrieben werden... oder war das Paul Celan? egal. die jahre um die jahrhundertwende und die zwischen den kriegen torpedierten schon alles, was sich auch nur im geheimen reimen wollte. nazideutschland war, obwohl oft genug gereimt, ein weiterer mächtiger hieb. die reime der den menschen zugewandten zauberten einfach nicht machtvoll genug. sie retteten Selma Meerbaum-Eisinger nicht und viele andere auch nicht ...
heute eiert die lyrik zwischen werbeclips, billigem pop und zahllosen versuchen, wieder eine sprache zu finden. wofür denn? bisschen frieden, gerechtigkeit? was ist das? sinnenvoll den regentropfen in einer pfütze besingen?
man sagt, das leben sei kompliziert geworden. jo, das war es zu kriegszeiten nicht? was für ein blödsinn.

ich persönlich denke, wir werden uns allesamt so lange die rübe am ende der straße blutig schlagen, bis wir begreifen werden. ja, was denn? diese antwort bleibe ich schuldig. die muß ab sofort jeder und jede selbst beantworten. gereimt oder nicht. was ist das thema von gedichten, schon immer?

daher, liebe Frau Wendland, du hast ein schönes gedicht geschrieben. es fällt aus der zeit. es bezeichnet wie im antiken griechischen theater den riss in der geglaubten wirklichkeit, durch den der wind des lebens weht. jetzt gilt es, den sprung zu wagen ...


soweit mal bis dahin

LG
Die Dohle
 
J

justooktavio

Gast
Ach ja, wo ist sie nur geblieben?
Wohl tief verborgen in den Herzen,
aus der Angst vor bösen Schmerzen...
schließlich ist es einfacher,
statt Ehrlichkeit, nur noch zu scherzen!?
 



 
Oben Unten