Worte

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Zeder

Administrator
Teammitglied
Hallo musikuss, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von Zeder

Redakteur in diesem Forum
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Musikuss, ich schließe mich Zeder an und wünsche uns weitere so gut gebaute Gedichte wie dieses. Jambus, 4 Hebungen, 2 Strophen.

Es geht dir darum, dass man nur in Wörtern (nicht Worten) überhaupt denken kann, man denkt nicht "in Moll und in Dur", wie du schreibst. Das Denken wird überhaupt erst durch die Sprache ermöglicht. Nun ist es fraglich, was zuerst da war - das Denken oder die Sprache oder beides gleichzeitig. Alle anderen Lebewesen der Natur haben keine Sprache, sondern nur Laute, nur der Mensch denkt.

Nun ist ein Gedicht kein Traktat zum Thema, sondern ein Gedicht, von dem ich aber glaube, dass die erste Strophe bereits das Thema quasi abgeräumt hat. Die zweite kommt mir so ein bisschen wie ein Schwänzchen vor, das nachhinkt, der Vollständigkeit halber.

Ein Nachtrag: "Andrerseits" bitte ohne Apostroph, auch die Anrede groß zu schreiben ist nicht nötig.

Ich freu mich, dass wieder ein Vertreter des Reimes zu uns gestoßen ist, und deshalb, nicht nur deshalb, wünsche ich dir viel Erfolg.

blackout
 

musikuss

Mitglied
Moinsen blackout,

Erstmal vielen Dank für die Blumen und die Kritik! Wenn Du jetzt aber mein Gedicht auseinander nimmst, nehme ich nun auch Deinen Kommentar auseinander :p

Es geht dir darum, dass man nur in Wörtern (nicht Worten) überhaupt denken kann...
Nein, geht es mir nicht. Mein Gedicht beschreibt den Zwiespalt zwischen der Benennung und der Akzeptanz der Natur (der Dinge). Man kann ohne Worte (nicht Wörter, weil ja die Sprache im Allgemeinen gemeint ist) Dinge nicht beschreiben und ihnen damit einen Sinn verleihen. Andererseits ist es aber nicht unbedingt notwendig, für alles einen Namen zu haben - man kann es auch ohne Worte genießen.

Insofern ist auch Deine Aussage...

...ein Gedicht, von dem ich aber glaube, dass die erste Strophe bereits das Thema quasi abgeräumt hat. Die zweite kommt mir so ein bisschen wie ein Schwänzchen vor, das nachhinkt, der Vollständigkeit halber.
...nicht ganz richtig, da die beiden Verse den Gegensatz aufzeigen.

...man denkt nicht "in Moll und in Dur", wie du schreibst.
Lesen will gelernt sein. :D Ich denke nicht in Moll und Dur, sondern singe - eine klassische Metapher.

Mit dem »Andrerseits« gehe ich mit - zugegeben, ich habe das Apostroph erst beim Einstellen hinzugefügt, da ich mir nicht sicher war, weil es nun mal eine Verkürzung von »Andererseits« ist.

Das große »Du« ist eine »Macke« meinerseits - das wirst Du bei mir immer lesen. Seit fast 2 Jahrzehnten setze ich mich dafür ein, dass die Unterscheidung zwischen »Du« und »Sie« aus der deutschen Sprache verschwindet und wir uns nur noch duzen. Der Großschreibung ist ein Kompromiss, um dem »Du« die dem »Sie« nachgesagte Ehrerbietung zu verleihen.

Im Allgemeinen zu diesem Gedicht (auch für alle anderen):

»Worte« ist schon ein wenig älter, wurde bereits von mir in Lesungen vorgetragen und wurde von einem Radiosender ausgewählt und veröffentlicht. Ich höre mir gerne Eure Kritik an, werde aber am Gedicht selbst nichts mehr ändern.

Und ganz nebenbei:

Alle anderen Lebewesen der Natur haben keine Sprache, sondern nur Laute, nur der Mensch denkt.
...ist eine ziemlich egozentrische Weltsicht, die schon lange widerlegt ist. ;)
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Musikuss, du betitelst dein Gedicht mit "Worte". Also darf der Leser annehmen, es geht dir um die Sprache in diesem Gedicht. Geht es dir also nicht. Ich glaube, das ist deine Selbsttäuschung. Denn die Sprache des Dichters ist Gesang (sollte sie jedenfalls sein, wie du schreibst, eine klassische Metapher, hast du übersehen). So habe ich dein Singen aufgefasst. Nun, da bin ich von mir ausgegangen, du dagegen meintest das Lied, das von der Sprache lebt, dass dich am Lied also nicht nur Dur und Moll interessieren, sondern vor allem der Inhalt des Gesungenen. Und schreib nicht so geschwollen: Dir geht es doch nicht um die "Benennung und die Akzeptanz der Natur der Dinge". Dir geht es ganz einfach darum, ob dich der Inhalt eines Liedes anspricht oder nicht.

So gesehen hast du natürlich recht, die zweite Strophe gehört in diesem Fall irgendwie dazu oder auch nicht.

Und tu nicht so dicke, von wegen "Mein Gedicht war schon im Radio!" Davon wird es nicht veredelt. Im übrigen wissen wir doch alle, welchen Stellenwert der Akzeptanz in der Bevölkerung das Radio oder das Fernsehen heutzutage einnehmen. Und falls es dich beruhigt, meine (genau genommen drei)Gedichte waren sogar schon im Fernsehen, mit Dankschreiben! Nun sind wir hoffentlich gleich. Lass um Himmels Willen dieses kindische Protzen sein, damit kommst du bei mir nicht an.

Und jetzt mal zu den Einzelheiten. Du musst dich nicht für den Apostroph (nicht das) bei andrerseits entschuldigen. In der Lyrik ist es üblich, solche Vokalauslassungen ohne Apostroph zu schreiben.

Und noch etwas: Es gibt einen Unterschied zwischen den Begriffen der Worte oder der Wörter. Lies mal:
Goethes Worte - Goethes Wörter. Begriffen?

Und was die Sprache der Tiere angeht: Dann wünsche ich dir viel Spaß bei deiner Unterhaltung mit den Mücken im Schlafzimmer.

blackout
 

musikuss

Mitglied
Lieber blackout,

Offensichtlich hast Du die Kernaussage meines Gedichtes noch immer nicht verstanden. Es geht auch nicht um meine eigenen Worte, egal ob Gedicht oder Gesang. Es ist eher eine philosophische Frage, die hier geklärt werden soll... Findet man viel im asiatischen Gedankengut.

Mal ganz platt: Muss ich einen Baum Baum nennen, wenn ich ihn sowieso schon mit allen Sinnen wahrnehme? Das Ganze dann natürlich hochskaliert auf die gesamte Sprache.

Ich hatte auch nicht vor, zu »protzen«, wie Du sagst, sondern lediglich darauf hinzuweisen, dass ich das Gedicht unter keinen Umständen ändern werde, da es bereits mehrfach veröffentlicht wurde (was selbst schon aus urheberrechtlicher Sicht keinen Sinn macht).

Mann, mann, mann... Ich habe ja schon im Vorfeld gehört, dass die Leute in diesem Forum sehr kritisch und voreingenommen sind. Deshalb wohl auch die vielen technischen Restriktionen... :D
 

Tula

Mitglied
Hallo musikuss

Ein schöner Einstand. Übrigens eine gute Frage, ob nur der Mensch denken kann. Das hängt natürlich davon ab, was mit "denken" überhaupt gemeint ist. Da offenbar sowohl unsere Gedichte als auch die Kommentare dazu nicht frei von Emotionen sind, vermute ich mal, dass man Denken nicht ohne Weiteres von Fühlen trennen kann. Eines existiert ohne das andere nicht. Denken wird zur Komposition der Wahrnehmung. Und da verliert die Grenze zwischen Mensch und Tier schnell an Schärfe.

Irgendwie bringt dieses Gedicht diese Gedanken bzw. Zweifel lyrisch gesehen gut herüber, oder zumindest im Ansatz und auf eigene feine Weise; ein interessanter Widerspruch, den die beiden Strophen zum Ausdruck bringen.

So habe ich mir deinen Einstand "erfühlt".

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ja, das ist schon eine interessante Frage, musikuss,

wie die Phänomene singbar werden, die noch keinen Namen haben.
Wie gut, daß wir immer über Phänomene sprechen, die noch nicht in einen Namen gefaßt sind, indem wir einfach satzweise über sie sprechen. Wir tauschen uns ja weniger über Namen von Dingen aus als über Prädikationen von Subjekten. Wir bilden Rhemata in bezug auf Themata.

Und in der Tat, auch über das Prädizieren von Subjekten hinaus "singen" wir in musikalischen Strukturen, die eine eigene Logik von Intervall-Spannungen an Grundtönen, Erwartungen und Überraschungen haben. Dann geht es nicht nur über die Namen und Begriffe, Prädikationen in Sätzen und kommunikativen Akte hinaus, sondern wir bewegen uns dann auch im kommunikativen Akt selbst wie ringelnde Tintenfische und ameibomene Amöben.

Und in klangvollen Neologismen.

grusz, hansz
 



 
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