Von Hühnern und von Füchsen
Vor langer Zeit lebte in einem fernen Land ein Bauer. Er war reich und zufrieden, und die Sonne schien auf sein Leben herab. Eines Abends saß er vor dem prasselnden Kamin und sinnierte: „Alle Tiere sind in ihrem Wesen doch gut und gleich. Jenseits unserer blühenden Gemeinschaft aber leiden viele Hunger. Ihnen muss geholfen werden.“
Also ging er zu seinen Hühnern und sprach: „Mein geliebtes Federvieh, es ergeht uns allen wohl, doch im Land der Füchse darben sie und viele ihrer Jungen sterben in jedem Jahr. Ich will ein paar Füchse aufnehmen und sie gut versorgen, auf dass auch sie gedeihen mögen.“
Die Hühner rannten ob der Neuigkeiten aufgeregt umher. Sie gackerten sehr und kehrten dann, eines nach dem anderen, zu ihren Geschäften zurück, wie es eben die Art von Hühnern ist.
Noch am Abend zogen zwei Füchse in ihren Verschlag. Die Hühner empfingen sie freudig. Sie bereiteten ihnen prächtige Nester aus ihren weichsten Daunen, umsorgten sie und speisten sie von ihrem besten Korn.
Anderntags besuchte der Bauer den Stall und fand zwei Jungfüchse vor. Er freute sich sehr und alles war nach seiner Zufriedenheit.
Als er am folgenden Morgen zu dem Vieh eilte, hatte sich die Zahl der Füchse erneut verdoppelt. Im Hühnerstall herrschte große Unruhe und der Bauer suchte vergeblich nach Eiern in den Gelegen.
Da schalt der Bauer die Hühner und sprach: „Oh du dummes Federvieh! Wie könnt ihr eure Eier nur herumliegen lassen und die armen Füchse damit versuchen?“
Die Hühner senkten betreten die Köpfe und gelobten Besserung.
Am dritten Tag hatte sich die Anzahl der Füchse vervielfacht. Des Bauers Hühner saßen verstört auf den höchsten Stangen, und viele derer die er lieb gewonnen, fehlten in ihren Reihen.
Da wandte sich der Bauer erbost an die Füchse, doch die beklagten sich sogleich empört: „Herr Bauer, eure Hühner haben uns provoziert. Sie benehmen sich vollkommen unschicklich." Da ermahnte der Bauer die Hühner wiederum, und zog nachdenklich seiner Wege.
Als er am nächsten Morgen den Stall öffnete, drängten sich nur noch wenige Hühner unter dem höchsten Giebel, und sie weinten bitterlich. Der Bauer ging wütend zu den Füchsen. Doch als er sie zur Rede stellen wollte, griff ihn sogleich eine riesige Meute an. Der Bauer fürchtete um sein Leben, floh, und ward zeit Lebens nicht mehr gesehen.
Der Hof aber verkam, und wo einst blühende Freude war, herrschten fortan die wilden Füchse.
Nachtrag:
Fabeln wurden immer dann geschrieben, wenn die Herrschenden freie Rede und Meinung unterdrückten oder gar verfolgten. Einer der berühmtesten Fabel-Dichter war Jean de Lafontaine (1621-1695), der in Frankreich jedem Schulkind bekannt ist. Werke wie „Grille und Ameise“ oder „Der Wolf als Schäfer“ werden noch heute gelesen.
Vor langer Zeit lebte in einem fernen Land ein Bauer. Er war reich und zufrieden, und die Sonne schien auf sein Leben herab. Eines Abends saß er vor dem prasselnden Kamin und sinnierte: „Alle Tiere sind in ihrem Wesen doch gut und gleich. Jenseits unserer blühenden Gemeinschaft aber leiden viele Hunger. Ihnen muss geholfen werden.“
Also ging er zu seinen Hühnern und sprach: „Mein geliebtes Federvieh, es ergeht uns allen wohl, doch im Land der Füchse darben sie und viele ihrer Jungen sterben in jedem Jahr. Ich will ein paar Füchse aufnehmen und sie gut versorgen, auf dass auch sie gedeihen mögen.“
Die Hühner rannten ob der Neuigkeiten aufgeregt umher. Sie gackerten sehr und kehrten dann, eines nach dem anderen, zu ihren Geschäften zurück, wie es eben die Art von Hühnern ist.
Noch am Abend zogen zwei Füchse in ihren Verschlag. Die Hühner empfingen sie freudig. Sie bereiteten ihnen prächtige Nester aus ihren weichsten Daunen, umsorgten sie und speisten sie von ihrem besten Korn.
Anderntags besuchte der Bauer den Stall und fand zwei Jungfüchse vor. Er freute sich sehr und alles war nach seiner Zufriedenheit.
Als er am folgenden Morgen zu dem Vieh eilte, hatte sich die Zahl der Füchse erneut verdoppelt. Im Hühnerstall herrschte große Unruhe und der Bauer suchte vergeblich nach Eiern in den Gelegen.
Da schalt der Bauer die Hühner und sprach: „Oh du dummes Federvieh! Wie könnt ihr eure Eier nur herumliegen lassen und die armen Füchse damit versuchen?“
Die Hühner senkten betreten die Köpfe und gelobten Besserung.
Am dritten Tag hatte sich die Anzahl der Füchse vervielfacht. Des Bauers Hühner saßen verstört auf den höchsten Stangen, und viele derer die er lieb gewonnen, fehlten in ihren Reihen.
Da wandte sich der Bauer erbost an die Füchse, doch die beklagten sich sogleich empört: „Herr Bauer, eure Hühner haben uns provoziert. Sie benehmen sich vollkommen unschicklich." Da ermahnte der Bauer die Hühner wiederum, und zog nachdenklich seiner Wege.
Als er am nächsten Morgen den Stall öffnete, drängten sich nur noch wenige Hühner unter dem höchsten Giebel, und sie weinten bitterlich. Der Bauer ging wütend zu den Füchsen. Doch als er sie zur Rede stellen wollte, griff ihn sogleich eine riesige Meute an. Der Bauer fürchtete um sein Leben, floh, und ward zeit Lebens nicht mehr gesehen.
Der Hof aber verkam, und wo einst blühende Freude war, herrschten fortan die wilden Füchse.
Nachtrag:
Fabeln wurden immer dann geschrieben, wenn die Herrschenden freie Rede und Meinung unterdrückten oder gar verfolgten. Einer der berühmtesten Fabel-Dichter war Jean de Lafontaine (1621-1695), der in Frankreich jedem Schulkind bekannt ist. Werke wie „Grille und Ameise“ oder „Der Wolf als Schäfer“ werden noch heute gelesen.