Zeitreise Pubertät

Meine Lieblingsfolgen der Reihe Raumschiff Enterprise beschäftigen sich mit Reisen in die Vergangenheit. Sie wissen schon, Kirk und Spock im Chikago der 20er Jahre oder im späten 20. Jahrhundert zur Rettung der Wale… Es geht doch nichts über Reisen in die Vergangenheit. Dachte ich.
Bis ich vor kurzem meine eigene antreten musste. Es fing eigentlich mit einer harmlosen Matheaufgabe an. (Na gut, harmlos ist nicht unbedingt mit Mathematik kombinierbar in unserer Familie, aber Sie verstehen schon. Nichts, von dem weltbewegende Erkenntnisse zu erhoffen waren, selbst wenn Naturwissenschaftler standhaft das Gegenteil behaupten.)
Geduldig lauschte ich den Ausführungen meiner 11jährigen Tochter und bemühte mich dann, meine eigene Ansicht zur Lösung des Problems darzulegen. Ein gequält gekreischtes „Du verstehst einfach nicht, was ich meine!“, katapultierte mich schlagartig um 30 Jahre zurück.
Wie hatte das passieren können? Ich war in die Haut meines Vaters geschlüpft, der gerade dabei war, mir die Gesetzmäßigkeiten der Physik (Schrägstrich Chemie, Schrägstrich Mathematik, … beliebige Naturwissenschaften einsetzbar) zu erklären. Ein weiteres „Du erklärst das einfach nicht so, wie wir das in der Schule gelernt haben!“, konnte ich schon nicht mehr genau zuordnen. Hatte ich so verzweifelt gestöhnt oder war es meine Tochter? „Ich versteh’ das einfach nicht, du erklärst das ganz falsch!“, drang es mir ins Ohr. Oder wurde hier eine Memory Platte aus meinem Gehirn abgespielt?
Ich war hier schon, dachte ich noch, aber in der anderen Perspektive und es hat mir nicht gefallen. (Daran zumindest konnte ich mich noch sehr genau erinnern!) Ist die Pubertätsphase der eigenen Kinder nichts anderes als eine späte Rache des Schicksals? Muss ich diese Erfahrungen noch mal durchmachen, um ein besseres spirituelles Selbst zu werden? Wird meine Aura dann heller glänzen? (Oder meine Haare – besser nicht meine Haut..)
Selbst die Pickel bin ich noch nicht endgültig losgeworden. Wer bitte schleudert mich jetzt in diese unsägliche Zeit zurück und sieht lächelnd dabei zu? Wie in einem Zeitraffer liefen sämtliche Pubertätserinnerungen an mir vorbei. Als ich einen trendigen Bundeswehrparka haben wollte, aber nur die angepasste und daher spießige Version in einem ordentlichen Kleidungsgeschäft bekam. Als meine Eltern nicht einsehen wollten, warum es völlig unmöglich war, Schulbücher weiterhin in einer Schultasche zu transportieren, statt sie lässig in einen Rucksack zu stopfen. Warum niemand verstand, dass David Cassidy einfach unglaublich cool war… O Hölle, ich habe die Seiten gewechselt. Dabei dachte ich noch vor kurzem, dass Pubertät heutzutage gar nicht mehr so schlimm sei, weil man ja in vielem längst nicht mehr so eingefahrene und überholte Ansichten vertrete wie damals meine Eltern. Pustekuchen! Die Telefonrechnung, die durch Dauertelefonitis entsteht, zahlen auch wir heutigen Eltern nicht ohne schmerzlich dabei das Gesicht zu verziehen. (Flatrate hin oder her!) Und die Kosten, die durch Pickelcreme und Abdeckpasten entstehen sind zu horrend, um sie einfach zu verschweigen. (Vor allem, wenn bei besagten Geldanlagen (Kosmetikmittel ist hier eindeutig der falsche Begriff) aus pubertäter Nonchalance heraus die Deckel nicht zugeschraubt werden oder die Waschbecken eine großzügige Schicht abbekommen. Auch das mit der Zimmer Aufräumerei hatte ich mir damals lässiger vorgestellt. Nie wollte ich meine Kindern mit diesem endlosen Gejammmer „wann-gedenkst-du-endlich-den-Saustall-in-deinem-Zimmer-aufzuräumen“ anöden. Leider muss ich mir auch in dieser Beziehung Asche auf das ergraute Ex-pubertäre Haupt streuen. Ein Zimmer, in dem neben angeknabberten Schokoladentafeln diverse Mathematik Arbeitsblätter und die Unterhosen der letzten Woche vor sich hingammeln entspricht auch meinem dehnbarsten Begriff von Ordnung nicht wirklich. Ganz zu schweigen von den Penicillinfarmen in den vergessenen Brotzeitboxen...schimmelt das noch oder lebt das schon? Und ich war mir so sicher, das kein Kind es je nötig hätte, mir gegenüber die pubertäre Trotzphase zu zeigen. Mir, der ich ja alles so ganz anders handhaben wollte als meine Altvorderen. Denkste. Zu früh gefreut. Nur einen gibt es, glaube ich, der sich wirklich darüber freuen wird. Das heißt, ich bin mir jetzt sicher. Und er hat es verdient. Das ist mir jetzt auch klar. (Soviel zum besseren spirituellen Selbst – hat doch geklappt.) Und den rufe ich jetzt an. „Papa, es tut mir Leid. Ich weiß jetzt, was du durchmachen musstest. Kannst du mir nach so langer Zeit noch verzeihen?“
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo schnittlauchsis, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von DocSchneider

Redakteur in diesem Forum
 

rothsten

Mitglied
Hallo schnittlauchsis,

die Stadt heißt "Chicago", nicht "Chikago".

Deine Geschichte ist wohl sehr autobiografisch, nehme ich an? Schreiben ist sicher auch ein probates Mittel zur Entspannung. Willst Du hingegen eine große Leserschaft aufbauen, die sich selbst in Deinen Geschichten wiederfindet, die kaum Deinen nächsten Text abwarten kann, dann braucht es etwas mehr als das Auflisten von Allgemeinplätzen. Das Kinder bei den Hausaufgaben bocken, erlebt jedes Elternteil tagtäglich. Wo ist das Besondere?

Auch sprachlich hapert es ein wenig. All die Klammern, langen Sätze mit wenig Absätzen machen es etwas unangenehm zu lesen.

lg
 
A

aligaga

Gast
Hallo @schnittlausis,

lass dich nicht ins Bockshorn jagen - eine "große Leserschaft", von der unser @rothsten träumt, baut hier niemand auf. Jedenfalls nicht mit Kurzgeschichten. Das ist im Virtuellen ebenso wie in der bösen, analogen Welt draußen - Kurzgeschichten kauft dir kaum jemand ab.

Offensichtlich hat der Kritiker dein Stückerl nicht wirklich zur Kenntnis genommen, sondern nur überflogen. Hätte er es sorgfältiger gelesen, wäre er zu deiner Kernaussage gelangt: Dass man oft erst dann, wenn man Kinder hat, deprimiert feststellt, wie alt und wie spießig man geworden ist und dass von den Träumen, die man einmal hatte, als man selbst noch knapp vor der Pubertät stand, nicht viel übrig geblieben ist.

Das hast du mit durchaus hübschen und gar nicht schlecht formulierten Gedanken zum Ausdruck gebracht. Von deiner Klammersucht solltest du dich allerdings befreien und, vor allem, strukturiere das Schriftbild besser. Mach Absätze, wo auch der Leser immer wieder neu beginnen kann!

Dann wird's schon, denn im Ansatz hast du "die Schreibe" ja wirklich drauf.

Gruß

aligaga
 



 
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