Zinsloses Grinsen

5,00 Stern(e) 1 Stimme

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,


was meinst Du mit "Tag verschwenden"?

Es gibt ja immer so Vieles, was getan werden muss.

Aber manchmal ist man so erschöpft, dass man sich sagt: Ich kann nicht mehr, heute lasse ich alles liegen. Und am Abend merkt man, dass es die richtige Entscheidung war.

Meinst Du es so?


Liebe Grüße
Vera-Lena

PS.Über alles was Du zu zinslosem Sparen auf der Bank sagst, bin ich natürlich auch informiert.
 

Walther

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

danke fürs lesen und nachfragen. hier haben wir es mit einem bösen spiel mit worten und wendungen zu tun, der sich mit einem durchaus nicht fröhlich stimmenden sujet beschäftigt. man muß also den begrifflichkeiten folgen und um die ecke denken.

meine texte aus dem fundus "Acht!" sind alle irgendwie nach dieser methode gestrickt. hier habe ich zur freude aller noch einen amphibrachys drunterlegt, also das trippelschrittmetrum (Xxx).

kurz: nicht durch das täuschen lassen, was da auf den ersten blick steht.

lg W.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

irgendwie schaffe ich es nicht, hier um die Ecke zu denken.

Trotzdem Danke für Deine Antwort!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Bin gerade heute, lieber Walther,

aus dem Krankenhaus zurück, Stromschlag ins Herz, um des neu zu starten. Als ich aus der Narkose erwachte, munter fröhlich drauflos, kamen ganz fremde Worte aus meinem Mund, aber kein Allonpriester deutete meine Zungenreden, ich verstand nicht einmal selber meine Pythia. Komischerweise fiel mir das Diagnosewort "Aphasie" locker von den Lippen, nur der Rest der Kommunikation fiel mir nicht mehr ein, ich suchte und fand nicht.
Die Schutzflehenden, die fünfzig Danaiden, die den fünfzig Aigyptossöhnen fünfzig Hertz stromort strom schlag mortstrom durch die Lethe jagen, - was für eine Ironie! Die Wirklichkeit parodiert die flapsige Erzählung.
Ich hatte am Morgen die Sorge,
Wenn ich mir den Tag heute borge,
Um hemmungslos ihn zu verschwenden,
Das könnte mein Leben beenden.
Der Tag gehört einem nicht, wenn er ihn erst borgen muß, irgendwo herholen, erwerben oder kaufen. Aber ist er nicht jedem Bewußtsein geschenkt?
Aber das mit dem Borgen ist nur ein Witz, denn der Nutznießer verschwendet ihn als sein Eigentum, es ist ja sein eigenes Leben, da kann er sich lustvoll steigern. Mit anarchischer Lust am unendlichen Ende. Ein Tanz.

Am Abend betrachte ich Sterne
Und denke, wie lebe ich gerne.
Die Chose mit Sparn ohne Zinsen
Vergeht rasch mit Kaufrausch und Grinsen.
Trägst Du, Walther, so ein kurzes Nachthemd auf einem Hügel unter dem weiten Himmel? Hältst es hoch - macht nichts, keiner sieht Dich, alle blicken empor in die blauen Baldachine der Zeichnung im Märchenbuch, die Goldtaler fallen in den Schoß des Lirum Larum Lyris, das sich der Metapher vom Kaufrausch bedient. Selbst in einer städtischen Kulisse bliebe es ein Bild für das Leben selbst, das geschenkte, auf Pump verschwendete, den Sternenstaub.

grusz, hansz
 

Walther

Mitglied
Lb Hansz,
gute besserung! mein kleines verswerk griff nicht so hoch, aber ist es nicht so, daß erst im leser ein gedicht komplett wird? also ist deine betrachtung richtig.
lg W.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

nach Deinem abermaligen Tipp erkläre ich mir den Text so:

Jemand hat am Morgen beschlossen diesen Tag zu nutzen, um Selbstmord zu begehen. Als er am Abend , also fast am Ende des Tages, diese Tat noch nicht getan hat, erkennt er plötzlich die Schönheit der Schöpfung "Sternenstaub" wie blackout" es so schön benannt hat und muss über sich selbst lachen.

Es wundert mich überhaupt nicht, wenn ich total daneben liege, aber was soll ich machen.Ich lese, was ich lese.

Dir ganz liebe Grüße
Vera-Lena
 

Walther

Mitglied
lb Vera-Lena,
man kann den text so lesen, obgleich das nicht exakt gemeint war. aber ist das wichtig? gedichte dieser art geben leitplanken. der rest geschieht im leser bzw. in der leserin.
lg W.
 



 
Oben Unten