zu viel worte verloren

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Walther

Mitglied
zu viel worte verloren


die wörter sagten sich so
in den wind gesprochen
als eine bö sie fort riss
ein ausrufe zeichen blieb ver
einzelt am weg rand zu
rück

laute sangen sich um
die häuser wände wende
dich nicht um wetter
wendisch gaukelte der
drache herrschaft vor
am

seidnen faden baumelte
das leben die wellen
brecher warfen sich
gischt zu wie klein
kinder tollten die boote
am

horizont pfiffen wolken
schwaden über schorn
steinen & masten möwen
stürzten sich in ab gründe
& kein ton fand zu
rück
 

Art.Z.

Mitglied
Ich finde es sehr gelungen wie du durch konsequente Worttrennung die Zerrissenheit in deinem Gedicht darstellst.
Ich vermag es leider wieder nicht den Inhalt zu erfassen, drum kann ich dir nur dieses etwas hinterlassen.
 

Walther

Mitglied
hi art.z.,

danke fürs reinschauen und werten. es geht bei diesem text um worte. die bilder haben mit dem ab- oder fortreißen von sprachfetzen bei starken wind zu tun. aus dem gebildet wort und wind entstand der rest.

der sinn soll bei der art von vers libre im leser entstehen. ich nenne das die anwendung des haikuprinzips auf gedankenlyrik.

lg w.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo walther,
eine idee zur weiteren "wortzerstückelung":

statt

"ein ausrufe zeichen blieb ver"...

vielleicht:
"ein aus rufe zeichen..."

bin gespannt ob du die zerstückelung der sprache
weiterführst... irgendwann erreicht man als autor vielleicht
einen punkt, an dem "es" keinen sinn mehr macht.

so oder so, diese art der lyrik braucht einen geduldigen
mehrfachleser.

lg
ralf
 

Carina M.

Mitglied
Hallo Walther,

die verlorenen Worte, wo sind sie alle hin?

Deine Worte lassen bei mir Bilder zurück.

Ein sanfte Windhauch bließ mich an und nahm mich mit.
Bis zum Ende.

Ich behalte alle meine Worte, sie sind noch zu dünn, um Poesie satt zu bekommen. :)

Lieben Gruß,

Carina
 

mara

Mitglied
In diesem Gedicht finde ich deine (Un ;))Art, alles klein und getrennt zu schreiben, passend, da sie mehrere Lesarten zulässt. Sehr interessant finde ich: Die Strophenenden "rück... am... am... rück" - rücken das Zerrissene in eine gespiegelte Form, wie vom Wind fortgewehtes Chaos sich doch irgendwo wieder sammelt in bizarren Gebilden.
 

Walther

Mitglied
lb ralph,

danke für deinen eintrag und den korrekten hinweis. man kann das zerteilen der wörter auf die spitze treiben und abstürzen. viele kommentare zu dieser art von schreibung gehen in dieses richtung.

allerdings zeigt deine antwort, worum es mir damit geht: geschwindigkeit aus dem leben nehmen, sich mit dem text beschäftigen, auf ihn einlassen, die nebenwege, die er zuläßt, als herausforderung, als teil des spiels, anzunehmen.

es ist eine gratwanderung. das risiko des versagens bzw. scheiterns ist teil dieser schreibung und dieser texte.

lg w.
 

Walther

Mitglied
lb. marie-luise,

für dich habe ich dieses gedicht gemacht: http://www.leselupe.de/lw/titel-bluemchen-dichter-110184.htm ich habe mich gefragt, ob ich es dir widmen soll oder nicht, und das meine ich ernst.

ich weiß, daß manche meiner "neuen" texte starker tobak sind, aber man möge mir verzeihen, daß ich es für notwendig und richtig halte, sie zu schreiben (und wenn das vielleicht nur für mich zutrifft, denn man schreibt ja ein stückweit auch und vor allem erst einmal für sich). nicht jeden, der meine gedichte gerne liest (oder las), kann ich da mitnehmen. nur verspreche ich, daß immer mal wieder etwas "normales" herauskommt. als entschädigung sozusagen. :)

lg w.
 
du bildest wort gewebe weich wie taft
& willst dich der gefühligkeit nicht schämen
behutsam wirst du hartes sein verbrämen
& dieses ketteln braucht die ganze kraft

von der ich frag woher sie denn nur nehmen
wenn sie nicht weil vorhanden schönes schafft
befreit von grauen alltags geisel haft
kann sie das schlimmste tragischste bezähmen

sie muss tief in dir ruhn die gottes gabe
die etwas ist das ich nicht in mir habe
sie gleicht es aus das ewig ungerade

die unwucht um des rades speichen nabe
die falsche wand in einer bienen wabe
sie ist ein fluch & dennoch eine gnade

Lieber Walther
Ich habe mich gefreut, dass du mich hingewiesen,
auf dies Gedicht, das wirklich zu mir passt.
Doch deine Form stürzt mich in tiefe Krisen,
so dass ich Vieles habe schnell geschasst.

Ich hoffe, du hast wirklich nichts dagegen,
dass ich es präsentier auf meine Art.
Zwar macht es mich ein wenig auch verlegen,
weil ich so oft auf meine Form beharrt.

Es grüßt Marie-Luise
Du bildest Wortgewebe weich wie Taft
und willst dich der Gefühligkeit nicht schämen.
Behutsam wirst du hartes Sein verbrämen,
und dieses Ketteln braucht die ganze Kraft,

von der ich frag, woher sie denn nur nehmen,
wenn sie nicht, weil vorhanden, Schönes schafft.
Befreit von grauer Alltags- Geiselhaft
kann sie das Schlimmste, Tragischste bezähmen.

Sie muss tief in dir ruhn die Gottesgabe,
die etwas ist, das ich nicht in mir habe.
Sie gleicht es aus das ewig Ungerade.

die Unwucht um des Rades Speichennabe,
die falsche Wand in einer Bienenwabe.
Sie ist ein Fluch und dennoch eine Gnade
 

Walther

Mitglied
lb. carina,

worte zu suchen macht spaß - manchmal findet man nur keine! :)

danke für deinen launigen eintrag!

lg w.
 

Walther

Mitglied
hallo mara,

danke für deine freundlichen worte. in der tat hat die schreibung manchmal einen sinn, durchaus vielleicht nicht immer.

lg w.
 

Walther

Mitglied
lb karl,
danke für deinen eintrag und die schöne wertung. wortspiel und -sinn waren eines der ziele, die ich mit dem text angehen wollte.
lg w.
 
A

AchterZwerg

Gast
Das ist ausgesprochen gut gelungen, Walther. Eines deiner besten.
Zum Inhalt möchte ich nix mehr sagen (bei so vielen Kommentaren ;)) und dir nur einen schlichten
Glückwunsch
rüberreichen. LG, der8.
 

Walther

Mitglied
hi 8er zwerg,

danke für deine freundliche benotung und den lobenden kommentar. es ist selten, daß mal etwas gut gelingt. umso erfreulicher, wenn gute lyriker solchen beifall stiften. :)

lg w.
 



 
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