Hi Sid!
Dir auch lieben Dank fürs Kommentieren und Gefallenfinden!
"zu zwein" ist natürlich eine sprachliche Grenzlastigkeit (wobei als Verkürzung von zweien m. E. noch nicht außerhalb des Regelsprachlichen angesiedelt).
Tatsächlich habe ich bei der Stelle an eine ganz kurze, ja minimalistische, Liebeserklärung von Hofmannsthal gedacht, mit dem Reich-Ranicki seine Autobiographie schließt und auf dieses ungenannte Zitat habe ich einen Reim gesucht und bin beim "zwein" gelandet.
Hier also das Zitat zum Reim-Zwein:
"Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein,
dass wir zwei beieinander sein."
Ein Deutschlehrer würde in einem Schülerreim, der so lautete, zwei Dinge steng beanmerken: Erstens, dass eine Wortwiederholung kein gültiger Endreim ist und zweitens, dass es natürlich "sind" und nicht "sein" heißen müsste.
Ich denke tatsächlich häufig darüber nach, unter welchen Umständen in einem Gedicht eine "falsche" Formulierung doch einmal "richtig" sein kann. Die respektlose Antwort lautete vermutlich: "Wenn ein berühmter Name druntersteht... ". Aber ich glaube, da gibt es noch mehr...
Clemens J. Setz hat in einem äußerst vergnüglichen und anregenden Nachwort zu einem (sehr schönen!) Bändchen mit Gedichten von H. C. Artmann ein Twitter- bzw. Extwitter bzw. X-Gedicht von einer/einem gewissen Chaosfux ausgebuddelt (und wenn das kein literarischer Insiderwitz war, dürfte es sich hier um ein völlig unbekanntes Lyrikgenie handeln) und ich finde, dieses Gedicht passt sehr gut zum Veranschaulichen von "Fehlern" und poetischem Mehrwert.
Leider ist das Gedicht viel zu kurz, um es Auszugsweise zu zitieren und vermutlich wäre das Urheberrecht gegen ein Vollzitat, also wer sich dafür interessiert, muss Chaosfux und herbts googeln (nicht zu herbst autokorrigieren lassen!).
Alle anderen mögen mir glauben, dass dieses Gedicht total fehlerhaft ist und... eines der schönsten Herbstgedichte, das ich kenne. Es ist einfach wunderbar.
LG!
S.