Zyklus

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Sandra Z.

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Schon als Kind fand ich Arztbesuche total lästig und absolut unnötig. Als aber eines Tages meine Regel ausblieb und sich auch nach wochenlangem Bangen nicht wieder einstellen wollte, beschloss ich dann doch, einen Arzt aufzusuchen.

Es war schon eine Weile her, dass ich zuletzt in dieser Praxis vorstellig geworden war, und an der Rezeption musste ich erfahren, dass mein Doktor sich inzwischen in den Ruhestand verabschiedet und ein jüngerer Mediziner seine Nachfolge angetreten hatte.
Dr. Kranich war mir sofort sympathisch mit seiner bedächtigen und zurückhaltenden Art. Während wir auf das Testergebnis warteten, stellte er mir die üblichen Fragen nach Symptomen wie Müdigkeit?, Übelkeit? Brustschmerzen?, die ich allesamt mit einem empörten „Nein!“ quittierte. Wenig später kehrte er aus dem Labor zurück, musterte mich belustigt und verkündete mit einem schiefen Grinsen im Gesicht: „Herzlichen Glückwunsch!“ Wie hypnotisiert starrte ich auf das Pluszeichen auf dem Teststreifen, unfähig, diese Information zu verarbeiten. Das alles ergab einfach keinen Sinn! Ich hatte doch noch so viel zu erledigen und wollte noch die ganze Welt bereisen und überhaupt ...! War mein Leben schon vorbei, bevor es überhaupt angefangen hatte? Dr. Kranich reichte mir ein Päckchen Papiertaschentücher und sprach beruhigend auf mich ein. Dann erkundigte er sich nach meiner Lebenssituation. Ich war gerade Mitte zwanzig und verdiente seit Kurzem endlich mein eigenes Geld. Einen Kindsvater konnte ich ebenfalls vorweisen; wir waren erst vor wenigen Monaten zusammengezogen. Einer Familiengründung stand also – objektiv betrachtet! – nichts im Weg. Nachdem ich mich aus meiner Schockstarre gelöst hatte, hielt mir Dr. Kranich einen kleinen Vortrag über die verschiedenen Optionen eines Schwangerschaftsabbruchs, aber ich spürte sofort, wie unangenehm es ihm war.

„Wissen Sie, ich möchte Ihnen schon gerne helfen“, er räusperte sich, „aber bei diesen Aktionen stehe ich genau genommen mit einem Bein im Gefängnis.“
Wenig später verließ ich die Arztpraxis mit meinem Mutterpass in der Tasche. Meine Tränen waren längst getrocknet und ich fing bereits an, mein neues Leben als werdende Mutter zu organisieren. Auf dem Weg zur Arbeit schaute ich gleich im Personalbüro vorbei, um mein Attest abzugeben. Vor meinen Kolleginnen ließ ich mir nichts anmerken. Ich hatte beschlossen, meine Schwangerschaft so lange wie möglich geheim zu halten, hatte einfach keine Lust auf irgendwelche Erfahrungsberichte und andere Horrorgeschichten.
In der Mittagspause rief ich meinen Freund an und hauchte ins Telefon: „Ich glaub, wir haben da ein Problem ...“

Nach dieser niederschmetternden Diagnose schaute ich nun regelmäßig bei Dr. Kranich vorbei, und bald entwickelten wir eine enge Arzt-Patientinnen-Beziehung. Er war fast 40, seine Frau arbeitete ebenfalls als Ärztin und sie hatten eine Tochter im Teenageralter. Dr. Kranich war ein guter Zuhörer, ganz anders als der Vater meines Kindes. Ich konnte ihn alles fragen, und mit seiner gelassenen Art hatte er bald alle meine Bedenken und Ängste aus dem Weg geräumt. Ich freute mich auf die monatlichen Untersuchungen. Die ersten Bewegungen meiner Tochter speicherte er auf einer VHS-Kassette, damit ich sie daheim meinem Mann vorspielen konnte.
Meine Schwangerschaft hatte mich völlig unvorbereitet und übergangslos in die Welt der Frauen katapultiert – in diesen rosaroten Mädchenkosmos, den ich fast ein Vierteljahrhundert lang erfolgreich gemieden hatte. Plötzlich war ich umzingelt von schwangeren Frauen, die ihr ganzes Leben auf ihre Mutterschaft hingearbeitet hatten. Endlich konnten sie ihren Beruf aufgeben und sich voll und ganz ihrem Dasein als Hausfrau und Mutter hingeben!
Ich quälte mich durch einen Geburtsvorbereitungskurs nach Lamaze, wo bereits der Werdegang unserer ungeborenen Kinder geplant und in aller Ernsthaftigkeit über die Vor- und Nachteile einer Hausgeburt diskutiert wurde. Die einschlägigen Seminare für werdende Eltern brachten mir auch keine Erleuchtung. Ich fühlte mich unzulänglich, weil ich so sorglos und völlig entspannt mit meiner Schwangerschaft umging.
„Lasst mich doch einfach nur in Ruhe schwanger sein!“, dachte ich nur immerzu. Nach der Arbeit lag ich stundenlang auf dem Sofa und horchte in meinen Babybauch hinein. Es war ein Wunder! In meinem Körper wuchs ein kleiner Mensch! Könnte ich doch für den Rest meines Lebens schwanger bleiben!

„Sie sind meine Vorzeigepatientin; keine andere ist so entspannt und unproblematisch“, hatte Dr. Kranich mir immer wieder versichert. „Das wird bestimmt eine ganz leichte Geburt!“
Zwei Wochen später setzten pünktlich am errechneten Termin die Wehen ein. Es war kurz vor Weihnachten, die Entbindungsstation unterbesetzt, das Personal völlig überfordert. Fast 40 Stunden lang kämpfte ich mich tapfer durch das Auf und Ab der Geburtsschmerzen. Immer wieder hing ich am Wehenschreiber, der meterweise Seismogramme ausspuckte. Nach einer missglückten PDA ordnete der Arzt schließlich einen Kaiserschnitt an. Aus der Traum von einer natürlichen Geburt … Als ich aus der Narkose erwachte, lallte ich mit schwerer Zunge: „So ‘n Scheiß machen wir nicht noch mal!“

Kurz nach der Geburt meiner Tochter erschien ich zur Nachsorgeuntersuchung bei Dr. Kranich, im Schlepptau das schlafende Baby im Kinderwagen.
„Das war wohl nix mit der leichten Geburt!“, begrüßte ich ihn lachend und fasste meine traumatischen Erlebnisse zusammen. Ich stand noch immer unter Schock, wachte nachts schweißgebadet auf, durchlebte die Geburt als Endlosschleife. Es war allein meine Schuld ... Ich hatte kläglich versagt, hatte die an mich gestellten Erwartungen einfach nicht erfüllt! Nachdem nun das Projekt „Familiengründung“ erfolgreich abgeschlossen war, konnte ich mich wieder ganz entspannt meiner weiteren Lebensplanung widmen. Etwa alle zwei Jahre setzte ich mich dennoch in die Straßenbahn, um meinem Lieblingsarzt einen Besuch abzustatten. Der Fußweg von der Haltestelle zur Praxis fühlte sich an wie eine kleine Zeitreise. So wie damals, als ich mit meinem Babybauch beschwingt und euphorisch durchs Leben geschwebt war. Im Wartezimmer legte ich stets beide Hände auf meinen flachen Bauch und lauschte gedankenversunken den Herztönen fremder Babys, die wie eine Herde galoppierender Pferde durch die Praxis hallten.

Dr. Kranich freute sich immer, mich zu sehen. Nach der Untersuchung saßen wir noch eine Weile in seinem Büro und tauschten Neuigkeiten aus. Mit Mitte vierzig war er noch einmal Vater geworden und wirkte ein wenig überfordert mit der Situation. Er hatte kein zweites Kind gewollt, aber seine Frau hatte sich durchgesetzt. Wir unterhielten uns über Erziehung und die angenehmeren Aspekte unseres Lebens. Die Jahre vergingen, meine Tochter war inzwischen 25, plante ihre Hochzeit und eine eigene Familie. Dr. Kranich bereitete derweil seinen Ruhestand vor und hatte bereits eine junge Ärztin eingestellt, die seine Praxis im folgenden Jahr weiterführen würde. Er sagte, er freue sich auf seinen Ruhestand, aber seine Ausführungen wirkten nicht besonders überzeugend auf mich. Im Juli verabschiedeten wir uns voneinander. Ich war mir nicht sicher, ob ich noch einmal vorbeischauen würde.

Später im Dezember, in der für mich so hektischen Vorweihnachtszeit, kam mir mein Lieblingsarzt wieder in den Sinn und ich beschloss, mich noch einmal offiziell von ihm zu verabschieden. Ich besorgte eine besonders schöne Weihnachtskarte mit reichlich Platz für Text und schrieb:

Hallo Herr Doktor!
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie frohe Weihnachten und erholsame Feiertage! Bestimmt haben Sie schon ganz viele Pläne geschmiedet für die Zeit im Ruhestand. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen :) und danke Ihnen von Herzen für 25 Jahre kompetente Betreuung! Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt bei Ihnen.
Alles Gute und ein schönes Leben!
Und übrigens – der Kreis schließt sich! Ich habe gerade erfahren, dass meine Tochter ihr erstes Kind erwartet :)


Eine Woche später, als ich völlig abgehetzt vom Einkaufen nach Hause kam, fand ich einen Brief von der Arztpraxis in meinem Postkasten. „Nanu“, dachte ich irritiert, „dass mein Lieblingsarzt noch die Zeit hat, Weihnachtsgrüße zu beantworten ...“ Ich fischte ein Messer aus der Besteckschublade, schlitzte ungeduldig den Umschlag auf und las:

Sehr geehrte Frau Schneider,
wir bestätigen den Erhalt Ihres Schreibens und bedauern sehr, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Herr Dr. Kranich bereits am 17. August einem Herzinfarkt erlegen ist ...
 
Hallo Sandra,
sehr lebensnah geschrieben, die Geschichte über das Werden eurer Familie, habe ich sehr gerne gelesen. Dr. K.ranich hätte man es gegönnt, dass er diesen 'Erfolg' noch hätte erleben dürfen.
Herzliche Grüße.
Horst
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Sandra Z.,

deine Geschichte weist einige Ungereimtheiten auf:

Während wir auf das Testergebnis warteten, stellte er mir die üblichen Fragen nach Symptomen wie Müdigkeit?, Übelkeit? Brustschmerzen?, die ich allesamt mit einem empörten „Nein!“ quittierte.
Offenbar ist die junge Frau ja das erste Mal schwanger. Wie kann sie dann wissen, wie die "üblichen Fragen" aussehen?

Wenig später kehrte er aus dem Labor zurück, musterte mich belustigt und verkündete mit einem schiefen Grinsen im Gesicht: „Herzlichen Glückwunsch!“
Wieso mustert er sie "belustigt"? Kein Arzt macht das, wenn er einer Frau die Schwangerschaft bestätigt. Er könnte höchstens erfreut sein. Aber auch das wird er sich nicht anmerken lassen.

Wie hypnotisiert starrte ich auf das Pluszeichen auf dem Teststreifen, unfähig, diese Information zu verarbeiten. Das alles ergab einfach keinen Sinn! Ich hatte doch noch so viel zu erledigen und wollte noch die ganze Welt bereisen und überhaupt ...! War mein Leben schon vorbei, bevor es überhaupt angefangen hatte?
Was ergab keinen Sinn? Wenn die Protagonistin Geschlechtsverkehr hatte, kann eine Schwangerschaft durchaus Sinn machen. Verhütung hat nicht geklappt, denn das Leben sucht sich mitunter seinen Weg ... Und wieso sollte ihr Leben vorbei sein, bevor es überhaupt angefangen hatte? Sie ist doch mittendrin.

Wenig später verließ ich die Arztpraxis mit meinem Mutterpass in der Tasche. Meine Tränen waren längst getrocknet und ich fing bereits an, mein neues Leben als werdende Mutter zu organisieren.
Dieser Stimmungswechsel ist überhaupt nicht nachzuvollziehen, da sie kurz vorher noch total geschockt war.


Nach dieser niederschmetternden Diagnose schaute ich nun regelmäßig bei Dr. Kranich vorbei

Und ein paar Sätze später wird die Diagnose wieder als niederschmetternd eingestuft - also was nun?


Meine Schwangerschaft hatte mich völlig unvorbereitet und übergangslos in die Welt der Frauen katapultiert – in diesen rosaroten Mädchenkosmos, den ich fast ein Vierteljahrhundert lang erfolgreich gemieden hatte. Plötzlich war ich umzingelt von schwangeren Frauen, die ihr ganzes Leben auf ihre Mutterschaft hingearbeitet hatten. Endlich konnten sie ihren Beruf aufgeben und sich voll und ganz ihrem Dasein als Hausfrau und Mutter hingeben!
Das wirkt satirisch. Frauen arbeiten auf ihre Mutterschaft hin und werden Heimchen am Herd?? Glaubt kein Mensch!

Kurz nach der Geburt meiner Tochter erschien ich zur Nachsorgeuntersuchung bei Dr. Kranich, im Schlepptau das schlafende Baby im Kinderwagen.
„Das war wohl nix mit der leichten Geburt!“, begrüßte ich ihn lachend und fasste meine traumatischen Erlebnisse zusammen. Ich stand noch immer unter Schock, wachte nachts schweißgebadet auf, durchlebte die Geburt als Endlosschleife. Es war allein meine Schuld ... Ich hatte kläglich versagt, hatte die an mich gestellten Erwartungen einfach nicht erfüllt!
Die Stelle strotzt vor Widersprüchen. Lachend über eine schwere Geburt berichten, die nicht verarbeitet ist und als eigene Schuld eingeordnet wird ... also hier passt gar nichts zusammen.


Das gefällige Ende kann für mich die Geschichte nicht mehr retten.

Gruß DS
 
„Wissen Sie, ich möchte Ihnen schon gerne helfen“, er räusperte sich, „aber bei diesen Aktionen stehe ich genau genommen mit einem Bein im Gefängnis.“
Hallo Sandra Z.,

der Satz ist Unsinn. Ein Schwangerschaftsabbruch ist in den ersten 12 Wochen straffrei, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind (auch wenn es sich nicht um Vergewaltigung etc. handelt). Und das war auch schon vor 25 Jahren so.

Schöne Grüße
SilberneDelfine
 
Zuletzt bearbeitet:

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Satz ist kein Unsinn, sonst hätte ich ihn bemängelt.

Der Abbruch ist in Deutschland GRUNDSÄTZLICH eine Straftat und nur unter bestimmten Bedingungen straffrei, wie du ja auch schreibst.

" Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland gemäß § 218 Strafgesetzbuch (StGB) grundsätzlich für alle Beteiligten strafbar. Es gelten aber folgende Ausnahmen" ... Quelle : BMI für Familie, Frauen, Senioren und Jugend.

Ich nehme an, das wollte die Autorin ausdrücken.
 

molly

Mitglied
„Das war wohl nix mit der leichten Geburt!“, begrüßte ich ihn lachend und fasste meine traumatischen Erlebnisse zusammen. Ich stand noch immer unter Schock,
Hallo Sandra, hallo Doc,

ich kann das sehr gut nachempfinden. Als Beifahrerin wurde ich in einen Unfall verwickelt und lachte, während meine Freundin schimpfte und fluchte.

Sandra, überarbeite Deine Geschichte, Doc hat Dir gute Vorschläge gemacht.

Liebe Grüße
molly
 
Der Satz ist kein Unsinn, sonst hätte ich ihn bemängelt.

Der Abbruch ist in Deutschland GRUNDSÄTZLICH eine Straftat und nur unter bestimmten Bedingungen straffrei, wie du ja auch schreibst.

" Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland gemäß § 218 Strafgesetzbuch (StGB) grundsätzlich für alle Beteiligten strafbar. Es gelten aber folgende Ausnahmen" ... Quelle : BMI für Familie, Frauen, Senioren und Jugend.

Ich nehme an, das wollte die Autorin ausdrücken.
Also ich habe gelesen, was sie geschrieben hat, nämlich das:

„Wissen Sie, ich möchte Ihnen schon gerne helfen“, er räusperte sich, „aber bei diesen Aktionen stehe ich genau genommen mit einem Bein im Gefängnis.“
und dass ein Arzt mit einem Bein im Gefängnis steht, weil er in den ersten 12 Schwangerschaftswochen einen straffreien Abbruch durchführt, ist Quatsch. Ob du den Satz nun bemängelt hättest oder nicht (was soll diese Aussage eigentlich? Nur du weißt Bescheid???)


.

Bitte ganz zu Ende lesen:
Zitat aus dem Link:
„Seitenverzeichnis
30. März 2023
Das geltende Recht des Schwangerschaftsabbruchs wurde vom Deutschen Bundestag im Jahr 1995 beschlossen. Dem ging eine mehr als zwei Jahrzehnte dauernde intensive politische und gesellschaftliche Diskussion und zwei Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts voraus. Bei dieser Neufassung der Regelungen setzte der Gesetzgeber insbesondere die Vorgaben aus dem zweiten Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Schwangerschaftsabbruch vom 28. Mai 1993 (BVerfGE 88, 203) um.
Schwangerschaftsabbrüche sind grundsätzlich strafbar (§ 218a Absatz 1 Satz 1 StGB. Das geltende Recht trägt so der im Grundgesetz (GG) verankerten Pflicht Rechnung, das ungeborene Leben zu schützen (Artikel 1 Absatz 1 und Artikel 2 Absatz 2 GG). Diese verfassungsrechtliche Schutzpflicht ist mit den Grundrechten der Schwangeren in Ausgleich zu bringen. Die dazu notwendige Abwägung hat der Gesetzgeber mit § 218a StGB vorgenommen. Diese Regelung ermöglicht es, auch im Strafrecht der besonderen Situation Rechnung zu tragen, in der sich eine schwangere Person befindet.
§ 218 StGB sieht für den Schwangerschaftsabbruch als Strafe eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe für die Person vor, die diesen durchführt. Für die Schwangere ist die Strafe mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe geringer. Für besonders schwere Fälle des Schwangerschaftsabbruchs sieht das Gesetz eine höhere Strafe vor. Dazu zählen zum Beispiel, wenn die Tat gegen den Willen der Schwangeren begangen wird oder die Täterin oder der Täter leichtfertig die Gefahr einer schweren Gesundheitsgefährdung oder des Todes der Schwangeren verursacht. Für diese Fälle ist Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren angedroht. Eine schwangere Person kann für den Versuch, ihre Schwangerschaft zu beenden, nicht bestraft werden. Für andere Beteiligte ist hingegen auch der Versuch des Schwangerschaftsabbruchs strafbar.
Wann ist ein Schwangerschaftsabbruch nicht strafbar?
Unter bestimmten Voraussetzungen (§ 218a Absatz 1 StGB) gilt der Straftatbestand des Schwangerschaftsabbruchs als nicht verwirklicht und ist somit nicht strafbar. Das ist dann der Fall,
  • wenn zum Zeitpunkt des Schwangerschaftsabbruchs seit der Empfängnis nicht mehr als zwölf Wochen vergangen sind,
  • die Schwangere den Abbruch verlangt und
  • die Schwangere der Ärztin oder dem Arzt, die / der den Schwangerschaftsabbruch vornimmt, eine Bescheinigung vorlegt (vgl. § 219 Absatz 2 Satz 2 StGB), die nachweist, dass sie sich mindestens drei Tage vor dem Eingriff in einer staatlich anerkannten Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle hat beraten lassen. Diese Dreitagesfrist soll sicherstellen, dass die Schwangere keine überstürzte Entscheidung trifft (vgl. Bundestagsdrucksache 12/2605 (neu), S. 22)."
Zitatende
 
Zuletzt bearbeitet:

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ja, das von dir Zitierte ist alles richtig und ich weiß das auch.

Aber was schreibt die Autorin:

Nachdem ich mich aus meiner Schockstarre gelöst hatte, hielt mir Dr. Kranich einen kleinen Vortrag über die verschiedenen Optionen eines Schwangerschaftsabbruchs, aber ich spürte sofort, wie unangenehm es ihm war.

„Wissen Sie, ich möchte Ihnen schon gerne helfen“, er räusperte sich, „aber bei diesen Aktionen stehe ich genau genommen mit einem Bein im Gefängnis.“
Er erklärt ihr die diversen Möglichkeiten eines Abbruchs - ich nehme an, welche Methoden angewandt werden - und die entscheidende Vokabel ist anschließend:

"... stehe ich GENAU GENOMMEN mit einem Bein im Gefängnis."

Das stimmt, denn der Abbruch ist ja nur unter bestimmten Bedingungen straffrei! Diese Bedingungen erläutert er aber NICHT.

Wohl auch nicht nötig gewesen, denn sehr schnell hat die Protagonistin ihren Mutterpass in der Tasche.

Vielleicht klärt die Autorin uns mal auf, was sie nun genau meint.
 

Sandra Z.

Mitglied
Hallo DocSchneider,

erstmal vielen Dank für die ausführliche "Diagnose" :)

Aus Deinen Anmerkungen schließe ich, dass wir beide verschiedenen Generationen angehören. Ich denke, du bist wesentlich jünger als ich und/oder hast dich nie persönlich mit diesen "Frauenthemen" auseinandersetzen müssen. Ich habe auch nicht erwartet, dass sich ein Mann in die Situation einer jungen Frau hineinversetzen kann, die ungeplant schwanger wird und sich entscheiden muss, wie es in ihrem Leben weitergehen soll.

Was Du in deinem Kommentar als "Ungereimtheiten" bezeichnest, ist einfach nur die "ganz normale Achterbahn der Gefühle", eine Zeit voller Ängste und Selbstzweifel, die viele junge Frauen in dieser Situation durchmachen. Sorry, aber da seid ihr Männer leider ganz außen vor :) Ich habe meine Tochter in den 80er Jahren bekommen (warst du da schon auf der Welt?) und ich habe echt keine Ahnung, wie damals die Abtreibungsgesetze waren, aber das war mir auch egal, weil ich sowieso niemals abgetrieben hätte.

Den leicht satirischen Grundton meiner Geschichte hast Du ganz richtig erkannt. Diese Lebensphase hat sich für mich tatsächlich wie Satire angefühlt, weil ich dem damals gängigen Frauenbild einfach nicht gerecht werden konnte/wollte. Ich habe aber schon früh erkannt, dass man als Außenseiter mit Humor und Selbstironie viel besser durchs Leben kommt :) Noch eine Info zu den Rollenbildern der 80er: Man kann es sich heute vielleicht nicht mehr vorstellen, aber damals sind wirklich noch die meisten Frauen (gerne) daheim geblieben und haben das Geldverdienen ihren Männern überlassen. Kindergartenplätze waren Mangelware und die wenigen Hortplätze waren Alleinerziehenden vorbehalten. Harte Zeiten für berufstätige Mütter - kannst du mir glauben!

Du findest, der frühe Tod meines Arztes ist ein "gefälliges" Ende? Das verstehe ich nicht ganz. Für mich war es auf jeden Fall ein großer Schock, der mir bewusst gemacht hat, dass im Leben Glück und Unglück oft nah beieinander liegen und ein wesentlicher Bestandteil unseres "Lebenszyklus" sind.

Vielleicht wird meine Geschichte jetzt ein wenig klarer. Eine Abtreibungsdebatte ist wirklich das Letzte, was ich hier lostreten wollte!

Viele Grüße, Sandra
 
Ich habe meine Tochter in den 80er Jahren bekommen (warst du da schon auf der Welt?) und ich habe echt keine Ahnung, wie damals die Abtreibungsgesetze waren, aber das war mir auch egal, weil ich sowieso niemals abgetrieben hätte.
Hallo Sandra,

die Frage richtet sich zwar nicht an mich, aber wenn deine (dann wohl autobiographische) Geschichte in den 80er Jahren spielt, solltest du die Jahreszahl über die Geschichte schreiben. Damals galten andere Gesetze als heute bzw. auch schon vor 25 Jahren und der Satz des Arztes wird damit auch glaubwürdig. Mit einer „Abtreibungsdebatte" hat das nichts zu tun.

Steht keine Jahreszahl über der Geschichte, nimmt der Leser automatisch an, dass sie in der Gegenwart spielt.

Schöne Grüße
SilberneDelfine
 
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petrasmiles

Mitglied
Steht keine Jahreszahl über der Geschichte, nimmt der Leser automatisch an, dass sie in der Gegenwart spielt.
In der Geschichte bekommt die Tochter der Protagonistin ein Kind - wie sollte da deren Schwangerschaft in der Gegenwart spielen? Und wann bekam man eine VHS Diskette?

Als ich die Geschichte zum ersten Mal gelesen habe, fand ich sie zwar eloquent, aber ein bisschen zu 'locker flockig' und nicht wirklich 'rund', aber jetzt, wo ich weiß, dass sie dem Leben entnommen ist, machen die vorstehenden Ecken und Kanten Sinn, denn man erzählt eher, 'wie es war' als was eine Geschichte rund macht.
Ich finde auch den Titel etwas hoch gegriffen - man denkt bei Deiner Geschichte an den weiblichen Zyklus, den der Entstehung des menschlichen Lebens - und natürlich kommt dann der des Lebens selbst dazu, wodurch der Tod des Arztes passen würde, aber Dein Text hat gar keine Reflexionsebene - was wohl wiederum dem biographischen Aspekt geschuldet ist.
Ich persönlich mag diese 'dramatisierten' Geschichten aus dem Leben nicht so gerne, weil sie nicht genügend dramatisiert sind, um wirklich auf einer abstrakten Ebene vom Leser reflektiert werden zu können.
Aber vor dem Hintergrund möchte ich mich Horsts Kommentar anschließen, dass ich sie dennoch gerne gelesen habe.

Liebe Grüße
Petra
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Sandra,

mein Hintergrund tut nichts zur Sache, entscheidend ist, ob deine Geschichte funktioniert. Und das tut sie nicht. Das zeigt schon die Diskussion um die evt Abtreibung. Diese Diskussion hast du gar nicht beabsichtigt, sie ist aber durch deine Sätze entstanden, die du dem Arzt in den Mund gelegt hast.

Einen satirischen Unterton hättest du durchhalten müssen, dann hätte die Geschichte unter Humor und Satire vielleicht überzeugt.

Der größte Fehler aber ist m.E., dass Autoren meinen, eine Geschichte ist gut, weil sie genau so passiert ist, wie sie sie aufschreiben. Ein großer Irrtum! Das sieht man ja an deiner. Du hättest sie so erzählen können, aber dann in einem anderen Stil (Satire) oder die Dinge, die ich bemängelt habe, anders formulieren müssen.

Das Ende drückt gewaltig auf die Tränendrüsen und deshalb gefällt es mir nicht - zu konstruiert, auch wenn es sich so zugetragen hat. Aber wie gesagt - nur weil es so war, liest es sich trotzdem schlecht.

Und Vorab-Erklärungen, dass der Text z.B. in den achtziger Jahren spielt, braucht ein guter Text nicht. Im besten Falle könnte der Leser dazu animiert werden, ohne Hinweis über diese Zeit nachzudenken.

Trotz allem - lass dich nicht entmutigen und schreibe weiter. Potenzial ist da, das zeigen ja auch deine anderen Texte.

Gruß DS
 
In der Geschichte bekommt die Tochter der Protagonistin ein Kind - wie sollte da deren Schwangerschaft in der Gegenwart spielen? Und wann bekam man eine VHS Diskette?
Liebe Petra,

wie oft soll ich es noch erklären? Das Gesetz zur Abtreibung wurde 1995 geändert. In den 80er Jahren war sie in der Bundesrepublik Deutschland ohne Wenn und Aber strafbar. Seit 1995 gibt es eine andere Lösung, s. obigen Link.
1995 war auch schon vor 25 Jahren... Die Schwangerschaft spielt ja zu der Zeit, als die Autorin schwanger war. In ihrer Geschichte ist ihre Tochter nun 25 Jahre alt. Später erklärt die Autorin, sie sei in den 80er Jahren schwanger gewesen.
Der Satz des Arztes, den ich bemängelt habe, wäre in den 80er Jahren richtig gewesen, vor 25 Jahren nicht mehr.

Und der Passus, den du zitierst, dass man eine Jahreszahl über die Geschichte schreiben soll, bezieht sich lediglich allgemein auf Geschichten.

Ach, ich gebe es auf. Man braucht ja nur nachzulesen.

Gruß SilberneDelfine
 
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petrasmiles

Mitglied
Liebe SilberneDelfine,

ich glaube, es tut keiner Geschichte gut, wenn man sich an einem Detail derart aufhängt - Du nahmst erst an, es handele sich um die Gegenwart, dann wäre der Hinweis auf die Strafbarkeit falsch, dann stellte sich heraus, es handelt sich um die Vergangenheit, dann hattest Du mit Deiner Quelle Recht - und die Autorin mit ihrem Satz auch.
Das ist eine Debatte, die einer literarischen Bewertung nicht gut tut - und m.E. von Doc Fischer fälschlichweise in seinem zweiten Kommentar als Kennzeichen einer Geschichte aufgegriffen hat als Nachweis, dass die Geschichte nicht funktionieren würde - wobei ich hier davon ausgehe, dass er dies in seiner Eigenschaft als Kommentator geäußert hat, und nicht als Foren-Redakteur, denn dann sollte ich ihm lieber nicht widersprechen.

Abgesehen davon hat er natürlich Recht mit seiner Einschätzung, dass eine Geschichte nicht automatisch funktioniert, weil sie wahr ist.
Das kann man doch als generelle Kritik stehen lassen, ohne den Text in Grund und Boden zu zerbröseln.

Liebe Grüße
Petra
 
ich glaube, es tut keiner Geschichte gut, wenn man sich an einem Detail derart aufhängt -
Und ich glaube, es tut keiner Geschichte gut, wenn man nicht richtig recherchiert.

Du nahmst erst an, es handele sich um die Gegenwart, dann wäre der Hinweis auf die Strafbarkeit falsch, dann stellte sich heraus, es handelt sich um die Vergangenheit, dann hattest Du mit Deiner Quelle Recht - und die Autorin mit ihrem Satz auch.
Du hast meinen letzten Kommentar überhaupt nicht gelesen. Oder nicht verstanden. Egal, ich erkläre es jetzt nicht noch hundertmal.
Außer dass die Autorin erst in ihrem Kommentar von den 80er Jahren geredet hat und nicht in der Geschichte.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
@petrasmiles:

Das ist eine Debatte, die einer literarischen Bewertung nicht gut tut - und m.E. von Doc Fischer fälschlichweise in seinem zweiten Kommentar als Kennzeichen einer Geschichte aufgegriffen hat als Nachweis, dass die Geschichte nicht funktionieren würde - wobei ich hier davon ausgehe, dass er dies in seiner Eigenschaft als Kommentator geäußert hat, und nicht als Foren-Redakteur, denn dann sollte ich ihm lieber nicht widersprechen.

Hehe, mein Name sollte schon richtig sein. :)

Selbstredend kommentiere ich immer als Forenredakteur, denn das bin ich.

Aber mit deinem Einwand kann ich gut leben!

Gruß DS
 

petrasmiles

Mitglied
Und ich glaube, es tut keiner Geschichte gut, wenn man nicht richtig recherchiert.
Liebe SilberneDelfine,

Du hast richtig recherchiert - und die Autorin hat sich um vielleicht fünf Jahre 'verhauen' - das hat mit der Qualität der Geschichte nichts zu tun.

Man kann im Gegenteil auch diesen Satz des Arztes als Hinweis auf den Zeitraum begreifen, in dem sie spielt und muss nicht in eine Rechthaberei, wann welche gesetzlichen Vorgaben galten, abdriften, weil man annimmt, die Geschichte würde nach 1995 spielen.

Du hast insofern Recht, als dass solche 'Fehler' in einer konstruierten Geschichte eher nicht auftauchen, weil man das vorher recherchiert - aber so weit waren wir schon.

Liebe Grüße
Petra
 
Man kann im Gegenteil auch diesen Satz des Arztes als Hinweis auf den Zeitraum begreifen, in dem sie spielt und muss nicht in eine Rechthaberei, wann welche gesetzlichen Vorgaben galten, abdriften, weil man annimmt, die Geschichte würde nach 1995 spielen.
Ich nehme es nicht an, es steht ja klipp und klar in der Geschichte drin. Die Tochter ist am Schluss der Geschichte 25 Jahre alt. Dann wäre also die Schwangerschaft von heute an gerechnet im Jahr 2000 gewesen. Also nach 1995.

Und es ging mir nicht darum, dass ich richtig recherchiert habe - ich wusste das schon - sondern dass die Autorin nicht recherchiert hat.

Dass sie später in einem Kommentar erwähnt, in den 80er Jahren schwanger gewesen zu sein, hat mit der Geschichte ja nichts zu tun.

Schon lustig, dass du mir Rechthaberei vorwirfst.

Ich konstatiere außerdem, dass Frauenrechte anscheinend nicht so sehr interessieren. Mir ist es jedenfalls nicht egal, ab wann dieses Gesetz reformiert wurde.
 
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