Alpenschlossträumereien

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Laufpassiert

Wieder allein, das bedeutet
Tiefes, freies
Ein und Ausatmen
Auf dem Balkon
Um 5 Uhr nachts,
um 5 Uhr früh,
wie ich will.

Und, und schwer zu
Zähmende
Freiheit.
Na, das kriege ich
Schon noch alleine
Hin.
 
Ostwärts

Ostwärts fällt durch’s Klofensterchen Sonne ein,
die noch nicht ganz Ernst zu nehmende, früh-fragile,
aber sie wärmt doch schon den Blick, wenn er denn
rüberschweift durch leere Zimmerfluchten.
Lächeln mehr noch: Auslächeln hat er gelernt,
und damit schreitet er nonchalant über etwaig
obstinent Borniertes hinweg.

Durch Dornigeres schlägt er sich –
An ihm lägs ja nicht – allmorgendlich
problemlos. Es stimmt: er bleibt allein.
Und dennoch gelassen, weil’s vorhersehbar
nicht lang dauert, bis ne neue Frau ihn schnappt
und widerkäut und ausspeit, er geht dann gerne ins Museum,
Bilder schauen, oder ins Konzert, kurz
gesellt sich gern Wesentlicherem zu
als kurzfristigster Menschenliebe.

Er blickt ostwärts, leichtherzig sterbend,
ins rosenfingerische Ostlicht.
Ganz kurz wirft er ein fast schon
verzweifeltes Grinsen dem obsoleten Tod entgegen.
Du! Endlich!
 

ENachtigall

Mitglied
Ich wäre euch dankbar, wenn ihr was Konstruktives zu dieser Dialekt-Problematik sagen könntet.
Ich kann auch Hochdeutsch, finds aber langweilig.
Hallo serge,

für mich sind Dialekte, die ich nicht zu lesen geübt bin - und das ist sowohl bei Bayrisch als auch Wienerisch klarer Fall - anstrengend. Anstrengend ist der Zwillingsbruder von Langweilig. Mach´s mal so, mal so.

LG Elke
 
Schwäbisch hast Du gleich vornehm ignoriert, Elke. ;-)
Langeweile gleichmäßig zu verteilen, habe ich nicht vor.
Deswegen ist mir Deine Rückmeldung wichtig.

Danke

serge
 

ENachtigall

Mitglied
Mischschwäbisch

Offen gesagt, mir schmeckt tatsächlich schon das "Schwäbisch" so wenig, dass ich mir das "Mischschwäbisch" überhaupt nicht erst vorzustellen wage. Hättest Du mal eine Kostprobe?

Beste Grüße,

Elke
 
12.07.

Mein rechtes Ohr hat sich, zu mindestens temporär, von mit verabschiedet. Hörsturz.
Seltsam, ( Achtung Lebensweisheit!) wie lieb einem doch plötzlich vergraulte Körperteile werden können! Kann so mancher Ganzfremdkörper nicht mithalten.
Ich höre jetzt also mono, das Hirn trickst natürlich und simuliert Rechtohrinput. Aber nicht sehr überzeugend.
Ich will jetzt nicht behaupten, dass die mit meiner Freundin über's Internet geführten Kommunikationsversuche irrelevant waren, aber – da ich begleitend über Kopfhörer fortwährend (cave verbum! ;-) ) youtubiert war bei geschätzten 100 Nächst-Dezibel, war es mir doch wichtig, als ich plötzlich, nach 3 Stunden rechts!!! intermittiertes Krächzen vernahm, wohlgemerkt: bei linksöhriger Vollbetönung.
Lustig oder erlebnissteigernd war dabei, dass meine Freundin gerade unerhörtest (oder beinahe so) in Rage geraten war oder von mir sich in dieselbe getrieben vermeinte.
Und noch lustiger, wie sie dann abrupt ihren rasenden Zornriesen abbremsen konnte:
„Echt?“

Konnt' ich natürlich nicht durchhalten, den Schockmoment. Immerhin, wir schlossen unser Nachtgesäuselplänkel
mit ihrem – durch mich wegen nicht erfolgter Gegenrede sanktionierten – Apodiktum:“ Du bist manchmal schwierig!“

Zugegeben.
 
aana no

Verjazzifiziert

http://www.youtube.com/watch?v=LEctS-7RRnY&feature=related

Am besten verstehe ich Jazz wenn ich tour-de-force-grübele:
vielleicht durchzechtnächtig unter mächtigem Finanzdruck;
das, Freunde, belebt!
Seriöser als mir zugetraut - trauschauwemschonsonst - fall ich
dann schon mal in eine ungewohnt ab-und-zugeständige Rolle,
gesetzt, es helfat (bayerischer Konjunktiv = ungefähr: es helfe, älter: hülfe).
Dann = Geldbedingt.

(Achtung, hier werden mutwillig zweierlei Unbilden billig vermischt!
Geld nämlich und Sprache in einer sich der Verzweiflung mannhaft (ha!)
erwehrenden Mängelklage zusammengeschraubt.)

Im Moment, hochdeutsch: jetzt, zwäng ich mir diese manchem vielleicht obszön anzumutige
Engführung mal auf:

Und zwar weil - wie zum Beispiel die Herzmusikerin Hiromi Uehara schön gesagt hat - es gutschönwahr ist, jeden neuen Tag einen anderen Weg zu gehen, weil, wie sie erläutert, der heute entdeckte Wasserfall morgen schon erlebt, gewußt ist und Neuigkeitsprozente verloren hat und das Alltägliche das Restleben frisst, ergänze ich.

Boxt natürlich bloß gegen die 4., Dimension, zehnfingrig-muskulös an, an die Ist-Wand.
Und doch passiert Überschreiten ins Kaluza-Kleinliche hierdort schon hoffnungshalber (Hoffnung erweitert).

Und dann wird -

es Banken an der Ecke fünfte/sechste Dimension geben, die den vierigen Gläub-ich-gern Unentdeck-Bares bescheren.

Und Texte werden Sätze werden Wörter werden laut.

Geil wird dann entgeizt:

Klang gegen Duft, Sehnsucht gegen Verlangen und
Durst gegen Schweiß, Schattiertes gegen Verfärbtes
und Und gegen Oder auch getauscht


wer
den(n?)
 
16/17. Juli

Der Ernstekünstler, verernstet, verlebenedeit ...

Im traumfernen Suffgeschwüle wieder ausgegraben:
For my to-come anthology of minor American poets

Ein südlich-süßes Schäferlied des tristen Everette Maddox, der so singt:

[Southern Eclogue]

Lungerte 3 Monate bei Woolworth’s rum,
beobachtete, wie sich das Sommerspektakel
in die Tage der Leuchtenden Dollars verwandelte,
bloß nicht, wie Ira Gershwin sagen würde, für mich.

Hundstage auf der Straße, hundemüder Pechvogel
und leicht durchgeknallt, meine letzte Liebe gerade
am Strauch verdorrt, war ich was man so
„selbstständig“ nennt und stieß meinen Schädel
über’s Pflaster wie ‘ne verstaubte Magnolienblüte.

Um die Ecke führte eine Trompete Selbstgespräche.
Hoch, hoch über den Straßenschluchten, über den
rosaroten Dächern geschlossener Läden
kläffte der Hundsstern Sirius
einmal und sank in Schlaf,
als der Mann im (Voll-) Mond
hochstieg und in den Perlenhimmel
gähnte.
*

„Regnet’s?“ fragt die appetitlich-dralle Tabakverkäuferin, während sie mit dürstendem Blick die Schweißperlen auf meiner Stirn, meiner Brust ableckt.
Das Flaschenpfand reicht für noch ‘ne Flasche Rum und einen Tabak. Let the night roll on! ;-)
Ich hatte mich etwas einsam gefühlt, vorher.
Also dann: Guten Boxkampf gesehen, wenn auch zu spät eingeschaltet, Huck gegen einen dieser unglaublichen argentinischen Büffel, und das ist con admiracion. Grandioser Knockout in der 10.
Vorher noch: Nahaufnahmen vom Brandmarken nevadischer Rinder. In meiner Welt müsste wer immer das glühende Eisen einem lebenden Wesen in die Flanken brennt, sich zuerst selbst brennen lassen. Um Misverständnisse auszuschließen: Ich bin selber Rinderfleischfresser, aber für‘ s Brandmarking gäb es längst elegantere, weniger schmerzhafte Lösungen, z. B. Farbspritzen oder von mir aus Steifftier-Etiketten in’s Ohr. Naja, der Mensch mit seinen heimlichen Sadismen.
Glücklicherweise später einen Auftritt Frank Zappas im schwedischen Fernsehen auf youtube gefunden: Cosmik Debris **.
Spult mich zurück zu Philip K. Dicks „A scanner darkly“, aber ich tue so, als wären meine Beine zu schwer, ich leicht psychotisch und mein Telefonbuch unauffindbar.


--------------
* Southern Eclogue
(Everette Maddox)

I sat in Woolworth’s for three months
and watched Summerama
turn into bright green Dollar Days,
although, as Ira Gershwin
would say, not for me. Out on
the street it was Dog Days. Dog-tired,
dogshit out of luck, and a little
mad, my new love dying
on the vine, I was what they call
self-employed, kicking my head
ahead of me down the sidewalk
like an old magnolia blossom
through the dust. Around the corner
a trumpet was talking to itself.
And up, up, up the alley cracks,
over the pink roofs of shut
stores, the Dog Star gave one
yelp and sank to sleep
as the man in the Full Moon
coming on, yawned in the pearling
sky.

** http://www.youtube.com/watch?v=4uv3ia0cFWI&feature=related
 
Jetzt Jazz dich doch! ;-)

Nicht einfach, Jazz zu schreiben. Geht nur in kleinen Dosen. Leider. Ich möchte gern ins Ekstatische fallen und davon treiben. Hier mal ein abgebrochener Fehlversuch:

Wolkenraffender Wind

Kalt gleitet
ein Schonwiederdienstag-Morgengehauche
über’s noch nach(t) pochende Gewebe,
schneidet laut in Zitterhaut, in
veräußertes Mich. Gut wie Duschen,
duftlos zwar, aber fast
wahrscheinender,
wenn ich dem
allen traute, was mir gleich
wieder ins Graugewerk geschossen
wird, augohrig , tränk ich ausgelächelt
mich noch mehr ins sichere Aus.

Das Hystereinerlei rast an mir vorbei,
ich ess‘ das vielverkochte Süppchen nicht
mehr. Es hat sich ausgefadet und ich
schütte Wundsalz auf lohnenderes
Lebensehnen.

Südostwärts hat der Wind
das Weißgeplusterte verschoben,
ich schwimme zuckerwasser-Rumgenässt
noch oben, seg‘le ...


Kann nicht klappen, weil Jazz im besten Fall komplex Gewebtes über Simplem ist.

Ich habe mal ein winziges Jazzstücklein komponiert, das auf einem einzigen Augenblick aufbaut
http://www.dizzyrambos.de/?p=1

Ich glaube, das ist gelungen, aber mein Traum wäre schon, Komplexes auf Komplexem aufzutürmen wie es Oscar Peterson mit Maids of Cadiz gelungen ist. Ein Traum halt, wie der Bayer sogt. ;-)
 

ENachtigall

Mitglied
... und es war (auch noch) einmal another piece of fahrstuhljazz, welches ich besonders mochte, aber leider nirgendwo konserviert habe.

Finde das aktuell Veröffentlichte - egal wie Du´s nennst - sehr einschmeichelnd. Hätte allerdings [blue]Hysterieneinerlei[/blue] geschrieben.

LG Elke
 
Herzangst und psychotrope temporäre Überwindung

Seit 25 Jahren, (fast) Hälfte des Lebens, pardon lieber Hölderlin,quält mich Herzangst, also: die Angst, einen Herzinfarkt zu erleiden. Es fing mit leichten, medizinisch unbedenklichen Herzrhythmusstörungen an, verursacht durch Angstsituationen an der Uni.
Wodurch wurde Linderung erreicht? Durch den wenig verantwortungsbewussten Gebrauch im Übermaß von Alkohol, Benzodiazepinen, Heroin und Codein, gerne auch in beliebiger Kombination.
Welche psychosozialen Nachteile ergaben sich durch dieses Verhalten? Die oben benannten Gifte vergrößerten die Distanz zwischen dem Autor dieser Zeilen und seiner Umwelt. Ein psychotroper Nebel wurde erzeugt, durch den unser Patient den Ausweg nicht mehr finden konnte. Et cetera.


(für J. Joyce ;-) )
 
Albanisch Reiten

Abendliches Treffen mit dem Professor für Albanisch an der hiesigen Universität. Neben mir ein amerikanischer Student, Stewart E. Mann-Jünger (leider), der nach allerhand Theorie endlich Albanisch aus dem Mund eines Albaners hören will.
Wir unterhalten uns über die lautlichen Entsprechungen zwischen Toskisch und Gegisch, dann über die süditalienischen Albanerkolonien. Und dann verwendet der Professor eine italienische Redewendung, die mein Dichterherz verzückt: a cavallo tra due mondi.

Albanisch habe ich nicht gelernt, aber immerhin: die Redewendung sitzt.
 
Untypischer Montag

Sonntag war grauenhaft(Intoxikation und Depression schaukelten mich auf und ab). Am Montag keimte verschüchterte Hoffnung auf: Die gefräßigen Pfandflaschenautomaten öffneten ihre Mäuler wieder und spuckten kärgliches Schnapsgeld aus. Buchantiquariate lagen höhnisch auf der Lauer. Ich sortierte aus, was für mich den aktuell geringsten ideellen Mehrwert besaß und ließ mir mein sauer Erworbenes nach Gewicht bezahlen und schleppte mich mit neuem Schnaps, Tabak und - irgendwo dazwischen unglückselig verkeilter- Hoffnung in meine brüchige Festung zurück. Immerhin noch ein geretteter Abend und einer, der besser schmeckte als der vorige.
Geringfügig.
 
Dienstags

Epiphanie I

Ich stelle mir vor, ich wäre in unser Meeting getaumelt und hätte halb bei Sinnen zu sprechen begonnen: “Tja, Freunde, seht mich an! Das Tier hat wieder Besitz von mir ergriffen . Es zerzaust mich und treibt mich durch meine Albträume und weidet mich auf seinen giftigen Auen. Es will mich nicht leben lassen. Ich bäume mich auf, aber das Tier ist sehr wütend. Ein linkshändiger Engel muss nach meinem Rechten sehen, muss meine Lichter umstellen, mich den Unsinn vernünftigen Lebens glauben machen. Ein Böses hat Angst in mich gesät und schenkt mir sein Gift ein, um dieselbe Angst zu betäuben.“
So sieht Sucht von innen aus, sie spricht mit der pathetischen Macht kindlicher Nachtmahrfantasien, ist einer der uralten Dämonen, die sich tief in den menschlichen Hirnstamm eingegraben hat zwischen Lust, Angst, Zorn und Gier. Wer sie bekämpfen will, muss sich auf den Tod einlassen wie die Helden des griechischen Mythos, muss das Versagen einkalkulieren.
 
Optionsüberdruss

Ich bin
an der Fülle meiner Möglichkeiten gescheitert.
Während ich mich noch gebrochen im Staub wälze,
schießen doch schon wieder verlockende Optionen
um mich hoch. Das Leben bleibt mir ständig ein Zuviel an Möglichem.
Nur ein Weg und eine Hoffnung ist, was ich wünsche,
denn mehr
versperrt mir jeden Weg.
 
anläßlich schönen Wetters

Oh well waits …

Funnily, the younger Waits, the lesser a clown,
he
was.

(un bonmot dedié à Mme Papillon)




Let’s infuse a bit of real life in
this oblique poet’s ramblings:
Saw, I saw – oh irony – two
different blind girls stepping out on the street
on different occasions into life
and I swear life grinned ironically
because I could see
and hear it mumbling:
Beware you get-me-not’s,
It hurts to fall down and
whoever told you I’d be nice
lied!


i never really loved life anyway.
 



 
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