Hallo Mondnein
herzlichen Dank für Kommentar und Textarbeit. Es freut mich natürlich besonders, gerade von dir bei solch einem Thema eine eingehende Analyse des Textes zu bekommen
und hoffe, dass das Gedicht seiner philosophischen Betrachtungsweise und Absicht einigermaßen standhält. Du hast auch treffend ein paar Schwachstellen entdeckt, die ich hiermit korrigieren möchte.
Das Wort als dichterische Erkenntnis erkenne ich ebenfalls an, wobei es mir hier weitergreifend um neue Gedanken, Ideen jeder Art usw. ging (wie etwa bei Benns bekannten Gedicht – Ein Wort, welches mir hier allerdings wirklich nicht als Vorlage diente).
Diese Interpretation habe ich versucht, in V4 mit “in der Tiefe Licht verschafft” inhaltlich zu betonen. Da auch der Stein für Erkenntnis und Weisheit steht (obwohl ich sein geheimnisvolles Leuchten auf dem Grund leider vernachlässigt habe), steht sein Einschlagspunkt im Wasser als Ursprungsort der benannten neuen Kraft.
Wobei wir in der Tat beim ersten Fehler meinerseits sind. Der Nabel aller Dinge mag vielleicht als solcher zugänglich sein, aber wie du richtig bemerkst, steht er selbst nicht für die Geburt als Moment, sondern als Resultat der letzteren. Außerdem laufen die Dinge normalerweise “zum” Nabel (wie z.B. der Nabel der Welt) und nicht umgekehrt. Ich habe mich daher für die 'Quelle' entschieden, nicht unbeding originell, aber unmissverständlich.
Dass sich 'fliehen' und 'streben' hier schon semantisch widersprechen, stimmt auch, war mir beim Schreiben nicht aufgefallen. Fliehende Worte wäre ja im Kontext etwas unangebracht; aus 'fliehen' wurde in der neuen Version also 'ziehen'.
Statt 'stürmisch' jetzt auch 'mutig'. Entpricht wohl ebenfalls etwas besser dem Aufbruch neuer Ideen.
Inhaltlich geht es also um den sinnbildlichen Vergleich der fortlaufenden (in Ringen, nach allen Richtungen) Welle(n) und den besagten Gedanken, Ideen usw. als Produkt menschlicher Geisteskraft. Die stetige Interferenz dieser Welle mit anderen Bewegungen auf der Oberfläche, die ununterbrochene Um- und Neuformung und die unendliche Vielfalt (fraktal), die dabei entsteht, erschienen mir als schöne Vergleiche für den 'Weg' des Wortes durch das gedankliche Raum-Zeit-Gebilde der Menschen. Das Verebben der Welle darf dann am Ende nicht als Verlust verstanden werden, sondern vielmehr als Eingehen und Auflösung im unsterblichen Ganzen.
Soweit zur Idee. Bliebe noch der Himmel: der reflektiert sich im Wasser und erzittert dabei. Die metaphorische Seite dieser Betrachtung lässt immer noch einigen Raum für die Interpretation des Lesers. Ich dachte dabei selbst an politische Macht (welche typischerweise die Bewegung der Gedanken und Worte viel lieber auf eine leichter überschau- und vorhersehbare Grundlage der Mechanik stellen würde) und überhaupt an alle jene, die an dem beschriebenen Prozess selbst nicht teilnehmen, aus welchem Grund auch immer als Zuschauer verbleiben.
Die 'Ergebenheit' steht daher für so etwas wie 'ängstliche Ehrfurcht'. Ich habe eben noch einmal nach Alternativen gesucht, 'Befangenheit' und 'Beklommenheit' stehen meiner Absicht noch am nächsten, sind aber auch nicht so stark, was die beschriebene Ehrfurcht angeht.
Nun muss ich mich bis morgen erstmal selbst auflösen
Dankende Grüße
Tula