An die Poesie und .... (Komisch-Barockes Sonett)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Dieses Tom Wolfe Putrem Stück da oben von den Reitern ist der absolute Wahnsinn!

unglaublich! was für eine Musik!
 

Marker

Mitglied
Solche Musik erhebt uns Menschenkinder ueber die banalen irdischen Dinge hinaus und laesst uns zum Goettlichen hin streben - wie die Motte zum Licht
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Nun ja, diese apokalyptischen Reiter sind banal und irdisch, wie diese Wiederholung vom "Faulen", putrem putrem, mit hartem Hufschlag onomatopoietisch hingeknallt, das ist die Musik einer Landschaft.
 
A

aligaga

Gast
Das hier ist ein Literaturforum, Freunde, und es ging um ein Sonett und dessen Inhalt, nicht um das Geklampfe eines längst verblich'nen Popsängers, der wahrlich nicht der erste war, der den linken Daumen auf dem Griffbrett hatte - die Technik hatten schon die Lautisten und die Gambenspieler des Mittelalters und jeder Swing-Gitarrist der 1920er drauf. Im Gegensatz zu dem Drogenopfer beherrschten sie aber nicht nur die Improvisation, sondern konnten auch so ziemlich die gesamte, zeitgenössische Literatur vom Blatt spielen, vorausgesetzt, sie waren nicht besoffen.

On topic: Ab einem gewissen Schwierigkeitsgrad ist nüchterne Kunstfertigkeit unerlässlich. Es ist dies der Grund, warum guhte Geiger, guhte Fußballspieler und guhte Schriftsteller nicht nur gesucht sind, sondern guhtes Geld verdienen - auch dann, wenn sie mitunter Murks spielen oder schreiben.

So war es, so ist es und so wird es immer bleiben.

Leider hat unser guhter @Willibald noch nichts zu @alis Vorhalt gesagt, der Uhu schlüge nicht wie eine Lerche, auch wenn er davon überzeugt sei ...

Amüsiert

aligaga
 

Marker

Mitglied
In der Tat, ich stimme @Ali zu. Magst mir verzeihen, @Willibald, dass ich von deinem Sonett so arg abgeschweift bin. Soll nicht wieder vorkommen. Sagen wir, die Gaeule sind mit mir durchgebrannt.
Marker
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
"Popsänger" - der war gut.

Marker, weißt Du nicht, daß man dem Knoblauchgaga immer das letzte Wort lassen muß? Du deckst seine Blamagen zu.
 
A

aligaga

Gast
"Popsänger" - der war gut.

Marker, weißt Du nicht, daß man dem Knoblauchgaga immer das letzte Wort lassen muß? Du deckst seine Blamagen zu.
"Konstruktive Vorschläge oder eine tiefere Analyse"? Echt jetzt?

Das hier ist nicht dein Thread, sondern @Willibalds. Halt ihn also sauber. Küble dein primitives, rassistisches Gehetze und deinen Dreck daheim in deine Latrine. Spülen nicht vergessen!

Fröhlich summend die Schutzhandschuhe wieder abstreifend

aligaga
 

Marker

Mitglied
Die Zustimmung betrifft einzig seine Aeusserung, dass wir von Willibalds Sonett abgeschweift sind. Was Hendrix fuer mich bedeutet, sieht man ja an meinen Kommentaren. Er ist ein Gitarrengott.
Marker
 
A

aligaga

Gast
Was Hendrix fuer mich bedeutet, sieht man ja an meinen Kommentaren. Er ist ein Gitarrengott.
Es gibt hienieden keine Götter, aber immer jemanden, der Dritte dafür hält und zu ihnen betet.

Vor derlei Götzendienstlern hüte man sich. Sie sind einer vernünftigen Argumentation selten mehr zugänglich. Ganz schlimm wird's, wenn sie vom Missionstrieb beseelt sind. Sie hören dann nur noch in einer Tonart; für die zehntausend and'ren Gesänge sind sie ertaubt.

Amüsiert

aligaga
 
T

Trainee

Gast
Hallo Willibald,

gern möchte ich final etwas zu deinem Sonett sagen und zwar zunächst mit einem Zitat Robert Gernhardts:

Das komische Gedicht erschöpft sich nicht im Lachen.
Im Gegensatz zum Witz, der direkt auf eine Pointe zusteuert, zeigt sich die Wirkung eines gekonnt gefertigten komischen Gedichts bereits unterwegs.
Es amüsiert noch, wenn ich die Pointe bereits kenne oder ahnen kann.
Hinzu kommt, dass ein nach tradierten Regeln verfasstes Heute-Werk einen Widerspruch in sich darstellt, also parodiert, was es an Form zu bieten hat.
Insbesondere gilt dies natürlich für "Barockes", das sich gleichsam dem "hohen" Ton todernst verpflichtet und dem Leser deshalb eine gewisse Fallhöhe garantiert.
Zwar nimmst du dir ein paar formale Freiheiten heraus, doch schmiegen die sich, da sie gut zum Verspielten des Barocks passen.
Das dazu.

Zum Inhalt ist bereits einiges gesagt worden.

Schön, dass du hergefunden hat: Ich überlege die ganze Zeit, ob du mit einem früheren User (Waldemar) identisch bist ...

Freundliche Grüße
Trainee
 

Willibald

Mitglied
An die Poesie und an solche,
die meine Dichtversuche schmähen.

(Komisch-Barockes Sonett, antiquarisch-freudig)

Ich bin kein Adler, holde Poesie, der deiner Sonnen Blinken,
Der deiner Wangen Glanz kann schauen unverwandt:
Wenn deiner Augen Glut in meinen eingebrannt,
So müssen ganz beschämt die Lider niedersinken.

Und dennoch will ich nicht der scheuen Eule gleichen,
Die statt dem Tag erwählt die dunkle, dunkle Nacht.
Ich flügle nach dem Feur, das wohl zu Asche macht
Furcht, Blöd- und Schüchternheit und all die Fragezeichen.

So schwing´ die Flügel jambisch, o gelehrte Eule,
Im Hohlstamm ächz´ der Waldschrat weiter,
Im Morschholz glimme rot die Fäule.
Du singe ernsthaft, singe heiter.

Mein Lied, sagt ihr, sei dilettantisch?
Ja, sicher doch. Doch auch bacchantisch.

https://vignette.wikia.nocookie.net.../d2/Owl.gif/revision/latest?cb=20160310164257

http://www.zeno.org/Literatur/M/Zie...chreib-Art/Vermischte+Gedichte/Lob+der+Poesie
 

Willibald

Mitglied
Gelehrte Eule sprechend

Salute, kundiger Trainee

(1) Traditionsspiel

Die Robert Gernhardt Linie ist auf jeden Fall anregend:

Traditionelles, traditionelle Lyrik ist spätestens seit der Moderne um 1900 so etwas geworden wie Spielmaterial. Allerdings erkennt eben nur bedingt jemand, dass und ob ein kreatives Spiel mit vorgegebenen, versatzstückartigen Elementen vorliegt. Und dann noch eine Schwierigkeit: Oft ist gar nicht klar, ob nun ein Spiel mit der Überlieferung vorliegt, in dem es um Adaption, um Imitatio geht. Oder eher um eine Komisierung, ein Verlachen, eine Vernichtung der Tradition.

Mir ging es oft so wie als Kind im Fasching: Man verkleidet sich als Hexe, ist plötzlich eine Frau und jagt mittelalterlich wüst durch die Gegend, spooky eben. Und ab einem bestimmten Punkt, macht das nicht nur einen komischen Spaß, sondern man steckt mitten drin. Und beobachtet plötzlich sich selbst, wie man Eigenes durch gar nicht mehr so fremde Formate wahrnimmt und sich dabei selbst – verfremdet zwar, aber doch intensiv erleben kann.

So ähnlich denn auch das barock-komische Sonett. Immer ein bisschen verzweifelt-unfreiwillig-komisch, wenn man zu Selbsterläuterungen greifen tut. Aber. Die Genitivhäufungen ( „der Sonnen Blinken“, „deiner Wangen Glanz“), das einsilbige „Feur“, das reihende „Furcht, Blöd- und Schüchternheit“) ist erstmal Verkleidung und Kleidung aus der Kleiderkammer des Barock.

Dann gibt es da die strenge Form und ihren Nutzwert: Die beiden Quartette enthalten oft eine Antithese, hier der situationsmächtige, poesiekompetenten Adler und kontrastiv die etwas professoral-gichtig-dünnblütige Eule. Die aber doch – in bescheidenem Maße das „Feur“ der Poesie anfliegt. Dialektisch bleibt dann doch eine Art Synthese latent im Text spürbar: Es gibt eine Poesie unter dem Höhenflug des Adlers.

Sonette als hohe Formen beschäftigen sich gern mit sich selber und haben von daher in der Selbstreflexion auch eine komische Fallhöhe. Aber sie müssen nicht gänzlich kollabieren. Vielemehr ist es oft so, dass sie ab einer gewissen Dauer Stabilität, Schmunzeln, Vergnügen und eine gewisse Ernsthaftigkeit verbreiten. Hier ist der jambische Flügelschlag in der ersten Zeile des ersten verdeckten Terzetts so eine Selbstthematisierung. Und dann gibt es eine Abwehr von Waldschrat und Fäule als Feinde poetischen Mittelfluges in den Imperativen. Konsequent dann die Adhortatio in „Du singe ernsthaft, singe heiter“. Wohl wirklich die die Wiederaufnahme der Synthese in den beiden Quartetten.

Das Ding endet dann – wie in einem Shakespeare-Sonett mit einem Couplet – und nimmt die Kriitkerstimmen auf. Eine fröhliche Bejahung des Dilettantismus(es). Und im Schlußwort „bacchantisch“ eine semantische Menge: tanzend, rhythmisch, wilder Tanz, Gesang, stampfen, Spaß, dionysisch, formsprengend, verspielt, epikuräisch-hedonistisch, weg von der Askese und Strenge. Daher dann auch – ächz – das Abweichen vom sechshebigen Alexandriner in der Langzeile (1) und in den sich verkürzenden Zeilen 9, 10, 11, 12.


(2) Spaß und Freude bei Ror Wolf

Ror Wolf selbst versteht seine Soentte als, „Verkupplungsversuche von strenger Kunstform und rabiatem Inhalt, von abgeschrittenem Versmaß und krachendem Jargon.“

Rammer-und-Brecher-Sonett 4

Das ist doch nein die schlafen doch im Stehen.
Das ist doch ist das denn die Möglichkeit.
Das sind doch Krücken. Ach du liebe Zeit.
Das gibt’s doch nicht. Das kann doch gar nicht gehen.

Die treten sich doch selber auf die Zehen.
Die spielen viel zu eng und viel zu breit.
Das sind doch nein das tut mir wirklich leid.
Das sind doch Krüppel. Habt ihr das gesehen?

Na los geh hin! Das hat doch keinen Zweck.
Seht euch das an, der kippt gleich aus den Schuhn.
Ach leck mich fett mit deinem Winterspeck.
Jetzt knickt der auch noch um, na und was nun?
Was soll denn das oh Mann ach geh doch weg.
Das hat mit Fußball wirklich nichts zu tun.
(3) Bonustrack: Harig und unser Bernd Hutschenreuther

Ludwig Harig: „Das Spiel an sich“

Der Wille ist gewiß die Kraft und Überwindung
des innren Schweinehunds, den Luther schon beschrieben.
Er ist der Antriebsschwung der Energie geblieben
für Körper in Kontakt, für jede Form von Bindung.

Geschwächter Wille führt zu Abkehr, zu Erblindung
für das Zusammenspiel. Einander sich zu lieben
erfordert Aufgalopp: Fort mit den schlechten Trieben!
Dem Nächsten spürbar sein ist Sache der Empfindung.

Es herrscht im Mannschaftsspiel ausschließlich, ja extrem
Hinwendung an das Du. Es gibt nichts außerdem.
Der Auftritt eines Stars bleibt pure Episode.

So ist nicht personell die Mannschaft das Problem,
jedoch der Doppelklang von Wille und System,
mentaler Habitus und triftige Methode.
Ludwig Harig: Das alte Lied (veröffentlicht 1989)

Es ist das alte Lied: ein Ziehen und ein Reißen
geht durch den morschen Leib. Das Alter naht mit Schrecken.
Es kracht in Arm und Bein, in Hüften und in Becken,
in Lenden, Zehen, Kreuz. Und was den festen Steißen

einst stolze Haltung gab, verrottet im Verschleißen.
Ich sitze im Fauteuil (1), gehüllt in weiche Decken;
was will, ans Bett gelehnt, der alte Wanderstecken
von Reisen in die Zeit, ins Leben mir verheißen?

Und auch der Sessel kracht in allen seinen Fugen.
Ihn hält zusammen, was die Knochen nicht vertrugen:
des Nagels Krallenfuß, die zähe Hand des Leims.

Daß etwas übrigbleibt, ist nichts als Kinderglauben.
Es modert das Gebein, es rosten alle Schrauben,
es hält am Ende nur die Klammer meines Reims.

(1) Fauteuil: Lehnsessel
Bernd Hutschenreuther: SONNET. LXXV.Doc

Ich hackte ihren Namen in die Tasten
der Strom fiel aus, da war der Speicher leer,
ich schrieb noch einmal alles in den Kasten,
da kam ein Virus, da ging gar nichts mehr.

Du dummer Freund, sprach SIE, der Trübsal bläst,
kein Speicher hält kein Bit für Ewigkeit,
und ich verschwinde auch, wenn du verstehst,
mein Name ist nur Zittern in der Zeit.

Nicht doch, sprach ich, soll'n andre Files verschwinden
im Plattencrash, doch dir soll Leben sein,
durch meinen Vers wird man dich ewig finden,

dein Name geht ins Hauptverzeichnis ein.
Und kommt auch alles in den Schrott noch heut,
steht unsre Liebe auf im Web erneut.
Übersetzung von unsrem Bernd Hutschenreuther

greetse

ww
 
T

Trainee

Gast
(2) Spaß und Freude bei Ror Wolf
Wer Raoul Tranchirer kennt und liebt, erhält von mir 100 Extrapunkte!

Und ich stimme dem zu, was du sagst. Die Balance zwischen Tradition und einer circensisch anmutenden Imitation (als 1:1 - Übertragung in die Jetztzeit) edler alter Formen ist nicht immer leicht zu halten. Im heiteren Genre gelingt das vermutlich noch am "ehrlichsten."
Andererseits ist es in einem Forum wie der Leselupe absolut zureichend, einfach nur Spaß an der Kunst des Reimens zu haben und sich in überlieferten Formen zu versuchen.
Beherrschen sollte man die schon.

Liebe Grüße und vielen Dank für deine interessanten Beispiele
Trainee
 

Willibald

Mitglied
An die Poesie und an solche,
die meine Dichtversuche schmähen.

(Komisch-Barockes Sonett, antiquarisch-freudig)

Ich bin kein Adler, holde Poesie, der deiner Sonnen Blinken,
Der deiner Wangen Glanz kann schauen unverwandt:
Wenn deiner Augen Glut in meinen eingebrannt,
So müssen ganz beschämt die Lider niedersinken.

Und dennoch will ich nicht der scheuen Eule gleichen,
Die statt dem Tag erwählt die dunkle, dunkle Nacht.
Ich flügle nach dem Feur, das wohl zu Asche macht
Furcht, Blöd- und Schüchternheit und all die Fragezeichen.

So schwing´ die Flügel jambisch, o gelehrte Eule,
Im Hohlstamm ächz´ der Waldschrat weiter,
Im Morschholz glimme rot die Fäule.
Du aber singe schwingend. Kauzig, ernsthaft, heiter.

Mein Lied, sagt ihr, sei dilettantisch?
Ja, sicher doch. Doch auch bacchantisch.

https://vignette.wikia.nocookie.net.../d2/Owl.gif/revision/latest?cb=20160310164257

http://www.zeno.org/Literatur/M/Zie...chreib-Art/Vermischte+Gedichte/Lob+der+Poesie
 

Willibald

Mitglied
An die Poesie und an solche,
die meine Dichtversuche schmähen.

(Komisch-Barockes Sonett, antiquarisch-freudig)

Ich bin kein Adler, holde Poesie, der deiner Sonnen Blinken,
Der deiner Wangen Glanz kann schauen unverwandt:
Wenn deiner Augen Glut in meinen eingebrannt,
So müssen ganz beschämt die Lider niedersinken.

Und dennoch will ich nicht der scheuen Eule gleichen,
Die statt dem Tag erwählt die dunkle, dunkle Nacht.
Ich flügle nach dem Feur, das wohl zu Asche macht
Furcht, Blöd- und Schüchternheit und all die Fragezeichen.

So schwing´ die Flügel jambisch, Du gelehrte Eule,
Es krächzt der Schrat im hohlen Stamm,
Im Morschholz glimmet rot die Fäule.
Das Klinggedicht sei Dein Programm
(und dann und wann ein Epigramm).

Mein Lied, sagt ihr, sei dilettantisch?
Ja, sicher doch. Doch auch bacchantisch.

https://vignette.wikia.nocookie.net.../d2/Owl.gif/revision/latest?cb=20160310164257

http://www.zeno.org/Literatur/M/Zie...chreib-Art/Vermischte+Gedichte/Lob+der+Poesie
 

Willibald

Mitglied
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die meine Dichtversuche schmähen.

(Komisch-Barockes Sonett, antiquarisch-freudig)

Ich bin kein Adler, holde Poesie, der deiner Sonnen Blinken,
Der deiner Wangen Glanz kann schauen unverwandt:
Wenn deiner Augen Glut in meinen eingebrannt,
So müssen ganz beschämt die Lider niedersinken.

Und dennoch will ich nicht der scheuen Eule gleichen,
Die statt dem Tag erwählt die dunkle, dunkle Nacht.
Ich flügle nach dem Feur, das wohl zu Asche macht
Furcht, Blöd- und Schüchternheit und all die Fragezeichen.

So schwing´ die Flügel jambisch, Du gelehrte Eule,
Es krächzt der Schrat im hohlen Stamm.
Im Morschholz glimmet rot die Fäule.
Das Klinggedicht sei Dein Programm
(und dann und wann ein Epigramm).

Mein Lied, sagt ihr, sei dilettantisch?
Das räum´ich ein. Doch auch bacchantisch.

https://vignette.wikia.nocookie.net.../d2/Owl.gif/revision/latest?cb=20160310164257

http://www.zeno.org/Literatur/M/Zie...chreib-Art/Vermischte+Gedichte/Lob+der+Poesie
 

Willibald

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An die Poesie und an solche,
die meine Dichtversuche schmähen.

(Komisch-Barockes Sonett, antiquarisch-freudig)

Ich bin kein Adler, holde Poesie, der deiner Sonnen Blinken,
Der deiner Wangen Glanz kann schauen unverwandt:
Wenn deiner Augen Glut in meinen eingebrannt,
So müssen ganz beschämt die Lider niedersinken.

Und dennoch will ich nicht der scheuen Eule gleichen,
Die statt dem Tag erwählt die dunkle, dunkle Nacht.
Ich flügle nach dem Feur, das wohl zu Asche macht
Furcht, Blöd- und Schüchternheit und all die Fragezeichen.

So schwing´ die Flügel jambisch, Du gelehrte Eule,
Es krächz´ der Schrat im hohlen Stamm.
Im Morschholz glimme rot die Fäule.
Das Klinggedicht sei Dein Programm
(und dann und wann ein Epigramm).

Mein Lied, sagt ihr, klingt dilettantisch?
Das räum´ich ein. Doch auch bacchantisch.

https://vignette.wikia.nocookie.net.../d2/Owl.gif/revision/latest?cb=20160310164257

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Willibald

Mitglied
Den Pokal leeren
( Bei der Lektüre des Andreas Gryphius)

Was sind wir Menschen doch? ein Wohnhaus grimmer Schmerzen /
Ein Ball des falschen Glücks / ein Irrlicht dieser Zeit /
Ein Schauplatz herber Angst / besetzt mit scharfem Leid /
Ein bald verschmelzter Schnee / und abgebrannte Kerzen /
Dies Leben fleucht davon wie ein Geschwätz und Scherzen.
Was itzund Atem holt / muß mit der Luft entfliehn
Was nach uns kommen wird / wird uns ins Grab nachziehn /
Was sag ich? Wir vergehn wie Rauch von starcken Winden.

.....

Und meintest, das wäre wohl Schwulst, wär Koketterie,
wär sowas von vorbei. // War aber mehr.
War schiefe, schiere Harmonie.

Waren Metaphernkatarakte,
War Totentanzseligkeit,
War Gleichmut,
War Feier körperlicher Liebe,
War Losorgeln, barockes,
War Vergnügen an der Tradition,
War eine Lust zu leben.

Nein, bin nicht nekrophil,
Sag zärtlich Dir ins Ohr:
Was sag ich?
Wir vergehn
wie Rauch vor starcken Winden.
....​
 

Willibald

Mitglied
An die Poesie und an solche,
die meine Dichtversuche schmähen.

(Komisch-Barockes Sonett, antiquarisch-freudig)

Ich bin kein Adler, holde Poesie, der deiner Sonnen Blinken,
Der deiner Wangen Glanz kann schauen unverwandt:
Wenn deiner Augen Glut in meinen eingebrannt,
So müssen ganz beschämt die Lider niedersinken.

Und dennoch will ich nicht der scheuen Eule gleichen,
Die statt dem Tag erwählt die dunkle, dunkle Nacht.
Ich flügle nach dem Feur, das wohl zu Asche macht
Furcht, Blöd- und Schüchternheit und all die Fragezeichen.

So schwing´ die Flügel jambisch, Du gelehrte Eule,
Es krächz´ der Schrat im hohlen Stamm.
Im Morschholz glimme rot die Fäule.
Das Klinggedicht sei Dein Programm
(und dann und wann ein Epigramm).

Mein Lied, sagt ihr, klingt dilettantisch?
Das räum´ich ein. Doch auch bacchantisch.

https://vignette.wikia.nocookie.net.../d2/Owl.gif/revision/latest?cb=20160310164257

http://www.zeno.org/Literatur/M/Zie...chreib-Art/Vermischte+Gedichte/Lob+der+Poesie
 
T

Trainee

Gast
Und meintest, das wäre wohl Schwulst, wär Koketterie,
wär sowas von vorbei. // War aber mehr.
War schiefe, schiere Harmonie.
Eher

Preziosen. Vom Fallwind zerstreute
Büttenseiten. Der ganze Stolz

Ersatz

Bewacht von blinden Bibliophilen
die vieles glauben machen

Schon

längst sind jene Schriften veräußert -
zu kostbar im Diesseits der Nomaden

gespenstisch
 



 
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