Bruchstücke

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Und während sich die Krähen mit den Falken um die Kirchtürme schlagen,
versinkt die Welt im Zwielicht, macht sie sich davon, ins Eingemachte,
nebulöse Nichts. Zeit der verschluckten Geräusche, Zeit des Ertastens.
Innen und Außen. Dazwischen.
Und während meine Seele still wird, läuten herzwärts - kaum vernehmbar –
die alten traurigen Glocken.
Und oben auf dem Hügel ruht der Stein der Weisen.
Er wusste schon immer die Antwort auf die Frage: Warum?
In kalten Basalt geschlagen die Zahlen. Tausend Mal gelesen und nie, nie, nie
verstanden.

Ich höre mich immer noch rufen
Dieses Echo, das niemals vergeht
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
eine freundin:

ist schon merkwürdig, diese suche nach außerirdischem leben - so als ob uns ein solches überhaupt erst beweisen würde


ich:

was uns wohl fehlt
dass wir ständig suchen
nach beweisen
nach irgendwas und
außerdem
anstatt bei uns zu bleiben


freundin:

vielleicht haben wir von etwas zu viel - zu große gehirne


ich:

mit ihrer antwort wollen sie gewiss auf die arbeit des anthropologen und schriftsteller k. v. jr. verweisen.
wie er in seiner doktorarbeit galapagos bewies, hat der mensch mit der zunahme an gehirnmasse und intelligenz (ha, ha) nur eines erreicht; er wurde zum immer größeren idioten.

demzufolge möchte ich ihnen, da auch ich ein großer anhänger des k. v. jrischen gedankengutes bin, recht geben und ausrufen:

ich habe es versucht!

p.s. sie gewiss auch!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
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freundin:

in den grundzügen möchte ich dem verehrten kollegen und mithängenden (nämlich am gedankengut von besagtem k. v. jr.) prof. emer. dr. dr. lenk zustimmen und nur am rande zu bedenken geben, daß jene spezies mit den zu großen hirnen nicht selbst etwas erreicht hat (denn sogar mit zu großen hirnen war sie nicht imstande, sich selbst zu große hirne zu verpassen - "stutz" - nun denn, weiter), sondern erreicht WURDE, durch göttlichen eingriff sozusagen oder wie immer man das nennen will, deus ex machina, eine hand aus den wolken, sie kennen gewiß das bild, und so fort.
was man von höherer seite damit bezweckte, ist trotz fieberhaften einsatzes besagter großhirne unerfindlich geblieben.

ich verbleibe, in statu degradationis
ergebenst ihre

***


ich:

einspruch, werte kollegin, einspruch! kommen sie mir bzw. unserem werten kollegen k. v. jr. nur nicht mit dieser hand. da bin ich bzw. er bzw. wir allergisch gegen. hier laufen unsere meinungen konträr, wird die parallele zu eben was sie ist und nicht scheint, in alle ewigkeit (hä?).
ich bitte zu bedenken, dass dieses "gott bewahre" unseres lieben freundes, ein gedankenkitzler auf die sicht dahinter und nicht als sicht direkt auf das was scheint, zu werten ist.
gott bewahre uns davor, dass es noch mehr von unserer art irgendwo und überhaupt. und gott bewahre uns vor der eroberung des weltenalls. man stelle sich nur die verseuchung des selben mit diesen kranken menschlichen gedankengut vor.
gott bewahre!
während sie in statu degradationis verbleiben, werde ich nun von dannen ziehen, immer einen schirm aufgespannt...von wegen der hände von oben...

...mann weiß ja nie.

ergeben tue ich mich noch lange nicht h.c. (gesundheit)
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Aus-die-Maus Moritat

In meiner Küche
lebte mal ne Maus.
Die war da echt zu Haus.
Die kannt´ sich aus,
in ihrem Küchenhaus.
Die fand den Käse,
fand den Speck.
Ja selbst die Falle,
die ich gut versteckt,
war sicher nicht vor ihr.
In meiner Küche
lebte mal ne Maus.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
es liegt so was wie morgen in der nacht

die nacht liegt auf der lauer,
mit ihrem dunklen charme.
sie wandelt sich in samt
und seide. schmeichelt
meinem müden geist,
mit traumverhangnem nichts.
es scheint, als böte ihr der tag
dafür erlösung,
und mir ´nen traum
vom leben.

hereinspaziert!
wer hat noch nicht,
wer will noch mal?

ein herzschlag ist noch frei.


http://www.myspace.com/pjharvey
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gebet

Psst...

Am Vorabend
von dem
was kommen muss
ist es gut zu wissen
dass Gott schläft

Schlafe mein Kind
Du bist ein Traum Gottes

Er schläft und träumt
uns Menschen
Alle haben wir Angst
vor dem Erwachen

Er schaukelt dich
still und stumm

Auch Gott
fürchtet sich
Nimm ihn in deine Arme
-mein Kind- und tröste ihn

in seinen allumfassenden Armen

Schlafe mein Kind
Schlafe mein Gott
Du bist ein Traum Gottes
Du bist dein eigener Traum
und schaukele uns sanft
in deinen allumfassenden Armen

...Psst
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
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Du!
Da kam grad ´ne Werbemail von Tschibo.
Titel: Silikonen
Und haste nicht gesehen geht’s ab im Hirn.
Silikonen? Bei Tschibo?
Hätt´ ich nun nicht gedacht.
Aber na ja.
Die machen ja viel für die Frau.
Auch ein wenig für Männer.
Aber nur, damit Frau ihre Einkäufe rechtfertigen kann.
Von wegen: Ich hab dir ein paar Unterhemden mitgebracht.
Was Frau unterschlägt:
Ihre Handtasche, den Schmuck, den BH, die Kaffeetasse…
Also! Warum nicht auch Silikonen!
Mein Kompliment.
Immer auf der Höhe der Zeit, dieser Tschibo.
Und diese elegante Wortschöpfung: Silikonen.
Hat was von Heiligtum.
Von wegen Ikonen und so.
Muss man/n sagen: Heiligtümer…ja…ich mein…nein…also…na ja.
Wo war ich?
Ach da!
Ich also auf den Link gedrückt.
Man/n will ja auf dem Laufenden bleiben.
Mit der Zeit gehen und so.
Und wo lande ich?
Auf ´ner Seite, auf der James Dean abgebildet ist.
Darüber der Titel: Stilikonen
Mode für den modebewussten Mann.
Wehe einer lacht!
Und keine Sprüche:
Von wegen Mann liest was er denkt.
Man/n kann nix dafür, was man/n liest.
Absolut nix.
Aber auch gar nix!
Da stand Silikonen.
Ich hab´s ganz genau gelesen.
Was kann ich dafür, dass die von Tschibo so blöd sind?
Nix kann ich dafür.
Nix!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich danke dem lieben Gott, ohne den es mich und einige andere Dinge nicht gäbe.
Zum Beispiel meine Mutter und meinen Vater.
Ihnen danke ich für ihre Bemühungen beim Akt, ohne die ich nicht möglich gewesen wäre.
Weiterhin möchte ich mich bei dem Meteroiten bedanken, der vor ca. 65 Millionen Jahren auf der Erde einschlug, den Dinosauriern den Garaus und mich und einige andere Dinge (z. B. meine Mutter und meinen Vater) erst möglich machte.
Ich danke (und dies von ganzem Herzen) Herrn Carl Djerassi dafür, dass er die von ihm entwickelte Antibabypille erst 1960 auf den Markt brachte. Wer weiß, was gekommen wäre.
Gott bewahre.
Darüber hinaus möchte ich mich bei Herrn Kleinert bedanken, der so liebenswürdig war, mir mit seinem Auto nur über den Fuß und nicht über den Kopf zu fahren. Die Folgen wären unausdenkbar gewesen.
Letztendlich möchte ich dem Chemiker Albert Hofmann für seine Erfindung des Lysergsäurediethylamid danken.
Ohne ihn und seine Erfindung wäre ich in meiner heutigen Form undenkbar.

Gott sei Dank!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
gestern abend. ringkirche wiesbaden.

Klezmorim


Der Bass blieb am Boden
Ließ die Bänke erzittern
Schuf Raum
Der Gitarre Klang flog darüber
Zwischen den Jüngern
Dem Kreuz und Jesus
Balancierte auf den Saiten
Zwischen Himmel und Erde
Die Klarinette
Schwerelos
Oben unter der Decke
Bei den Engeln
Höher noch
Bis in die Türme
Und zurück
Auf den Boden
Durch Bänke und Räume
Das Kreuz, die Jünger
Jesus
Himmel und Erde
Ins Herz
Die Seele
Und hinauf
Unter die Decke
Zu den Engeln
In die Türme
Himmel und Erde
Schwerelos

http://www.myspace.com/davidorlowsky
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
metamorphose

ich warte darauf
dass das leben seinen lauf nimmt
beobachte staubschicht
um staubschicht
die uhr
steht
selbst die spinne
ausgewandert
ihr netz in fetzen

wenn jetzt ein wind aufkäme
- eine tür in ihren scharnieren quietschte -
könnte man geschichten schreiben

aber es ist still
ich wage nicht zu atmen
die ganze welt
könnte in bewegung geraten


auf dem tisch ein blatt papier

stammen die worte von dir
oder mir?
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gevatter Grau

Da ist er wieder
Versteckt sich hinter dichten Nebelwänden
Wirft wie wild mit Blättern um sich
Spricht mit fremden Krähenzungen

Heute Morgen legte er ein Blatt vor meine Tür
Krächzte hinter vorgehaltenem Grau:
Vergänglichkeit, Vergänglichkeit
Ich nahm das Blatt und bettete es im Gras
Direkt unter den Flieder, dem er es geraubt

Wind kam auf
Öffnete eine unsichtbare Tür in der grauen Wand
Ein Sonnenstrahl trat in die Welt und eine Amsel
begann zu singen:
Nichts ist von Dauer, nichts
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Lieber Otto,

ich mag besonders deine Gedichte unter den "Bruchstücken" und finde es häufig schade, dass sie nicht auch im "Ungereimten" stehen.

Lieben Gruß
Gabi
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Grade hat ein Flieger ´nen Stern geküsst
Und ihn dann Richtung Westen
Links liegen lassen
Immer dem alten Tag hinterher
Der Sonne entgegen
Bald schon wird sein Kondensstreifen
Einem Reißverschluss gleich
Den Himmel teilen und eine neue Welt
Dahinter entdecken
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt hat sich mein Kopf grad Gedanken gemacht.
Über den Tod. Wie ich das so machen soll.
Nein, nicht das Sterben. Mehr so das danach.
Von wegen Trauerfeier und wohin mit den Resten.
Da musste einen Plan haben.
Weil was sollen die Übriggebliebenen schon wissen?
Nix! Genau so sieht´s aus.
Also ich schwer am Denken.
Fängt ja schon bei der passenden Kleidung an.
Aber dacht ich mir, dass mir das grad vollkommen egal ist.
Ei die weil die Kiste zu bleibt.
Punkt.
Dann die Musik.
Oh weh. Das mir!
Soll ich die Anwesenden mit Gedöns fertig machen, oder doch lieber Tränendrüse.
Tränendrüse! Passt besser zum Anlass.
Schließlich bin ich ja gestorben.
Und da will ich ja auch ein wenig meine Freude haben.
Von wegen wie dolle mich alle vermissen und ganz dolle am Heulen sind.
Dann die Ansprache.
Auf keinen Fall unsern Pfarrer.
Die in Gottesgewand gehüllte Schlaftablette.
Nein…und nochmals nein!
Mehr so was wie ´ne Laudatio auf den Verstorbenen.
Ja! Ein bisschen preisen wäre nicht schlecht.
Sollte mein Tod in Kürze eintreten, könnte das Reich-Ranicki übernehmen.
Im Falle meines späteren Todes gegebenenfalls die Heidenreich.
Ein Literaturpreisträger (Nobelpreis z. B.) geht natürlich auch.
Anschließendes Defilieren am Sarg.
Jetzt musikalisch voll auf die Trauerdrüse.
Sarabande von Händel.
Und dann ab mit mir ins Krematorium.
Also…ist mir ja schon ein wenig angst und bange vor.
Aber das vergeht, denk ich.
Alternativen?
Auf dem Delkenheimer Friedhof?
Damit sie alle zum Schwätzen an mein Grab kommen?
Am Ende die Kramern noch!
Nee, nee, nee.
Dann dachte ich an eine Seebestattung.
Aber stell dir mal vor!
Ein Stück Asche!
Ursprünglich der Teil des Hirns, der meine Gedanken dachte.
Jetzt löst er sich in seine Bestandteile auf und sinkt auf den Grund.
Dann drücken Tausende von Tonnen Wasser auf mein Hirn.
Kannste dir die Kopfschmerzen vorstellen.
Hölle, sag ich dir!
Also, ab mit dem Otti in ein Friedwäldchen.
Da such ich mir jetzt schon ein Bäumchen für spätere Zeiten aus.
Unter einer Eiche ruhen, kann ich mir gut vorstellen.
Langsam aber sicher wächst dann Gras über mich.
Vielleicht baut ein Pilz ein Dach über meine Geistigkeit.
Legt sich Moos, sanft wie eine Wolkendecke, auf meine Reste.
Ruht sich eine Waldarbeiterameise einen Moment auf mir aus.
Ich werde von dort unten die Jahreszeiten riechen können.
Mit der Zeit in die Wurzeln der Eiche hineinwachsen.
Durch sie nach oben wandern.
Ganz nach oben. Bis in die Spitze.
In ein Blatt hinein.
Und von dort auf die Welt blicken.
In aller Ruhe.
Und irgendwann wieder zu Boden sinken.
Auf mich.
Hineinvergehen…

…mit der Zeit.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein wenig von Katz und Maus

Wie schön du doch gewachsen bist.
Links ein Ohr und rechts ein Ohr.
Und mittendrin die Nase,
stupsisch weich.
Eingerahmt von einem Bart,
der dem Propheten stünd´.
Dazwischen dieses Miaul,
aus dem aus tiefsten Tiefen,
wie es scheint,
am End´ vom Schwänzelein,
ein Brummelum entsteigt,
das hypnotonisch auf die Rinden
des Gehirns sich legt.
Und Schwupps die Wupps,
und haste nicht gesehen,
brummelummt es
aus zwei Mäulchen gar,
und Katz wird Mensch,
und Mensch wird Katz,
und beide,
Mensch und Katz,
und Katz und Mensch,
miaulen um die Wette.


In meiner Küche
lebte mal ne Maus.
Die war da echt zu Haus.
Die kannt´ sich aus,
in ihrem Küchenhaus.
Die fand den Käse,
fand den Speck.
Ja selbst die Falle,
die ich gut versteckt,
war sicher nicht vor ihr.
In meiner Küche
lebte mal ne Maus.
 



 
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