Bruchstücke

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Aus fremden Himmeln

Die Gedanken fallen aus einem Himmel, der nicht der meine ist.
Ich fange sie lediglich auf und bringe sie zu Papier.
Später sitze ich da, lese die Worte und frage mich
wer das wohl ist, der da von mir Besitz ergreift.
Der meine Hände führt, warum er mich erwählt?
Mich als seine Feder sieht. Ich kenne ihn nicht.
Nur das, was er mit mir teilt. Ich nenne ihn Freund.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
https://www.youtube.com/watch?v=7rZbvi6Tj6E


Talking about a revolution, singt sie
und ich denke dabei an unsere kämpfe
die, die wir gemeinsam fochten
und die inneren, die wir alleine
jeder für sich, gekämpft
und ich erinnere mich an die frieden
die wir schlossen, miteinander,
und die, die wir für uns allein erstritten
ich denke an nachgeben um des friedens willen
mal von dir, mal von mir
und vor allen dingen denke ich immer daran
dass wir niederlagen einstecken konnten
und siege nicht feierten und dass wir uns
immer in der mitte wiederfanden
bereit zu geben, bereit zu nehmen
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich bin ein Kind jener Stunden in denen die Dunkelheit den Tag umflort. Immer auf der Suche nach leeren Straßen in denen hinter jeder Biegung das Nichts lauert.
Wo sich selbst ein Lachen erschrickt. Das kalte Laternenlicht sich in den Beton meißelt. Die grünen Inseln dazwischen Menschengeschichten aus Wodkaflaschen, Bierdosen, Kotze und Dreck erzählen, und ich mit meiner Spraydose Gott spiele

Ich bin Vertreter
Verkaufe Trostpflaster
Nenn mich Vater

Das raue Geräusch eines Besens lenkt meinen Blick ab. Dort fegt ein Mann die Straße. Das Kehrgeräusch und die Bewegungen des Mannes sind der einzige Beweis für die Lebendigkeit der Welt. Die Gleichförmigkeit der Bewegungen des Mannes haben etwas Unwirkliches, erinnern mich an die Endlostonschleife am Ende einer Schallplatte.
Tock Tock, Tock Tock.
Während ich den Mann beobachte, kommt Nebel auf. Stück für Stück vergeht seine Silhouette im Grau. Mit der Silhouette vergehen auch die Geräusche des Besens.

Alles nur ein Traum. Die Zeit vergeht und steht doch still. Ich bin ein schwerer roter Wein im traurigen Abendland. Verloren, im Denken und Fühlen. Allein.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Halleluja

Wir sind die Hüter des heiligen Grals
Schütten das Blut unseres Herrn über euer Haupt
Sind gekommen euch zu erneuern
Wir die Exorzisten des falschen Glaubens

In jedes gottverdammte Minarett
Werden wir eine Glocke hängen
Auf dass der Ton der Wahrheit erklinge

In jedes verdammte Dorf
Werden wir die Botschaft des wahren Glaubens tragen
Auf dass das Wort der Wahrheit werde

Im Namen der Gerechtigkeit
Bringen wir euch den wahren Zorn
Aber seid voller Zuversicht
Auf den Ruinen eurer Welt bauen wir euch unsere Welt

Denn wir sind die Exorzisten des falschen Glaubens
Und bringen den Frieden in die Welt
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich fasse es nicht
versteckt sich der verfickte mond doch just in dem moment
als ihr das ja schon auf den lippen liegt
wird sein licht
in einen dunkelgrauschwarzen mantel des schweigens gehüllt
der keinen platz für liebe lässt

Um gefühle ringend bete ich den mir fremden gott um hilfe an
und siehe da…ein wind plustert den mantel des schweigens auf
nimmt ihn mit sich und der mond geht auf
doch es ist nur noch der verfickte unromantische mond
auf dessen oberfläche nur für mich sichtbar eine leuchtreklame erscheint

Egal, wie nahe sich zwei menschen sind, steht da in eiskalter schrift,
die entfernung zwischen beiden bleibt immer unendlich

Jetzt fließen keine tränen mehr
sie sind versiegt
haben meinen schlaf mit sich genommen

Ich fühle mich
todmüde
und da ist immer dieses gefühl
dass ich die lasten aller kriege
auf meinen schultern tragen muss

Schließe ich die augen spüre ich
wie das blut durch mein herz schießt
es wie granateinschläge schlägt

Auf das warum hättest du geantwortet
dass die verfickten wolken oder die verfickten sterne schuld seien

Wir fangen nie bei uns an

Nie bei uns an.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gehst du an diesem Stein vorüber
Siehst du ein paar Zahlen
Einen Namen
Ansonsten schweigt der Stein
Mir dagegen erzählt er ein Leben

Eines
Das in meinen Armen endete
Und mit dem Stein
den ich wählte
Immer wieder von vorne beginnt

24 Jahre liegen dazwischen. Die Kinder sind längst erwachsen. In deinem Alter. Ich denke immer noch oft an Monterey, an den Anfang der Bruchstücke. Von Zeit zu Zeit blättere ich durch die grünen Seiten. Sie sind für mich wie der Stein, den ich für dich aussuchte. Vielleicht denke ich unbewusst, dass auch du darin liest.

Eigentlich ist alles so einfach
Aber wenn es so einfach ist
Warum weine ich dann
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mondenstrahl

.

gestern nacht um kurz nach drei
küsste mich ein mondenstrahl
er fand ´ne klitzekleine spaltigkeit
in meinen drinnen/draußen
weltentrennstoffbahnen
blickte sich im raume um
entdeckte mich und streckte sich
kroch schleichsilberschlangengleich
zu mir und meiner nachtgespinsten
lachgrauwolkenregenbogenträumerei
verfing sich kurz in einer meiner phantasien
in der ich unterwegs im namen ihrer majestät
den feind in form von beduinen fing
gerade als ich dort in dunkler wüstennacht
das dokument um dessentwillen ich hier war
ergreifen wollte - kam dieser lichte blitz
und zack – verrat – und schnappt ihn euch
kam das geschrei aus allen zelten
und die kamele höckerten und meckerten
auf plattdromebeduinisch
ich wachte auf – die hände noch zu colts geformt
und suchte feind und dromedar und wüstenwelt
doch da war nichts nur ich
- und halt -
da war ein mondenstrahl
der sanft, ganz sanft
auf meiner decke platz genommen
dort saß er nun und blickte mondensüchtig schön
zu mir hinauf – der sitzend nun im bette
die colts wegsteckte und langsam stück für stück
zum mondenlichte kroch und neben ihm
den kopf – nein, nicht in den sand –
sondern auf wolkendaunen bettete
so blickten wir zur decke hoch
mondenstrahl und menschenkind
jeder in seiner eignen großen kleinen welt
und doch - mir war als wär´ ich mond
und licht für einen augenblick
und mondenstrahl…was er wohl fühlte, mich?
dacht ich und schwupps in diesem denken
sprang er mit lichtgeschwindigkeit auf meine wange
es war wie sternenschnuppenküsserei
ganz warm und kalt und groß und klein
weltenumspannendwunderbar
er winkte noch mit silbersternenglanz
dann war er fort und meinereiner
noch immer tätig im auftrag ihrer majestät
achtet nacht für nacht darauf
dass da ´ne klitzekleine spaltigkeit
zwischen meinen weltentrennstoffbahnen bleibt
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
wenn dann mal wieder welt- bzw. europameisterschaften anstehen, tausche ich mich gerne mit meiner lieben portugiesischen freundin estela tschernutter aus. sie liebt ihre mannschaft, ich die meine. nun sollte der geneigte leser sich nicht ins ungeneigte neigen, denn hier geht es nicht um nationalistisches gedankengut, nein, es handelt sich einzig und allein um die philosophie des spiels. liebt sie die art und weise der portugiesischen behandlung unseres freundes aus leder, so stehe ich voll und ganz hinter der der deutschen. dort der fado, hier das wagnerische. zelebration trifft Über-Ich. moll against taram tam tam. und ja...hier sind wir beim thema. am gestrigen abend starben sie wieder einmal in fadoistischer mollner schönheit. diese gesichtsausdrücke. verzehrt. zerfließend. herzzerreißend. man mochte sich als überirdischer taram tam tam nicht wirklich freuen, wäre da nicht das wagnerische in uns, das uns in luftige höhen emporsteigen lässt, um dort, auf ledernen wolken sitzend, mit den engeln zu jubilieren.

taram tam tam!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt hab ich grad den Manfred getroffen.
Der iss, was den Fußball betrifft, noch narrischer wie meinereiner.
Wenn der jetzt ne Flasche finden würde und aus der käm´ so ein Dschinni, und der dann von wegen: Du hast einen Wunsch frei, der Manfred ohne wenn und aber: Ich wünsch mir, dass Deutschland Weltmeister wird.
Punkt!
Keine Gesundheit, Nix gute Wünsche für die Familie. Kannste vergessen. Alles!
Hauptsache Deutschland Weltmeister.
Und der dann auch nicht mit seinen Bezeugungen hintern Baum am halten.
Fähnchen Auto, Fähnchen an den Fenstern des Hauses und Fahne am Mast. Deutschland halt.
Ole, ole, ole.
En lieber Kerl, der Manfred, aber voll einen an der fußballerischen Waffel.
WeEmen von 18.00 – 02.00Uhr.
Unterbrochen nur vom zwischenzeitlichen WarSteinen, BeckSen und WeCeen. Na gut. Es pringelt, chiost und es popcornt -Plop, Plop, Plop - so vor sich hin, wobei die beiden letzten Plop fürs Warsteinbecksige stehen.
Und immer das Maskottchen in der Hand.
Wenn aus der Hand, dann Hand gefaltet zum Gebet.
Weil unser Manfred glaubt an Gott.
Zumindest wenn es um den Fußball geht.
Dann kann der glauben und beten…haste nicht gesehen.
Maskottchen hat er mir nicht verraten.
Ei die weil das Unglück bringen würde.
Ich hab ihn gleich gefragt, woher er das wüsste.
Iss so, hat er gesagt.
Und jetzt gegen Ghana, hat er auch noch gesagt, von einem Bein aufs andere trippelnd.
Voll schon aufgeregt.
Denen könne man nicht trauen, den Afrikanern, hat er gesagt.
Unberechenbar, diese Afrikaner.
Dabei hättet ihr seinen Blick sehen müssen.
Mystisch. Nicht von dieser Welt. Ein in Leder Sehender.
Ich schon ein bisschen Angst gekriegt.
Nein, nein. Nicht vor den Afrikanern.
Vor dem Manfred.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Floating

Da flog dieses Mädchen
Im roten Kleid
Eine Hasenmaske tragend
Kopf Arme und Beine baumelnd
Wie tot
Durch die Luft

Da dies alles nicht sein konnte
Öffnete ich ihre Mitte
Und eine Blume entsprang
 



 
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