Hallo rogathe,
o.k., ich nehm noch mal einen Anlauf...
Schon am Anfang, nach wenigen Zeilen, drängt sich bei mir der Eindruck auf: Das ist alles so "furchtbar" aufgeräumt, geordnet, gewissenhaft abgemessen. Das gefällt mir, weil das alles sehr souverän wirkt und mich gleichzeitig (auch wenn ich das Ende noch gar nicht kenne) eine böse Ahnung beschleicht. Nicht, dass ich einen konkreten Verdacht hätte, worauf es hinauslaufen könnte, aber ich spüre schon in den Eingangszeilen eine gewisse Gefahr, die lauert, einen Fallstrick, der da irgendwo liegen könnte.
Insofern wirkt es zumindest auf mich nicht satirisch; auch spüre ich kein Verlangen, der Autor möge mit größerem Einfühlungsvermögen weitere Details offen legen. Ich erfahre genug, mehr möchte ich nicht wissen.
Wahrscheinlich auch deshalb nicht, weil der Schluss so oder so viele Fragen offen lässt. Lange, mühsame Versuche, die Motive griffig auf den Punkt zu bringen, sind zum Scheitern verurteilt. Was bleibt, sind Andeutungen, Mutmaßungen, Spekulationen.
Aber vielleicht kann man doch ahnen: Das Ehepaar strebte nach Gefälligkeit und Ordnung, selbst im Abgang wollte es stilvoll daher kommen; es exekutierte die dunkle, gebrechliche Seite, ehe diese die Oberhand gewinnen konnte. Freilich muteten die Jubilare ihrer Umwelt genau diese dunkle Seite besonders überfallartig, auf eigentlich grausame Weise zu.
Wie gesagt: viele Fragen bleiben offen. Am Textende schaut der Leser quasi in eine offene Wunde. Und kann nichts dagegen tun.
Hingucken. Es ertragen. Die aufkommenden Bilder in sich wirken lassen.
lg wüstenrose