Der Grijkshnak: Entwicklungen

4,30 Stern(e) 3 Bewertungen

Aufschreiber

Mitglied
Entwicklungen


Die Weihnachtszeit naht mit großen Schritten. Der Grijkshnak hat sich inzwischen gut in die Dorfgemeinschaft integriert. Das ist auch kein Wunder, kommen doch die Bewohner regelmäßig bei ihm vorbei und bringen … ihren Müll. Aus dem macht das Glibber-Alien einfach neue Dinge oder eben BrrmKeln, wobei in dem Fall die Speisenfolge zu beachten ist, wie wir bereits wissen.
Allerdings hat die Mast, die die Menschen dem Schwabbel angedeihen lassen, auch einen kleinen Nachteil. Schon seit einer ganzen Weile hat Dieter Schwickel, der EU-Rentner, bei dem der Grijkshnak noch immer wohnt, mit einiger Besorgnis festgestellt, dass … sein Mitbewohner wächst.

Heute Abend findet die monatliche Sitzung des Gemeinderats statt. Und Dieter wird auch dort sein, obwohl er kein Ratsmitglied ist. Aber er muss die Leute auf sein Problem hinweisen!
Der Grijkshnak ist mittlerweile so fett geworden, dass er nur mit Mühe die niedrige, ziemlich schmale Haustür passieren kann. Außerdem ist er überall im Weg und Dieter hat immer häufiger nur die Wahl, an Ort und Stelle zu verharren oder halb durch den Grijkshnak-Schlabber hindurch zu kriechen.
Das nervt!

Als Dieter und der Grijkshnak im Ratssaal eintreffen, hat die Sitzung bereits begonnen. Aber das macht nichts, denn das Problem wird ohnehin erst am Ende, unter “Sonstiges”, zur Sprache kommen.
Frieder Meyer, der Bürgermeister ist gerade dabei, den Report zur Ortsentwicklung zu verlesen, da ertönt ein lautes Geräusch. Alle schauen sich erschrocken im Raum um und endlich bleiben ihre Blicke am Grijkshnak hängen, der sich eben ein Stuhlbein einverleibt.
“He!”, schreien alle.
Der Grijkshnak erstarrt, so gut das bei einem Gallertwesen eben geht. Nur die Randzonen schwabbeln noch ein bisschen.
Bürgermeister Meyer setzt eine missbilligende Miene auf.
“Gib den Stuhl wieder her!”
Der Grijkshnak bewegt sich wieder. Er bläht sich ein wenig auf und scheidet ein Duplikat des gefressenen Sitzmöbels aus. - Nigelnagelneu sieht es aus, ist nur geringfügig kleiner, weil ja auch ein bisschen Nährstoff …
“‘tschuldigung!”, blubbert der ertappte Fresssack und schaut bedröppelt drein.

Es dauert einige Momente, ehe im Saal wieder Ruhe und Ordnung einziehen. Dann aber wird das Programm der Sitzung zügig abgearbeitet.
“Kommen wir zum letzten Tagesordnungspunkt! Hat eine Bürgerin oder ein Bürger noch etwas beizutragen?” Frieder Meyer schaut in die Runde und Dieter Schwickel springt auf, damit er auch gleich als Erster an die Reihe kommt.
“Ich habe ein wachsendes Problem”, hebt er an.
Der Grijkshnak weiß wohl, was nun kommt und versucht, sich auf seinem Sitz so klein wie möglich zu machen.
Dieter fährt fort: “Der Grijkshnak wird für mein winziges Haus zu fett! Wir brauchen einen Platz, den er nicht demnächst wieder sprengt.”

Der Gemeinderat berät.
“Man könnte ihn in die Turnhalle umsiedeln, da kann er lange wachsen, ehe es wieder problematisch wird”, meint Erna Hibbelich, die Kulturverantwortliche.
Im Saal erhebt such ein Tumult. Die Handballer, Turner und sonstigen Sportler beschweren sich. Alle rufen durcheinander.
“Ruhe!”, fordert der Bürgermeister. “Diese Idee ist, wie man sieht, nicht umsetzbar. Weitere Vorschläge?” Der Lärm verebbt zu einem allgemeinen Gemurmel. In kleineren Grüppchen wird diskutiert, aber eine wirklich gute Idee taucht nicht auf.
Endlich hebt Clothilde Waldmann, die älteste Einwohnerin des Ortes, ein wenig verschämt ihre Hand und erhebt sich ächzend.
“Der Grijkshnak könnte sich doch selbst ein Haus bauen”, sagt sie mit zittriger Stimme.
Wieder wird es laut, im Saal.
“Wie soll denn das gehen?”, tönt es aus verschiedenen Ecken.
Clothilde hebt erneut ihre Hand. Sie kichert leise und erklärt: “Er könnte die alte Ruine von Hinrich Bogels Hof fressen und dann ein eigenes kleines Domizil …”
Das leuchtet ein. Der “olle Hinrich”, der den Hof einst bewohnte, ist vor ein paar Jahren verwitwet und kinderlos gestorben. Und seitdem ist das einstige Schmuckstück des Ortes immer mehr zum Ärgernis geworden, hat vor sich hin gegammelt und ist letztendlich beinahe vollständig eingestürzt.
Frieder Meyer erhebt seine Stimme: “Das ist ein sehr guter Vorschlag. Und es ist dann ja auch nicht schlimm, wenn unser Freund hier”, er deutet auf das immer noch komprimierte Alien, “dabei noch ein bisschen wächst. Ich stelle den Vorschlag von Clothildchen zur Abstimmung …”


Es ist schon ziemlich spät, als Dieter und der Grijkshnak nach Hause wandern. Die Straßenlaternen erhellen die leicht überfrorene Straße und lassen den Raureif auf dem Dorfanger glitzern. Clothildes Idee ist einstimmig beschlossen worden.
“Ich bin schon total gespannt”, blubbert das Alien vor sich hin und Dieter nickt dazu.
Er schlägt den Kragen seines Mantels hoch und schaut dem Atem nach, der aus seinem Mund dampft.

Am Wochenende treffen sich alle zur ersten Begehung der Örtlichkeit.
Der Grijkshnak ist schon ganz hibbelig und kommt aus dem Vibrieren und Schwabbeln gar nicht mehr heraus. Er hat seit dem Sitzungsabend nichts mehr zu sich genommen, um genug ‘Kapatizät’ zu haben, wie er immer wieder betont.
Als sie am Hof anlangen, ist der größte Teil der Einwohner bereits anwesend.
Bürgermeister Meyer hat einen Architekten mitgebracht und eine Gruppe von Landvermessern. Die wuseln auch gleich los und sind emsig dabei, die Planung auf die Beine zu bekommen.
Frieder kommt auf die beiden Neuankömmlinge zugeeilt und erklärt, was passiert: “Die Fachleute planen das neue Gebäude. Und wenn du willst, Dieter, könnten wir auch für dich eine Wohnung vorsehen. Dann könntest du dein kleines Hüttchen verkaufen und der Grijkshnak wäre nicht allein.”
Dieter zuckt zusammen. Das Haus ist schließlich sein Heim. Doch andererseits ist die Idee, ein wenig großzügiger zu leben, durchaus verlockend. Und dass er ja nach dem Auszug seines Glibberfreundes wieder ganz allein sein würde, das hat er auch bisher nicht bedacht. Er schluckt heftig und versinkt im Grübeln.
Die Versammelten starren ihn neugierig an, erwarten seinen Entschluss. Aber das dauert.
Der Grijkshnak rutscht zu Dieter hinüber und versucht, ihn zu umarmen. Mit einem “FLUPPS” verschwindet der in der Gallertmasse und zappelt, weil er nicht atmen kann.
Erschrocken gibt das Alien den Menschen wieder frei.
“ ‘tschuldigung!”
Dieter würgt noch ein wenig Schlabber hervor und krächzt dann: “Alles gut.” Dann dreht er sich zu den Dörflern um und nickt: “Ich habe mich entschieden, ich ziehe mit dem Grijkshnak in das neue Gebäude.”
Die Begehung und Bestandsaufnahme geht weiter. Etwa eine Stunde später hat der Architekt die wichtigsten Daten beisammen und die Vermesser haben, so gut das in der Ruine ging, den Grundriss abgesteckt. Alle sind freudig erregt und die Menge zerstreut sich gemächlich.

Als Dieter und sein Alien-Freund wieder am Häuschen ankommen, befällt den Menschen ein wenig Wehmut.
“Lass uns einpacken”, murmelt er schließlich.
“Genau!”, freut sich der Grijkshnak und lässt heimlich ein paar verblühte Pflanzen aus dem winzigen Vorgärtchen verschwinden.
 

Matula

Mitglied
Kompliment ! Ein sehr lustiger Text. Man möchte den Grijkshnak gleich zeichnen - mit einem riesigen Maul und 52 Zähnen.

Herzliche Grüße,
Matula
 

Aufschreiber

Mitglied
Hallo Rainer,

ich denke schon, dass da noch bisschen was kommt, leider bin ich gesundheitlich ein bisschen angekratzt, komme kaum zum Schreiben (von der Lust mal ganz abgesehen).
Aber der Grijkshnak wird sicher noch einige Erlebnisse bestehen müssen ;o)

Dir eine schöne Adventszeit!

Beste Grüße,
Steffen
 

Aufschreiber

Mitglied
Hallo Matula,

ich weiß nicht, ob Du die bisherigen Geschichten mit dem Alien schon gesehen hast, es ist eine Reihe, die aber eher sporadisch wächst.
Wir (meine Sie und ich) mögen den Glibber-Kerl auch sehr.

Eine schöne Adventszeit wünsche ich!

Beste Grüße,
Steffen
 

Matula

Mitglied
Vielen Dank ! Jetzt habe ich ein Stück Vorgeschichte des Grijkshnak vom 29. September 2021 gefunden !

Herzliche Grüße,
Matula
 



 
Oben Unten