Willi Corsten
Mitglied
Die Fahrradtour
von Willi Corsten
Zu meinem achten Geburtstag hätte ich eigentlich gerne ein Pony gehabt, aber weil unser Fahrradhändler keine Pferde auf Lager hatte, kaufte Papi mir ein Mountainbike. Als ich protestieren wollte, sagte der Händler: „Das Fahrrad ist eh‘ besser als ein Pferd, weil es mehr Gänge hat und sich leichter ins Kinderzimmer tragen lässt. Außerdem frisst es viel weniger Heu.“
Am Vatertag durfte ich dann das neue Rad ausprobieren. Wir machten einen Familienausflug zum Sternhausener See. Mami konnte leider nicht mitkommen. Sie musste im Bett bleiben, weil sie Mogränen hatte. So klemmte Papi den Hänger an seinen alten Drahtesel und packte Adam und Eva hinein. Adam ist von Beruf Langhaardackel und Eva ist meine kleine Schwester. Die wird später bestimmt einmal Lautsprecher, weil sie heute schon tagelang an einem Stück plärrt.
Am Strand warf Evchen eimerweise Sandmatsch nach den Kindern. In kurzer Zeit konnte man sie nicht mehr voneinander unterscheiden. Alle sahen aus wie die Mohren aus dem Kongo. Am schlimmsten hatte es Adam erwischt, der mit der Hundemeute durch sämtliche Pfützen getobt war.
Papi war in die Kneipe gegangen, weil einer der Männer erklärte: „Wir müssen den Vatertag begießen.“
Aber ich glaube, der Mann hat geschwindelt, denn die hatten doch gar keine Gießkanne dabei.
Plötzlich zogen rabenschwarze Wolken auf. Papi stolperte aus der Kneipe und rief: „Benjamin, wir müssen nach Hause fahren. Du fängst den Hund, und ich fange Eva."
Das war leichter gesagt als getan, denn die beiden wehrten sich wie die Teufel. Gegen uns Männer hatten sie allerdings keine Chance. Wir überwältigten sie kurzerhand und sperrten die Schmutzfinken in den Hänger.
Wie die Weltmeister rasten wir heimwärts und hätten es vor dem großen Wolkenbruch auch geschafft, wenn ich unterwegs nicht kopfüber in einen Misthaufen gestürzt wäre. Zur Strafe wollte Mami mich in die Badewanne stecken, obwohl sie genau weiß, wie schädlich Wasser mit Seife ist.
Aber bevor es zu dem Unglück kam, gellte ein Schrei durch das Haus. Mamis Mogränen waren wieder ausgebrochen, weil wir den falschen Hund heimgebracht hatten. Und weil Frauen immer das letzte Wort haben wollen, mussten wir den ganzen Weg noch einmal fahren und das dumme Tier umtauschen. Bei der Gelegenheit brachten wir auch gleich das kleine Mädchen zurück, denn das war auch nicht von uns.
von Willi Corsten
Zu meinem achten Geburtstag hätte ich eigentlich gerne ein Pony gehabt, aber weil unser Fahrradhändler keine Pferde auf Lager hatte, kaufte Papi mir ein Mountainbike. Als ich protestieren wollte, sagte der Händler: „Das Fahrrad ist eh‘ besser als ein Pferd, weil es mehr Gänge hat und sich leichter ins Kinderzimmer tragen lässt. Außerdem frisst es viel weniger Heu.“
Am Vatertag durfte ich dann das neue Rad ausprobieren. Wir machten einen Familienausflug zum Sternhausener See. Mami konnte leider nicht mitkommen. Sie musste im Bett bleiben, weil sie Mogränen hatte. So klemmte Papi den Hänger an seinen alten Drahtesel und packte Adam und Eva hinein. Adam ist von Beruf Langhaardackel und Eva ist meine kleine Schwester. Die wird später bestimmt einmal Lautsprecher, weil sie heute schon tagelang an einem Stück plärrt.
Am Strand warf Evchen eimerweise Sandmatsch nach den Kindern. In kurzer Zeit konnte man sie nicht mehr voneinander unterscheiden. Alle sahen aus wie die Mohren aus dem Kongo. Am schlimmsten hatte es Adam erwischt, der mit der Hundemeute durch sämtliche Pfützen getobt war.
Papi war in die Kneipe gegangen, weil einer der Männer erklärte: „Wir müssen den Vatertag begießen.“
Aber ich glaube, der Mann hat geschwindelt, denn die hatten doch gar keine Gießkanne dabei.
Plötzlich zogen rabenschwarze Wolken auf. Papi stolperte aus der Kneipe und rief: „Benjamin, wir müssen nach Hause fahren. Du fängst den Hund, und ich fange Eva."
Das war leichter gesagt als getan, denn die beiden wehrten sich wie die Teufel. Gegen uns Männer hatten sie allerdings keine Chance. Wir überwältigten sie kurzerhand und sperrten die Schmutzfinken in den Hänger.
Wie die Weltmeister rasten wir heimwärts und hätten es vor dem großen Wolkenbruch auch geschafft, wenn ich unterwegs nicht kopfüber in einen Misthaufen gestürzt wäre. Zur Strafe wollte Mami mich in die Badewanne stecken, obwohl sie genau weiß, wie schädlich Wasser mit Seife ist.
Aber bevor es zu dem Unglück kam, gellte ein Schrei durch das Haus. Mamis Mogränen waren wieder ausgebrochen, weil wir den falschen Hund heimgebracht hatten. Und weil Frauen immer das letzte Wort haben wollen, mussten wir den ganzen Weg noch einmal fahren und das dumme Tier umtauschen. Bei der Gelegenheit brachten wir auch gleich das kleine Mädchen zurück, denn das war auch nicht von uns.