Die Traurigkeit, die töten kann

4,20 Stern(e) 18 Bewertungen
Die Traurigkeit, die töten kann

Das Kind noch rasch ins Bett gebracht.
Es wünschte Papa: "Gute Nacht."
Doch schon beim ersten Klingelton,
da ahnte er gar Schlimmes schon.

Das Krankenhaus hat angerufen.
Ach, er erklimmt die vielen Stufen,
die ins sterile Zimmer führen.
Der Mann, er öffnet letzte Türen.

Jetzt, da es feststeht, sie muss gehen
und dass sie sich nie wieder sehen,
wird ihm mit einem Male klar,
wie glücklich er einst mit ihr war.

"Weil ich in dieser Nacht kapiere,
dass ich dich heut´ an Gott verliere,
an ihn, zu dem ich flehend schrie,
sink ich verzweifelt auf die Knie.

Raubt er dich mir ins kühle Grab?-
Weil ich dich oft betrogen hab,
bleib´ ich hier bis zum Morgen wach,
sinn´ über meine Sünden nach.

Ich will dir noch so vieles sagen
und antworten auf stumme Fragen."
Die Schwester kommt, es graut der Morgen.
"Psst, machen Sie ihr nicht noch Sorgen.

Der Tod hat längst den Geist verführt
und eben grad´ ihr Herz berührt."
Er schluchzt ganz leis´: "Nein! Bleib bei mir!
Fühl´, dass auch ich zu Eis erfrier´.

Wenn gleich dein treues Auge bricht,
schaff´ ich das Leben einfach nicht."
Der Kasten, der jetzt schrecklich piept,
er schreit für ihn: "Hab´ sie geliebt!"
 
L

Law

Gast
Für das Ding kriegst du von Law die gruselige 10.
Aber nicht das du noch mehr so wahre dinger schreibst..dann kann ich direkt die nachrichten schauen.

gruß
law
 
N

nachtlichter

Gast
Zu spät - diese harte Erkenntnis hast Du beklemmend gut in Worte gefasst, GFÜ. Stark!

Lieben Gruß,
nachtlichter
 
Hallo Law,

auch dir danke ich ganz herzlich für deinen Kommentar und die "gruselige" 10er-Wertung.
Ich habe mich riesig darüber gefreut.

Einen schönen Wochenanfang und nur noch gute Nachrichten im TV

wünscht dir
GFÜ
 
L

Law

Gast
lieber Gfü, das war die erste und letzte 10 die ich gab weil die nutzt dir ja nix, die wurde doch weggeflext.

leider ich hätte sie dir gegönnt, du schreibst dolle dinger.
gruß
law
 
B

bonanza

Gast
mein borderlinecharakter sagt mir:
das klingt, als würde jemand abschied von seinem hamster
nehmen.
dummerweise bewertete ich das gedicht heute morgen in meiner
feierabendschläfrigkeit, als gerade die schlümpfe im tv liefen,
viel zu positiv.
beim zweiten lesen sträuben sich mir bereits bei der ersten
strophe die haare! das gedicht blendet durch eine
ihm nicht abzusprechenden kunstfertigkeit.

bon.
 
L

Law

Gast
@ Bon,

siehste Bon wenn Law eins hat (ausser kein Geld und Pech in der Liebe) ich habe Menschenkenntnis zu Deiner Beurteilung.

Gruß
Law sieht hört und weiss alles
 
Hallo Freunde,

welche Laus ist Euch denn über die Leber gelaufen?
Hat Euch jemand geärgert oder verletzt? Denkt dran, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Ist der Himmel heut´ auch grau, morgen lacht er wieder blau!

Erst wenn man den Löffel abgegeben hat, ist es zu spät für alles. Bis dahin lasst uns friedlich sein. Ich danke Euch jedenfalls für Eure guten Bewertungen und freue mich auch weiterhin darüber.

LG
GFÜ
 
N

no-name

Gast
Hi GFÜ,

lange habe ich Dich nicht gelesen, wo warst Du bloß?!
*sendet einen streng-vorwurfsvollen Blick*...

Deine Zeilen lesen sich flüssig, aber es gehört meiner Meinung nach sicher nicht zu Deinen Glanzstücken hier in der Lupe. Ich bin kein Lyrikexperte, ich urteile "aus meinem Bauch heraus", deswegen kann ich auch gar nicht so genau in Worte fassen, was mich an Deinem Gedicht stört, denn ist sind keine groben Schnitzer drin und es liest sich flüssig. Meiner Meinung nach kommt das ernste Thema nicht angemessen rüber, vielleicht liegt es am Stil, dass ich es eher als süffisant-ironisch-witzig empfunden habe.

In jedem Fall habe ich mich gefreut, mal wieder etwas von Dir zu lesen - jetzt auch wieder öfters, hoffe ich doch mal.

Liebe Grüße von no-name.
 
Liebe no-name,

nein, süffisant-ironisch-witzig sollte mein Gedicht keineswegs rüberkommen.
Sicherlich spielt die Stimmung, in der sich der Leser gerade befindet, eine große Rolle beim Lesen eines solchen Gedichtes.

Ich habe meine Verse meinem besten Freund gewidmet, der im September seine geliebte Ehefrau für immer verlor. Sie verstarb an Krebs.
Seine Einsicht in jener Nacht, in der er Wache an ihrem Krankenbett auf der Intensivstation des hiesigen Krankenhauses hielt und die Tatsache, dass ihm alles Flehen und Beten nichts nützte, sie am Leben zu halten, bewegte mich zum Schreiben der Zeilen.
Er ist ein gebrochener Mann und ich glaube nicht, dass sich sein Zustand in absehbarer Zeit ändern wird.
Vielleicht tröstet ihn der starke Lebenswille seines kleinen Töchterchens eines Tages über seinen tiefen Schmerz und die Gewissensbisse, die ihn plagen, hinweg.
Aber wer weiß das schon?

Liebe no-name, selbst Joseph von Eichendorff hat in schlichten Reimen seine Stimmung zum Ausdruck gebracht und noch heute werden seine Gedichte (sogar in Traueranzeigen) zitiert.

Zum Beispiel die dritte Stophe von "Mondnacht":

Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.

Ich fürchte, selbst dieses wunderbare Gedicht, hätte ich es ersonnen und in die LL eingestellt, würde von Kritikastern in der Luft zerrissen und als einfältig abgetan werden. Vermutlich würde man sogar noch bemängeln, dass "spannte" und "Lande", kein sauberer Reim ist.

Ich bin nicht so vermessen, mich mit Eichendorff auf eine Stufe zu stellen, aber nachdenklich sollte dieser Vergleich doch stimmen.

LG
GFÜ
 
N

no-name

Gast
Lieber GFÜ,

ich wollte Dich mit meiner Kritik nicht verletzen und es tut mir leid, wenn Du dies so verstanden haben solltest.
Ich weiß selbst, wie es ist, wenn man einen geliebten Menschen durch den viel zu frühen Tod durch Krebs verliert.

Liebe mitfühlende Grüße von no-name.
 
N

nachtlichter

Gast
Hallo GFÜ,

in Deinem Gedicht kann ich absolut nichts Gruseliges, Süffisant-Witziges, Humorvolles oder gar einem Hamster Würdiges finden - ich stehe nach wie vor zu dem düsteren, überzeugend beklemmenden Eindruck, den es vermittelt.

Die Situation hatte ich mir beim ersten Lesen so ähnlich vorgestellt, wie Du sie jetzt im Kommentar geschildert hast.

Lieben Gruß

nachtlichter
 
GFÜ, hallo

deine verse lesensich sauber, ansonsten habe ich keinen kommentar... diese verse gehen zu sehr ans gefühl, einmal war es auch fast um eines meiner kinder gescgehen und ich bangte tag und nacht im kkh am bettchen.
heike
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo GFÜ,

das erinnert mich an die "Lieder aus der Küche" zB. "Die Rasenbank am Elterngrab" oder "Sabinchen war ein Frauenzimmer" und Ähnliches. Ich finde es "schaurig schön" und wirklich witzig auf diese Art, wie es die Lieder damals waren, bei denen es aber mehr eine unfreiwillige Komik war. Ich hätte nicht gedacht, dass man heute auch noch so etwas schreiben kann. Diese Art von Humor ist inzwischen, glaube ich, verloren gegangen.
Ja, so betrachtet, ist es schon wieder originell.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 
N

no-name

Gast
Lieber GFÜ,

genauso wie Vera-Lena habe ich das auch empfunden. Ich konnte das "schaurig-schöne" Deiner Zeilen nur nicht annährend so gut beschreiben wie Vera-Lena und fand das dem ernsten Thema gegenüber irgendnwie unangemessen, weil ich am Verlust eines Menschen und dem daraus entstehenden Leiden für den/die Zurückgebliebenen eben nichts "schaurig-schön" finden kann.

Deine Zeilen sind gut geschrieben, die Reime passen, es spricht mich wahrscheinlich einfach aufgrund des Stils nicht so sehr an wie viele Deiner anderen Werke.

Ich hoffe, ich konnte meine Kritik jetzt besser in Worte fassen, als bei meinem ersten Versuch.

Liebe Grüße von no-name.
 
Liebe no-name,

letztendlich spielt es doch gar keine Rolle, ob man mein Gedicht nun "schön" oder "schaurig schön" findet.
Hauptsache ist doch: "schön". Was will der Dichter mehr?

Ich danke dir, liebe Freundin, dass du dir so viele Gedanken um mein Gedicht gemacht hast und nehme deinen Rat, mich wieder mehr in der LL zu tummeln, sehr, sehr ernst.
Mein Geist sprudelt nur so über von Ideen. Ideen, die ich (auf Anraten eines anderen Mitgliedes) vielleicht vertonen werde. So ganz unmusikalisch bin ich nämlich nicht.
Du darfst also weiterhin damit rechnen, dass du mich in diesem tollen Forum (ich liebe es) von jetzt an wieder öfter lesen wirst. Ich freue mich auch auf weitere Werke von dir.

Ich danke dir für deine Aufmunterung und vor allen Dingen für deine mich überzeugenden Kommentare.

LG
GFÜ
 
Liebe Vera Lena,

auch ich erinnere mich vage an jene tief zu Herzen gehenden Lieder am Küchenherd, die Alt und Jung in der "guten alten Zeit" zum Weinen brachten.
Jetzt, da du Parallelen zu meinem Gedicht siehst, fällt mir auf, dass es gewisse Ähnlichkeiten zu diesen traurigen Balladen gibt.
Man müsste praktisch nur jemanden finden, der den Text vertont und könnte richtig reich damit werden, genauso wie die Schallplattenfirmen Millionen mit diesen Liedern verdient haben.
Nur, wo finde einen Komponisten und wo den dazu gehörenden Produzenten?

Du, liebe Vera Lena, hast mich auf eine grandiose Idee gebracht, die ich versuchen werde, in die Tat umzusetzen.
Wünsch mir bitte Glück!
Ich jedenfalls sage jetzt schon mal Danke für die grandiose Anregung.

LG
GFÜ
 
Liebe Heike,

im Krankenhaus am Bett eines seiner geliebten Kindes ums Überleben zu bangen, stelle ich mir fast noch schlimmer vor, als um das des Ehepartners zu zittern.
Gott sei Dank haben deine Kinder ihre Krankheiten überlebt. Ich hoffe, dass ihr allesamt heute richtig gesund, munter und glücklich seid und wünsche euch alles Gute.

Danke für deinen Kommentar. Ich freue mich ganz doll darüber.

LG
GFÜ
 
Liebe Nachtlichter,

ich wusste im Voraus, dass du den Sinn meines Gedichtes richtig interpretieren und verstehen würdest.
Warum? Ganz einfach, weil du über hohes lyrisches Können verfügst.
Das beweist du mit all deinen Werken immer wieder aufs Neue.
Ich freue mich, dass auch solche herausragenden Autoren in der LL vorhanden sind.

Sei bedankt für deine Kommentare.

LG
GFÜ
 



 
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