Du Boxen?

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Ji Rina

Mitglied
Es war gegen sechs Uhr abends, als ich auf dem Weg zur Bibliothek war. Ich nahm die Abkürzung über den Ostbahnhof, ging durch die belebte Passage voller Geschäfte und blieb vor einem Stand stehen, um mir eine Crêpe zu kaufen.
Vor dem Tresen überlegte ich, welche Füllung ich für meine Crêpe bestellen sollte, als mein Blick zur Seite ging und auf einen Mann fiel, der mich beobachtete. Er stand vor einem Schuhgeschäft, sein angewinkeltes Bein gegen die Wand gestemmt, war um die fünfzig und trug eine Halbglatze. Zwischen seinen Lippen hing ein Zahnstocher.
Ich nahm die Crêpe mit Nutella entgegen, drehte mich um und sah genau in die Augen dieses Mannes, in denen der Abglanz seines Grinsens lag.
Kannten wir uns?
Ich aß die Crêpe und musste aufpassen, dass mir das Nutella nicht auf meine Kleidung tropfte. Ich ging langsam weiter, und als ich an dem Mann vorbeikam, sagte er:
»Du, schöne Frau!«
»Was?« Ich blieb stehen.
Er betrachtete mich von Kopf bis Fuß. Sein Blick war glasig, und er wiederholte:
»Du, sehr schöne Frau!«
»Schöne Frau. Schöne Stadt. Schönes Leben, mh?«, antwortete ich und leckte das heruntertröpfelnde Nutella ab.
»Ja-ha«, sagte er und räusperte sich. »Ich nur sagen: Du schöne Frau!«
»Was machst’n den ganzen Tag hier?«, fragte ich.»Sagst den Frauen, dass sie schön sind?«
»Wenn Frau schön, dann ich sage.«
Er starrte auf meine Brüste.
»Du keine Lust mitkommen?«, fragte er und wechselte seinen Zahnstocher von einem Mundwinkel zum anderen.
»Mitkommen? Wohin? Wo kommste denn her? Afghanistan? Syrien?«
»Türkei. Ich Türkei.»
»Türkei! Hui!«, sagte ich. »Icli Köfte? … Töfte wie’ne Crêpe mit Nutella« und gab der Crêpe einen kräftigen Zungenschlag, bevor mir das Zeugs auf die Bluse tropfte.
»Du mitkommen? Keine Lust, schöne Frau?« Er grinste, starrte wieder auf meine Brüste und dann auf das Buch unter meinem Arm.
»Sartre«, sagte ich und nickte in Richtung des Buches. »Kennste den?«
Er schüttelte den Kopf, blickte hinüber zum Crêpestand und dann wieder zu mir. »Ich dich einladen – und dann du mitkommen in meine Wohnung. Okay, schöne Frau?«
Sein durchdringender Blick heftete sich an meine Lippen, dann auf meine Brust, wanderte langsam hinab bis zu meinen Schuhen und wieder hinauf. Mir war, als sähe er außer meinem Körper nichts.
»Könntest doch mein Opa sein«, sagte ich und schob mir das letzte Stück Crêpe in den Mund. »Watt soll ich mit’m Oppa wie du?«
Er lächelte, blickte um sich und scharrte dabei mit dem Fuß auf dem Boden. »Keine Opa«, sagte er und fügte dann lachend hinzu: »Keine Opa. Ich Wohnung, gleich hier neben Bahnhof. Du mitkommen … Gläschen trinken, gemütlich Musik, du kommen in Wohnung?«
»Boxt du?«, fragte ich.
Er sah mich entgeistert an.
»Du Boxen?«, wollte ich wissen und boxte dreimal in die Luft, um mich verständlich zu machen. »Muss jetzt in’n Boxverein zum Training. Bin Meisterin im Fliegengewicht, 50 Kilo, verstehste? Willst mal mitkommen zum Verein? Da kannste mal mein’ Trainer kennenlernen. Birny Funke, cooler Typ.«
Er löste sich von der Wand und blickte an mir vorbei. »Kein Boxen«, sagte er und grinste.
»Wieso?«, fragte ich. »Auf was für’n Sport stehste denn? Fußball? Schwimmen? Rennsport? Kennste Vettel? Geil, was? Aber geiler war Schumi. Achtmal Weltmeister. 1566 WM-Punkte, 155 Podestplätze, 91 Siege. Das schnellste Rennen: 2003 in Monza, mit 247,585 Km/h … In Montreal holte er sich einmal in letzter Sekunde die Pole: 1:18, 439 Minuten, Bestzeit. Coulthard, der alte Dackel, musste sich um 98 Tausendstelsekunden geschlagen geben. Nü? Was sagste dazu?«

Er sah mich an, steckte sich die Hände in die Hosentaschen und trat einen Schritt zur Seite. Mir schien, ihm war der Gesprächsstoff ausgegangen. Schließlich drehte er mir den Rücken zu und ging davon.
»Was ist mit Sartre?«, rief ich und hielt das Buch in die Luft. »Vertreter des Existenzialismus! War’n Franzose, geboren in Paris! Willste ma lesen?«
Aber er lief weiter. Ich sah seinen kahlen Kopf zwischen den Passanten, sah, wie er seinen Schritt beschleunigte und in die erste Seitengasse bog.
Als ich drei Tage später wieder zum Crêpestand ging, stand er an derselben Stelle. Angelehnt an der Wand, Zahnstocher im Mund. Als auch er mich entdeckte, blickte er schnell in eine andere Richtung. Ich bestellte mir eine Crêpe mit Himbeersoße, zahlte und drehte mich um.
Aber er war bereits weg.
 

TaugeniX

Mitglied
Du bist grausam. :)

Ich fürchte aber, der Vortrag über Autorennen ist beim Empfänger nicht angekommen, auch die Botschaft, dass ein Weib außer Schoss und Busen noch einen Kopf voll Existentionalismus, Leistungssport und Rennautos hat.

Ein Mann, der nur "schöne Frau, du mitkommen" artikulieren kann, hat davon kaum ein Wort davon verstanden. Allerdings muss ihm bewußt geworden sein, dass er eben nichts versteht.

Was hat ihm das Erlebte zu denken gegeben? Dass die "Frauen hier" ihm geistig überlegen sind? Dass sie dumme Zicken sind und daherfaseln, anstatt eben "mitzukommen"? Dass er ohne Deutschkurs nicht nur keine Arbeit, sondern auch nichts zum eh... vergnügen bekommt? Vielleicht nur ein allgemeines undefinierbares Gefühl der Fremdheit und Einsamkeit?

Das Problem der Dialoge über Sprachbarriere und einen Kulturunterschied von etwa 500 Jahren ist, dass wir überhaupt keine Vorstellung davon haben, was eigentlich ankommt, wenn wir etwas sagen oder tun.
 
S

steky

Gast
Hallo, Ji Rina!

Ich lese hier einen Text, der veranschaulicht, dass Männer nicht auf maskuline Frauen stehen. Nun stellt sich die Frage, ob die Ich-Erzählern wirklich auf Rennsport und Boxen steht, oder ob es nur ein Trick ist, um den alten Sack loszuwerden. Ich denke, es ist ein Trick.


Ein paar Kommentare:

Es war gegen sechs Uhr abends, als ich auf dem Weg zur Bibliothek war. Ich nahm die Abkürzung über den Ostbahnhof, ging durch die belebte Passage voller Geschäfte und blieb vor einem Stand stehen, um mir eine Crêpe zu kaufen.
Könnte man kürzen, auf einen einzigen, ausdrucksstarken Satz.

Vor dem Tresen überlegte ich, welche Füllung ich für meine Crêpe bestellen sollte, als mein Blick zur Seite ging und auf einen Mann fiel, der mich beobachtete.
Die Wörter "sollte" und "ging" gefallen mir hier überhaupt nicht. Das ist nicht schön.

Er stand vor einem Schuhgeschäft, sein angewinkeltes Bein gegen die Wand gestemmt, war um die fünfzig und trug eine Halbglatze.
Den letzten Teil des Satzes solltest Du entweder durch ein Semikolon oder einen Punkt trennen. So klingt das, als wäre "fünfzig sein" eine Tätigkeit, die der Mann gerade ausübt. Verstehst Du, was ich meine? Es fehlt der Zusammenhang. Lies nochmal genau. Du kannst das letzte Komma gegen ein Semikolon austauschen, und die Sache ist geritzt.

Zwischen seinen Lippen hing ein Zahnstocher.
Ich schriebe: "Zwischen seinen Lippen steckte ein Zahnstocher"

Ich nahm die Crêpe mit Nutella entgegen, drehte mich um und sah genau in die Augen dieses Mannes, in denen der Abglanz seines Grinsens lag.
"Ich nahm die Crêpe, gefüllt mit Nutella, entgegen, drehte mich um und sah in die Augen dieses Mannes, in denen der Abglanz eines Grinsens lag."

Nutella ist ein Markenname, deswegen kursiv. Oder Du schreibst Haselnusscreme.

In seinen Augen liegt nicht der Abglanz seines Grinsens, sondern eines Grinsens. Tatsächlich kann man nur mit dem Mund grinsen.

Ich aß die Crêpe und musste aufpassen, dass mir das Nutella nicht auf meine Kleidung tropfte.
Das klingt sehr lasziv und lässt mich vermuten, dass die Ich-Erzählerin mit ihren Reizen spielt und nicht ganz unschuldig an ihrer Situation ist. - Heißt es nicht die Nutella?

In Montreal holte er sich einmal in letzter Sekunde die Pole: 1:18, 439 Minuten, Bestzeit.
Ja, ja, der Schummel-Schumi ... Ich kann mich noch sehr gut an das Qualifying in Monaco erinnern, als er in der letzten Runde seinen Ferrari etwas unübersichtlich in der engen Rascasse-Kurve parkte und somit sämtliche Konkurrenten ausbremste. Er holte zwar die Pole, wurde aber bestraft.

Mir schien, ihm war der Gesprächsstoff ausgegangen.
Die Frau hat den Mann abgeturnt, das ist alles.

»Was ist mit Sartre?«, rief ich und hielt das Buch in die Luft. »Vertreter des Existenzialismus! War’n Franzose, geboren in Paris! Willste ma lesen?«
So spricht keine Frau, die Sartre liest. Der Jargon passt nicht, finde ich.

Meine Fazit:

Ein netten Impression vom Crêpestand, aber für eine Kurzgeschichte zu dünnhäutig. Den Titel würde ich ändern - z.B in Am Crêpestand. Der Text verträgt eine leichte Kürzung. Ansonsten gut und anschaulich geschrieben.


LG
Steky
 
A

aligaga

Gast
@Ali kramt in seinem Gedächtnis, ob ihm eine Situation erinnerlich wäre, ganz gleich, ob in einem Film, einem Fernseh- oder Hörspiel, in einem Roman oder im eigenen, analogen Leben, wo ein junges, gutaussehendes, weibliches 50kg-Kampfmaschinchen bei einer Frittenbude stehengeblieben wäre, wenn es dort ein ausländischer Alp-Öhi angequatscht hätte.

Nie.

Denn es hätte jedenfalls damit rechnen müssen, dass "Türken" wissen, dass eine deutsche Fliegengewichts-BoxmeisterIn niemals vor dem Training Junkfood in sich hineinstopft, das sie spätestens beim 35ten Situp oder beim ersten Punch auf die Leber wieder speien müsste - ganz abgesehen davon, dass sie in dieser Leistungsklasse peinlich auf die richtige Ernährung achtete, denn sonst wäre sie ja nicht deutsche MeisterIn. Sowas wissen "Türken"!

An den Haaren herbeigezogen auch das Prunken mit den Kenntnissen über längst vergangene Sportereignisse, von denen ein "Türke" doch eh keine Ahnung haben kann. Den "Türken" geht doch nicht nur der arme Herr Schumacher, sondern die ganze Formel Eins komplett am Allerwertesten vorbei!

Du konstruierst uns hier eine "Barbarella", @Ji, die nicht wirklich so martialisch rüberkommt, wie sie es vielleicht möchte, sondern zwar so tut, als wär sie eine PorschfahrerIn, aber vergessen hat, die Fahrradluftpumpe zu verstecken, die verräterisch aus ihrer Umhängetasche ragt.

Am wenigsten schlau wird man aus der Sartre-Nummer. Was geht wohl in einem "Türken" vor, wenn ihm ein solcher Mäusetiger dergestalt umgangssprachlich mit "Sartre" kommt? Der hält das doch allenfalls für ein Räuspern!

Fazit: Das ist keine "Kurzgeschichte", sondern eine stark lahmende "Fantasy"-Impression. Eine Backfisch-Fantasmagorie, die außerhalb des Cyberwaldes keine Entsprechung findet.

Wenn jetzt kommt, @Ji, dass du ein Mädchen kenntest, das eben genau das draufhabe, dann erzählt @ali dir von den restlichen 250.000 Mädchen, denen in den letzten Jahren in der Türkei und in Deutschland Gewalt angetan wurde, obwohl sie schon mal was gelesen und Fernsehen geguckt hatten oder in einem Sportverein waren. Die "Türken", vor allem die mit dem Zahnstocher im Mundwinkel, kennen leider nur diese restlichen 250.000 und verhalten sich dem entsprechend - jedenfalls ganz, ganz anders wie der von dir geschilderte, wenn ein Mädchen so dumm wäre, in einer solchen Situation und an einem solchen Ort stehenzubleiben und "Dampf" zu machen. Traurig, aber wahr.

TTip: Plausibilisieren! Mach das Mädchen einen Kopf größer und den Türken einen Kopf kleiner, lass es von Haus aus stehen (z. B. an der Bushaltestelle), lass den doofen Sartre weg und den "Türken" das fragen, was immer gefragt wird: "Ficken? Was koscht?".

Und dann lass das Mädchen ansatzlos und ohne vorheriges Gequatsche so zuhauen, das der "Türke" sich spontan schlafen legt. So würde aus einer bemühten, surrealen eine wirklich lustige, echte Nummer.

Gruß

aligaga
 

Ji Rina

Mitglied
@TaugeniX:

Ich fürchte aber, der Vortrag über Autorennen ist beim Empfänger nicht angekommen, auch die Botschaft, dass ein Weib außer Schoss und Busen noch einen Kopf voll Existentionalismus, Leistungssport und Rennautos hat.

Man kann es nicht wissen. Wäre er nicht abgehauen, wüsste man mehr.


Ein Mann, der nur "schöne Frau, du mitkommen" artikulieren kann, hat davon kaum ein Wort davon verstanden. Allerdings muss ihm bewußt geworden sein, dass er eben nichts versteht.


Och, der Mann konnte noch ein bisschen mehr als nur die wenigen Worte artikulieren. Was er verstanden hat und was nicht, kann die Ich-Erzählerin auch nicht wissen.

Was hat ihm das Erlebte zu denken gegeben? Dass die "Frauen hier" ihm geistig überlegen sind? Dass sie dumme Zicken sind und daherfaseln, anstatt eben "mitzukommen"? Dass er ohne Deutschkurs nicht nur keine Arbeit, sondern auch nichts zum eh... vergnügen bekommt? Vielleicht nur ein allgemeines undefinierbares Gefühl der Fremdheit und Einsamkeit?

Schwer zu sagen. Wie schaut man rein, in den Kopf eines auf der Strasse stehenden Fremden?

Das Problem der Dialoge über Sprachbarriere und einen Kulturunterschied von etwa 500 Jahren ist, dass wir überhaupt keine Vorstellung davon haben, was eigentlich ankommt, wenn wir etwas sagen oder tun.

Da ist durchaus was wahres dran.
Schön, Deine Gedanken!
Ji
 
G

Gelöschtes Mitglied 17359

Gast
Hallo Ji!

Ich glaube nicht, dass es hier um irgendwelche ethnischen oder kulturellen Unterschiede oder um die Überwindung von Sprachbarrieren geht, auch nicht darum, ob dieses junge Frau wirklich Boxmeisterin oder ob sie wirklich ein Mototsport-Fan ist.
Ich sehe hier lediglich eine witzige, originelle Reaktion einer Frau auf die plumpe, dumme und unverschämte Anmache eines notgeilen Typen. Ob der aus der Türkei stammt oder aus Deutschland oder sonstwoher, ist ganz egal. Ob er versteht, was sie sagt oder ob er Satre kennt, ist auch egal. Jedenfalls zieht er frustriert und eingeschüchert den Schwanz ein, im doppelten Wortsinn, und das ist das Entscheidende.

Die Dialoge sind erfrischend und unverkrampft, wie immer in deinen Texten, Ji Rina. Die Situation ist alltäglich und insofern glaubhaft. Dabei spielt es keine Rolle, ob die "Boxmeisterin" vor dem Training Junkfood essen darf oder nicht.

Ich habe diese kleine Geschichte sehr gerne gelesen.

Gruß, Hyazinthe
 

Ji Rina

Mitglied
@Steky:

""""Ich lese hier einen Text, der veranschaulicht, dass Männer nicht auf maskuline Frauen stehen. Nun stellt sich die Frage, ob die Ich-Erzählern wirklich auf Rennsport und Boxen steht, oder ob es nur ein Trick ist, um den alten Sack loszuwerden. Ich denke, es ist ein Trick.""""

Nee Steky, es ist kein Trick, um den alten loszuwerden. Denn der beste Trick dafür wäre einfach weiterzugehen ohne sich noch einmal umzudrehen. Es ist ein Spiel; ein Zeitvertreib; ein anderes Reagieren als erwartet. Es ist völlig irrelevant, ob die Frau tatsächlich boxt oder nicht. Möge es der Frau erlaubt sein, dass zu sagen, was sie gesagt hat (ohne das die Welt untergeht).

Deine Verbesserungsvorschläge haben mir alle gut gefallen und ich werde sie einfügen.

quote:
________________________________________
Ich aß die Crêpe und musste aufpassen, dass mir das Nutella nicht auf meine Kleidung tropfte.
________________________________________

@Steky: """Das klingt sehr lasziv und lässt mich vermuten, dass die Ich-Erzählerin mit ihren Reizen spielt und nicht ganz unschuldig an ihrer Situation ist. - Heißt es nicht die Nutella?"""


Die Ich-Erzählerin spielt mit ihren Reizen, weil sie aufpasst, dass ihr die Nutella nicht auf die Kleidung tropft?
Mh Steky...Du musst tatsächlich ein sehr erotisch phantasievoller Mann sein.(grins)
In meinem Originaltext hiess es: Die Nutella (weil es im spanischen La Nutela (femenin) heisst. Aber meine Korrektorin meinte, in Deutschland sage man, das Nutella. Sobald ich irgendwann mal raauskriege, wie es richtig ist, füge ich es ein,

@Steky:
"""So spricht keine Frau, die Sartre liest. Der Jargon passt nicht, finde ich."""

Haha. Der war gut. Wie spricht denn eine Frau, die Sartre liest? (Möchtest Du etwa sagen: gepflegter?) Diese Art, in der die Ich-Erzählerin spricht, ist Absicht.

Dir lieben Dank fürs Lesen und die Korrekturen! Mir war sehr geholft!
Ji
 

Ji Rina

Mitglied
@Ali:
Oh mei, der Ali....Was ist denn los? Heut morgen nicht nach dem richtigen Duschdas gegriffen?
Ich befürchte, Ali könnte kilometerweit in seinem Hirn graben und würde viele, sehr viele Ereignisse nicht finden, da er sie noch nie erlebt hat. Wahnsinn, was? Unerhört, nicht wahr?

Deine ganzen Boxkenntnisse über Ernährung etc...hättest Du Dir ersparen können, da es in diesem Geschichtle sehr gut möglich ist, dass die Ich-Erzählerin garkeine Boxerin ist. Ja nu...gibts das? mh?

Völlig fasziniert bin ich immer wieder, von Deinen Kenntnissen, über all das, was jedes Mädchen und jeder Mann an jeder Strassenecke dieser Welt denkt oder nicht denkt, tun oder nicht tun würde. Bruder Ali, damit kannst Du Ji nicht beeindrucken, da sie selbst auch einige Lebenserfahrungen hinter sich hat, die nicht so ganz ohne sind.

@Ali:
"""TTip: Plausibilisieren! Mach das Mädchen einen Kopf größer und den Türken einen Kopf kleiner, lass es von Haus aus stehen (z. B. an der Bushaltestelle), lass den doofen Sartre weg und den "Türken" das fragen, was immer gefragt wird: "Ficken? Was koscht?""""


Klar. Ficken. Und dann ist alles wieder paletti, nicht wahr? Dann ist die Geschichte plausibel und Du hast das gesagt, was „Türken“ eben halt in solchen Situationen sagen. Und das „deutsche“ Mädchen haut ihm dann einfach eine in die Fresse und dann HAHA ist die Geschichte auch echt luschtich, hä?

Nee, mein Lieber. Mein Türke in dieser Geschichte ist ein anderer. Ihm würde „ficken“ nicht über die Lippen gehen. Er versuchts auf die elegantere Art, ob Dir das passt oder nicht.
Es gibt Stories die ich schreibe und einmal und nie wieder lese. Andere finde ich, so lala. Und wiederum andre gefallen mir sehr gut. Und diese hier gehört dazu. Da kannst Du Dich auf den Kopp stellen und Dir in den Fuss beissen.

Oberamüsiert,
Ji
 

Ji Rina

Mitglied
Oh je....
Und jetzt hab ich mich tatsächlich doch noch mit meinem "Tomillo-Tee" verschluckt...
Hyazinthe! Himmel! Hat die Geschichte genauso verstanden, wie sie gemeint ist.
DANKE!
 

TaugeniX

Mitglied
Ach, wegen dem Boxen ist mir gerade was eingefallen. GRINS. Natürlich hat @Ali Recht, - in den leichten Gewichtsklassen gibt es keine Crepes zum Essen. Dafür in der offenen Gewichtsklasse eher. Damit wäre auch ihr äußerst selbstsicherer Umgang mit dem "Verehrer" erklärt.
 
S

steky

Gast
Haha. Der war gut. Wie spricht denn eine Frau, die Sartre liest? (Möchtest Du etwa sagen: gepflegter?) Diese Art, in der die Ich-Erzählerin spricht, ist Absicht.
Das darfst du mich nicht fragen, Ji, denn ich kenne sie nicht.
Aber so drücken die sich sicherlich nicht aus, da bin ich mir fast sicher.

Die Ich-Erzählerin spielt mit ihren Reizen, weil sie aufpasst, dass ihr die Nutella nicht auf die Kleidung tropft?
Mh Steky...Du musst tatsächlich ein sehr erotisch phantasievoller Mann sein.(grins)
Nun ja, ich habe eben ein gewisses Bild vor meinen Augen, wenn ich diese Szene lese. Woher es kommt, das weiß nur der Teufel.


Schönen Abend
 

Ji Rina

Mitglied
@Steky:
In diesem Geschichtle ist es wirklich egal, wie eine Frau spricht, die Sartre liest. Auch das gehoert hier in die Szenerie. Aber egal...

@TaugeniX
jaja...Du und der Ali, ihr seid mir ein Duo (grins).

P.S.:Aber falls Du weisst, obs die oder das nutella ist, kannst es mir ja sagen.
Gute Nacht.
 

FrankK

Mitglied
Hallo Ji Rina
Ganz schön nett und frech. Hat mir gut gefallen. Ohne Abwerten zu wollen, ein solches Madel würde ich ein "selbstbewusstes Pfundsweib" nennen. :)

Zum Thema Nutella hilft Wikipedia weiter:
Der Artikelgebrauch ist im Deutschen nicht einheitlich. Fast im gesamten deutschen Sprachgebiet ist sowohl „das“ als auch „die“ gebräuchlich. „Der“ findet sich hingegen fast nur im äußersten Westen Deutschlands sowie in Ostbelgien und Luxemburg. In Südtirol kennt man dagegen nur „die“ Nutella.
Quelle: Wikipedia - Nutella

Tja, ich habe ähnliche Assoziationen wie Steky, ich hatte das Gefühl, sie spielte ihm:
Ich aß die Crêpe und musste aufpassen, dass mir das Nutella nicht auf meine Kleidung tropfte.
War noch die harmlose Szene, pfiffiger wurde es bei:
»Schöne Frau. Schöne Stadt. Schönes Leben, mh?«, antwortete ich und leckte das heruntertröpfelnde Nutella ab.
...
»Icli Köfte? … Töfte wie’ne Crêpe mit Nutella« und gab der Crêpe einen kräftigen Zungenschlag, bevor mir das Zeugs auf die Bluse tropfte.
Naja, Männer interpretieren da manchmal einfach etwas zu viel hinein. ;)

Ich bestellte mir eine Crêpe mit Himbeersoße, zahlte und drehte mich um.
Himbeersoße - da muss die Zunge ja regelrecht tanzen, um immer alles zu erwischen.
Spätestens hier wolltest du spielen. Gibs zu! ;)


Ansonsten gehe ich mit Hyazinthe fast konform. Es spielt keine Rolle, ob die verbal ausgetauschten Details der Realität entsprechen oder nicht.
Das "fast" beziehe ich darauf, dass es "zum Glück" ein älterer Türke war. So einer respektierte noch ein Nein als Nein.


Grüßend aus Westfalen
Frank
 
A

aligaga

Gast
Deine ganzen Boxkenntnisse über Ernährung etc...hättest Du Dir ersparen können, da es in diesem Geschichtle sehr gut möglich ist, dass die Ich-Erzählerin garkeine Boxerin ist. Ja nu...gibts das? mh?
Was du nicht sagst, Ji!

Stell dir vor - nicht nur @ali kam auf die Idee, dass dein Ich-Protz die BoxerIn nur "spielt", sondern auch der "Türke", wäre er denn wirklich einer gewesen, hätte das, schrieb @ali, sofort gepeilt.

Steht alles in der Kritik. Du musst sie nur lesen. Kann es sein, @Ji, dass du nicht nur ein Kulturkreis-, sondern auch ein Sprach- und Leseproblem hast?

@Ali glaubt nicht, dass es in diesem Falle Sinn machte, sich weiter mit dir zu beschäftigen. Er und seine Kumpane halten "Türken", die mit Zahnstochern im Maul kleine Mädchen anmachen, für durch und durch unelegant. Für dich scheint das bereits die gepflegte Art (sic!) zu sein.

Na dann - chacun à son goût!

Amüsiert

aligaga
 
A

aligaga

Gast
Nachtrag

Wie komplett deine "Geschichte" an der Realität vorbeigeht und wie sehr sie allem widerspricht, was die Lebenserfahrung, die Ermittlungsbehörden, Betroffene und die Eltern der Betroffenen schier täglich im Zusammenhang mit dem Begriff "Gewalt" erfahren müssen (und vor der sie immer wieder warnen!), könntest du hier nachlesen.

Unter "Lesen" verstünde @ali, dass du wahrnimmst, dass es sich in dem betreffenden Fall sowohl beim Täter als auch beim Opfer um Nichtdeutsche handelt, dass der Anlass der Auseinandersetzung ein sexuell orientierter war, dass die Mädchen, die "angemacht" wurden, richtig gehandelt hatten (sie sind sofort abgehauen!) und Tugce noch am Leben wäre, hätte sie sich nicht tragischer Weise eingebildet, eine "BoxerIn" zu sein wie jene, die du "kreiert" hast.

Das sollte am Ende noch gesagt sein, bevor du deinen Schmarren weiter verteidigst und @ali - wie von den üblichen Verdächtigen nicht anders zu erwarten - weiter plump und persönlich anzugreifen versuchst.

@Ali meint's dir gut und sagt dir vorausschickend, dass er in Bezug auf "körperliche" Auseinandersetzungen im Literaturbetrieb den Schwarzen Gürtel im Schrank hängen hat.

TTip: Verlang nicht, dass er ihn rausholt, denn du bist ganz gewiss keine BoxerIn.

Amüsiert

aligaga
 

Ji Rina

Mitglied
Hallo Frank!

“Der Nutella” wäre allerdings auch nicht schlecht!

Vielen Dank, für Deine Recherche!

„Ein alter Türke“?
So alt ist der garnicht. Die Halbglatze hat er von seinem Vater geerbt.

Dir nochmals vielen Dank fürs Lesen
Und schönen Sonntag!
Ji



@Ali:

Du hast die Geschichte doch garnicht verstanden. Weil Du gleich um acht Ecken denkst und Dich fragst, wieviel Gramm Nutella darf eine Boxerin eigentlich vor einem Trainig essen?

Ob gepeilt oder nicht, spielt hier keine Rolle. Ein Mann fragt etwas, und eine Frau antwortet etwas. Ob der Mann ihr das abnimmt oder nicht, ist egal. Ob die Frau die Wahrheit sagt oder nicht, ist auch egal. Es ist eine Szene. Eine (harmlose) augenzwinkernde Verarschung der Männer, die auf Strassen Frauen anmachen. Mehr nicht. Der Text ist weder rassistisch noch irgendwie kompliziert. Der „Türke“ hat von der „Deutschen“ irgendwann die Nase endgültig voll (egal aus welchen Gründen auch immer) und sucht das Weite. Punkt.

Kompliziert wird es allerdings, wenn man sich fragt, was eine Boxerin alles essen darf oder nicht – und ob der „Türke“ Schulabschluss, einen Job, ein Fahrrad, einen Kater oder einen Hund Zuhause hat. Ja dann ist man am Text vorbei.

@Ali, Ji rät Dir, Dich zurückzulehnen und zu entspannen; Boxerdiäten und die 250.000 Mädchen in der Türkei für einen Augenblick zu vergessen; ebenso Lebenserfahurungen und Ermittlungsbehörden, Tugce, Täter und Opfer, Deutsche und nicht-Deutsche, schwarze Gürtel sowie die chinesische Mauer und die Schlacht von Alalia 535 v. Chr.

Lese daraufhin nochmal Hyazinthes und Franks Kommentar durch – und villeicht geht Dir dann ein Licht auf.

Ein Kultur-Sprach und Leseproblem hat Ji übrigens nur mit Dir.
Komisch nicht?

Ce fut un plaisir,
(Gähnend)
Ji
 

FrankK

Mitglied
Hallo, Ji Rina
Du meinst, mit ...
Er stand vor einem Schuhgeschäft, sein angewinkeltes Bein gegen die Wand gestemmt, war [blue]um die fünfzig[/blue] und trug eine Halbglatze.
ist man ...
So alt ist der garnicht.
Als Ü50er entlockst Du mir damit ein Sympatie-Lächeln. ;)

Mit "um die fünzig" ist er meines Erachtens aber schon eine gute Generation von jenen Heißspornen entfernt, bei denen erst die Fäuste fliegen und dann nachgedacht wird (eigene Erfahrung).


"Der Nutella" finde ich gruselig, das klingt so Monster-High-Like, da erwarte ich krallenbewehrte Tatzen nach dem öffnen des Glases. Huhhh ... gäbe vielleicht eine Halloweenstory ab, süchtig machender Nutella, der die Menschheit langsam in hirnlose Zombies verwandelt ... ich schweife ab.

Kein Kommentar zu den Zungenspielen? ;)


Einen schönen Sonntag wünschend aus Westfalen
Frank
 
A

aligaga

Gast
Bei guten Filmen und guten Geschichten stimmen nicht nur die Charaktere, sondern auch die Requisiten, @Ji. Und vor allem die "Handlungen" - sie sind für Zuschauer und für Leser nachvollziehbar. Die meisten Erwachsenen, die wirklich gucken und wirklich lesen, sind nicht blöd und können um mehr als eine Ecke denken. Das solltest du immer berücksichtigen, wenn du ihnen etwas schreibst oder vormachst.

Denen fällt dann auf, dass in dem dürftigen "Späßchen" hier gar nichts zusammenpasst. Es ist, wie schon gesagt, eine schlichte Teenie-Phantasmagorie. Ein Billig-Manga, wenn du so möchtest. Ganz wichtig: Sartre und der Zahnstocher.

Hoffentlich lesen nicht viele zwanzigjährige Fitnessstudio-BesucherInnen dein "Werk" und halten den Schmarren für möglich. Du solltest dem Text vorsichtshalber ein "Don't try this at home!" anhängen, wie's bei den Slapstick-Movies in Übersee üblich ist. Das bewahrte die Kleinen vor Schaden. Mit 50jährigen "Türken", die vor Imbissbuden herumlümmeln und mit dem Zahnstocher kleinen Mädchen in den Brüsten herumpulen, ist nämlich nicht zu spaßen. Da hilft im Falle eines Falles weder ein Sartre-Comic unter dem Arm noch ein virtueller Bizeps im Blüschen.

Das Thema "Rassismus" hat @ali gar nicht angesprochen, sondern in seinen Zuschriften entgegenkommenderweise aus dem Türken einen "Türken" gebaut. Er steht für jeden Sexismus und jede Gewalt.

Sehr heiter

aligaga
 

Wipfel

Mitglied
und wenn der Typ Satre gekannt hätte? wäre sie dann mitgegangen?

Realität? Geschichten dürfen das, erzählen wie es hätte sein können. da irrt der ali. sonst hätte rosamunde p. nicht solchen erfolg... möglicherweise fehlt eine Eskalationsstufe - 5 Typen und eine Möchtegernboxerin am nächsten tag, statt Himbeersoße.

gern gelesen

grüße von wipfel
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Ji Rina,

einige Anmerkungen zu Deinem Text in blau:





Es war gegen sechs Uhr abends, als ich auf dem Weg zur Bibliothek war. Ich nahm die Abkürzung über den Ostbahnhof, ging durch die belebte Passage voller Geschäfte und blieb vor einem Stand stehen, um mir eine Crêpe zu kaufen.
Vor dem Tresen überlegte ich, welche Füllung ich für meine Crêpe bestellen sollte, als mein Blick zur Seite ging und auf einen Mann fiel, der mich beobachtete. Er stand vor einem Schuhgeschäft, sein angewinkeltes Bein gegen die Wand gestemmt, war um die fünfzig und trug eine Halbglatze. Zwischen seinen Lippen hing ein Zahnstocher.
Ich nahm die Crêpe mit Nutella[blue] Keinen Markennamen verwenden! Werbeverbot [/blue]entgegen, drehte mich um und sah genau in die Augen dieses Mannes, in denen der Abglanz seines Grinsens lag. [blue]Ein Grinsen umspielte seine Mundwinkel wäre glaubwürdiger[/blue]
Kannten wir uns?
Ich aß die Crêpe und musste aufpassen, dass mir das Nutella nicht auf meine Kleidung tropfte. Ich ging langsam weiter, und als ich an dem Mann vorbeikam, sagte er:
»Du, schöne Frau!«
»Was?« Ich blieb stehen.
Er betrachtete mich von Kopf bis Fuß. Sein Blick war glasig, und er wiederholte:
»Du, sehr schöne Frau!«
»Schöne Frau. Schöne Stadt. Schönes Leben, mh?«, antwortete ich und leckte das heruntertröpfelnde Nutella ab. [blue]Sexuelle Assoziation wolltest Du wohl hier wecken. Da es aber um Nutella geht, kommt etwas anderes in den Sinn ...[/blue]
»Ja-ha«, sagte er und räusperte sich. »Ich nur sagen: Du schöne Frau!«
»Was machst’n den ganzen Tag hier?«, fragte ich.»Sagst den Frauen, dass sie schön sind?«
»Wenn Frau schön, dann ich sage.«
Er starrte auf meine Brüste.
»Du keine Lust mitkommen?«, fragte er und wechselte seinen Zahnstocher von einem Mundwinkel zum anderen.
»Mitkommen? Wohin? Wo kommste denn her? Afghanistan? Syrien?«
»Türkei. Ich Türkei.»
»Türkei! Hui!«, sagte ich. »Icli Köfte? … Töfte wie’ne Crêpe mit Nutella« und gab der Crêpe einen kräftigen Zungenschlag, bevor mir das Zeugs auf die Bluse tropfte.
»Du mitkommen? Keine Lust, schöne Frau?« Er grinste, starrte wieder auf meine Brüste und dann auf das Buch unter meinem Arm.
»Sartre«, sagte ich und nickte in Richtung des Buches. »Kennste den?«
Er schüttelte den Kopf, blickte hinüber zum Crêpestand und dann wieder zu mir. »Ich dich einladen – und dann du mitkommen in meine Wohnung. Okay, schöne Frau?«
Sein durchdringender Blick heftete sich an meine Lippen, dann auf meine Brust, wanderte langsam hinab bis zu meinen Schuhen und wieder hinauf. Mir war, als sähe er außer meinem Körper nichts.[blue] Doch, er sieht die Kleidung.;-)[/blue]
»Könntest doch mein Opa sein«, sagte ich und schob mir das letzte Stück Crêpe in den Mund. »Watt soll ich mit’m Oppa wie du? [blue]dir[/blue]«
Er lächelte, blickte um sich und scharrte dabei mit dem Fuß auf dem Boden. »Keine Opa«, sagte er und fügte dann lachend hinzu: »Keine Opa. Ich Wohnung, gleich hier neben Bahnhof. Du mitkommen … Gläschen trinken, gemütlich Musik, du kommen in Wohnung?«
»Boxt du?«, fragte ich.
Er sah mich entgeistert an.
»Du Boxen?«, wollte ich wissen und boxte dreimal in die Luft, um mich verständlich zu machen. »Muss jetzt in’n Boxverein zum Training. Bin Meisterin im Fliegengewicht, 50 Kilo, verstehste? Willst mal mitkommen zum Verein? Da kannste mal mein’ Trainer kennenlernen. Birny Funke, cooler Typ.«
Er löste sich von der Wand und blickte an mir vorbei. »Kein Boxen«, sagte er und grinste.
»Wieso?«, fragte ich. »Auf was für’n Sport stehste denn? Fußball? Schwimmen? Rennsport? Kennste Vettel? Geil, was? Aber geiler war Schumi. Achtmal Weltmeister. 1566 WM-Punkte, 155 Podestplätze, 91 Siege. Das schnellste Rennen: 2003 in Monza, mit 247,585 Km/h … In Montreal holte er sich einmal in letzter Sekunde die Pole: 1:18, 439 Minuten, Bestzeit. Coulthard, der alte Dackel, musste sich um 98 Tausendstelsekunden geschlagen geben. Nü? Was sagste dazu?« [blue]Vollkommen unrealistisch. Wer merkt sich solche Zahlenkolonnen?[/blue]

Er sah mich an, steckte sich die Hände in die Hosentaschen und trat einen Schritt zur Seite. Mir schien, ihm war der Gesprächsstoff ausgegangen. Schließlich drehte er mir den Rücken zu und ging davon.
»Was ist mit Sartre?«, rief ich und hielt das Buch [blue]vom dem war bis jetzt nicht die Rede![/blue] in die Luft. »Vertreter des Existenzialismus! War’n Franzose, geboren in Paris! Willste ma lesen?«
Aber er lief weiter. Ich sah seinen kahlen Kopf [blue]er hat eine Halbglatze und ist nicht kahl [/blue]zwischen den Passanten, sah, wie er seinen Schritt beschleunigte und in die erste Seitengasse bog.
Als ich drei Tage später wieder zum Crêpestand ging, stand er an derselben Stelle. Angelehnt an der Wand, Zahnstocher im Mund. Als auch er mich entdeckte, blickte er schnell in eine andere Richtung. Ich bestellte mir eine Crêpe mit Himbeersoße, zahlte und drehte mich um. [blue]Die tropft erst recht, aber dieses Mal ist es auch eine schlimme Assoziation ...[/blue]
Aber er war bereits weg.

[blue]Ein paar formale Schwächen, besonders der echte Markenname stört, aber inhaltlich für mich vollkommen daneben. Da war der Vater der Wunsch des Gedankens: Einen Mann richtig fertigmachen. Wobei der Schuss eher nach hinten hätte losgehen können/müssen. Welcher Mann lässt sich das sagen. Der "Türke" hat ein Geschmäckle, das mir nicht gefällt. [/blue]


LG DS
 
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