Flucht über die Nordsee 76. Gequält im Frauenknast

ahorn

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Der letzte Befehl

John Neumann stand vom Sofa auf und schlug die geballte Rechte in seine kuchentellergroße Linke. »Klara ist verrückt geworden«, schrie er Aishe an. »Warum hast du mir es nicht früher gesagt, was sie mit Josephine vorhat.«
»Weil ich keine Kenntnis hatte«, knurrte sie John an. »Was ist so schlimm daran, dass sie ihren Peiniger, das Schwein überführen will?«
Er schlug an seine Stirn. »Alles nur dumme Mädchenfantasien.« Erneut schmetterten seine Fäuste zusammen. »Es ist mir egal, solange ihnen nichts geschieht. Bloß nicht an diesem Tagen, an diesem Ort. Endlich haben wir die Chance, die Schwarze Witwe zu überführen.«
Aishe hob die Schultern. »Was für eine Witwe?« Sie kniff ihr linkes Auge zu. »Ich war der Ansicht, dass ich Joos ablenken sollte, damit ihr die undichte Stelle …«
»Mädchen du bist naiv. Clouseau an der Nase herumführen korrekt. Wie ich ihn kenne, wird er dir nach Russland hinterher reisen, somit uns nicht mehr im Wege stehen.« Er leckte über seine Lippen. »Wer sie ist weiß ich nicht. Einen Verdacht habe ich. Ich war oft dich an ihr ran. Dagegen weiß ich genau, wer uns unterwandert.«
Sie zielte mit dem Zeigefinger auf ihn. »Gunnar!«
John schlug sich auf seine Schenkel und lachte. »Gunnar! Nein! Der ist ein Fiesling aber blöd, dämlich im Schädel.«
Aishe blähte ihre Wangen auf. »Warum sollte ich dann mit ihm…«
Neumann strich über seine Lippen und grinste. »Persönliche Rache! Mit dem kleinen Video welches wir gedreht haben, ist er fertig. Du musst zugeben, die Kamera in der Zigarettenschachtel war eine gute Idee von mir- gestochen scharfe Bilder!«
Aishe stürzte auf ihn, trommelte mit ihren Fäusten auf seine muskulöse Brust. »Du widerliches Schwein.«
Er umfasste ihre Handgelenke. »Was regst du dich auf. Es war sicher nicht für dich das erste Mal, dass du die Beine breitgemacht hast. Ich für mein Teil habe kein Problem damit im Dienst meinen Spaß zu haben.«
Tränen rannen über Aishes Wangen. »Es war das erste Mal«, schluchzte sie. »Ich dachte, wir könnten ihn überführen.«
Er stieß sie weg. »Gott wie niedlich. Ich ging davon aus, dass du mit dem alten Joos dein Vergnügen hattest.« Neumann rieb sein Kinn. »Egal! Du bist Profi. Sorge du dafür das Klara sowie Josephine uns nicht in die Quere kommen. Die Übergabe muss stattfinden!«
Aishe setzte sich auf das Sofa, zog ihre Knie herauf, umklammerte diese, dann versenkte sie das Gesicht zwischen ihren Schenkeln. »Wie stattfinden?« Sie sah auf. »Kein Zugriff!«
»Nicht in Belgien. Die Alte hat neue Kunden in Russland. Die erste Transaktion findet in England statt. Sie wird dort sein«, krachend schlug die Faust in seine hohle Hand, »dann haben wir sie alle.«
Er ging einen Schritt auf sie zu, drückte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf. »Pass du auf, dass die beiden Frauen der Scheune fernbleiben.«
Aishe drehte ihr Haupt zur Seite. »Ich weiß nicht, wo sie sind?«
»Dein Problem.« Er stieß gegen ihre Schulter. »Mache dich an die Arbeit und«, er hob die Faust, »sei rechtzeitig zurück.« Er strich über ihre Wange. »Du willst ganz gewiss nicht deinen Transport nach London verpassen.« – »Oder!«


Gequält im Frauenknast
»Wer bist du?«, zeterte sie.
Stephen starrte sie an. »Woher weiß du, dass ich hier bin«, erboste er sich und warf seine Reisetasche auf den Bartresen.
Sie glitt mit beiden Händen durch ihren Bubikopf. »In welch ein Lokal verirrt sich niemand?«
Die Schultern zuckend, öffnete er den Reißverschluss der Tasche. »Außer deinem Gatten«, ergänzte er ihre Aussage.
Die Finger der rechten Hand an ihrem Kinn, schritt Aishe näher an die Theke heran. »Wie bitte?«
Stephen öffnete die Kasse, holte ein paar Scheine heraus, stopfte diese in die Reisetasche und schwang den Arm im großen Bogen. »Wer glaubst du, hat mir den Job besorgt?«
Sie rümpfte die Nase. »Du als –«, stotterte sie.
Er nickte. »Als Barmann! Was denkst du?«

Aishe schlug mit der Faust auf die Bar. »Wer bist du?«, wiederholte sie ihre Frage.
»Stephen Dohnhöfer, willst du meinen Ausweis sehen«, schnarrte er.
Tief einatmend, presste sie ihren Busen gegen den Tresen. »Spare dir das. Sie drückte ihren Zeigefinger an seine Brust. »Ich will wissen, warum du mich belogen hast. Eine Geschichte erzählt hast, welche nicht die deine ist. Wir haben nie gemeinsam in Göttingen studiert«, schnauzte sie ihn an.
Stephen ziepte den Reißverschluss zu. »Gut. Miss Marple du hast mich enttarnt und was ändert das – nichts!«. Er zog seine dünnen Augenbrauen zusammen. »Vergangenheit! Ich habe andere Probleme.«
»Lüge bleibt lüge!«
Er schlug auf den Tresen. »Ich war im Knast! Ohne Schuld!«, schrie er.

Aishe senkte ihr Haupt, schielte ihn an. »Erzähl!«
Er pumpte seinen Brustkorb auf. »Ein Bier?«
Sie schüttelte den Kopf. »Du weißt, ich trinke nicht!«
Wortlos beugte er sich nieder, holte zwei Flaschen hervor, öffnete diese. »Las den Muslima Scheiß. Ich weiß, dass du zechst«, zischte er und stellte ein Bier ihr vor die Nase. »Alkoholfrei!«

Nachdem er aus dem Komma erwacht war, erzählt Stephen, verhaftete sie ihn und klagte ihn wegen Mordes an. Die erste Zeit verbracht er im Männergefängnis. Nach dem Urteil verlegte sie ihn in ein Frauenknast.
»Wie bitte?«, unterbrach ihn Aishe.
Er lüpfte seine Perücke und faste sich zwischen die Schenkel. »Fragen!«
Die Zellengenossin schafft es, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren neu aufrollte, fuhr Stephen fort. Eine Frau sollte Anton nach Aussage eines Zeugen erschossen haben.
»So blind kannt niemand sein!«
Er kam frei, fuhr er fort. Ein deutscher Beamter, Polizist oder Diplomat, genau konnte er es nicht mehr sagen, war der Ansicht, er solle sich erst einmal zurückziehen. In Südafrika bleiben bis sich alles beruhige. Der Deutsche verschaffte ihm einen Studienplatz. Kurz vorm Examen meldete sich bei ihm ein Rechtsanwalt mit der Nachricht. Er hätte Antons Farm geerbt. Das Anwesen war heruntergekommen, daher ging er nach Großbritannien. Rechtsanwälte in Europa verdienen besser, erklärte er ihr. Dann bekam er seine Stelle in Hamburg und lernte Josephine kennen. Sie glaubte, stellte Stephen fest, er sei Janets Freund aus Studientagen. Josephine lud daher Janet zu ihrer Windelparty ein. Er wusste nichts davon. Dafür begegnet er Tanja.
»Sie hat mich sofort erkannt. Ich sie gleichermaßen.«
Er nahm ein Schluck Bier. »Sag! Nenn mir meine Fehler?«

Aishe Kopf kippte auf die Seite. »Zu viele Lügen! Zumindest behauptest du nicht mehr, dass du auf Josephine Hochzeit warst.« Sie stupste ihn an. »Weist, Janet hätte dich wie eine Trophäe herumgezeigt.« Sie wandte ihm die rechte Schulter zu und schielte ihn an. »Apropos! Im Theater bekommt man sicher keinen Siegerpokal, dafür«, sie stellte sich auf ein Bein und spreizte die Arme, »wenn man einen Baum spielt. Nur dumm! Ich habe Janet nur eine oder zwei Mal in der Theatergruppe besucht, selbst nie mitgespielt. Sie hat es Josephine erzählt mehr nicht. Ach ja bevor ich es vergesse, Janet hatte einen Freund, der hieß Stephen. Das einzig weiblich was er hatte, war die Rolle der Lady Grayle in Tod auf dem Nil.« Aishe strich über Stephens Schulter. »Wer bist du?«

»Wie oft soll ich es dir sagen Stephen Dohnhöfer.«
»Lügner! Du bist genauso wenig Stephen wie ich Mata Hari.« »Sag es mir! Ich bekomme es eh heraus.«
»Oh! Willst du mir drohen.«
»Das habe ich nicht nötig. Es geht nicht um mich. Es geht um Klara.«
»Langsam sprichst du Tacheles! Lässt deine Maske sinken. Ich weiß, ihr seid ein Paar. Das Klara Tanjas Identität geklaut hat. Glaubst du, sie hat es mir nicht erzählt.«
»Dann hau raus!«
Er schlug mit der Faust auf den Tresen. »Stephen ist seit vielen Jahren Tod. Ich habe ihn umgebracht. Es war sein Wille. Ihn sowie Tanja zu rächen hat er mir als Erbe mitgeben.«
»Du bist ein Mörder und Dreistes dich an, als dein Opfer zu leben!«
»Ich bin das Opfer. Nicht er. Tanja und ich hatten vor ein neues Leben zu beginnen. Alle Qualen hatte ich längst hinter mir, dann ...
Aishe kniff ihr linkes Auge zu. »Stirbt sie.«
»Gelyncht haben sie sie.«
»Es war ein Unfall!«
»Unfall! Wie naiv! Sie wusste zu viel - wurde beseitigt. Unsere einzige Chance sie zu überführen war, dass Stephen lebte. Als Köder hingelegt wie ein Zieglein, um das Löwenrudel anzulocken.«
»Wer ist sie?«
»Die Spinne in ihrem Netz!«
»Wir?«
»Gunnar Müller und ich.«
»Müller. Aber es war doch ein Unfall.«
»Kennst du ihn!«

Aishe winkte ab. »Ein Sammelbegriff kein Name. Trotzdem war es ein Unfall.«
»Zuerst ja. Ich war mit dem Motorrad auf dem Weg zu Tanja.«
Sie stand am Weg, wollte unbedingt zu Anton. Sie setzte sich an den Lenker, erzählte Stephen.
»Ich auf den Sozius. Sie raste wie der Teufel.«
Dann kam die Kurve. Sie schnitt diese. Obwohl sie dem Landrover ausgewichen war, stürzten sie den Abhang herab und Tanja hing im Fels, erzählte er.
»Ich war unter dem Motorrad begraben; habe alles mitangesehen«, schmetterte er Aishe entgegen. »Doc sprang von der Ladefläche, zerrte den Fahrer aus dem Wagen und fuhr den Geländewagen an die Kante. Er band sich an das Seil der Winde. Dann ließ ihn der Fahrer herab. Der Typ stand neben dem Wagen.«
Stephen breitete seine Arme aus. »Da sprang der Teufel von der Ladefläche, schlug den Mann mit einer Kiste nieder. Danach löste er die Handbremse.«
»Die Handbremse«, echote Aishe.
»Gesehen habe ich es nicht. Wie kann sonst ein Wagen rollen?«
»Mit eingelegten Gang«, harkte Aishe hinter.
»Wenn der Motor läuft?«
»Davon hast du nichts gesagt.«
»Frauen und Technik.« Er zeigte ihr einen Vogel. »Die Seilwinde!«
Aishe schlug an ihre Stirn. »Klar! Weiter!«
Stephen senkte sein Haupt. »Der Landrover stürzte in die Tiefe, riss Doc sowie Tanja in den Tod«. Er strich über seine Lippen. »Ein zweiter, ein gelber Geländewagen brauste herbei. Ein Priester stieg aus, lief zu ihr, nahm sie in die Arme.«

»Karl?«
»Ja! Dann fuhren sie fort.« Er senkte den Kopf.»Ließen uns allein. Danach weiß ich nichts mehr.« Die Augen geschlossen, wölbte er seine Unterlippe über die Oberlippe.»Im Krankenhaus erschien dann Gunnar Müller. Er machte mir ein Angebot. Ein, zwei Wochen jemand anders sein, dann wäre ich frei. Nach zwei Jahren entliessen sie mich.« Er atmete tief aus.»Den Rest kennst du.« Verstohlen sah er auf die Wanduhr hintern Tressen.
»Ich habe so viele Fragen«, gab Aishe zu verstehen.
»Nicht jetzt ich muss los.«
»Triffst du dich mit Klara?«
»Das geht dir nichts an.«

Stephen schritt um den Tressen, ergriff ein graues auf einem Bügel hängendes Kostüm und betrachtete das Revers. Er nahm einen Lappen, feuchtete diesen an und rieb mit dem Tuch auf dem Stoff.
Aishe ging zu ihm, beugte sich über den Blazer, kratzte mit einem Fingernagel an einem Fleck, dann schnupperte sie an diesem. »Ist es das, für das ich es halte.«
»Und!«
»Damit kannst du nicht herum laufen«. Sie legte den Kopf auf die Seite und tuschierte seine Schulter.»Warte, ich habe etwas Sauberes im Wagen. Müsste dir passen!«

weiter zum nächsten Teil 77. Damenkränzchen im Tulpenland
 



 
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