Fragen/Kommentare/Einwände zur Versfußlitanei :)

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
booooaaaahhhhhh, das ist mir mit verlaub gesagt zu hoch und erinnert mich fatal an stinklangweilige deutschstunden.......ich will das aber in keinster weise abqualifizieren......ich schreibe ein gedicht und gut is......dann lese ich es mir - leise, damit mich keine für meschugge hält - vor und wenn das ding dann funzt isset fettich.....
Das ist vollkommen legitim.
Es geht in diesem Thema vielmehr darum, dass wir dann hoffentlich nicht mehr so viele grausige Schüttelreime in "Gereimtes" lesen müssen.
Ich weiß, das ist ein frommer Wunsch, aber der Mensch gibt die Hoffnung ja nie auf.
 

wirena

Mitglied
booooaaaahhhhhh, das ist mir mit verlaub gesagt zu hoch
Hey revilo - geht mir eigentlich auch so - doch ich lese es erst mal ohne Internet, und dann bemühe ich Wikipedia etc. und versuche den Anschluss zu finden. Oft bleiben Fragen offen, die sich aber sicher noch klären werden. Ansonsten kann ich ja Fragen stellen. Ich denke meine Voraussetzungen sind echt geringer als deine - ich nage und muss sogar Wortfuss und Versfüsse echt ins Hirn platziert bekommen, damit ich Amphibrachien verstehe und mit den Bezeichnungen u_u klarkommen kann. xX habe ich aber bereits begriffen und das ist doch wunderbar und spannend - dies so meine Erfahrung -
 

wirena

Mitglied
Haben eigentlich die Symbole „ X x „und „ u –„ dieselbe Bedeutung?

Wenn ich Hexameter (siehe manehans „Im Frisiersalon“) google, so erhalte ich als Antwort:

Suchen nach: Was ist ein Hexameter und Pentameter?
Was gibt es für Versmaße?
Versmaß Arten – Übersicht

Versmaß
Erklärung
Jambus (xX, ∪ –)zwei Silben: unbetont – betont
Trochäus (Xx, – ∪)zwei Silben: betont – unbetont
Daktylus (Xxx, – ∪ ∪)drei Silben: betont – unbetont – unbetont
Anapäst (xxX, ∪ ∪ –)drei Silben: unbetont – unbetont – betont
 
G

Gelöschtes Mitglied 24962

Gast
Haben eigentlich die Symbole „ X x „und „ u –„ dieselbe Bedeutung?
Nicht ganz, da die X'se keine Aussage über die Länge einer Silbe besitzen.

"–" (ein langer Strich) repräsentiert eine betonte oder lange Silbe.
"∪" (ein "kurzer" Strich) steht für eine unbetonte oder kurze Silbe.

Diese Unterscheidung ist nur für das Griechische oder Lateinische relevant.
Quantitative Metrik (klassische Sprachen) versus Akzentuierende Metrik (moderne Sprachen).

Deswegen orientiere dich am besten an die Schreibweise des X.

Was gibt es für Versmaße?
Das ist nicht so einfach zu beantworten, da Unterteilungen fehlen.
Jedoch ist das alles derart komplex, dass du dich wirklich nur an den von dir erwähnten (jambus, trochäus, anapäst, daktylus) halten solltest.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

wirena

Mitglied
herzlichen Dank esnvhg - "_" und "u" ist mir nun klar - da ich weder Griechisch noch Latein kenne, bin ich froh, dass ich mich nur mit X befassen muss. Mir fiel nur auf, dass "-" und "u" oft benützt wird, um etwas zu erklären. Ja und zum Versmass: da brauche ich noch etwas Geduld - bin noch lange nicht durch mit der "Kleinen (für mich ganz Grossen) Versfusslehre" - habe aber ja als priveligierte Pensionistin zum Glück Zeit, die ich mir selber einteilen kann.

LG wirena
 

sufnus

Mitglied
Hey Ihr!

Schön, dass die Diskussionen weitergehen! Deine Frage @wirena zur Notation, d. h. bzgl. X bzw. x versus Bögem bzw. Striche hat EV ja perfekt geklärt, nur eine kleine Typokorrektur: Das silbenmessende Versprinzip der alten Griechen und Römer heißt quantitierende Metrik, nicht quantitative. :)

Und @revilo : Ich warne ja zu Beginn meines Versfußsermons, dass es ein wenig umfänglicher werden wird... Lesen also auf eigene Gefahr ;)
Was dabei das Niveau angeht, so ist es zwar "höher" (eher: ausführlicher) als das der ersten Googletreffer zum Thema, aber sooooo intellektuell fordernd ist es ja nun doch auch wieder nicht... ist wahrscheinlich viel eher die Frage, ob man die Geduld hat (oder aufbringen will), sich da durchzuwühlen.
Wenn man eh lieber in einem der Prosa angenäherten, relativ freien Parlando dichtet, bei dem fast nur noch der Zeilenumbruch als formal strukturierendes Prinzip übrig bleibt, dann erübrigt sich evtl. die Beschäftigung mit der Metrik. Allerdings glaube ich, dass selbst Verfechter relativ gering strukturierter ("freier") Lyrik noch besser in ihrem Handwerk werden, wenn sie über ein bisschen Hintergrundwissen zur gebundenen Sprache verfügen, auch dann, wenn sie davon keinen direkten Gebrauch machen.

LG!

S.
 

revilo

Mitglied
Das ist vollkommen legitim.
Es geht in diesem Thema vielmehr darum, dass wir dann hoffentlich nicht mehr so viele grausige Schüttelreime in "Gereimtes" lesen müssen.
Ich weiß, das ist ein frommer Wunsch, aber der Mensch gibt die Hoffnung ja nie auf.
Ich habe das ja auch nicht böse gemeint; ich bin halt kein Theoretiker. Ich schreibe auch nicht in Reimen, weil ich in dieser Hinsicht ziemlich talentfrei bin.
 

revilo

Mitglied
Hey revilo - geht mir eigentlich auch so - doch ich lese es erst mal ohne Internet, und dann bemühe ich Wikipedia etc. und versuche den Anschluss zu finden. Oft bleiben Fragen offen, die sich aber sicher noch klären werden. Ansonsten kann ich ja Fragen stellen. Ich denke meine Voraussetzungen sind echt geringer als deine - ich nage und muss sogar Wortfuss und Versfüsse echt ins Hirn platziert bekommen, damit ich Amphibrachien verstehe und mit den Bezeichnungen u_u klarkommen kann. xX habe ich aber bereits begriffen und das ist doch wunderbar und spannend - dies so meine Erfahrung -
Grüß Dich, Du weißt bestimmt wesentlich mehr als ich. Und wir haben eines gemeinsam: Wenn wir etwas nicht verstehen, dann fragen wir einfach. Ich bin halt mit der Sesamstraße aufgewachsen: Wieso weshalb warum, wer nicht fragt bleibt dumm.
 

revilo

Mitglied
Hey Ihr!

Schön, dass die Diskussionen weitergehen! Deine Frage @wirena zur Notation, d. h. bzgl. X bzw. x versus Bögem bzw. Striche hat EV ja perfekt geklärt, nur eine kleine Typokorrektur: Das silbenmessende Versprinzip der alten Griechen und Römer heißt quantitierende Metrik, nicht quantitative. :)

Und @revilo : Ich warne ja zu Beginn meines Versfußsermons, dass es ein wenig umfänglicher werden wird... Lesen also auf eigene Gefahr ;)
Was dabei das Niveau angeht, so ist es zwar "höher" (eher: ausführlicher) als das der ersten Googletreffer zum Thema, aber sooooo intellektuell fordernd ist es ja nun doch auch wieder nicht... ist wahrscheinlich viel eher die Frage, ob man die Geduld hat (oder aufbringen will), sich da durchzuwühlen.
Wenn man eh lieber in einem der Prosa angenäherten, relativ freien Parlando dichtet, bei dem fast nur noch der Zeilenumbruch als formal strukturierendes Prinzip übrig bleibt, dann erübrigt sich evtl. die Beschäftigung mit der Metrik. Allerdings glaube ich, dass selbst Verfechter relativ gering strukturierter ("freier") Lyrik noch besser in ihrem Handwerk werden, wenn sie über ein bisschen Hintergrundwissen zur gebundenen Sprache verfügen, auch dann, wenn sie davon keinen direkten Gebrauch machen.

LG!

S.
Ohne Dein Werk im Ansatz schmälern zu wollen gehöre ich zu denen, die einfach nicht die Zeit und die Muße haben Deine sicherlich interessanten Ausführungen vollends durchzulesen.Ich bin kein Reimer, sondern einfach ein schlichter Schreiber. Nicht mehr und nicht weniger. Ich schreibe einfach frei Schnauze. Das tun aber (fast) alle, die in ihrer Jugend von Bukowski sozialisiert wurden.
 

wirena

Mitglied
Hallo zusammen – bin ziemlich frustriert -

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
in allen Lüften hallt es wie Geschrei.
  • Nach Wortgrenzen aufgeteilt:
    x Xx X x Xx X x X
    x Xx Xx X x X xX
  • Durchgängig geschrieben:
    xXxXxXxXxX
    xXxXxXxXxX

Das habe ich, glaube ich wenigstens, mal kapiert. Doch für mein Empfinden ist das echt eine künstliche Sprache, und ich frage mich schon, ob ich das will.


  • Nach Versfüßen aufgeteilt:
    xX xX xX xX xX
    xX xX xX xX xX
Dem Bür ger fliegt vom spit zen Kopf der Hut

tief hoch tief hoch tief hoch tief hoch tief hoch


Dem Bür ger fliegt vom spi tzen Kopf der Hut
x x x X x X x x x x

So empfinde und spreche ich – und möchte dies mir auch nicht abgewöhnen –


Irgendwie bin ich am Aufgeben – ich möchte so bleiben, wie ich bin, und mich eher mit Zukunft Mystik, das Gewicht des Denkens, und Quantensprung des Denkens befassen und mich so weiter entwickeln - natürlich mit Lesen der Leselupe und deren Beispiele.... nun, werde vorerst für heute Schluss machen und das ganze mal Sacken lassen – mal sehen was passiert –

LG V
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo wirena,

Doch für mein Empfinden ist das echt eine künstliche Sprache, und ich frage mich schon, ob ich das will.
Du wirst ein Gedicht natürlich nicht so gekünstelt vortragen, sondern in einer ganz normalen Sprache.
Dabei wirst du aber sehr schnell merken: Wenn diese theoretischen Sachen im Hintergrund nicht passen, klingt das Gedicht nicht oder du kommst beim Vortrag ins Stocken.

Liebe Grüße
Manfred
 

sufnus

Mitglied
Hallo zusammen – bin ziemlich frustriert -

[...]

Das habe ich, glaube ich wenigstens, mal kapiert. Doch für mein Empfinden ist das echt eine künstliche Sprache, und ich frage mich schon, ob ich das will.

[...]


Dem Bür ger fliegt vom spi tzen Kopf der Hut
x x x X x X x x x x

So empfinde und spreche ich – und möchte dies mir auch nicht abgewöhnen –
Hey wirena!

Franke trifft den Punkt! Völlig schwarz-weiss-mässig, mit ganz doll betonten und ganz doll unbetonten Silben, sollte man auch regelmässig durchmetrisierte Lyrik nicht vortragen... es soll da durchaus die Flexibilität des persönlichen Sprechstils zum Tragen kommen.

Bei Deinen x und X Akzenten zum van Hoddies-Gedicht fällt mir aber noch auf, dass Du nur die i-Silben, also "fliegt" und "spitz-" als betont empfindest.

Könnte es sein, dass Du dabei mehr an die Tonhöhe als an die "Lautstärke" der Aussprache denkst? Denn i-Laute sind natürlicherweise (auch beim künstlichen, metrisierten Spreche heller (höher) als z. B. ein u-Laut wie in Hut. Die Tonhöhe ist aber meim akzentuierenden Metrum nicht gemeint, sondern feinste (!) Lautstärkeunterschiede.

Wenn Du an das Wort "Bür-ger" denkst, das Du als x x dargestellt hast, dann würde ich annehmen, dass Du in der Silbenlautstärke doch einen Unterschied sprechen würdest zwischen dem "Bür-" und dem "-ger".

Stell Dir mal einen fiktiven Herrn "Martin Bürger" aus Zürich und eine Madame Martine Bergé aus Lausanne vor. Beim Herrn Bürger würdest Du ja sowohl den Vornamen als auch den Nachnamen anders betonen als bei Madame Bergé. Im ersten Fall eben mit einem stärkeren Fokus auf dem Mar- und dem Bür- und im zweiten Fall mehr auf dem -tine (mit stummem e) und dem -gé. Das wäre dann mit den x und X gemeint: Martin Bürger = Xx Xx und Martine Bergé = xX xX.

Insofern empfindest Du das "fliegt" im Gedichtbeispiel vielleicht als (noch) stärker betont als das "Bür-" bei "dem Bürger" aber das "Bür-" ist doch vermutlich auch für Dich ein bisschen kräftiger als das "dem" und das "-ger", oder?

LG!
S.
 

wirena

Mitglied
Vielen Dank Manfred für Deinen Hinweis – ja ich spreche ein Gedicht nicht nach theoretischen Vorgaben, sondern nach Inhalt, der subjektiv mein Empfinden steuert – schön, dass ich dem Klang und dem Rhythmus weiterhin vertrauen und die Theorie sozusagen als Hintergrundsmalerei mitfliessen lassen kann -


Hey sufnus – vielen herzlichen Dank für Deine Ausführungen. Ja ich konzentrierte mich auf das « i» und auf die Tonhöhe und verstand nicht, dass es im Metrum um «Lautstärkeunterschiede» geht – so wie Du es nun beschreibst, ist es mir klar und einleuchtend – denke ich muss nochmals von vorne, alles in Ruhe lesen und nachvollziehen – ich muss es vom Kopf her irgendwie ins Herz, ins Gefühl bringen, sonst sitzt es nicht, und ich komme nicht weiter. Vielen Dank für Deine Geduld mit mir, die ich mir zum Vorbild für mich nehmen werde – nicht aufgeben nun die Devise –

Vielen Dank Allen und alles Gute für das 2024 und die kommenden Jahre bei bester Gesundheit sowie

LG V.
 

wirena

Mitglied
…nun, habe ich mir die Kleine Versfusslehre nochmals vorgenommen und bin bereits wieder an Fragen, die ich für mich auch mit Internet nicht klären kann. Es ist mir ja beinahe peinlich, dass ich schon wieder zu Euch komme, und zwar wie folgt:

Zitat Kleine Verslehre, Kapitel 2. Vers- und Wortfüsse:
„….Da gibt es nun ein paar klassische „Rhythmen“, die hierbei zur Anwendung kommen. Diese werden durch kleine Grundbausteine definiert, die man als das Metrum einer Zeile bezeichnet.“ Zitatende

Metrum ist so wie ich es verstehe, der Takt, das Tempo, der Rhythmus eines Verses, eines Gedichtes.

Ein Vers hat, so wie ich es verstehe, mehrere oder besteht aus mindestens einer Zeile.


Zitat aus gleichem Kapitel:
„ ….Ein sogenanntes Metrum setzt sich wiederum aus einem oder zwei Versfüssen zusammen. Der Versfuss ist also die kleinste Baueinheit einer Gedichtzeile und umfasst wiederum zwei bis drei Silben.“ Zitatende

Mit dem Wort Versfuss komme ich auch mit Internet nicht klar.

Frage:
Versfuss = Ein Wort ?

zwei Versfüsse = Zwei Wörter mit entsprechenden Silbenzahlen von 2-3 Silben?

… aber, es gibt ja auch Wörter mit nur einer Silbe…


Nun, soviel für heute – ich wünsche allen einen schönen Sonntag und morgen einen guten Start in die neue Woche -

LG wirena
 

wirena

Mitglied
...danke JB für den Hinweis - diese Seite habe ich wohl gefunden - doch wie ich anlässlich vorgängigem Austausch erfahren habe soll ich mit an Xx halten und nicht an u_ - ja nu - kommt Zeit kommt Rat oder auch nicht - wünsche Dir noch einen schönen Abend

lg wirena
 

sufnus

Mitglied
Hey wirena!
JB hat ja auf den Wikipedia-Artikel verwiesen, der sehr Vieles beim Versfuß erklärt und auch eine Erklärung des Wortfußes zumindest kurz anreißt. Allerdings finde ich für unsere deutschsprachige Betrachtungsweise den Wikipedia-Artikel nicht so angemessen, weil er versucht (kein Vorwurf deswegen!), den Begriff Versfuß möglichst allgemein zu erklären, d. h. auch mit Blick auf altgriechische bzw. lateinische quantitierende Metriken.
Und im Hinblick auf den Wortfuß erklärt der Artikel ja nicht viel, bezieht sich aber ausdrücklich auf Kloppstock, der den Begriff Wortfuß eingeführt hat, allerdings in einer komplexeren Bedeutung als ich das in meinem Erklärtext mache... der alte Genius (bin großer Kloppstock-Fan) wird es mir nachsehen, dass ich aus Gründen der Vereinfachung den Begriff Wortfuß in einer etwas abweichenderen und viel simpleren Bedeutung gebrauche.
Also daher nochmal mein Senf zu Deinen Fragen:

1) Was ist "Metrum"?
Das Metrum ist eine übergeordnete Kategorie für den "Pulsschlag" eines Gedichts. Der Begriff Metrum wird auch in der Analyse deutschsprachiger Lyrik, z. B. in der Schule sehr viel angewendet. Ich habe aber in meinem Kapitel sehr bewusst von Versfußlehre und nicht von Metrumlehre gesprochen, weil der Begriff Metrum eigentlich bei den quantitierenden Lyriken mehr Sinn ergibt, als bei der deutschsprachigen Lyrik. Er wird bei den Lyriktheoretiker*innen deutscher Zunge häufig synonym für Versfuß benutzt, aber eigentlich ist ein Metrum eine Abfolge von einem oder meheren Versfüßen in quantitierender gebundener Sprache (eben bei den antiken Dichtern). So bestand ein jambisches, trochäisches oder anapästisches Metrum bei den alten Römern oder Griechen aus zwei Versfüßen, ein daktylisches oder spondeisches Metrum aus einem Versfuß. Das hängt damit zusammen, wieviele Versfüße das antike Ohr hören musste, bis es begriffen hat, aha, ein Jambus (2 Versfüße) oder aha, ein Daktylus (da reicht schon einer). Wir können das heute als nicht Muttersprachler nicht mehr ganz so intuitiv nachvollziehen... alles etwas verwirrend.
Daher würde ich den Begriff Metrum eigentlich fast eher vermeiden, um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen. Aber wenn Du für den Begriff erstmal eine Bedeutung benötigst, könnte man mit "übergeordnete Gliederung des Silbenklangs" übersetzten oder von mir aus, halt doch gleichbedeutend mit Versfuß verwenden (und aufpassen, dass das kein Altphilologe spitz kriegt).

2) Was ist ein "Vers"?
Der Begriff taucht in zwei Bedeutungen auf: Entweder ist mit "Vers" ein ganzes Gedicht gemeint oder eine Zeile eines Gedichts. Ich benutze i. d. R. die zweite Bedeutung. Wenn ich also schreibe: Am Ende eines Verses haben wir im Beispiel "blablaba" eine unbetonte Silbe, dann meine ich das Ende der Zeile.

3) Was ist ein "Versfuß"?
Ein Versfuß ist (in deutschsprachiger, metrisch gebundener Sprache) eine immer wiederkehrende Abfolge von unbetonten oder betonten Silben. Z. B. eben Xx = trochäischer Versfuß, der beispielsweise in einer Zeile dreimal hintereinander auftritt Xx Xx Xx oder vielleicht auch viermal Xx Xx Xx Xx oder ggf. auch mal mit einem katalektischen Abschluss Xx Xx Xx X usw.
Dabei muss sich ein Versfuß nicht an Wortgrenzen halten, Versfuß also NICHT gleich Wort, wie Du oben geschrieben hast.

Aber frag ruhig nochmal konkret zu den einzelnen Punkten nach... ;) ... auch der ein oder andere Deutschlehrer kommt hier, wenn man so richtig ins Detail geht, unterstelle ich mal, etwas ins Schwimmen (diese These ist aber vor allem Ausdruck meiner geringen Meinung mancher weniger (also NICHT der Mehrzahl!) Exemplare der Lehrerspezies und weniger ein Anhaltspunkt dafür, dass das Thema Versfußlehre soooo kompliziert ist... ein bisschen komplex ist es schon... aber es ist keine Quantenphysik. :) ).

LG!

S.
 

sufnus

Mitglied
... und ich hab jetzt nochmal in meinem Versfußsermon nachgelesen und bin ganz froh, dass ich das Wort "Metrum", eben wegen der definitorischen Schwierigkeiten eher selten gebraucht habe und i. d. R. von Versfuß schreibe (wie gesagt: Metrum & Versfuß ist nicht dasselbe, auch wenn es häufig so gebraucht wird, sondern ein Metrum ist im ursprünglichen Sinn meist eine Reihung von Versfüßen, außer bei ein paar wenigen Versfüßen wie dem Daktylus, wo ein einziger Versfuß schon ausreicht, um ein Metrum zu definieren).
Was ich in meinem Text häufig benutzt habe, ist das adjektiv "metrisch" und das darf jetzt ruhig mal als Synonym zu "versfußisch" benutztbar gelten, zumal Letzteres irgendwie komisch klingt. ;)
Ehrlich gesagt, @wirena und alle anderen... über die genaue Defnition von "Metrum" im jeweiligen Sprachkontext würd ich mir gar keinen so großen Kopf machen und mich einfach an den eindeutigen Begriff des Versfußes halten. :)
LG!
S.
 

wirena

Mitglied
Hey sufnus – vielen herzlichen Dank für deine erneuten Erklärungen, Ausführungen. Ich denke so langsam beginne ich zu verstehen zu begreifen – erstaunlich für mich ist aber schon, dass ein Versfuss sich nicht an Wortgrenzen hält – bin gespannt, wie das in der Praxis, in der Umsetzung dann funktioniert – über deinen Hinweis auf die Quantenphysik musste ich lachen – wäre dem so, würde ich aufgeben, da ja sowieso alles nur in einem Fragezeichen enden würde – doch, da es ja nicht so ist – weiter geht’s und vielen Dank für Deine Unterstützung.

LG wirena
 



 
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