Gedenken

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Vera-Lena!

Ein Gedicht über ein alltägliches Thema und gerade deshalb kein alltäglicher Text, weil die Umsetzung dann natürlich schwierig ist. Sie ist dir m.E. aber gut gelungen.
Würde sehr gut für das sich nahende Erntedankfest passen.

Liebe Grüße
Manfred
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Manfred,

das freut mich aber sehr, dass Dir der Text gefällt. Ja, zum Erntedankfest würde er wirklich passen. Daran hatte ich gar nicht gedacht.

Danke für Deinen Kommentar und liebe Grüße :)
Vera-Lena
 

MarenS

Mitglied
So selbstverständlich wächst das Korn, das manche im Vorbeigehen durch die Halme schlagen. Geknickt hängt das, was uns hätte nähren können.
Du hast das ganz vortrefflich rübergebracht, das, was man auch Achtung nennen könnte.

Liebe Grüße von Maren
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Maren,

danke für Deinen Kommentar und Deine Wertung!

Achtsamkeit war mir wichtig bei diesem Text, so wie Du das auch angemerkt hast. :)

Aber auch die Dankbarkeit sollte in unserem Leben eine viel größere Rolle spielen, als man das für gewöhnlich wahrnehmen kann, finde ich.

Dankbarkeit kann man nur erlernen, wenn man sie den "kleinen Dingen" gegenüber darbringt.Warum will man immer auf etwas "Bedeutendes" warten, um ein Gefühl der Dankbarkeit zu empfinden? Morgens kann ich dankbar sein, dass ich aus dem Schlaf wieder erwachen durfte. Egal, was der Tag bringen wird, ich sollte ihn nicht mit Ängsten beginnen, sondern mit einem aufrichtigen Gefühl der Dankbarkeit. Um dankbar zu sein, findet sich immer ein Grund. Vielleicht habe ich heute weniger Schmerzen, als ich sie gestern hatte, oder die Sonne blinzelt durch die Wolken, obgleich es gestern den ganzen Tag geregnet hat, oder es erwartet mich ein Frühstück, obgleich ich gestern keine Zeit hatte zu früstücken oder........... Den Tag mit Dankbarkeit eingefädelt zu haben, gibt ihm von vorn herein eine positive Note und so kann er nicht derartig düster enden, wie das sonst vielleicht der Fall gewesen wäre.

Natürlich hat eine solche Übung erst eine tiefgreifende Wirkung, wenn man sie einige Jahre durchgezogen hat, aber danach will man gar nicht mehr darauf verzichten.

Das steht so nicht unbedingt in meinem Text, aber ich habe mir schon etwas dabei gedacht, als ich die letzten zwei Zeilen deutlich abgesetzt habe, damit das Augenmerk auch auf sie fällt.

Das Erntedankfest, auf das Franke hingewiesen hat, fasst die Dinge auch so zusammen, aber wir sollten nicht einmal im Jahr dankbar sein, sondern beständig. Das könnte auf eine superstille Art sogar eine Verbesserung in der ganzen Welt hervorrufen, wenn jeder es sich zu eigen machte.

Liebe Maren, noch einmal danke für Deine positive Anmerkung!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

MarenS

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

ich habe einen großen Garten, mit viel Obst und Gemüse drin. Ich nenne es nicht dankbar sein, wenn alles wächst und gedeiht, zu diesem Wort habe ich leider kein gutes Verhältnis. Ich bin froh. Froh über meine gesunden Salatköpfe ohne Zusätze, schmackhaft, knackig und frisch. Wenn ich ernte, tue ich das mit einem guten, frohen Gefühl. Ich denke, das ist es, was du meinst. Dieses positive Denken, was einen durchströmt, wenn man froh ist. Jetzt bin ich grad froh, weil die Sohne zum Ostfenster hereinlacht und weil ich lange geschlafen habe. ja, wir meinen wohl dasgleiche und nennen es nur anders.

Danke für dies feine Gedicht, Vera-Lena

Dir einen schönen Sonntag

Maren
 
Liebe Vera Lena,
ich bin mal wieder sehr beeindruckt von deinem Gedicht.
Das ''Vater unser'' fällt mir ein, zumindest die Zeile ''Unser tägliches Brot gib uns heute''.

Viele Grüße
Marie-Luise
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Maren,

das ist ganz bestimmt so, dass wir dasselbe meinen und es nur anders benennen. Ich kenne ja auch diese Ausrufe von mir selbst:"Hach, bin ich froh!" Das ist so ein besonderes Beglücktsein manchmal einfach nur darüber, dass die Wäsche, am Morgen aufgehängt, schon am Abend trocken war.

Danke, dass DU mir Deine Beziehung zu dem Wort "Dankbarkeit" so schlüssig erläutert hast.

Auch Dir einen schönen Sonntag! :)
Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

ja, an das Brot aus christlicher Sicht hatte ich bei dem Text auch gedacht und ich freue mich, dass Dir dieser Text etwas sagt.

Dir einen schönen Sonntag!:)
Liebe Grüße
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Vera-Lena,

es fällt es mir richtig schwer, mich kritisch zu äußern, weil mir die Idee, der Zyklus, die deinem Gedicht zugrunde liegen, so gut gefallen.

Hier erscheint mir aber eine schlichtere Sprache viel angebrachter, gerade wegen der Danksagung.

Mein Vorschlag lautet:

Gedenken

Das Feld verdeckt
Unter Weizenhalmen
Die jungen Ähren

Ein kleines Warten
Legt mir das Brot
In den Mund
Geopfert das reife Korn
Zermahlen vermischt
Im Feuer gewandelt
Sonnendurchtränkt
Erdgedunkelt

Geht es in mich ein
Um abermals
Erde zu werden

Meinen Dank
Nimmt es mit
Dir einen besonders lieben Gruß
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Meral,

wie schön, wenn der Text so eingängig für Dich ist, dass er wie ein Lied wirkt.

Danke für Deinen Kommentar!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

Wie soll ich das jetzt erklären?

Es geht aus meiner Sicht nicht nur um das Danken und das Sterben und wieder Auferstehen.

Ich wollte auch das "gekreuzigte Korn" selbst miterleben, während ich diesen Text schrieb. Und da kam mir in den Sinn, dass es zermahlen wird, Feuer ertragen muss, dass es zwar sonnendurchtränkt ist, aber genauso auch eine Zeitlang die Dunkelheit der Erde und somit das Abgeschnittensein vom Licht ertragen muss. Und da wäre "Erdgedunkelt" ein zu schwaches Wort. Nein, nein, das Korn muss die Dunkelheit der Erde ertragen, es muss sich aufopfern, wenn es etwas Großes erreichen will, nämlich dem Menschen dienstbar zu sein bei dessen Überlebensbedürfnissen.

Das Korn selbst bekommt aber auch etwas vom Menschen. Die Dankbarkeit ist ja etwas Geistiges und das Korn kann dieses Geistige mitnehmen in sein nächstes Absterben und wieder Auferstehen. Und auf diese Weise kann sich die ganze Erde verbessern.

Ich habe hier das Korn nicht etwa "vermenschlicht", nein alles Werden und Vergehen vollzieht sich ähnlich und das Korn ist natürlich kein Individuum,sondern eine lebendige Wesenheit als Getreide schlechthin. Dennoch besteht es aus einzelnen Körnern und so ein Weizenkorn ist mir als eine gekreuzigte Wesenheit bewusst geworden.

Eigentlich wollte ich das alles für mich behalten, aber Dein Vorschlag für eine schlichtere Formulierung hat mich nun doch dazu gebracht, meine Gedanken zu diesem Text, die bisher noch nicht geäußert waren, preis zu geben.

Ich danke Dir für Deinen Kommentar und Deinen Vorschlag.
Liebe Grüße
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Das ist natürlich eine sehr interessante Idee, die meinen derzeitigen Übungen zur Mehrfachbelegung entgegenkommt :), wenn ich auch nie an eine wörtliche Übertragung des "Macht euch die Erde untertan" geglaubt habe, bzw. an die "führende" Rolle des Menschen, dem andere Wesen lediglich zur Befriedigung seiner Bedürfnisse dienen sollen.

Liebe Grüße
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
So habe ich das auch nicht gemeint, liebe Heidrun,

dass die Erde da ist, damit der Mensch "all" seine Wünsche hier ausufernd verwirklicht. Aber ich glaube, wir haben uns schon richtig verstanden. Das Getreide "dient" zur Erhaltung des Menschen.

Danke für Deine nochmalige Antwort und Deine Bewertung!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Perry

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
ein Text, der sich mit dem Werden und Vergehen sowie dem Sinn des Lebens auseinandersetzt. Vielleicht ein zu großes Thema für ein "kleines" Gedicht und doch lässt es zumindest so etwas wie Achtung vor der Natur spürbar werden, ja und dankbar sollten wir sein, dass wir ein Teil dieser Schöpfung sind.
LG
Manfred
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Manfred,

mir selbst war das gar nicht aufgefallen, dass ich so viel in diesen kurzen Text hineingetan hatte. Aber das ist ja immer so, bis man mal ein bißchen Abstand hat, das dauert eben.

Nach Deinem Kommentar gefällt mir dieser kleine Text schon wieder etwas besser. Ja, wirklich, ich stelle ihn mir jetzt vor wie ein Medaillon, so einen kleinen Anhänger für eine Kette, in dem man ein winzig kleines Foto von einer Person immer bei sich hat. Aber, wenn man darauf schaut, dann sieht man in seiner Seele die Person insgesamt ganz deutlich.

Wie schön, dass die Achtung vor der Natur deutlich wird!

Danke für Deinen verständnisvollen Kommentar!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Inu

Mitglied
Hallo Vera Lena


[blue]Gedenken

Das Feld verdeckt
Unter Weizenhalmen
Die Ähren jung

Ein kleines Warten
Legt mir das Brot
In den Mund
Aufgeopfert das reife Korn
Zermahlen vermischt
Im Feuer verwandelt
Sonnendurchtränkt
Erdendurchdunkelt

Geht es in mich ein
Um abermals
Erde zu werden

Meinen Dank
Nimmt es mit
[/blue]
[blue]Im Feuer verwandelt[/blue]
klar … ich weiß, was Du meinst, aber es ist nicht ganz korrekt ausgedrückt, denn wenn man es wörtlich nimmt, würde es bedeuten, dass das Korn mit den Flammen direkt in Berührung kommt, wie zB. Erz beim Schmelzen. Würde ein Korn aber wirklich 'im Feuer verwandelt', wäre es nur noch Asche.


[blue]Erdendurchdunkelt[/blue]
find ich nicht gut gewählt. Für mich ist Getreide -sowohl das Ährenfeld als auch das einzelne Korn - voller Helle, Tag, Sonne, Wohlgeruch. Nichts von dem dunklen, glitschigen Erdboden, aus dem es ja eigentlich nur seine Nahrung schöpft, den es also benutzt. Als Kind gab man mir ‚Heilerde‘ zu essen. Meine Fantasie verband das mit Grab, Unterirdischem usw. und es schmeckte auch so. Ich wollte keine Erde fressen und musste mich danach grässlich übergeben. Nein, das Wort: erdendurchdunkelt ( auf Korn angewandt) gefällt mir nicht.

[blue]Geht es in mich ein
Um abermals
Erde zu werden

Meinen Dank
Nimmt es mit
[/blue]
Du bringst es fertig, den alltäglichen Vorgang des Essens und Ausscheidens geradezu zum Mysterium zu erheben.
Und der letzte Satz: Aus Deiner Sicht mag auch er ja, wie das ganze Gedicht, stimmig sein, mich berührt es aber komisch, wenn du sagst: "Meinen Dank nimmt es mit". Bildlich: Du sitzt vor Deiner eigenen Sch… und bedankst Dich gerührt beim ( nun gänzlich verwandelten :)) Korn usw. Auch eine Sicht der Dinge, aber doch relativ skurril. Mich schüttelt es ein bisschen beim Lesen. Ob aus Respekt vor Deiner schönen, hochsensiblen Dichterinnenseele oder vor innerem Glucksen, weiß ich noch nicht ...

ich grüß Dich
Inu
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Vera-Lena,

die Lust an Tod und Terror, die Freude am Vergorenen und deine Menschenliebe passen nur schlecht zusammen.

Allein die Gewissheit, dass sich letztendlich eines durch das andere bedingt, schafft einen gewissen Trost. Hierzu bedarf es allerdings der Fähigkeit zur Reflektion. ;)

Dir einen schönen Tag
Heidrun
 



 
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