Himmel und Hölle

3,60 Stern(e) 7 Bewertungen

Label

Mitglied
Ein Mensch geboren aus dem warmen Mutterleib
in diese kalte Welt
sucht ewig Wärme

lernt sie aus wohliger Geborgenheit
er findet sie
im brennenden Gefühl der Scham
und dumpfer Hitze aus der Schwüle

ganz heiß fühlt er durch die Erregung
die Anstrengung und Raserei
er glüht durch Leidenschaft
doch im Verhältnis hat auch die auserwählte
Flamme die Wucht des Feuers

verbrannt durch rasche Hitze
sucht in der Asche er
nach immer neuer Wärme

die Hölle ist kalt
 

poetix

Mitglied
Hallo Label,
das Gedicht hat mich angesprochen. Leider verstehe ich nicht alles, bzw. kann es nicht ganz nachvollziehen. Z.B. macht mir der Brückenschlag von der Wärme des Mutterleibes zur brennenden Scham Schrierigkeiten. Die beiden Aspekte bringe ich einfach nicht zusammen. Aber vielleicht ist das gerade der Kunstgriff. Eine weiterer Aspekt, den ich zwar nachvollziehen kann, den ich aber doch traurig finde, ist, dass man nach dem Ausbrennen der Leidenschaft in eine kalte Hölle fallen soll. Das ist sicher auch Ansichtssache, und die traurige Version womöglich sogar poetischer. Insgesamt eindrucksvoll und authentisch im Klang. Kompliment.
Beste Grüße
Christoph
 

Thylda

Mitglied
Lieber Archi

Ist doch gar nicht so schwer

Ein Mensch geboren aus dem warmen Mutterleib
in diese kalte Welt
sucht ewig Wärme

lernt sie aus wohliger Geborgenheit
er findet sie
im brennenden Gefühl der Scham
und dumpfer Hitze aus der Schwüle

ganz heiß fühlt er durch die Erregung
die Anstrengung und Raserei
er glüht durch Leidenschaft
doch im Verhältnis hat auch die auserwählte
Flamme die Wucht des Feuers

verbrannt durch rasche Hitze
sucht in der Asche er
nach immer neuer Wärme

die Hölle ist kalt
Die Thematik ist der lebenslange Wunsch nach Geborgenheit (sucht ewig Wärme)
Der Mensch startet aus der Geborgenheit des Mutterleibs, die er dann schnell verliert. Die einzigen "wärmenden" Gefühle, die der Mensch dann oft nur noch kennt, sind jenseits der wärmenden Geborgenheit die verbrennende Hitze der Scham, der Raserei, der Leidenschaft für Etwas oder Jemanden. All dieses Feuer ersetzt aber nicht die ersehnte Wärme, stattdessen verbrennt sie den Menschen vor der Zeit und hinterläßt Asche (vielleicht Midlifekrisis?) in der er immernoch verzweifelt nach der Wärme sucht.

Denn die Hölle (das Leben ohne Geborgenheit) ist kalt. Der Mensch ist nur eine Zahl, eine Statistik, austauschbar, nicht eingebunden, nicht wichtig, verloren.

Dieses Gedicht ist in eine ähnliche Richtung unterwegs wie eine meiner "Theorien". Sie wurde vor über zehn Jahren angestoßen, als ich gerade zum ersten Mal Mutter wurde. Eine andere Mutter empfahl mir ein Buch, "jedes Kind kann schlafen lernen". Beim Durchblättern hat es sich schnell meine Aversion eingehandelt. In dem Buch wird beschrieben, wie man einen Säugling, der wie alle Hominiden ein Tragling ist, dazu bringen kann, sein verzweifeltes Verlassenheitsschreien einzustellen, indem man ihm beibringt, aufzugeben, es kommt ja doch niemand. Meiner Meinung nach tut sich dadurch in der kleinen Seele ein Loch auf, die der kleine und dann später erwachsene Mensch immerfort versucht zu stopfen. Mit Konsum, mit Anerkennung, mit Lebensrausch, mit Sucht. Aber niemals ist das Loch gefüllt, der Mensch erfüllt. Needy baby - greedy baby. Es wird ganz hübsch an diesem Hunger verdient...

Diesen Zusammenhang mag vielleicht nur ich so sehen, dennoch gibt es Strömungen, die dem entgegenwirken wie zum Beispiel die "Attachment parenting" - Bewegung.

Labels Text liegt ein sehr interessantes Thema zu Grunde und ist meiner Meinung nach treffend konzentriert und verdichtet.

Liebe Grüße
Thylda
 
A

Architheutis

Gast
Die Thematik ist der lebenslange Wunsch nach Geborgenheit (sucht ewig Wärme)
Der Mensch startet aus der Geborgenheit des Mutterleibs, die er dann schnell verliert. Die einzigen "wärmenden" Gefühle, die der Mensch dann oft nur noch kennt, sind jenseits der wärmenden Geborgenheit die verbrennende Hitze der Scham, der Raserei, der Leidenschaft für Etwas oder Jemanden. All dieses Feuer ersetzt aber nicht die ersehnte Wärme, stattdessen verbrennt sie den Menschen vor der Zeit und hinterläßt Asche (vielleicht Midlifekrisis?) in der er immernoch verzweifelt nach der Wärme sucht.
Liebe Thylda,

Wenn ich es nicht besser wüsste, müsste ich denken, Autorin und Kommentatorin seien hier identisch.

Die sozialpädagogische Abhandlung kann und will ich nicht kommentieren, ich halte mich nur an den Text:

lernt [red]sie [/red]aus wohliger Geborgenheit
[red]er [/red]findet sie
im brennenden Gefühl der [red]Scham[/red]
und dumpfer Hitze aus der Schwüle
Keine Ahnung, wie andere groß geworden sind. Ich kannte in dem Alter weder den Unterschied von Männlein und Weiblein, noch was Scham ist. Das lernt man erst später, es hört auch nie auf. ;-)

Ich bleibe dabei: Thema verfehlt.

Lieben Gruß,
Archi
 

Thylda

Mitglied
Lieber Archi

Dein Problem
lernt [red]sie[/red] aus wohliger Geborgenheit
[red]er[/red] findet sie
läßt sich relativ einfach grammatisch lösen. "Sie" bezieht sich auf das letzgenannte feminine Wort, also hier Wärme. Ähnlich verhält es sich mit "er". Und da der Mutterleib nicht herumläuft und Sachen findet, ist es logischerweise der Mensch, auf den sich das "er" hier bezieht. Damit liegt der Schlüssel zu Deinem nächsten Mißverständnis in Deiner Hand: "in dem Alter" wo steht denn eine Altersangabe? Es ist lediglich die Rede davon, daß der Mensch dem Mutterleib entstammt. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, daß Du das Lesen eines Sachverhalts beherrscht :confused:

Wenn mir mal ein Text nicht erschließt und er nicht offensichtlich einfach gestrickt ist, gehe ich nicht davon aus, daß er mißlungen ist, sondern eher, daß ich etwas übersehen habe ;)

Hier allerdings
könnte man immerhin sagen, daß die Aussage zu 50% richtig ist und das Wissen die Restungenauigkeit ausräumt :D

Liebe Grüße Dir
Thylda
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lb. Archi,


Wenn ich es nicht besser wüsste, müsste ich denken, Autorin und Kommentatorin seien hier identisch.
diesen Eindruck habe ich auch hier wie häufig bei Label/Thylda-Texten. Nur weiß ich es im Gegensatz zu dir nicht besser und zweifle daher umso mehr.

Soweit zum Threadverlauf hier.

Zum Text: für mich liest sich das wie ein Leitfaden, z.B. für ein Theaterstück Lyrik ist es in meinen Augen nicht.

LG
BeBa
 
A

Architheutis

Gast
Liebe Thylda,

Ich bin eigentlich davon ausgegangen, daß Du das Lesen eines Sachverhalts beherrscht
Ich vermutete einen Sinnbruch zwischen der ersten und zweiten Strophe. Jetzt weiß ich: das kann man getrost in beide Richtungen lesen.

Jedenfalls weiß ich jetzt auch, wie es gemeint ist. Nach meiner Lesart gefiel es mir aber besser. Der Wunsch war hier wohl Vater des Gedankens.

Wenn mir mal ein Text nicht erschließt und er nicht offensichtlich einfach gestrickt ist, gehe ich nicht davon aus, daß er mißlungen ist, sondern eher, daß ich etwas übersehen habe
Wir wollen den Text nicht kryptischer machen, als er ist.

Aber das hier...

könnte man immerhin sagen, daß die Aussage zu 50% richtig ist und das Wissen die Restungenauigkeit ausräumt
...irritiert mich dann doch sehr.

In diesem Punkt bevorzuge ich Klarheit.

Gute Nacht,
Archi
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Label,
ich versuche einmal meinem Unbehagen mit deinem Gedicht Ausdruck zu verleihen.

Gewaltige Worte ziehen in deinem Stück herauf, groß sind sie, und von gewitterschwerer Schwangerschaft mit Sinn beladen:

Ein Mensch
kalte Welt
ewig Wärme

brennenden Gefühl
der Scham
dumpfer Hitze
Schwüle

heiß
Raserei
er glüht
Leidenschaft

auserwählte Flamme
die Wucht des Feuers

Hitze
Asche
Wärme

Hölle
ist kalt

Da muß ich erst einmal surchatmen. Ich persönlich fühle mich hier vom lyrischen "Pathos", den du sicherlich absichtlich gewählt hast, erschlagen.
Thylda hat ja in bestechender Form dein Gedicht analysiert. Und alles was sie sagt ist wohl war.

Aber dein Stück bleibt für mich auf eine Art und weise, die ich nicht gut beschreiben kann; unnahbar.

Da hast du etwas auf einen Sockel gewuchtet, überlebensgroß, auf dem die zarte lyrische Pflanze eingeht.

Ich nehme das von dir beschworene Lebensdonnerwetter wahr, aber es rührt mich nicht.

Der Mensch der von dir hier im Gedicht entworfen ist bleibt fremd.

Mag sein die Hölle ist ein kalter Ort, aber ich bin hier nicht auf ihn gestoßen.

lg
ralf
( diese Antwort ist reine Rezeption, ich habe mich inhaltlich nicht mit ihm auseinandergesetzt)
 

AllAN GAP

Mitglied
Hallo Label,

im Verständnis deines Textes folge ich Thylda und Ralf Langer. Allerdings erkenne ich im Gegensatz zu Ralf Langer nicht die Notwendigkeit unbedingt diese spürbare Distanz abzubauen. Ich glaube Dein Text bekäme dadurch noch mehr Pathos. Im Prinzip finde ich das nicht schlimm, aber es ist deutlich genug geschrieben. Fast so als wäre es von einer anderen Spezies über den Menschen und seinen Ehrgeiz geschrieben. Sehr interessant!

Gruß vom GAP
 

Label

Mitglied
Hallo poetix

Dass dich das Gedicht angesprochen hat freut mich sehr und deine Einschätzung dass es glaubwürdig und darüber hinaus auch noch eindrucksvoll sei - empfinde ich als bestärkend. DANKE

"der Brückenschlag von der Wärme des Mutterleibes zur brennenden Scham"
nach dem warmen Mutterleib ist da zunächst die Kälte
dann kann - muss aber nicht, der Mensch die wohlige Geborgenheit erfahren.
Ebenso lernt er wofür er sich schämen soll, denn Gemeinschaften erfindenRegeln, gegen die Kinder natürlich verstoßen. Das kann schon im Kleinkindalter zu einem Verhalten führen, das negative Aufmerksamkeit sucht. Du kannst dir sicher Szenarien ausdenken, wohin solch eine Entwicklung dann im Erwachsenenalter führen kann.


Hallo Architheutis

"Ich finds arg tautologisch"

hm, möglicherweise, ist aber das notwendige Gegenstück zur kalten Welt, die zusammen das Feld abstecken, in dem alles weitere eingeordnet wird.

Rasant oder nicht, in dem Moment in dem ein Mensch entschlüpft, hat er die geborgene Wärme verloren, die er auf andere Weise wieder herzustellen sucht.
DAS ist das Thema dieses Gedichts
innere Raserei kommt, wenn sie denn kommt, später.

Aus deiner Kritik entnehme ich aber, dass du die verschieden aufgezählten Punkte als den Lebensweg eines (singular) Menschen aufgefasst hast.
Da habe ich mich unklar ausgedrückt, obwohl ich ziemlich lange daran gefeilt habe, möglichst präzise, große Interpretationsbreite am Thema entlang zu ermöglichen. Damit habe ich aber nicht gerechnet, dass es als 1 Lebensweg gelesen würde.
Darum werde ich ändern in:
Der Mensch geboren aus dem warmen Mutterleib
damit sollte das Prinzipielle deutlicher werden.

"müsste ich denken, Autorin und Kommentatorin seien hier identisch.
Der Wunsch war hier wohl Vater des Gedankens."
Genetik kann manches, aber nicht alles erklären ;)
Hab Dank fürs Lesen, die für mich wichtige Rückmeldung und auch die Bewertung.


Liebe Thylda
prinzipiell hast du mit deiner Interpretation recht, würde sie aber nicht so eng gefasst sehen.
Speziell das Verbrennen und die Asche, das würde ich nicht ganz so devastating sehen (kann natürlich - muss aber nicht) denn Menschen haben eine erstaunliche Erholungs und Wandlungsfähigkeit.


Hallo Cellist

"diesen Eindruck habe ich auch hier wie häufig bei Label/Thylda-Texten. Nur weiß ich es im Gegensatz zu dir nicht besser und zweifle daher umso mehr."

Falls es dir hilft, wende dich doch an die LL-Leitung und lass dir Thyldas und meinen Zugriffspunkt ins Netz nennen (ca 2000 km Differenz)ich habe nichts dagegen.

"wie ein Leitfaden, z.B. für ein Theaterstück Lyrik ist es in meinen Augen nicht"
schade, aber falls du das Theaterstück menschliche Bedürfnisse meinst, hast du recht.
Es hat mich gefreut dass du dich mit diesem Text auseinandergesetzt und dir die Zeit für eine Rückmeldung genommen hast.



Hallo Ralf

vielen herzlichen Dank, dass du mir deine Empfindungen und Gedanken zu diesem Gedicht mitgeteilt hast.

Unbehagen - ich will jetzt nicht behaupten, dass ich Unbehagen auslösen wollte, aber - ich dachte schon, dass manche der Implikationen - falls sich jemand in dem einen oder anderen Punkt wiederfindet - ein ungewohnter Blickwinkel eröffnen könnte.

Du hast zweifellos recht, dass sich da ein gewitterschweres Panorama eröffnen kann, schließlich behandelt das Gedicht nichts weniger als ein Grundbedürfnis des Menschen http://de.wikipedia.org/wiki/Grundbedürfnis

Wie ich schon weiter oben angeführt habe hatte ich nicht den Lebensweg sondern Lebenswege vor Augen.

Das
Der Mensch geboren aus dem warmen Mutterleib
in diese kalte Welt
sucht ewig Wärme

die Hölle ist kalt


wäre auf die ersten beiden Blicke sicher nicht überlebensgroß, aber glaubst du all die anderen Gedanken die ich dazu gefunden habe (und das ist nur die verdichtete konzentrierte Form) erschlössen sich aus der Miniatur?
Vielleicht will das gar keiner hören?
Oder fehlt das Gegengewicht, die Beschreibung der kalten Hölle, denn aufgezählt sind nur die warmen, heißen, hitzigen.
Die Kälte ließ ich weg, wegen der Gefahr der Überlänge und auch, weil jeder mit einem mutigem Blick nach innen, ein Stückchen dieser kalten Hölle/Angst erspähen kann.


Hallo AllAN GAP

Deine sehr willkommene Rückmeldung finde ich nun meinerseits sehr interessant.
"deutlich genug geschrieben"
mein englisches Sprachempfinden sagt mir da - alles mit dem Knüppel niedergemacht - und das deutsche meldet dagegen - ist ausreichend - davon erhole ich mich jetzt erst mal ;)
"Fast so als wäre es von einer anderen Spezies über den Menschen und seinen Ehrgeiz geschrieben"
Das fasse ich nahezu als Kompliment auf, denn das bedeutet, dass mein lebenslanges Bemühen Dinge sachlich und unbeeinflusst von eigenen Wehwehchen zu betrachten und analysieren, endlich Früchte trägt.
vielen Dank auch für deine freundliche Bewertung.

Euch allen herzliche(warme) Grüße
:)

Label
 

Label

Mitglied
Der Mensch geboren aus dem warmen Mutterleib
in diese kalte Welt
sucht ewig Wärme

lernt sie aus wohliger Geborgenheit
er findet sie
im brennenden Gefühl der Scham
und dumpfer Hitze aus der Schwüle

ganz heiß fühlt er durch die Erregung
die Anstrengung und Raserei
er glüht durch Leidenschaft
doch im Verhältnis hat auch die auserwählte
Flamme die Wucht des Feuers

verbrannt durch rasche Hitze
sucht in der Asche er
nach immer neuer Wärme

die Hölle ist kalt
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Label,

ich habe Probleme mit der "auserwählten Flamme", weil ich mir darunter nichts vorstellen kann. Das ist eigentlich schade.

Was ich auch nicht verstehe, wenn man nun verbrannt ist, wie kann man dann noch in der Asche nach Wärme suchen?

Dass Kälte im Vergleich zu Wärme etwas extrem Unangenehmes und daher Höllenähnliches haben kann, das leuchtet mir noch ein, widerspricht aber allem,was Maler und Theologen über die Hölle aussagen, nämlich dass jeder sich selbst seine Hölle erschaftt und bei der Kenntnisnahme seiner begangenen Fehler in seiner Seele ein brennendes Feuer empfindet.

Diese Dinge willst Du sicher gerne ausklammern, ok. Aber dann würde ich mir wünschen, dass es in Deinem Text deutlicher würde, wie Du die Hölle eigentlich verstehst.

Du hast die Extreme von Wärme und Kälte gewählt. Das sagt für mich aber nur etwas aus über Behaglichkeit und Unbehagen.

Tut mir Leid, dass ich kein besseres Verständnis für diesen Text aufbringen kann. Vielleicht ja beim nächsten Mal. ;)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

AllAN GAP

Mitglied
Hallo Vera Lena,

im Grunde ist es nicht an mir Dir zu antworten. Da ich aber für mich aus dem Text etwas genommen habe, möchte ich mich darin versuchen. Ich hoffe Du und Label ... Ihr gestattet mir das.
Ich übersetze die Wärme aus dem Mutterleib mit dem Gefühl der Liebe. Diesen Schutz, diese Geborgenheit, dieses Bedingungslose ... Nun es gibt Menschen, die genau das ihr Leben lang suchen, die es wieder haben wollen.
Sie suchen mit unglaublichem Eifer. Im Feuer ihrer Leidenschaft verglühen sie. Diese Ernüchterung setze ich mit dem Bild, der Asche gleich. Es ist der Katzenjammer, der sie jedoch nicht daran hindert wieder aufzustehen und von neuem nach diesem unbeschreiblichen Glück zu suchen. Es gibt in der Geschichte genügend Beispiele für solche Menschen. Zudem glaube ich, dass es in der heutigen Zeit immer mehr werden.
Ich wage nicht zu sagen, ob das richtig oder gut ist. Bei allem zählt wie immer das richtige Maß. Aber es gibt diese Menschen unter uns und wenn wir in den Spiegel schauen, erkennen wir vielleicht einen davon.
Meine letzte Schlussfolgerung erzählt Labels Text nicht, aber mir hilft sie ... zu verstehen.
Das Ende "die Hölle ist kalt" ist in meiner Interpretation der einzig logische Schluß aus diesem Text ... Sieh es als Leere nach einem großen Auftritt, nach einem besonderen Erfolg, denn was kommt dann?

Lieben Gruß vom GAP
 

Vera-Lena

Mitglied
Danke, lieber GAP, dass Du ir auf die Sprünge geholfen hast.

So wie Du den Text verstehst, klingt es ganz einfach und einleuchtend.

Ich weiß aber immer noch nicht, was die "erwählte Flamme" bedeuten könnte. Diese Metapher scheint doch ein Schlüsselwort in diesem Text zu sein.

Dass es immer mehr einsame Menschen auf der Erde gibt, ja davon bin auch ich überzeugt und es ist eine unglaublich schmerzliche Sache.

Dir noch einen schönen Abend!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Danke GAP!

Ah, um eine zu rasch abgebrannte Liebesbeziehung geht es also demnach. Ja , dann leuchtet es mir ein, dass der Trennungsschmerz noch in der Asche nach ein wenig Wärme sucht. Hier hatte ich aber wirklich eine "lange Leitung". :confused:


Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Label

Mitglied
Liebe Vera-Lena

zunächst einmal bitte ich um Entschuldigung dass ich nicht schneller geantwortet habe.
Du hast kluge Fragen gestellt, dich ich dir so gut ich kann beantworten will.
Die auserwählte Flamme - das ist leicht - die geliebte Person oder auch Sache für die man/frau entflammt ist.
Das gibt es bspw in der flapsigen Rede "das ist seine neue Flamme" und weitere erhellende Redewendungen sind hier

http://www.redensarten-index.de/suc...alte[]=rart_ou&suchspalte[]=rart_varianten_ou

"wenn man nun verbrannt ist, wie kann man dann noch in der Asche nach Wärme suchen?"

die Person besteht nicht aus Ascheflocken, burnout ist da ein hilfreicher Begriff - die Energie die man aus der Zuwendung zu der Person oder Sache gezogen hat ist kleiner als der Bedarf geworden. Je nachdem welche Priorität und Umfang dies hatte, dauert die Erholungsphase und dann die Suche nach etwas Neuem.

AllAN GAP hat das in beneidenswerter Unkompliziertheit ausdrücken können, die mir öfter mal abgeht.

"widerspricht aber allem,was Maler und Theologen über die Hölle aussagen"

das will ich keineswegs ausklammern
gerade das war einer meiner grundlegenden Ausgangspunkte und Überlegungen zu diesem Thema

Theologen haben die Hölle "erfunden" genauer gesagt Augustinus von Hippo hat das duale Konzept (Himmel und Hölle) aus dem ihm bekannten Zoroastrismus (die älteste noch existierende Religion) ins Christentum integriert , ebenso wie die Vorstellung von Sünde und Erbsünde entwickelt.
Das Judentum kennt Gerechte und Ungerechte aber keine Sünder, es gibt nach dem Ende der Zeit das Paradies aber keinen Zwischenaufbewahrungsort für die Verstorbenen.
Aus den Kirchenlehren und im besonderen aus den Interpretationen zum Offenbarungsevangelium bezogen Künstler ihre Inspirationen. Also aus Gedankengebäuden.

Ich habe sowohl die aus den Vorstellungswelten, die sehr wohl physische Reaktionen hervorrufen, als auch die rein physischen Reaktionen (Adrenalinschübe etc.) und deren Auswirkungen betrachtet.

Grundsätzlich hat der Mensch ein Wärmebedürfnis, da die Umwelttemperaturen niedriger sind als seine Köpertemperatur.
Der psychische und/oder physische Zustand der Entspannung vermittelt ein angenehmes Gefühl = nicht frieren, denn beim Frösteln, sowohl psychisch als auch physisch ist er angespannt.
Bei großem Kälte- oder auch Angstempfinden zittert er (die Muskeln erzeugen Reibungshitze)

Ebenso grundsätzlich ist das Geborgenheitsbedürfnis. Diese beiden Bedürfnisse haben sehr viele Schnittstellen.

Da habe ich jetzt weit ausgeholt aber alle diese Gedanken und noch einige andere flossen in mein Gedicht ein.
Vielleicht erschliesst sich dir jetzt einiges mehr, durch Kenntnis in diese Grundüberlegungen. Denn all diese habe ich über viele Jahre hinweg gesammelt und die dazugehörigen Implikationen entwickelt.

Lieber AllAN GAP

ich danke dir ganz ausdrücklich für deine zutreffende Interpretation. Dir ist mühelos gelungen wozu ich nur recht umständlich in der Lage bin es auszudrücken.
Falls es wieder mal solch einen Fall geben sollte, würde ich mich sehr über deine Mitwirkung freuen.

herzlichen Gruß euch beiden
Label
 

Label

Mitglied
PS Ralfs Unbehagen trieb mich um. Ich denke nun es verstanden zu haben. Diesem Gedicht fehlt das leichte, spielerische, das es leichter zu "verdauen" macht.
vielleicht gelingt das mir in 10 oder 20 Jahren wenn mich diese Gedanken nicht mehr beschweren
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Label,

danke für Deine ausführliche Antwort! :) Schön, dass Du auch die theologischen Aspekte erwähnt hast.

Ja, GAP hatte mir ja schon geholfen, den Text zu verstehen und nun sehe ich, dass er ganz mit Dir auf einer Linie liegt und auch mir geht es jetzt nach Deiner Antwort gut mit diesem Text.

Dir einen schönen Abend!
Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
Oben Unten