Hühnerleiter

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Walther

Mitglied
Sonettkranz Hühnerleiter


I

Und es begann am frühen Sonntagmorgen,
Da nahm ich’s auf mit dieser blöden Welt.
Ich hatte nichts. Und nur ein Sack voll Geld
Beendet alles Elend und die Sorgen.

Vom Geld, da hatte ich mir was bestellt:
Was man nicht hat, das kann man einfach borgen.
Auch vom Kredithai kann man sich’s besorgen,
Wenn man es mit den großen Zinsen hält,

Die der bezahlt, der keine andre Chance hat.
Die Welt, sie dreht sich auch noch weiter,
Wenn Armut Augen leer macht, trüb und matt.

Das Leben ist wie eine Hühnerleiter:
Beschissen, alt, voll Tücken, dazu glatt:
Die Sonne scheint, drum nehme ich es heiter.


II

Die Sonne scheint, drum nehme ich es heiter.
Was soll man denn an meiner Stelle tun!
Die Rübe unterm Arm, was mach ich nun?
Versager bin ich und kein Herrenreiter.

Wär ich ein solcher, könnt ich locker ruhn.
Ich wär kein Opfer, sondern Wegbereiter:
Wer handelt, der ist vorne und gescheiter.
Am besten geht sich’s in den großen Schuhn,

Am besten gehen sich die großen Schritte.
Die Vorsicht, das Getrippel, fällt zurück.
Verstecken kann man gut sich in der Mitte.

Im Grau verschwimmt Zufriedenheit zu Glück.
Wer hinten ist, bekommt die meisten Tritte,
Erhält von allem stets das schlechte Stück.


III

Erhält von allem stets das schlechte Stück,
Wer dauernd hofft, es könnte Bessres kommen?
Am Horizont glänzt das verschwommen,
Was gerne ich ganz weit zur Seite rück:

Es ist die Furcht. Sie macht beklommen.
Sie macht, dass ich mich schnell verdrück,
Anstatt dass ich zum Kampf die Waffe zück,
Geb ich das her, das andere genommen

Und sich gesichert hätten. Mut gewinnt,
Wer nachgibt, hat zumeist nicht viel zu lachen!
Es wird jetzt Zeit, dass man damit beginnt,

Den Sprung zu wagen in das Maul des Drachen.
Bevor das letzte Blut zu Schorf gerinnt:
Ich lasse mich nicht mehr zum Opfer machen.


IV

Ich lasse mich nicht mehr zum Opfer machen,
Das hab ich mir zum höchsten Ziel gesetzt.
Das Leben hat mich häufig tief verletzt.
Wir sitzen doch in einem kleinen Nachen.

Gemeinsam kommt man weiter. Wer immer hetzt,
Wird einmal scheitern, gegen Wände krachen.
Das Vorwärtstreben wird von selbst verflachen,
Die Kraft, allein zu kämpfen, überschätzt.

Und wenn die Winde heftig uns umwehen,
Ist der Zusammenhalt doch das, was zählt.
Wer kann schon in die ferne Zukunft sehen?

Die Solidarität ist, was uns fehlt:
In Stürmen können Starke nur bestehen
Und die, die die Gemeinsamkeit beseelt!


V

Und die, die die Gemeinsamkeit beseelt,
Nur denen steht die zweite Luft zur Seite,
Die Freundschaft und Vertrauen erst befreite,
Weil Hass und Neid den Egomanen quält.

Wenn ich mit Dir gemeinsam vorwärts schreite,
Dann fühl ich mich wie jung und frisch gestählt.
Ich habe Dir von meiner Angst erzählt,
Und wie sie geht, just, wenn ich Dich begleite,

Wie sich ein Weg mir öffnet, eine Tür,
Durch die Sonne scheint und nachts die Sterne.
Und selbst kann ich am Wenigsten dafür.

Die Hoffnung zeigt sich in der weiten Ferne,
Und wenn ich jetzt Dein Herz ganz leis berühr,
Dann spüre ich, Du hilfst mir oft und gerne.


VI

Dann spüre ich, Du hilfst mir oft und gerne:
Das gibt mir Stärke und die Kraft zurück.
Die Unterstützung ist ein großes Glück.
Sie ist ein fester Pfeiler, und ich lerne,

Wie Doppeltes zusammenfügt zum Stück,
Zum Ganzen sich. Es sind die edlen Kerne
Der Frucht, die ich mit Dir zuerst entferne,
Damit ich sie dann in die gute Erde drück,

Als Samen für die gute Tat: Bewahrung
Und Sicherheit in einer harten Zeit.
Die Liebe ist vielmehr als Offenbarung,

Sie ist ein Schutz, Bedeckung, schönes Kleid,
Sie ist die letztlich rettende Erfahrung:
Gemeinsam kämpfen heißt: Wir sind zu zweit.


VII

Gemeinsam kämpfen heißt: Wir sind zu zweit,
Und um uns wollen wir noch mehr vereinen.
Das Leben will uns zwar als Berg erscheinen;
Zu der Besteigung aber sind wir jetzt bereit.

Es wäre völlig falsch, verfrüht zu meinen,
Wer jetzt sich wehrte, dem tät es später leid.
Am schlimmsten ist doch die Zerstrittenheit,
Ist Hoffnungslosigkeit und das Verneinen

Der Chance auf Gewinnen und den Sieg.
Denn, wen Gemeinsamkeit und Mut verbinden.
Wer sich nicht in Überheblichkeit verstieg,

Der kann auch tiefe Täler überwinden:
Wenn ich nach kalten Nächten bei Dir lieg,
Kann ich noch Kraft und Ausweg mit Dir finden!


VIII

Kann ich noch Kraft und Ausweg mit Dir finden,
Wenn uns die schlimmste Not unendlich scheint,
Wenn sich der Teufel mit dem Feind vereint
Und auch die Sehenden vor Angst erblinden?

Wer einmal sich allein, verlassen meint,
Der will versinken und sofort verschwinden,
Will Zeit und auch sein bisschen Gnade schinden.
Es ist ein Held, der sich nicht selbst verneint,

Wenn ihm die Messer in die Kehle schneiden
Und er durch Leugnen von der Schippe springt.
Es kann die Mutigste nicht ewig leiden,

Wenn ihn die Todesangst zu Boden zwingt.
Es ist der Heldenhafte zu beneiden,
Der selbst im Angesicht des Sterbens singt.


IX

Der selbst im Angesicht des Sterbens singt,
Ist Souverän des eignen Überlebens.
Es ruft sich leicht: Und alles ist vergebens!
Verzweiflung ist etwas, das wenig bringt.

Und es bedarf des kleinen Überhebens,
Wenn man die Starken auf die Knie zwingt.
Nur wer sich auf die wilden Tiger schwingt,
Erkennt die Möglichkeit des Widerstrebens,

Ergreift sein Glück, gewinnt im Widerstand.
Wir wollen handeln, wollen vorne stehen.
Ich nehme Dich an Deiner lieben Hand,

Mit Dir den schweren Weg bergan zu gehen.
Und ist das Ziel auch weit und unbekannt,
Ich kann den Sinn in Deinen Augen sehen.


X

Ich kann den Sinn in Deinen Augen sehen:
Denn nur im Du ist Hoffnung, Stärke, Halt.
Im Du bekommt die Zweisamkeit Gestalt.
Zusammen werden wir die Zeit bestehen.

Im Angriff liegt auf Wirkung und Gewalt,
Im Angesicht des Hasses hilft kein Flehen.
Wer Ehre hat, kann sich zur Seit’ nicht drehen,
Nur wenige sind unbarmherzig kalt,

Wenn Elend andre trifft in voller Breite.
Wer auf sich hält, der hilft dem andern auf.
Man tritt dem Leidenden nicht in die Seite

Und lässt dem Schicksal nicht den freien Lauf.
Sei sicher, dass ich Dir den Weg bereite.
Ich nähme meinen Tod dafür in Kauf.


XI

Ich nähme meinen Tod dafür in Kauf
Und opfern würd ich mich für das Gelingen.
Ich kreuzte mit dem Höllenfürst die Klingen
Und schlüg ihn ins Gesicht mit meinem Knauf.

Ich würde alle Drachen leicht bezwingen
Und würde an Dich denken, wenn ich rauf,
Und gäbe mich und alles andre drauf,
Ach, könnt ich mir Dein Herz damit erringen:

Du hältst mich für verrückt und ziemlich dumm!
Es nützt recht wenig, nicht danach zu greifen,
Denn Chancen stehen nicht so einfach rum.

Es ist gefährlich, zaudernd abzuschweifen.
Wer zögert, hat oft Pech und leidet stumm.
Wer hadert, der kann keine Festung schleifen.


XII

Wer hadert, der kann keine Festung schleifen.
Er ist verzweifelt und hat keine Kraft.
Und nur der Vorwärtsdrang, der Räume schafft,
Lässt Hoffnung langsam zur Gewissheit reifen.

Wer nicht mit sich im Reinen ist, erschlafft,
Wo Taten nötig wärn. Lass uns begreifen,
Dass Kluge sich nicht grad darauf versteifen,
Dass Zögern besser ist als Leidenschaft,

Sich aufzuraffen, wenn’s um alles geht.
Es lohnt, selbst dann noch etwas mehr zu wagen,
Wenn man vor einer Niederlage steht.

Wer wagt, der kann danach sich immer sagen:
Ich war dabei, ich habe nicht gefleht,
Ich hab mit Würde meinen Teil getragen.


XIII

Ich hab mit Würde meinen Teil getragen.
Wer keine Wahl hat, greift am besten an.
Und kämpfen ist es, dass ich wirklich kann.
Das braucht man mir nicht mehr als einmal sagen!

Wer weicht, der ist ein Feigling und kein Mann,
Nur Leisetreter schweigen still und klagen.
Und mich muss man nicht erst zum Jagen tragen:
Wo ist der Erste, und wer kommt danach dran?

Zum Aufbruch bläst das Horn, es rockt die Röhre,
Der Schlachtenlärm, er motiviert und treibt.
Und aus den Boxen jubeln die Tenöre.

Es ist so, wie’s Geschichtsbuch später schreibt:
Wer sich nicht wehrt, und wenn er auch verlöre,
Der ist’s, von dem am Ende gar nichts bleibt.


XIV

Der ist’s, von dem am Ende gar nichts bleibt,
Der sich verzieht, wenn andre sich bemühen.
Ihm wird Vergessen und Missachtung blühen.
Sein Teil wird ihm entrissen, einverleibt.

Beim Schmieden müssen wilde Funken sprühen.
Es ist der Feuergeist, der sich entleibt,
Der sich tief in die scharfe Klinge treibt:
Es müssen Kraft und Zorn drin weiterglühen.

Und ist das Schwert auch nur ein scharfes Bild:
Wir müssen Zeit für das Verstehen borgen.
Das Leben, es braucht Klinge und das Schild:

Ich möchte uns mit Schutz und Mut versorgen.
Die Sehnsucht haben wir noch nicht gestillt.
Und es beginnt am frühen Sonntagmorgen.
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

wie so viele Deiner guten Gedichte hat dies mit dem Sonntagmorgen zu tun.

Mir gefällt es sehr gut, und kunstreich ist es allemal.

Höre bitte nicht auf, an Sonntagen morgens zu dichten :)

Liebe Grüße

Herbert
 

Walther

Mitglied
Nun, lieber Herbert,

das liegt daran, daß Sonntagsmorgen gelegentlich der Musenkuß vorbeischaut und die Qualen des Daseins für einige Momentchen sich im taumelnden Umarmungen auflösen. :) Daher dies häufige Bezugnehmen, schätze ich. ;)

Nun kann ich an die Balladen und Moritaten mancher hier (ach Gerd, Dein Tieramisu, köstlich) nicht heranreichen. Ich verspreche aber, den nächsten Sonettkranz mit einem Meistersonett abzuschließen. Dann hagelt es vielleicht den dann sicherlich akzeptablen Beifall.

Hier habe ich nur einen 14 sonettigen Kreis geschlagen. Mehr nicht, und ich danke sehr und bin verlegen, daß es Leser gibt, die das für mehr als gut befinden. Dabei bin ich eigentlich nur qualifiziert am Üben und dachte, man könnte dieses Teil hier mal posten, ich werd schon nicht erschossen deswegen.

Jetzt bin ich's aber dann doch, aber anders als ich dachte ...

Lieber Gruß W.
 

revilo

Mitglied
Immer wieder aufstehn´, immer wieder sagen es geht doch....
( Refrain des Hits auf meiner Abi- Party vor 26 Jahren).
Voller Lebensweisheit und Liebe zum Detail ohne jegliche Selbstverliebtheit.Gerne gelesen von revilo
 

Walther

Mitglied
Schön,

lb. Oliver,

daß die "5" nun durchgestrichen ist. Das gönne ich ihr.

Ich habe an diesem Ding ca. 8 Wochen getüftelt. Alles Selbstmitleid wollte ich raushaben. Angefangen hat das Ganze mit dem Spruch meiner Mutter "Das Leben ist kurz und besch... wie eine Hühnerleiter", der mir angesichts der Gesamtlage nicht mehr aus dem Kopf ging.

Irgendwann kam dann der berühmte Daniel-Düsentrieb-Moment: Es blitzte ein fortgeschrittener Schwachsinn durchs Hirn. Dann kamen weitere solche Ereignisse.

Das Ergebnis steht hier. :)

Gruß W.
 

presque_rien

Mitglied
Hi Walther,

ich wollte schon länger das hier kommentieren: Respekt!!! Es erfordert sehr viel Durchhaltevermögen und Kunstfertigkeit, einen Sonettkranz zu schreiben - obwohl's mit Meistersonnett natürlich schöner wär. Leider wurde dein Kranz zu wenig beachtet. Aber das liegt vielleicht daran, dass - nach meinem Gefühl zumindest - nicht genug Abwechslung darin ist. Nach meiner Vorstellung müsste ein Sonnettkranz entweder eine Entwicklung aufweisen - auch wenn ihr Ende in ihren Anfang münden muss - oder aber es müssen verschiedene Aspekte eines Themas ausgeschöpft werden. Dein Kranz fängt etwa wie folgt an: Unzufriedenheit/Verzweiflung/Alleinsein - Mut fassen - Wertschätzung der Gemeinschaft - Spezialisierend: Wertschätzung der Zweisamkeit - Zweifel - Zweisamkeit/Gemeinschaft gewinnt... Aber irgendwo in der zweiten Hälfte überkommt den Leser leider eine Ermüdung, weil die Entwicklung nicht mehr deutlich wird, und du dich nur noch im Kreis zu drehen scheinst, in der selben Grundstimmung und ähnlichen Gedankengängen. Das ist schade, finde ich.

Diese Verse finde ich übrigens toll (neben vielen anderen):
Am besten gehen sich die großen Schritte.
Die Vorsicht, das Getrippel, fällt zurück.
Verstecken kann man gut sich in der Mitte.
Im Grau verschwimmt Zufriedenheit zu Glück.
An einigen Stellen holpert es noch. Trotzdem: Toll!

LG presque
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Walther,

eben sehe ich, dass du auf der Bestenliste stehst; das hast du dir verdient.

In Zeiten des hochgejubelten Dilettantismus setzen sich Qualität und "saubere" Arbeit (erstaunlicherweise) trotzdem durch.

Glückwünschende Grüße
Heidrun
:)
 

Walther

Mitglied
Liebe presque-rien,

danke für Deine ausführliche Stellungnahme. Der nächste Streich ist in Vorbereitung, mein Xania-Kranz wird gerade einer Bearbeitung unterzogen und dann nochmal eingestellt. :) (Welch eine Drohung!)

In der Tat haben die Endloswürmer manchmal schwächere Stellen, aber ich arbeite dran. Der nächste, der dritte Kranz, wird dann ein Meistersonett enthalten. Ich bastele im Hirn schon dran rum, denke aber, daß das noch ein paar Monate brauchen wird. Im Herbst mache ich das 5. Jahr in der Lupe voll. Vielleicht stelle ich ihn als Tagesgedicht ein.

Ich freue mich, daß Dir mein Sonettkranz ein wenig Spaß gegeben hat. In diesem Sinne das Beste für Dich!

Lieber Gruß W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Och,

schon wieder aus der Liste weg ...*wein

Ich war aber auch nur ein paar Tage drin, falls dich das trösten sollte. ;)

Liebe Grüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Hallo Heidrun,

es gibt Leute, die einem nichts gönnen. :) Wie man sieht, habe ich so meine echten Fans.

Wie sagt man so schön? "Neid muß man sich verdienen, Mitleid gibt's umsonst!" :D

Lieber Gruß W.
 

Walther

Mitglied
Sonettkranz Hühnerleiter


I

Ich ging es an am frühen Sonntagmorgen,
Da nahm ich’s auf mit dieser blöden Welt.
Ich hatte nichts. Und nur ein Sack voll Geld
Beendet alles Elend und die Sorgen.

Vom Geld, da hatte ich mir was bestellt:
Was man nicht hat, das kann man einfach borgen.
Auch vom Kredithai kann man sich’s besorgen,
Wenn man es mit den großen Zinsen hält,

Die der bezahlt, der keine Chance hat.
Die Welt dreht sich in ihren Angeln weiter,
Wenn Armut Augen leer macht, trüb und matt.

Das Leben ist wie eine Hühnerleiter:
Beschissen, alt, voll Tücken, dazu glatt:
Die Sonne scheint, so nehme ich es heiter.


II

Die Sonne scheint, so nehme ich es heiter:
Was soll man denn an meiner Stelle tun!
Die Rübe unterm Arm frag ich: Was nun?
Versager bin ich nur, kein Herrenreiter.

Wär ich ein solcher, könnt ich locker ruhn.
Ich wär nicht Opfer, sondern Wegbereiter:
Wer handelt, der ist vorne und gescheiter.
Am besten geht es sich in großen Schuhn,

Am besten gehen sich die großen Schritte.
Die Vorsicht, mit Getrippel, fällt zurück.
Man kann sich gut verstecken in der Mitte!

Im Grau verschwimmt Zufriedenheit zu Glück.
Wer hinten ist, bekommt die meisten Tritte,
Erhält von allem stets das schlechte Stück.


III

Erhält von allem stets das schlechte Stück,
Wer dauernd hofft, es könnte Bessres kommen?
Am Horizont glänzt das fahl und verschwommen,
Was ich ganz gerne weit zur Seite rück:

Es ist die Furcht. Sie macht total beklommen.
Sie macht, dass ich mich rasend schnell verdrück,
Anstatt dass ich zum Kampf die Waffe zück,
Geb ich das her, das andere genommen

Und sich gesichert hätten. Mut gewinnt,
Wer nachgibt, hat zumeist nicht viel zu lachen!
Es wird jetzt Zeit, dass man damit beginnt,

Den Sprung zu wagen in das Maul des Drachen.
Bevor das letzte Blut zu Schorf gerinnt:
Ich lasse mich nicht mehr zum Opfer machen.


IV

Ich lasse mich nicht mehr zum Opfer machen,
Das hab ich mir zum höchsten Ziel gesetzt.
Das Leben hat mich häufig tief verletzt.
Wir sitzen doch in einem kleinen Nachen.

Gemeinsam kommt man weiter. Wer stets hetzt,
Wird einmal scheitern, gegen Wände krachen.
Das Vorwärtstreben wird von selbst verflachen,
Die Kraft, allein zu kämpfen, überschätzt.

Und wenn die Winde heftig um uns wehen,
Ist der Zusammenhalt doch das, was zählt.
Wer kann schon in die ferne Zukunft sehen?

Die Solidarität ist, was uns fehlt:
In Stürmen können Starke nur bestehen
Und jene, die Gemeinsamkeit beseelt!


V

Und jene, die Gemeinsamkeit beseelt,
Sie haben auch die zweite Luft zur Seite,
Die Freundschaft und Vertrauen erst befreite,
Weil Hass und Neid den Egomanen quält.

Wenn ich mit Dir gemeinsam vorwärts schreite,
Dann fühl ich mich wie jung und frisch gestählt.
Ich habe Dir von meiner Angst erzählt,
Und wie sie geht, just, wenn ich Dich begleite,

Wie sich ein Weg mir öffnet, eine Tür,
Durch die die Sonne scheint und nachts die Sterne.
Und selbst kann ich am wenigsten dafür.

Die Hoffnung zeigt sich in der weiten Ferne,
Und wenn ich jetzt Dein Herz ganz leis berühr,
Dann spüre ich, Du hilfst mir oft und gerne.


VI

Dann spüre ich, Du hilfst mir oft und gerne:
Das gibt mir Stärke und die Kraft zurück.
Die Unterstützung ist ein großes Glück.
Sie ist ein fester Pfeiler, und ich lerne,

Wie Doppeltes zusammenfügt zum Stück,
Zum Ganzen sich. Es sind die edlen Kerne
Der Frucht, die ich mit Dir zuerst entferne
Und sorgsam dann in gute Erde drück,

Als Samen für die gute Tat: Bewahrung
Und Sicherheit in einer harten Zeit.
Die Liebe ist viel mehr als Offenbarung,

Sie ist ein Schutz, Bedeckung, schönes Kleid,
Sie ist die letztlich rettende Erfahrung:
Gemeinsam kämpfen heißt: Wir sind zu zweit.


VII

Gemeinsam kämpfen heißt: Wir sind zu zweit,
Und um uns wollen wir noch mehr vereinen.
Das Leben will uns zwar als Berg erscheinen;
Zu der Besteigung aber sind wir jetzt bereit.

Es wäre völlig falsch, verfrüht zu meinen,
Wer jetzt sich wehrte, dem tät es später leid.
Am schlimmsten ist doch die Zerstrittenheit,
Ist Hoffnungslosigkeit und das Verneinen

Der Chance auf Gewinnen und den Sieg.
Denn, wen Gemeinsamkeit und Mut verbinden,
Sich nicht in Überheblichkeit verstieg,

Der kann auch tiefe Täler überwinden:
Wenn ich nach kalten Nächten bei Dir lieg,
Kann ich noch Kraft und Ausweg mit Dir finden!


VIII

Kann ich noch Kraft und Ausweg mit Dir finden,
Wenn uns die schlimmste Not unendlich scheint,
Sich auch der Teufel mit dem Feind vereint,
Sogar die Sehenden vor Angst erblinden?

Wer einmal sich allein, verlassen meint,
Der will versinken und sofort verschwinden,
Will Zeit und auch sein bisschen Gnade schinden.
Es ist ein Held, der sich nicht selbst verneint,

Wenn ihm die Messer in die Kehle schneiden
Und er durch Leugnen von der Schippe springt.
Es kann die Mutigste nicht ewig leiden,

Wenn ihn die Todesangst zu Boden zwingt.
Es ist der Heldenhafte zu beneiden,
Der selbst im Angesicht des Sterbens singt.


IX

Der selbst im Angesicht des Sterbens singt,
Ist Souverän des eignen Überlebens.
Es sagt sich leicht: Schau, alles ist vergebens,
Verzweiflung ein Gefühl, das wenig bringt.

Denn es bedarf des kleinen Überhebens,
Wenn man die Starken auf die Knie zwingt.
Nur wer sich auf die wilden Tiger schwingt,
Erkennt die Möglichkeit des Widerstrebens,

Ergreift sein Glück, gewinnt im Widerstand.
Wir wollen handeln, wollen vorne stehen.
Ich nehme Dich an Deiner lieben Hand,

Mit Dir den schweren Weg bergan zu gehen.
Und ist das Ziel auch weit und unbekannt,
Ich kann den Sinn in Deinen Augen sehen.


X

Ich kann den Sinn in Deinen Augen sehen:
Denn nur im Du ist Hoffnung, Stärke, Halt.
Im Du bekommt die Zweisamkeit Gestalt.
Zusammen werden wir die Zeit bestehen.

Der Angriff zeitigt Wirkung durch Gewalt,
Im Angesicht des Hasses hilft kein Flehen.
Wer Ehre hat, wird jetzt den Kopf nicht drehen,
Nur wenige sind unbarmherzig kalt,

Wenn Elend manche trifft in ganzer Breite.
Wer auf sich hält, der hilft dem Nächsten auf.
Man tritt die Leidenden nicht in die Seite

Und überlässt das Schicksal seinem Lauf.
Sei sicher, dass ich Dir den Weg bereite.
Ich nähme meinen Tod dafür in Kauf.


XI

Ich nähme meinen Tod dafür in Kauf
Und opfern würde ich mich fürs Gelingen.
Ich kreuzte mit dem Höllenfürst die Klingen
Und schlüg ihm ins Gesicht mit meinem Knauf.

Ich würde alle Drachen leicht bezwingen
Und dabei an Dich denken, wenn ich rauf,
Und gäbe mich und alles freudig auf,
Könnt ich Dein Herz mir so damit erringen:

Du hältst mich für verrückt und ziemlich dumm!
Es nützt recht wenig, nicht danach zu greifen,
Denn Chancen stehen nicht ganz einfach rum.

Es ist gefährlich, zaudernd abzuschweifen.
Wer zögert, hat oft Pech und leidet stumm.
Wer hadert, der kann keine Festung schleifen.


XII

Wer hadert, der kann keine Festung schleifen.
Er ist verzweifelt und hat keine Kraft.
Denn nur der Vorwärtsdrang, der Räume schafft,
Lässt Hoffnung langsam zur Gewissheit reifen.

Wer nicht mit sich im Reinen ist, erschlafft,
Wo Taten nötig sind. Lass uns begreifen,
Dass Kluge sich nicht darauf gern versteifen,
Dass Zögern besser sei als Leidenschaft:

Sich aufzuraffen, gilt es, wenn’s drum geht.
Es lohnt sich, grade da noch mehr zu wagen,
Wenn man vor einer Niederlage steht.

Wer wagt, der kann danach sich immer sagen:
Ich war dabei, ich habe nicht gefleht,
Ich hab mit Würde meinen Teil ertragen.


XIII

Ich hab mit Würde meinen Teil ertragen.
Wer keine Wahl hat, greift am besten an.
Und kämpfen ist es, was ich wirklich kann.
Das braucht man mir nicht mehr als einmal sagen!

Wer weicht, der ist ein Feigling und kein Mann,
Nur Leisetreter schweigen still und klagen.
Und mich muss man nicht erst zum Jagen tragen:
Wer ist der Erste, wer als Zweiter dran?

Zum Aufbruch bläst das Horn, es rockt die Röhre,
Der Schlachtenlärm, er motiviert und treibt.
Laut aus den Boxen jubeln die Tenöre.

Es ist, wie’s das Geschichtsbuch später schreibt:
Wer sich nicht wehrt, und wenn er auch verlöre,
Er ist’s, von dem am Ende gar nichts bleibt.


XIV

Er ist’s, von dem am Ende gar nichts bleibt,
Der sich verzieht, wenn andre sich bemühen.
Ihm wird Vergessen und Missachtung blühen.
Sein Stück wird ihm entrissen, einverleibt.

Beim Schmieden müssen wilde Funken sprühen.
Es ist der Feuergeist, der sich entleibt,
Der tief sich in die scharfe Klinge treibt:
Es müssen Kraft und Zorn drin weiterglühen.

Das scharfe Schwert ist ein sehr hartes Bild:
Wir müssen Zeit für das Verstehen borgen.
Das Leben braucht die Klinge und das Schild:

Ich möchte uns mit Schutz und Mut versorgen.
Die Sehnsucht haben wir noch nicht gestillt.
Ich geh es an am frühen Sonntagmorgen.
 

Walther

Mitglied
Hi presque-rien,

es holperte wirklich, und was lange währt, wird vielleicht manchmal besser. Hier also die ziemlich stark bearbeitete Version der Hühnerleiter.

Ich hoffe, damit Deine Stolpersteine weggeräumt zu haben.

Auch den anderen Diskutanten einen lieben Dank.

Frohes Dichten und Werken!

LG W.
 

MarenS

Mitglied
Gerne und in einem Rutsch gelesen!

Wahrscheinlich weil mich die Thematik anspricht... *grinst

An folgenden Stellen bin ich hängen geblieben und bitte dich deshalb, sie nochmal einer Betrachtung zu unterziehen:

VII
Wer jetzt sich wehrte, dem tät es später leid.
XIII
Das braucht man mir nicht mehr als einmal sagen!
XIII
Wo ist der Erste, und wer kommt danach dran?
XIV
Der sich tief in die scharfe Klinge treibt:

Es sind inhaltlich Wiederholungen zu finden aber mich hat das nicht massiv gestört. Vielleicht könnte den Kranz zu einem XIIer winden? Oder ist das nicht erlaubt?

Wenn es erlaubt wär einen zwölfer draus zu winden
so solltest du es tun, damit zum Fleiß
kein Kritiker dir diese Schlinge draus kann binden:
Ach, wiederhole nicht, was ich schon weiß.

Liebe Grüße von Maren
 

Walther

Mitglied
Sonettkranz Hühnerleiter


I

Ich ging es an am frühen Sonntagmorgen,
Da nahm ich’s auf mit dieser blöden Welt.
Ich hatte nichts. Und nur ein Sack voll Geld
Beendet alles Elend und die Sorgen.

Vom Geld, da hatte ich mir was bestellt:
Was man nicht hat, das kann man einfach borgen.
Auch vom Kredithai kann man sich’s besorgen,
Wenn man es mit den großen Zinsen hält,

Die der bezahlt, der keine Chance hat.
Die Welt dreht sich in ihren Angeln weiter,
Wenn Armut Augen leer macht, trüb und matt.

Das Leben ist wie eine Hühnerleiter:
Beschissen, alt, voll Tücken, dazu glatt:
Die Sonne scheint, so nehme ich es heiter.


II

Die Sonne scheint, so nehme ich es heiter:
Was soll man denn an meiner Stelle tun!
Die Rübe unterm Arm frag ich: Was nun?
Versager bin ich nur, kein Herrenreiter.

Wär ich ein solcher, könnt ich locker ruhn.
Ich wär nicht Opfer, sondern Wegbereiter:
Wer handelt, der ist vorne und gescheiter.
Am besten geht es sich in großen Schuhn,

Am besten gehen sich die großen Schritte.
Die Vorsicht, mit Getrippel, fällt zurück.
Man kann sich gut verstecken in der Mitte!

Im Grau verschwimmt Zufriedenheit zu Glück.
Wer hinten ist, bekommt die meisten Tritte,
Erhält von allem stets das schlechte Stück.


III

Erhält von allem stets das schlechte Stück,
Wer dauernd hofft, es könnte Bessres kommen?
Am Horizont glänzt das fahl und verschwommen,
Was ich ganz gerne weit zur Seite rück:

Es ist die Furcht. Sie macht total beklommen.
Sie macht, dass ich mich rasend schnell verdrück,
Anstatt dass ich zum Kampf die Waffe zück,
Geb ich das her, das andere genommen

Und sich gesichert hätten. Mut gewinnt,
Wer nachgibt, hat zumeist nicht viel zu lachen!
Es wird jetzt Zeit, dass man damit beginnt,

Den Sprung zu wagen in das Maul des Drachen.
Bevor das letzte Blut zu Schorf gerinnt:
Ich lasse mich nicht mehr zum Opfer machen.


IV

Ich lasse mich nicht mehr zum Opfer machen,
Das hab ich mir zum höchsten Ziel gesetzt.
Das Leben hat mich häufig tief verletzt.
Wir sitzen doch in einem kleinen Nachen.

Gemeinsam kommt man weiter. Wer stets hetzt,
Wird einmal scheitern, gegen Wände krachen.
Das Vorwärtstreben wird von selbst verflachen,
Die Kraft, allein zu kämpfen, überschätzt.

Und wenn die Winde heftig um uns wehen,
Ist der Zusammenhalt doch das, was zählt.
Wer kann schon in die ferne Zukunft sehen?

Die Solidarität ist, was uns fehlt:
In Stürmen können Starke nur bestehen
Und jene, die Gemeinsamkeit beseelt!


V

Und jene, die Gemeinsamkeit beseelt,
Sie haben auch die zweite Luft zur Seite,
Die Freundschaft und Vertrauen erst befreite,
Weil Hass und Neid den Egomanen quält.

Wenn ich mit Dir gemeinsam vorwärts schreite,
Dann fühl ich mich wie jung und frisch gestählt.
Ich habe Dir von meiner Angst erzählt,
Und wie sie geht, just, wenn ich Dich begleite,

Wie sich ein Weg mir öffnet, eine Tür,
Durch die die Sonne scheint und nachts die Sterne.
Und selbst kann ich am wenigsten dafür.

Die Hoffnung zeigt sich in der weiten Ferne,
Und wenn ich jetzt Dein Herz ganz leis berühr,
Dann spüre ich, Du hilfst mir oft und gerne.


VI

Dann spüre ich, Du hilfst mir oft und gerne:
Das gibt mir Stärke und die Kraft zurück.
Die Unterstützung ist ein großes Glück.
Sie ist ein fester Pfeiler, und ich lerne,

Wie Doppeltes zusammenfügt zum Stück,
Zum Ganzen sich. Es sind die edlen Kerne
Der Frucht, die ich mit Dir zuerst entferne
Und sorgsam dann in gute Erde drück,

Als Samen für die gute Tat: Bewahrung
Und Sicherheit in einer harten Zeit.
Die Liebe ist viel mehr als Offenbarung,

Sie ist ein Schutz, Bedeckung, schönes Kleid,
Sie ist die letztlich rettende Erfahrung:
Gemeinsam kämpfen heißt: Wir sind zu zweit.


VII

Gemeinsam kämpfen heißt: Wir sind zu zweit,
Und um uns wollen wir noch mehr vereinen.
Das Leben will uns zwar als Berg erscheinen;
Zu der Besteigung aber sind wir jetzt bereit.

Es wäre völlig falsch, verfrüht zu meinen,
Wer jetzt sich wehrt, dem tät es später leid.
Am schlimmsten ist doch die Zerstrittenheit,
Ist Hoffnungslosigkeit und das Verneinen

Der Chance auf Gewinnen und den Sieg.
Denn, wen Gemeinsamkeit und Mut verbinden,
Sich nicht in Überheblichkeit verstieg,

Der kann auch tiefe Täler überwinden:
Wenn ich nach kalten Nächten bei Dir lieg,
Kann ich noch Kraft und Ausweg mit Dir finden!


VIII

Kann ich noch Kraft und Ausweg mit Dir finden,
Wenn uns die schlimmste Not unendlich scheint,
Sich auch der Teufel mit dem Feind vereint,
Sogar die Sehenden vor Angst erblinden?

Wer einmal sich allein, verlassen meint,
Der will versinken und sofort verschwinden,
Will Zeit und auch sein bisschen Gnade schinden.
Es ist ein Held, der sich nicht selbst verneint,

Wenn ihm die Messer in die Kehle schneiden
Und er durch Leugnen von der Schippe springt.
Es kann die Mutigste nicht ewig leiden,

Wenn ihn die Todesangst zu Boden zwingt.
Es ist der Heldenhafte zu beneiden,
Der selbst im Angesicht des Sterbens singt.


IX

Der selbst im Angesicht des Sterbens singt,
Ist Souverän des eignen Überlebens.
Es sagt sich leicht: Schau, alles ist vergebens,
Verzweiflung ein Gefühl, das wenig bringt.

Denn es bedarf des kleinen Überhebens,
Wenn man die Starken auf die Knie zwingt.
Nur wer sich auf die wilden Tiger schwingt,
Erkennt die Möglichkeit des Widerstrebens,

Ergreift sein Glück, gewinnt im Widerstand.
Wir wollen handeln, wollen vorne stehen.
Ich nehme Dich an Deiner lieben Hand,

Mit Dir den schweren Weg bergan zu gehen.
Und ist das Ziel auch weit und unbekannt,
Ich kann den Sinn in Deinen Augen sehen.


X

Ich kann den Sinn in Deinen Augen sehen:
Denn nur im Du ist Hoffnung, Stärke, Halt.
Im Du bekommt die Zweisamkeit Gestalt.
Zusammen werden wir die Zeit bestehen.

Der Angriff zeitigt Wirkung durch Gewalt,
Im Angesicht des Hasses hilft kein Flehen.
Wer Ehre hat, wird jetzt den Kopf nicht drehen,
Nur wenige sind unbarmherzig kalt,

Wenn Elend manche trifft in ganzer Breite.
Wer auf sich hält, der hilft dem Nächsten auf.
Man tritt die Leidenden nicht in die Seite

Und überlässt das Schicksal seinem Lauf.
Sei sicher, dass ich Dir den Weg bereite.
Ich nähme meinen Tod dafür in Kauf.


XI

Ich nähme meinen Tod dafür in Kauf
Und opfern würde ich mich fürs Gelingen.
Ich kreuzte mit dem Höllenfürst die Klingen
Und schlüg ihm ins Gesicht mit meinem Knauf.

Ich würde alle Drachen leicht bezwingen
Und dabei an Dich denken, wenn ich rauf,
Und gäbe mich und alles freudig auf,
Könnt ich Dein Herz mir so damit erringen:

Du hältst mich für verrückt und ziemlich dumm!
Es nützt recht wenig, nicht danach zu greifen,
Denn Chancen stehen nicht ganz einfach rum.

Es ist gefährlich, zaudernd abzuschweifen.
Wer zögert, hat oft Pech und leidet stumm.
Wer hadert, der kann keine Festung schleifen.


XII

Wer hadert, der kann keine Festung schleifen.
Er ist verzweifelt und hat keine Kraft.
Denn nur der Vorwärtsdrang, der Räume schafft,
Lässt Hoffnung langsam zur Gewissheit reifen.

Wer nicht mit sich im Reinen ist, erschlafft,
Wo Taten nötig sind. Lass uns begreifen,
Dass Kluge sich nicht darauf gern versteifen,
Dass Zögern besser sei als Leidenschaft:

Sich aufzuraffen, gilt es, wenn’s drum geht.
Es lohnt sich, grade da noch mehr zu wagen,
Wenn man vor einer Niederlage steht.

Wer wagt, der kann danach sich immer sagen:
Ich war dabei, ich habe nicht gefleht,
Ich hab mit Würde meinen Teil ertragen.


XIII

Ich hab mit Würde meinen Teil ertragen.
Wer keine Wahl hat, greift am besten an.
Und kämpfen ist es, was ich wirklich kann.
Das muss man mir nicht mehr als einmal sagen!

Wer weicht, der ist ein Feigling und kein Mann,
Nur Leisetreter schweigen still und klagen.
Und mich muss man nicht erst zum Jagen tragen:
Wer kommt als Erster, wer als Zweiter dran?

Zum Aufbruch bläst das Horn, es rockt die Röhre,
Der Schlachtenlärm, er motiviert und treibt.
Laut aus den Boxen jubeln die Tenöre.

Es ist, wie’s das Geschichtsbuch später schreibt:
Wer sich nicht wehrt, und wenn er auch verlöre,
Er ist’s, von dem am Ende gar nichts bleibt.


XIV

Er ist’s, von dem am Ende gar nichts bleibt,
Der sich verzieht, wenn andre sich bemühen.
Ihm wird Vergessen und Missachtung blühen.
Sein Stück wird ihm entrissen, einverleibt.

Beim Schmieden müssen wilde Funken sprühen.
Es ist der Feuergeist, der sich entleibt,
Der tief sich in die scharfe Klinge treibt:
Es müssen Kraft und Zorn drin weiterglühen.

Das scharfe Schwert ist ein sehr hartes Bild:
Wir müssen Zeit für das Verstehen borgen.
Das Leben braucht die Klinge und das Schild:

Ich möchte uns mit Schutz und Mut versorgen.
Die Sehnsucht haben wir noch nicht gestillt.
Ich geh es an am frühen Sonntagmorgen.
 

Walther

Mitglied
Hi Maren,

danke. :) Drei der vier Verse habe ich optimiert. Da sind mir doch ein paar Dinger rausgerutscht. :D

Dieser Vers
Der sich tief in die scharfe Klinge treibt:
xXxXxXxXxX
ist m.E. korrekt, auch metrisch. Man könnte "tief" und "sich" tauschen, das aber entspräche weniger der Sprachmeldodie. Wie heißt es: Einen Tod muß man manchmal sterben! ;)

Jetzt sollten aber die Stockfehler weg sein.

Zu Deiner Frage: Ein Sonettkranz sollte 14 Sonette haben (die den 14 Versen entsprechen). Das Meistersonett wäre die Spitze des Ganzen, dieses fehlt jedoch hier, weil der Autor zwar inzwischen ein recht ordentlicher Sonetter, aber kein "Meister" ist. Und dazu steht, daß dem (noch) so ist.

Mein nächster Sonettkranz soll dann auch dieses Kunststück schaffen. Und wenn der in der Lupe steht, geht der W. in Lupenrente (versprochen, es wird auch langsam Zeit für eine längere Auszeit, ich bin einfach zu oft in der Lupe, da muß ein Stück Abstand her). Selbiges wird hier viele viele viele freuen (und viel viel viel weniger werden es bedauern). :D Wann das so weit ist, weiß der W. schon, der Rest muß noch warten ...

LG W.
 

MarenS

Mitglied
Hmpf!
Meiner Meinung nach besch...du dich da selber mit dieser Zeile aber das musst eh du für dich entscheiden.

Auf den nächsten Kranz incl. Meistersonett freue ich mich, warum du aufhören willst kann ich nicht nachvollziehen.

Grüße von Maren
 

Walther

Mitglied
Hi Maren,

sorry, vielleicht hast Du eine bessere Formulierung. Mir fällt im Moment, was den Kontext angeht, nichts besseres ein. Da hat sicherlich die Betriebsblindheit zugeschlagen. :) Vielleicht ist das mit etwas mehr Distanz dann anders.

Dennoch allerbesten Dank für Deine Tipps. Denn ohne diese wären noch drei weiteren Stockfehler drin, die nun definitiv ausgemerzt sind. :D

Alles Beste und Grüße

W.
 

MarenS

Mitglied
So umgestellt ist es auf jeden Fall die Betonung schon mal richtig. Man kann diese Zeile nun flüssig lesen. Sicher könnte man sich nun noch Gedanken machen, ob es auch von der Satzstellung her optimaler geht. Dramatisch wichtig finde ich das nicht aber interessant, es zu versuchen. Mal sehen. Du hast im Meistersonett die Binnenverse nur mit 10 Silben bedacht, das macht die Sache nicht einfacher...*grummelt

Maren
 

MarenS

Mitglied
sich tief in messerscharfe Klingen treibt



...fiel mir grad so ein. Setzt aber die Klinge ins Plural. Das "messerscharfe" gefällt mir irgendwie.

Maren
 

Walther

Mitglied
Sonettkranz Hühnerleiter


I

Ich ging es an am frühen Sonntagmorgen,
Da nahm ich’s auf mit dieser blöden Welt.
Ich hatte nichts. Und nur ein Sack voll Geld
Beendet alles Elend und die Sorgen.

Vom Geld, da hatte ich mir was bestellt:
Was man nicht hat, das kann man einfach borgen.
Auch vom Kredithai kann man sich’s besorgen,
Wenn man es mit den großen Zinsen hält,

Die der bezahlt, der keine Chance hat.
Die Welt dreht sich in ihren Angeln weiter,
Wenn Armut Augen leer macht, trüb und matt.

Das Leben ist wie eine Hühnerleiter:
Beschissen, alt, voll Tücken, dazu glatt:
Die Sonne scheint, so nehme ich es heiter.


II

Die Sonne scheint, so nehme ich es heiter:
Was soll man denn an meiner Stelle tun!
Die Rübe unterm Arm frag ich: Was nun?
Versager bin ich nur, kein Herrenreiter.

Wär ich ein solcher, könnt ich locker ruhn.
Ich wär nicht Opfer, sondern Wegbereiter:
Wer handelt, der ist vorne und gescheiter.
Am besten geht es sich in großen Schuhn,

Am besten gehen sich die großen Schritte.
Die Vorsicht, mit Getrippel, fällt zurück.
Man kann sich gut verstecken in der Mitte!

Im Grau verschwimmt Zufriedenheit zu Glück.
Wer hinten ist, bekommt die meisten Tritte,
Erhält von allem stets das schlechte Stück.


III

Erhält von allem stets das schlechte Stück,
Wer dauernd hofft, es könnte Bessres kommen?
Am Horizont glänzt das fahl und verschwommen,
Was ich ganz gerne weit zur Seite rück:

Es ist die Furcht. Sie macht total beklommen.
Sie macht, dass ich mich rasend schnell verdrück,
Anstatt dass ich zum Kampf die Waffe zück,
Geb ich das her, das andere genommen

Und sich gesichert hätten. Mut gewinnt,
Wer nachgibt, hat zumeist nicht viel zu lachen!
Es wird jetzt Zeit, dass man damit beginnt,

Den Sprung zu wagen in das Maul des Drachen.
Bevor das letzte Blut zu Schorf gerinnt:
Ich lasse mich nicht mehr zum Opfer machen.


IV

Ich lasse mich nicht mehr zum Opfer machen,
Das hab ich mir zum höchsten Ziel gesetzt.
Das Leben hat mich häufig tief verletzt.
Wir sitzen doch in einem kleinen Nachen.

Gemeinsam kommt man weiter. Wer stets hetzt,
Wird einmal scheitern, gegen Wände krachen.
Das Vorwärtstreben wird von selbst verflachen,
Die Kraft, allein zu kämpfen, überschätzt.

Und wenn die Winde heftig um uns wehen,
Ist der Zusammenhalt doch das, was zählt.
Wer kann schon in die ferne Zukunft sehen?

Die Solidarität ist, was uns fehlt:
In Stürmen können Starke nur bestehen
Und jene, die Gemeinsamkeit beseelt!


V

Und jene, die Gemeinsamkeit beseelt,
Sie haben auch die zweite Luft zur Seite,
Die Freundschaft und Vertrauen erst befreite,
Weil Hass und Neid den Egomanen quält.

Wenn ich mit Dir gemeinsam vorwärts schreite,
Dann fühl ich mich wie jung und frisch gestählt.
Ich habe Dir von meiner Angst erzählt,
Und wie sie geht, just, wenn ich Dich begleite,

Wie sich ein Weg mir öffnet, eine Tür,
Durch die die Sonne scheint und nachts die Sterne.
Und selbst kann ich am wenigsten dafür.

Die Hoffnung zeigt sich in der weiten Ferne,
Und wenn ich jetzt Dein Herz ganz leis berühr,
Dann spüre ich, Du hilfst mir oft und gerne.


VI

Dann spüre ich, Du hilfst mir oft und gerne:
Das gibt mir Stärke und die Kraft zurück.
Die Unterstützung ist ein großes Glück.
Sie ist ein fester Pfeiler, und ich lerne,

Wie Doppeltes zusammenfügt zum Stück,
Zum Ganzen sich. Es sind die edlen Kerne
Der Frucht, die ich mit Dir zuerst entferne
Und sorgsam dann in gute Erde drück,

Als Samen für die gute Tat: Bewahrung
Und Sicherheit in einer harten Zeit.
Die Liebe ist viel mehr als Offenbarung,

Sie ist ein Schutz, Bedeckung, schönes Kleid,
Sie ist die letztlich rettende Erfahrung:
Gemeinsam kämpfen heißt: Wir sind zu zweit.


VII

Gemeinsam kämpfen heißt: Wir sind zu zweit,
Und um uns wollen wir noch mehr vereinen.
Das Leben will uns zwar als Berg erscheinen;
Zu der Besteigung aber sind wir jetzt bereit.

Es wäre völlig falsch, verfrüht zu meinen,
Wer jetzt sich wehrt, dem tät es später leid.
Am schlimmsten ist doch die Zerstrittenheit,
Ist Hoffnungslosigkeit und das Verneinen

Der Chance auf Gewinnen und den Sieg.
Denn, wen Gemeinsamkeit und Mut verbinden,
Sich nicht in Überheblichkeit verstieg,

Der kann auch tiefe Täler überwinden:
Wenn ich nach kalten Nächten bei Dir lieg,
Kann ich noch Kraft und Ausweg mit Dir finden!


VIII

Kann ich noch Kraft und Ausweg mit Dir finden,
Wenn uns die schlimmste Not unendlich scheint,
Sich auch der Teufel mit dem Feind vereint,
Sogar die Sehenden vor Angst erblinden?

Wer einmal sich allein, verlassen meint,
Der will versinken und sofort verschwinden,
Will Zeit und auch sein bisschen Gnade schinden.
Es ist ein Held, der sich nicht selbst verneint,

Wenn ihm die Messer in die Kehle schneiden
Und er durch Leugnen von der Schippe springt.
Es kann die Mutigste nicht ewig leiden,

Wenn ihn die Todesangst zu Boden zwingt.
Es ist der Heldenhafte zu beneiden,
Der selbst im Angesicht des Sterbens singt.


IX

Der selbst im Angesicht des Sterbens singt,
Ist Souverän des eignen Überlebens.
Es sagt sich leicht: Schau, alles ist vergebens,
Verzweiflung ein Gefühl, das wenig bringt.

Denn es bedarf des kleinen Überhebens,
Wenn man die Starken auf die Knie zwingt.
Nur wer sich auf die wilden Tiger schwingt,
Erkennt die Möglichkeit des Widerstrebens,

Ergreift sein Glück, gewinnt im Widerstand.
Wir wollen handeln, wollen vorne stehen.
Ich nehme Dich an Deiner lieben Hand,

Mit Dir den schweren Weg bergan zu gehen.
Und ist das Ziel auch weit und unbekannt,
Ich kann den Sinn in Deinen Augen sehen.


X

Ich kann den Sinn in Deinen Augen sehen:
Denn nur im Du ist Hoffnung, Stärke, Halt.
Im Du bekommt die Zweisamkeit Gestalt.
Zusammen werden wir die Zeit bestehen.

Der Angriff zeitigt Wirkung durch Gewalt,
Im Angesicht des Hasses hilft kein Flehen.
Wer Ehre hat, wird jetzt den Kopf nicht drehen,
Nur wenige sind unbarmherzig kalt,

Wenn Elend manche trifft in ganzer Breite.
Wer auf sich hält, der hilft dem Nächsten auf.
Man tritt die Leidenden nicht in die Seite

Und überlässt das Schicksal seinem Lauf.
Sei sicher, dass ich Dir den Weg bereite.
Ich nähme meinen Tod dafür in Kauf.


XI

Ich nähme meinen Tod dafür in Kauf
Und opfern würde ich mich fürs Gelingen.
Ich kreuzte mit dem Höllenfürst die Klingen
Und schlüg ihm ins Gesicht mit meinem Knauf.

Ich würde alle Drachen leicht bezwingen
Und dabei an Dich denken, wenn ich rauf,
Und gäbe mich und alles freudig auf,
Könnt ich Dein Herz mir so damit erringen:

Du hältst mich für verrückt und ziemlich dumm!
Es nützt recht wenig, nicht danach zu greifen,
Denn Chancen stehen nicht ganz einfach rum.

Es ist gefährlich, zaudernd abzuschweifen.
Wer zögert, hat oft Pech und leidet stumm.
Wer hadert, der kann keine Festung schleifen.


XII

Wer hadert, der kann keine Festung schleifen.
Er ist verzweifelt und hat keine Kraft.
Denn nur der Vorwärtsdrang, der Räume schafft,
Lässt Hoffnung langsam zur Gewissheit reifen.

Wer nicht mit sich im Reinen ist, erschlafft,
Wo Taten nötig sind. Lass uns begreifen,
Dass Kluge sich nicht darauf gern versteifen,
Dass Zögern besser sei als Leidenschaft:

Sich aufzuraffen, gilt es, wenn’s drum geht.
Es lohnt sich, grade da noch mehr zu wagen,
Wenn man vor einer Niederlage steht.

Wer wagt, der kann danach sich immer sagen:
Ich war dabei, ich habe nicht gefleht,
Ich hab mit Würde meinen Teil ertragen.


XIII

Ich hab mit Würde meinen Teil ertragen.
Wer keine Wahl hat, greift am besten an.
Und kämpfen ist es, was ich wirklich kann.
Das muss man mir nicht mehr als einmal sagen!

Wer weicht, der ist ein Feigling und kein Mann,
Nur Leisetreter schweigen still und klagen.
Und mich muss man nicht erst zum Jagen tragen:
Wer kommt als Erster, wer als Zweiter dran?

Zum Aufbruch bläst das Horn, es rockt die Röhre,
Der Schlachtenlärm, er motiviert und treibt.
Laut aus den Boxen jubeln die Tenöre.

Es ist, wie’s das Geschichtsbuch später schreibt:
Wer sich nicht wehrt, und wenn er auch verlöre,
Er ist’s, von dem am Ende gar nichts bleibt.


XIV

Er ist’s, von dem am Ende gar nichts bleibt,
Der sich verzieht, wenn andre sich bemühen.
Ihm wird Vergessen und Missachtung blühen.
Sein Stück wird ihm entrissen, einverleibt.

Beim Schmieden müssen wilde Funken sprühen.
Es ist der Feuergeist, der sich entleibt,
Sich tief in messerscharfe Klingen treibt:
Es müssen Kraft und Zorn drin weiterglühen.

Das scharfe Schwert ist ein sehr hartes Bild:
Wir müssen Zeit für das Verstehen borgen.
Das Leben braucht die Klinge und das Schild:

Ich möchte uns mit Schutz und Mut versorgen.
Die Sehnsucht haben wir noch nicht gestillt.
Ich geh es an am frühen Sonntagmorgen.
 



 
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