Rolf-Peter Wille
Mitglied
Die Kathedrale
"Karrenkult" in Chartres, 1145
Noch glüht der Himmel rot im Feuerscheine.
Die Glocke schmolz, zersplittert sind die Sparren.
Wie trauernd ragen, Mahnmal des Bizarren,
vom Gotteshaus nurmehr die Trümmersteine.
Doch schau: Schon sieht man Fürsten und Gemeine,
die spannen sich wie Ochsen vor die Karren.
Sie tanzen, singen, die verzückten Narren,
und ziehn gewaltiges Gestein zum Schreine.
Dort strebt empor in kühnen Bogenrippen
der Kathedrale mächtiges Gewölbe.
Es recken sich die Säulenkapitelle.
Die Jungfrau blickt hinauf ins Lichte, Helle.
Wie glänzt ihr Strahlenkranz, der goldengelbe!
Und wonnig lächeln ihre Rosenlippen.
Der Ketzer
Avignon im 14. Jahrhundert,
Papstpalast (mit Folterkammer und Schornstein)
Ein Ei! Er fraß ein Ei anstatt zu fasten!
Karfreitag fraß er’s? – Ja! – Verbrennt den Ketzer!
Ein Monstrum ist der Mann, Verbotsverletzer!
Stets schriller schreit der Chor der Agelasten.
Hinaus! Ergreifet ihn! Und geifernd hasten
die Hetzer, Häscher, Henker, Messerwetzer:
Im Netze zappelt der Moralzersetzer,
gefangen und gefesselt und im Kasten.
Müd’ ist der Kardinal. Nun will er naschen.
Man reicht ihm Wein, der labet seine Kehle.
Die Nase lockt ein Duft gefüllter Taschen.
Und hoch im Schlote, dass er langsam schwele,
erglüht des Sünders Leib, verbrennt zu Aschen.
Ach Herr, erbarme Dich der Ketzerseele!
(Agelasten: Nicht-Lacher)
"Karrenkult" in Chartres, 1145
Noch glüht der Himmel rot im Feuerscheine.
Die Glocke schmolz, zersplittert sind die Sparren.
Wie trauernd ragen, Mahnmal des Bizarren,
vom Gotteshaus nurmehr die Trümmersteine.
Doch schau: Schon sieht man Fürsten und Gemeine,
die spannen sich wie Ochsen vor die Karren.
Sie tanzen, singen, die verzückten Narren,
und ziehn gewaltiges Gestein zum Schreine.
Dort strebt empor in kühnen Bogenrippen
der Kathedrale mächtiges Gewölbe.
Es recken sich die Säulenkapitelle.
Die Jungfrau blickt hinauf ins Lichte, Helle.
Wie glänzt ihr Strahlenkranz, der goldengelbe!
Und wonnig lächeln ihre Rosenlippen.
Der Ketzer
Avignon im 14. Jahrhundert,
Papstpalast (mit Folterkammer und Schornstein)
Ein Ei! Er fraß ein Ei anstatt zu fasten!
Karfreitag fraß er’s? – Ja! – Verbrennt den Ketzer!
Ein Monstrum ist der Mann, Verbotsverletzer!
Stets schriller schreit der Chor der Agelasten.
Hinaus! Ergreifet ihn! Und geifernd hasten
die Hetzer, Häscher, Henker, Messerwetzer:
Im Netze zappelt der Moralzersetzer,
gefangen und gefesselt und im Kasten.
Müd’ ist der Kardinal. Nun will er naschen.
Man reicht ihm Wein, der labet seine Kehle.
Die Nase lockt ein Duft gefüllter Taschen.
Und hoch im Schlote, dass er langsam schwele,
erglüht des Sünders Leib, verbrennt zu Aschen.
Ach Herr, erbarme Dich der Ketzerseele!
(Agelasten: Nicht-Lacher)