(Lese-)Tagebuch

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petrasmiles

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Die Dahlie lässt ihre kluge Ruhe nur für sich blühen, so, wie der Mensch seine Haltung, seine Werte, nur für sich hat; er meint, sie sich selbst schuldig zu sein. Das muss reichen.
 

zeitistsein

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Meine Gedanken kreisen um den Dachboden, besonders heute, am sogenannten Welttag des Buches.
Ich habe die schweren Bücherkisten, die ich vor vier Jahren schon in jenen riesigen Umzugslaster schleppen liess, nicht alle ausgepackt. Die meisten schon, aber in einer zum Beispiel ist eine ganze Bücherreihe mit Pferdegeschichten.
Wo ich die wohl aufgelesen habe?
Wahrscheinlich war das in meiner Zeit als Putzfrau. Da liessen die Büroangestellten einfach aussortierte Bücher und Zeitschriften stapelweise im Flur liegen. Eine Immobilienfirma war das, wo ich geputzt habe und es ist mir schleierhaft, was Pferdegeschichten an einem solchen Ort zu suchen gehabt haben. Ich stelle mir vor, dass jemand das Immobilienbüro zu einem Bücher-Brocki, wie wir in der Schweiz sagen, einem Bücher-Brockenhaus, umfunktionieren wollte. Ein Immobilienmakler, der sich für Pferdegeschichten interessierte - wer hätte das gedacht?
Oder aber die Bücher gehörten der attraktiven Chefsekretärin, der Papa immer hinterherschaute, wenn sie mit eng anliegenden Kleidern zum Fotokopierer schritt, als wäre sie Ministrantin am Hochaltar.
Irgendwann muss Papa die Bücher eingepackt haben, im Glauben, sie hätten der Chefsekretärin gehört. Und seitdem lagen sie in Kisten. Da sind sie noch jetzt, gut dreissig Jahre später, immer noch unberührt, geschweige denn gelesen.
Ich überlege in letzter Zeit oft, was ich mit diesen Büchern machen soll. Irgendwie ekle ich mich davor. Aber sie waren halt immer da, wie ein Spinnlein in einer Zimmerecke. Harmlos und unauffällig, aber doch irgendwie störend. Ohne sie wäre mein Dachboden nicht derselbe. In ihn gehört nunmal eine Kiste voller unangetasteter Bücher.
Noli me tangere, spricht der auferstandene Jesus aus Nazareth zu Maria Magdalena. Da tut sich ein Abgrund auf zwischen der lebendigen Frau und der augenfälligen Totengestalt, so wie zwischen mir und jenen Büchern, die - es sind etwa zehn an der Zahl - an verlassene Entenküken erinnern, welche sich eng aneinander schmiegen, um, einer winzigen, flauschigen Mauer gleich, den Umweltgefahren zu trotzen.
Ja, diese Pferdebücher haben etwas Verwaistes an sich, etwas Sinnentleertes.
So wie mein eigenes Dasein.
 

John Wein

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Werte Zeitistsein,

Es sind diese Momente, Begebenheiten oder Gefühle, die in unserer Tageswelt manchmal in einem Strudel von Erinnerungen und Träumen Bilder entstehen lassen und mit uns gedankenverloren auf Zeitreise gehen. So wie ich es hier im Moment auch wieder tue:

"Den Kopf in die Hände gestützt, saß ich reglos und gedankenverloren endlose Minuten da und starrte durch die großen Panoramascheiben in die unendliche Weite des Meeres, während draußen allmählich das Licht zu versickern begann und die nördliche Welt einer weniger greifbaren, dunklen Wunderwelt wich. Weiter unten, im Süden über dem Land mit seinen braun- und ockerfarbigen Tönen, lag noch immer ein goldener Streifen der tiefstehenden Sonne der Nordhalbkugel und vermittelte das Vorwärtskommen des Schiffes."

Ja ein bisschen altmodisch komme ich mir auch vor, wenn ich das Lebenswerk meiner eigenen Büchersammlungen überall im Haus überfliege. Ich kann mich von den Schwarten auch schwer trennen, wegschmeißen geht nicht, vielleicht verschenken. Aber wer will schon, die Schätze lesen, die vergilbt in den Untiefen der Regale ruhen. (Manchmal finde ich sogar Briefmarken, die dort zum Pressen versteckt einer entgegen flatternden Widererweckung harren).

Du beschreibst mit melancholischem Unterton deinen Alltag, der gar nicht so alltäglich zu sein scheint. Ich lese das gern!

Liebe Grüße, John
 

zeitistsein

Mitglied
Werte Zeitistsein,

Es sind diese Momente, Begebenheiten oder Gefühle, die in unserer Tageswelt manchmal in einem Strudel von Erinnerungen und Träumen Bilder entstehen lassen und mit uns gedankenverloren auf Zeitreise gehen. So wie ich es hier im Moment auch wieder tue:

"Den Kopf in die Hände gestützt, saß ich reglos und gedankenverloren endlose Minuten da und starrte durch die großen Panoramascheiben in die unendliche Weite des Meeres, während draußen allmählich das Licht zu versickern begann und die nördliche Welt einer weniger greifbaren, dunklen Wunderwelt wich. Weiter unten, im Süden über dem Land mit seinen braun- und ockerfarbigen Tönen, lag noch immer ein goldener Streifen der tiefstehenden Sonne der Nordhalbkugel und vermittelte das Vorwärtskommen des Schiffes."

Ja ein bisschen altmodisch komme ich mir auch vor, wenn ich das Lebenswerk meiner eigenen Büchersammlungen überall im Haus überfliege. Ich kann mich von den Schwarten auch schwer trennen, wegschmeißen geht nicht, vielleicht verschenken. Aber wer will schon, die Schätze lesen, die vergilbt in den Untiefen der Regale ruhen. (Manchmal finde ich sogar Briefmarken, die dort zum Pressen versteckt einer entgegen flatternden Widererweckung harren).

Du beschreibst mit melancholischem Unterton deinen Alltag, der gar nicht so alltäglich zu sein scheint. Ich lese das gern!

Liebe Grüße, John
Hallo John

Vielen Dank für deine freundliche Nachricht.

Mir ist im Nachhinein noch Roberto Bolaño eingefallen, der sinngemäss gesagt hat: "Manche Bücher werde ich nie lesen, aber ich habe sie gerne in meiner Nähe." So ähnlich ist das wohl bei mir und diesen Pferdegeschichten.

Du schreibst wunderbar. Kompliment!

Herzliche Grüsse
z
 

zeitistsein

Mitglied
Die Dahlie lässt ihre kluge Ruhe nur für sich blühen, so, wie der Mensch seine Haltung, seine Werte, nur für sich hat; er meint, sie sich selbst schuldig zu sein. Das muss reichen.
Vielen Dank für diesen nachdenklichen Post, liebe(r) petrasmiles.

"Die Rose blüht, weil sie blüht", schreibt Angelus Silesius. In seiner unprätentiösen Selbstverständlichkeit ist sich das Blühen selbst genug. Das hast du wunderbar ausgedrückt.

Herzliche Grüsse
z
 

zeitistsein

Mitglied
Orientierungsgespräch in der Firma.
Wie gefällt es dir bei uns, fragt der Rotschopf auf dem Bildschirm.
Ich denke zunächst an die vielen unbezahlten Überstunden, an den schroffen Umgangston seitens des Managements und dann an die Gründe, warum ich mir das alles antue, nämlich: Rentenbeiträge und zufriedene Kund:innen, nicht in der Reihenfolge. Energie springt vom Menschen, nicht von einem hypothetischen und noch relativ fern liegenden Geldbetrag über. Lebensenergie, auch durch den Bildschirm hindurch. Von allen Ecken und Enden der Welt her strömt menschliche Wärme in mein unterkühltes Herz.
Nicht heute. Nicht vom Rotschopf, dessen Herz nicht an Menschen, sondern an Zahlen hängt.
Die Bilanz muss stimmen, meint er. Und wenn "das" so weitergeht, fährt er fort, müssen wir die Zusammenarbeit mit dir beenden.
Unüberrascht stütze ich meine Ellbogen auf die Armlehnen und lächle sanft, wie eine Mutter, deren Kind sich zum ersten Mal erwachsen gebärdet. Mit einer leichten Kopfbewegung werfe ich dann meine vordere Haarsträhne sanft zurück und fühle mich unerschütterlich dabei. Ich wachse förmlich an der Drohung des Rotschopfs, spüre jeden einzelnen Wirbel so intensiv wie schon lange nicht mehr.
So muss sich Francoise Gilot gefühlt haben, als Picasso Anstalten machte, ihr einen Faustschlag ins Gesicht zu versetzen. "Zerstöre mein Gesicht", soll sie ihm mit fester Stimme gesagt haben, "mich zerstörst du nie." Kleinlaut soll er daraufhin die Hand zurückgenommen haben.
Ja, manchmal spüre ich, dass ich aus einem anderen Jahrhundert stamme. Das hatte mir jener drogensüchtige Mann am Rhein gesagt. Ganz unverblümt, während der Mittagspause. Ein kurzer Blick in meine Augen hatte ihm genügt, um das festzustellen. Und ja, im Grunde bin ich die Gilot und meine zeitlebens ledig gebliebene Oma, die Frauenhassern, Tierquälern, katholischen Priestern und Kinderschlägern die Stirn geboten hat. In der Beziehung zu Francoise malte sich Picasso als Stier, der dabei war, gezähmt zu werden.
Hier und Jetzt war der Rotschopf mein Stier. Und ich hatte ihn durch meine Gelassenheit schon bezwungen. Plötzlich waren sie alle da, die Gilot, die Oma und alle anderen. Sie standen um mich herum und signalisierten mir schweigend, durch ihr blosses Dasein: Hab keine Angst. Wir wissen Bescheid. Du gehörst zu uns.
Ahnungslos, als wäre der Sinn des Lebens im Sein und nicht im Gewesen-Sein-Werden, im Präsens und nicht im Futurum Perfectum angesiedelt, fuhr der Rotschopf fort, mir zu erklären, dass die Kasse am Ende des Tages klingeln muss. Dass es ihm egal sei, was ich mit den Kunden mache, Hauptsache diese zahlen und zwar möglichst viel. Auch wenn sie super Deutsch sprächen, sollte ich sie auf alle möglichen Fehler hinweisen und sie so zum Kauf eines Stundenpakets überreden.
Willkommen in der Welt des Relativismus, habe ich mir gedacht, wo der Wahrheitsbegriff überflüssig geworden ist und nur noch Schein und Taktik zählen. Kunden hinhalten - sowas kenne ich eigentlich nur von der Bank. Mit nachweislich bitterem Ausgang, nicht nur für die hinters Licht geführten Kunden, sondern letztlich auch für die Bank selber.
Ich wollte doch immer Lehrerin, sprich Dozentin, Wissensvermittlerin, Menschen-Begleiterin werden. Ich wollte Fenster in andere Welten aufmachen, für mich wie für die anderen. Brücken schlagen zwischen dir, Rotschopf, und mir.
Ja, was bin ich denn eigentlich? Trainerin, nennt man mich. Nein, noch schlimmer: Coach. Oder noch viel schlimmer: Man sagt das alles und meint letztendlich nichts als Abzocke.
 
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zeitistsein

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Zum Muttertag....
Was feiern wir eigentlich? Darüber scheiden sich die Geister.
Manche - deren Denke dem Kapitalismus gelegen kommt - sehen die Mutter als biologischen Brutkasten, dessen Arbeit im Augenblick der Geburt getan ist. Ist einmal die Nabelschnur durchtrennt, beginnt das Neugeborene ein eigenständiges Leben: schläft mal in den Armen dieser, mal in denen jener Babysitterin, gewöhnt sich an deren Körpergerüche. Spürt die Mutter schon auch, aber nicht hauptsächlich. Diese ist wenige Tage nach der Entbindung schon im Fitnessstudio anzutreffen. Oder beim Lunch mit Freunden, ohne Baby, wohlgemerkt, oder ganz einfach im normalen Arbeitsalltag.
Man liebt das Kind schon, aber diese Mutter versteht sich nicht als wichtigste Bezugsperson ihres Kindes. Sie hat es zur Welt gebracht. Aber das verleiht ihr keine Vormachtstellung gegenüber anderen. Um ein Kind grosszuziehen, braucht es ein ganzes Dorf - so ungefähr könnte das Motto dieser Mütter lauten. Und das ist weder gut noch schlecht. Es ist einfach so.
Daneben gibt es die anderen. Das sind die, deren Mutterbegriff weiter gefasst ist. Sie schreiben auch jenen Frauen Mütterlichkeit zu, die im biologischen Sinne kinderlos geblieben sind, die Fehlgeburten hatten oder verwaist sind. Muttersein wird hier als Praxis verstanden, anderen Menschen, die Dinge zu schenken, die man gemeinhin der Mutterfigur zuschreibt, als da wären: Geborgenheit, Zuwendung, Fürsorge, Nahrung (auch geistige) und so weiter. Auch Männer können Mütter sein. Ja, warum auch nicht? Umgekehrt ist nicht jede Frau, die entbunden hat, in der Lage, Jenes zu spenden. Ja, sogar die Mutterliebe fällt nicht einfach vom Himmel. Nicht alle Mütter lieben ihre Kinder. Das ist nicht deren Schuld. Man kann Liebe nicht erzwingen, auch die zum eigenen Fleisch und Blut nicht. Soll man jetzt anfangen, von guten und schlechten Müttern zu reden, die Mütter also, die diese Liebe nicht aufbringen können, auch noch moralisch zu verurteilen?
Wenn du keine Tanne bist, lautet ein Spruch, so sei ein Busch am Wegesrand. Aber sei der schönste Busch, den man sich vorstellen kann.
Wer also nicht neun Monate lang einen Fötus miternährt hat, der nährt seine Mitmenschen vielleicht auf andere Weise. Und wen die unregelmässige Atmung eines Babys noch nie aus dem nächtlichen Tiefschlaf gerissen hat, der ist vielleicht auf andere Weise hellhörig für die Nöte anderer.
"Ich habe das Leid meines Volkes gesehen", spricht der Gott Israels und entsendet Mose zur Sklavenbefreiung aus Babylon. Der dortige Pharao schüttelt den Kopf, als er von diesem König der Juden hört. "Kenne ich nicht", sagt er sinngemäss. Königtum bedeutet für ihn Ausbeutung und Machtmissbrauch. Die Kombination aus Macht und Mitgefühl stösst ihm sauer auf, verstört ihn geradezu. Auch heutzutage rümpfen viele die Nase, wenn einer aufsteht und sowas wie achtsame Führung in Unternehmen fordert. Im Grunde zeichnet sich schon in der hebräischen Bibel die heute noch spürbare Spannung zwischen Autorität und Fürsorge ab. Später, zumal im Christentum, wird vom liebenden, verzeihenden und doch allmächtigen Vater die Rede sein.
Ob es historisch und theologisch besser gewesen wäre, dem Gottesbegriff mütterliche Eigenschaften zuzuschreiben? Gott als nährende, liebende, fürsorgliche Mutter. Vielleicht hätte mit diesem Bild die Weltgeschichte einen friedlicheren Lauf genommen.
 
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zeitistsein

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Heute habe ich Geburtstag.
Die Hoffnung, dass meine Kindheitstraumata heute früh wie weggeblasen wären, hat sich nicht erfüllt. Ich warte aber seit 48 Jahren darauf. Ein Sklave, habe ich mal irgendwo gelesen, ist einer, der auf seine Befreiung wartet. Nun, ich bin also seit 48 Jahren eine Sklavin.
Ich habe viele Therapien gemacht. Unzählige. Dann habe ich es wieder aufgegeben. Denn dieses Schweregefühl in der Bauchgegend und die bleierne Müdigkeit im ganzen Körper, der unerklärliche Druck im Kopf - all das blieb und wollte trotz der vielen Worte, die gemacht wurden, einfach nicht von der Stelle weichen.
Vielleicht muss ich es einfach mal sagen, auch wenn ich nicht weiss, wie: Ich war Opfer häuslicher Gewalt. Bei mir zuhause herrschte häusliche Gewalt. Psychisch-Emotinaler Missbrauch. Beschimpfungen, Ausraster, emotionale Vernachlässigung und kleinreden meiner Trauer: Dir hat es nie an etwas gefehlt. Du bist verwöhnt, im Vergleich zu mir. Du hattest einen Vater, ich nicht. Das sind noch heute die Statements meiner Mutter, für die meine Existenz ihr Erfolg ist und meine Erfolge aus ihrer Tüchtigkeit resultieren. Wäre sie nicht so fleissig gewesen, wäre unsere ganze Familie sowieso den Bach runtergegangen, das ist ihre Denke. Und sie ist das grosse Opfer. Weil sie ohne Vater aufwuchs. Egal, was passiert, sie ist das Opfer.
Mein Umgang mit dem Trauma war, es anders zu machen. Ich wollte meine Mutter nie so behandeln, wie meine Mutter die ihrige behandelt hatte. Und siehe da: Ich mache es genauso. Heisst: Ich beschimpfe meine Mutter nicht, schreie sie nicht an. Bin zärtlich zu ihr. Meine Mutter hat Oma kein einziges Mal geküsst oder in den Arm genommen, so weit ich mich zurückerinnere. Das mache ich schon besser.
Aber das Trauma ist unterschwellig noch da.
Zum Beispiel zieht sich in mir alles zusammen, wenn Mutter spricht. Allein ihre Stimme löst einen Fluchtreflex in mir aus.
Gabor Maté sagt, dass Traumatisierungen schon im Mutterleib beginnen. Der Fötus kriegt schon dort den Stress der Mutter mit. Und nach meinen Emotionen zu urteilen, war schon vor meiner Geburt eine Menge Wut gegen die Mutter da. Und nicht nur gegen die Mutter. Gegen das verhasste ländliche Umfeld. Meine Mutter wollte hoch hinaus. Sie fühlte sich einsam, sehnte sich nach einer Grossfamilie. Fand diese später auf der Arbeit. Als Haushälterin für eine schwerreiche Sippe. Oma, Vater und ich waren da zweitrangig. Zu Heiligabend war Mutter weg - sie musste arbeiten, wenn die ganzen Enkelkinder und Verwandten zu Besuch kamen. Aber sie wollte das auch. Auch wenn sie nur die Haushälterin war. In der prunkvollen Villa, umgeben von teuren Kunstwerken und üppigem Porzellangeschirr war sie auf einmal dort, wo sie immer sein wollte. Teil eines grösseren Ganzen.
Oma, Vater und ich warteten währenddessen auf sie. Denn auch das konnte Mutter gut. Uns bei der Stange halten, auf dass wir von ihr abhängig wären. Sie war die Diva. Sie war wichtig. Sie musste arbeiten. Sie brachte Opfer. Für uns. Wir hatten gefälligst still zu sein und essen, wann und was sie wollte. Einkaufen, wo sie wollte und uns anziehen, wie sie wollte.
In meinen Teenagerjahren habe ich Lottoscheine im Nachttisch meines Vaters gefunden. Ich glaube, er wollte schon damals weg. Weit weg. Diese narzisstische Frau verlassen und auch nicht mehr mit der Schwiegermutter zusammenleben.
Später, viel später, als Mutter herzkrank in der Intensivstation lag, sprach Vater viel mit einer Frau im Krankenhausflur. Ich habe mir für ihn gewünscht, dass das seine Chance ist. Ich hätte sie ihm von Herzen gegönnt.
Doch es kam anders. Meine Mutter genas und er war es, der starb.
Meine Mutter ist ohne mich allein auf der Welt. Mutterseelenallein. Sie ist herzkrank. Sie braucht Hilfe. Soweit hat sie sich geändert. Tüchtig und aktiv wie früher kann sie nicht mehr sein. Nur die Uneinsichtigkeit und die Bösartigkeit sind geblieben.
Und ich bin ihnen ausgesetzt.
Zunächst musste meine Oma sie ertragen.
Dann mein Vater.
Dann kam ich und wir ertrugen sie alle drei.
Oma und Vater haben das Ihrige geleistet.
Jetzt muss ich meinen Teil noch abliefern.
Ich frage mich manchmal, wie lange das noch so gehen soll.
Und vor allem: Was wäre, wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre.
Was würde dann aus Mutter?
Wer würde sich um sie kümmern? Wie wäre ihr Ende?
Ich glaube kaum, dass Mutter sich jemals solche Gedanken in Bezug auf uns drei gemacht hat. Hauptsache sie war versorgt.
Und sie hat es fertiggebracht, dass ich sogar an meinem Geburtstag an sie und an ihr Wohlergehen denke.
 
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zeitistsein

Mitglied
Gestern habe ich S. angetroffen. Zufällig. Er kam gerade von seinem Schrebergarten und trug in jeder Hand eine volle Plastiktüte nach Hause. Ich sah ihn eilig die Strasse überqueren und hielt ihn nicht auf. Später, als ich mit Mutter eine Runde um den Block spaziert war, trafen wir ihn wieder. Er sass nun auf einer Bank und ruhte sich nach der grossen Anstrengung aus. Mutter kam immer wieder auf ihre Belange zu sprechen, so dass es schwierig war, ein normales Gespräch zu führen. S. wollte uns offenbar von seinem Neffen berichten, der gerade im Sterben lag. In seinen Augen waren Tränen. Aber Mutter war das egal. Sie fuhr unbeirrt fort, von ihren Wehwehchen zu erzählen. Ich stand daneben und kochte innerlich. Warum kann sie nicht ein einziges Mal zuhören?
Irgendwann wechselte S. das Gesprächsthema und kam auf meine Cousine B. zu sprechen, die im selben Wohnblock lebt wie er. Da blühte Mutter auf. Denn B. ist ihre Erzfeindin. Da kann sie aus dem Vollen schöpfen. Sie erging sich genüsslich über Bs Faulheit, ihre fragwürdige Lebensführung usw. Auch da: Keine Chance für S., sich einzubringen. Mutter musste ja Recht behalten. Egal. Ich kenne sie ja. Warum wundere ich mich immer wieder? Was erwarte ich eigentlich?
Einen Moment lang habe ich mich an Oma erinnert. Was hätte sie in dieser Situation getan?
Zum Beispiel, als S. meinte, B. hätte fast 1000 Euro Schulden und der Eigentümerverein wolle jetzt gerichtlich gegen sie vorgehen. Sie habe ein ganzes Jahr die Beiträge nicht gezahlt und reagiere nicht auf Mahnungen.
Oma wäre an dieser Stelle sofort eingesprungen. Sie hätte sich bei B. gemeldet und nachgefragt, ob alles in Ordnung ist. Warum sie ihre Beiträge nicht zahlt. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Oma B. finanziell unter die Arme gegriffen hätte, falls nötig.
Mutter ist da ganz anders gestrickt. Sie wäre aus allen Wolken gefallen. Erinnern wir uns: Sie ist immer das Opfer. Und keiner hat die Hilfe nötiger als sie, die faule B., kann ja arbeiten gehen, statt den ganzen Tag vor dem Fernseher zu sitzen.
Ich weiss noch, als wäre es gestern, wie Oma reagierte, als Onkel V. an einem Nachmittag bei uns zuhause einen Schwindelanfall hatte: Sie half ihm in ihr Bett, zog ihm Socken und Schuhe aus und erlaubte es ihm, sich auszuruhen. Mit ihrer tiefen Stimme und leisen Worten beruhigte sie ihn. Später, als Onkel V. wieder zu sich kam, bezeichnete er Oma als eine Heilige. Eine solche Fürsorge hatte er sein Lebtag noch nicht erlebt. Und ich stand in der Tür und registrierte alles.
Das hat mich am meisten an Oma beeindruckt: Sie wusste, dass ich da war. Und sie wusste, dass ich jetzt genau hinschaute, wie sie sich verhielt. Sie wusste das und es war ihr nicht egal. Sie war sich ihrer Verantwortung bewusst, vorbildlich handeln zu müssen. Das bleibt. Die Erfahrung, dass es etwas ausmacht, ob wir da sind oder nicht. God is watching you. Or another person.
 

petrasmiles

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LIebe zeitistsein,

Dein Beitrag # 26 ist so eine Sollbruchstelle im Leben, die erfahrbar macht, wie schwer es ist, einfach 'nein' zu sagen, zu sich und auch zu anderen. Daran wird unser Instrumentarium geschult, herauszufinden, wer wir wirklich sind. Es ist leicht, hehre Ziele zu verfolgen, wenn sie nicht geprüft werden. Und wo ist der Punkt, an dem man nicht mehr Kompromisse machen kann?
Ich habe mal als Unternehmensberaterin gearbeitet - und mich sehr über das Geld gefreut - ud so einges gemacht, was ich eigentlich nicht bin. Dann war dieser Job weg und Zeit für Gedanken. Das nächste Projekt hätte das von dem Middelhoff sein können - die Mithilfe bei der Zerschlagung von Karstadt, wenn auch in unbedeutender Position. Aber auch da macht man mit. Ich habe 'nein' gesagt. Erst zu mir und dann zu dem Anbieter. Und dann wieder kleinere Brötchen gebacken.
Auch dieser 'Rotschopf' macht da Sachen, die er vielleich nicht ist. Es wird seine Sollbruchstelle sein. Wenn er es 'übersieht', dieses Unbehagen, dann wird es ihn möglichweise dann treffen, wenn er am wenigsten damit rechnet, vielleicht reagiert dann sein Körper und dann sind vielleicht gleich Job, Frau, Kinder, Haus weg.
So lange man mit seinem Unbehagen Aug' in Aug' steht, verpasst man den Punkt nicht, an dem es nicht mehr weiter geht.
Ich hatte diesen Punkt so manches Mal in meinem Leben und - mit der Bereitschaft, mit weniger zufrieden zu sein - ging es doch immer weiter, und ich bin mir selbst ähnlicher geworden. Natürlich gibt es auch die verlorenen Schlachten, die Illusionen, die nicht gerechtfertigte Überzeugung in sich selbst. Die sind vielleicht noch wichtiger für den ehrlichen Blick in den Spiegel.
Alles, woran wir uns reiben, ist wertvoll.

Liebe Grüße
Petra
 

zeitistsein

Mitglied
LIebe zeitistsein,

Dein Beitrag # 26 ist so eine Sollbruchstelle im Leben, die erfahrbar macht, wie schwer es ist, einfach 'nein' zu sagen, zu sich und auch zu anderen. Daran wird unser Instrumentarium geschult, herauszufinden, wer wir wirklich sind. Es ist leicht, hehre Ziele zu verfolgen, wenn sie nicht geprüft werden. Und wo ist der Punkt, an dem man nicht mehr Kompromisse machen kann?
Ich habe mal als Unternehmensberaterin gearbeitet - und mich sehr über das Geld gefreut - ud so einges gemacht, was ich eigentlich nicht bin. Dann war dieser Job weg und Zeit für Gedanken. Das nächste Projekt hätte das von dem Middelhoff sein können - die Mithilfe bei der Zerschlagung von Karstadt, wenn auch in unbedeutender Position. Aber auch da macht man mit. Ich habe 'nein' gesagt. Erst zu mir und dann zu dem Anbieter. Und dann wieder kleinere Brötchen gebacken.
Auch dieser 'Rotschopf' macht da Sachen, die er vielleich nicht ist. Es wird seine Sollbruchstelle sein. Wenn er es 'übersieht', dieses Unbehagen, dann wird es ihn möglichweise dann treffen, wenn er am wenigsten damit rechnet, vielleicht reagiert dann sein Körper und dann sind vielleicht gleich Job, Frau, Kinder, Haus weg.
So lange man mit seinem Unbehagen Aug' in Aug' steht, verpasst man den Punkt nicht, an dem es nicht mehr weiter geht.
Ich hatte diesen Punkt so manches Mal in meinem Leben und - mit der Bereitschaft, mit weniger zufrieden zu sein - ging es doch immer weiter, und ich bin mir selbst ähnlicher geworden. Natürlich gibt es auch die verlorenen Schlachten, die Illusionen, die nicht gerechtfertigte Überzeugung in sich selbst. Die sind vielleicht noch wichtiger für den ehrlichen Blick in den Spiegel.
Alles, woran wir uns reiben, ist wertvoll.

Liebe Grüße
Petra
Liebe Petra

Vielen Dank für deine Nachricht.

Ich habe in meinem Leben schon oft Nein gesagt und habe es, wie du offenbar auch, als Befreiung empfunden. Tatsächlich werden uns unsere Werte, so meine Überzeugung, nicht nur im Dranbleiben, sondern durch Abbrüche vor Augen geführt; man sollte das Nein nicht scheuen, wenn es sich aufdrängt und nicht mehr abzuwenden ist.
Im Moment kann ich mich noch nicht vom Rotschopf lösen, aber ich bin zuversichtlich, dass auch dieses Nein heranreifen wird. Und dann steht auch diesem Abbruch nichts mehr im Wege.

Ich wünsche dir eine wunderbare Woche
z
 
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petrasmiles

Mitglied
Muttertag ...

Liebe zeitistsein,
ich habe die Theorie, so für mich, dass eine Gesellschaft die Götter hat, die zu ihr passen, wobei passen nicht das Komplementäre meint, sondern das, was das 'begleitet', was sie sowieso schon machen ... und quasi absegnet. Die Fürsorge zur Macht dazu gesellen, das wäre komplementär und ich fürchte, dazu ist die Macht nur in Sternstunden in der Lage ...
Du hast absolut recht - das fürsorgliche und nährende Prinzip ist eine Charaktersache und nicht auf Gebährende beschränkt, und das finde ich sehr schön. Ich hatte einmal eine Freundin, die sich schwer damit tat, das ersehnte Baby von jetzt auf gleich 'zu lieben'. Mal abgesehen von dem Hormoncocktail im Blut nach der Geburt drängt sich so ein neuer Mensch in ein funktionierendes System und stellt alles auf den Kopf. Wird zum alles bestimmenden Herrscher. Das muss man erst einmal akzeptieren. Man hatte vorher ja auch ein Leben.
'Mutter' ist eine Projektionsfläche, und in der individuellen Situation doch so maßgeblich.
Dazu werde ich später noch einmal etwas sagen. Das sind schon jede Menge tiefe Gedanken hier.

Liebe Grüße
Petra
 

zeitistsein

Mitglied
Muttertag ...

Liebe zeitistsein,
ich habe die Theorie, so für mich, dass eine Gesellschaft die Götter hat, die zu ihr passen, wobei passen nicht das Komplementäre meint, sondern das, was das 'begleitet', was sie sowieso schon machen ... und quasi absegnet. Die Fürsorge zur Macht dazu gesellen, das wäre komplementär und ich fürchte, dazu ist die Macht nur in Sternstunden in der Lage ...
Du hast absolut recht - das fürsorgliche und nährende Prinzip ist eine Charaktersache und nicht auf Gebährende beschränkt, und das finde ich sehr schön. Ich hatte einmal eine Freundin, die sich schwer damit tat, das ersehnte Baby von jetzt auf gleich 'zu lieben'. Mal abgesehen von dem Hormoncocktail im Blut nach der Geburt drängt sich so ein neuer Mensch in ein funktionierendes System und stellt alles auf den Kopf. Wird zum alles bestimmenden Herrscher. Das muss man erst einmal akzeptieren. Man hatte vorher ja auch ein Leben.
'Mutter' ist eine Projektionsfläche, und in der individuellen Situation doch so maßgeblich.
Dazu werde ich später noch einmal etwas sagen. Das sind schon jede Menge tiefe Gedanken hier.

Liebe Grüße
Petra
Liebe Petra

Sehr spannend, was du schreibst und in der Tat, tiefgründig!
Mich erinnert die derzeitige Überhöhung der Mutterfigur an den Marienkult in einigen katholischen Ländern.
Ein weites Feld....

Herzliche Grüsse und vielen Dank
z
 

zeitistsein

Mitglied
Es gibt Tage, an denen läuft gar nichts.
So wie heute.
Alles war so holprig und mit wenig Schwung.
Endlich, nach 40 Jahren!, habe ich herausgefunden, dass meine Waschmaschine über ein Kurzwaschprogramm verfügt. Der dauert nur 5 Minuten. Na toll. Und ich habe mich die ganzen Jahre mit Handwäsche abgemüht. Jetzt ist es ja nicht schlimm, da wir ja nur zu zweit sind. Aber früher! Da waren wir zu viert und jede Menge Wäsche ist da zusammengekommen.
Nichts für ungut.
Zwei Orchideen-Knospen (ich würde das Wort so gerne zusammenschreiben, aber sofort erscheint so eine ärgerliche rote Wellenlinie untendrunter, als wäre es ein schwerwiegender Fehler) sind aufgegangen, die anderen lassen sich noch Zeit.
Schön, wie alles wiederkommt und doch anders wird.
 

kakadu

Mitglied
Zwei Orchideen-Knospen (ich würde das Wort so gerne zusammenschreiben, aber sofort erscheint so eine ärgerliche rote Wellenlinie untendrunter, als wäre es ein schwerwiegender Fehler) sind aufgegangen
Hallo Zeitistsein,

wenn die Rechtschreibprüfung etwas rot unterkringelt, bedeutet das nur, dass das Wort in dieser Schreibweise nicht in der Bibliothek hinterlegt ist. Deswegen muss es nicht falsch sein. Bei der Frage "getrennt- oder zusammenschreiben?" ist das Programm in den meisten Fällen keine Hilfe. Im Gegenteil, da kommt oft Murks heraus, wenn man sich darauf verlässt. Da kannst du ggf. besser den Duden fragen.

LG Claudi
 

zeitistsein

Mitglied
Hallo Zeitistsein,

wenn die Rechtschreibprüfung etwas rot unterkringelt, bedeutet das nur, dass das Wort in dieser Schreibweise nicht in der Bibliothek hinterlegt ist. Deswegen muss es nicht falsch sein. Bei der Frage "getrennt- oder zusammenschreiben?" ist das Programm in den meisten Fällen keine Hilfe. Im Gegenteil, da kommt oft Murks heraus, wenn man sich darauf verlässt. Da kannst du ggf. besser den Duden fragen.

LG Claudi
Hallo Claudi

Herzlichen Dank für deinen Hinweis.

Im letzten Beitrag sind mir gleich mehrere Fehler unterlaufen; ich war nicht wirklich bei der Sache und das ärgert mich natürlich.
Mein Unvermögen auf das Programm zu schieben, hilft auch nicht weiter, im Duden nachzuschlagen hingegen immer. :) :)

Viele Grüsse
z
 

kakadu

Mitglied
Sorry, Orchideenknospen sind wohl zu speziell, aber mit Rosenknospen klappt es. Dann kann es also nicht falsch sein, auch andere Blütenknospen zusammenzuschreiben.
 

zeitistsein

Mitglied
Wenn mein Leben unübersichtlich wird, neige ich dazu, in Oberflächlichkeiten Orientierung zu suchen.
Zum Beispiel heute in der Tatsache, dass ich zugenommen habe. Ich habe mir zunächst nichts dabei gedacht, als ich auf die Waage schaute, höchstens, dass die paar zusätzlichen Kilos von den Bierhefe-Tabletten kommen könnten, die ich seit einer Woche nehme.
Dann aber hatte ich im Verlauf des Tages plötzlich die Idee, mein rosa T-Shirt anzuziehen, dasjenige mit dem "East University"-Aufdruck, das ich vor gut 30 Jahren bei H&M gekauft hatte. Kein anderes T-Shirt schien heute infrage zu kommen, trotz des schlechten Wetters, bei dem eigentlich eher etwas Baumwollartiges und Langarmiges angebracht gewesen wäre.
Aber gut, ich fand das T-Shirt irgendwo im Kleiderschrank und zog es an, dazu eine Jeanshose.
Während ich mich im Spiegel betrachtete, um mir die Ohrringe anzuziehen, wurde mir plötzlich bewusst, dass ich genau so schon vor 20 Jahren ausgesehen hatte, nämlich ein halbes Jahr, bevor Oma starb.
Ich zuckte zusammen und mir wurde ein bisschen schwindlig.
Was hatte das zu bedeuten?
War es etwa soweit?
Würde Mutter etwa in einem halben Jahr sterben?
Waren das die letzten Monate, die uns bevorstanden?
Ich wollte mich umziehen, auf dass diese Gedanken verschwinden mochten.
Doch dann liess ich es bleiben.
Ich fühlte mich lächerlich und verspürte zugleich eine immense Angst. Ich glaube, ich habe sogar gezittert.
Sich gegen das Schicksal stemmen, führt nur zu Verzweiflung.
Was kommen wird, wird kommen. Es bleibt nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren.
 

petrasmiles

Mitglied
Das ist einmal in interessanter Gedanke - womit oder auf welche Weise tackern wir uns im Alltag fest, wenn es der Elan und die Überzeugung, dass wir zu den 5% Glücklichen gehören, allein nicht schaffen ... ich lese gerade von Patti Smith Das Jahr des Affen. Die Frau ist überwältigend, auch wegen ihrer schonungslosen Offenheit, ihr Universum ist reicher, weil sie mehr wahrnimmt und steht aber auch zu der verwirrenden Kraft dieser Wahrnehmung. Sie ist ganz nah dran an den Dingen und schämt sich für gar nichts. Sie ist der personifizierte Nicht-Fake. Warum mir das hier einfällt? Weil es immer so schwer ist, auseinanderzuhalten, ob wir tatsächlich etwas 'wahrnehmen', oder in 'Nicht-Wahrnehmen-Wollen' uns selbst verrückt machen.
Der vorletzten Zeile möchte ich widersprechen. 'Das Schicksal' erscheint nur in der Retrospektive so glasklar. 'Währenddessen' haben wir Handlungsoptionen, und erst mit unseren Handlungen machen wir das Schicksal 'perfekt'.
 



 
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