(Lese-)Tagebuch

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zeitistsein

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Heute trafen wir Christine beim Spazierengehen an. Sie kam vom Abendessen mit Verwandten, war schön frisiert und irgendwie aufgedreht.
Normalerweise spricht sie nicht so lange mit uns, aber heute war sie in Plauderstimmung. Sie wollte vieles loswerden, was sie belastete. Und das tat sie auch ausgiebig.
Ich mag ihre Pädagogik. Sie hat sie sich vermutlich in ihrer Lebensarbeit in ihrem kleinen Gemischtwarenladen angeeignet. Ein gewisses Talent gehört dazu, so mit Menschen umzugehen.
Wenn sie jemanden kritisiert, dann tut sie das nicht direkt, sondern indem sie demjenigen die Eigenschaften zuschreibt, die er nicht hat. Diese Taktik hat mit der magischen Funktion zu tun, die hierzulande allgemein der Sprache zugeschrieben wird. Worte bezeichnen nicht die Realität, sondern den Wunsch. Sie haben performative Kraft.
Das ist geschickt. Denn Menschen glauben Menschen. Beschimpft man jemanden als Nichtsnutz, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er sich fortan wie ein Nichtsnutz verhält. Lobt man ihn hingegen, stehen die Chancen gut, dass er sich aufschwingt, um diesem Lob gerecht zu werden. Viktor Frankl sagte es schon: Man sollte die Menschen nicht nach dem beurteilen, was sie sind, sondern nach dem, wer sie sein sollten. Das Wort ist wie ein Same, der in der Regel auf fruchtbaren Boden fällt, leider öfter im Schlechten als im Guten.
Deshalb sind die Leute so gern bei Christine. Sie fühlen sich von ihr geadelt und auf ein Podest gestellt.
Ich glaube, ich habe das früher auch gemacht. Das Gute im Menschen gesehen und das auch gesagt. Irgendwann habe ich es aufgegeben, weil ich gemerkt habe: Es ist nicht erwünscht. Die Leute missverstehen es als Manipulation. Sie denken, ich komplimentiere sie, um sie für mich einzunehmen. Eine Schleimerin bin ich dann. Dass mir daran gelegen sein könnte, andere zu heilen und ihnen Gutes zu tun - das kommt schon gar nicht in den Sinn.
Ich glaube, das war der Anfang vom Ende für mich. Wenn das Gute, das ich zu geben habe, als Bosheit interpretiert wird, steht mein ganzes Weltbild Kopf. Dann bin ich zum Schweigen verdammt. Denn eigentlich sehe ich die Sprache als Mittel zum Trost, zur Erhöhung des Lebens, das in jedem Menschen schlummert und darauf wartet, endlich zu erblühen.
Nächstes Mal, wenn ich Christine wieder treffe, muss ich ihr sagen, was für ein gutes Vorbild sie mir ist. Ich denke, das wird sie freuen.
 

zeitistsein

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Morgens scheint die Sonne immer hell und klar. Das Licht ist so stechend, dass es blendet, wenn man vom dunklen Flur ins Wohnzimmer kommt. Die Augen brauchen eine Weile, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen.
Solange es geht, nutzen wir den vorderen Teil der Wohnung, den Fassadenteil, wo sich das Wohnzimmer und mein Arbeitszimmer befinden. Denn sobald die Kälte einbricht und die Regenfälle einsetzen, sind diese Räume unbewohnbar, bis weit in den Frühling hinein.
Schon vor vielen Jahren stand der Vorschlag im Raum, die Fassade anständig zu dämmen. Das würde uns allen viel Schimmel und kalten Durchzug ersparen. Aber man entschied sich dagegen und renovierte aus Kostengründen nur das Allernötigste. Seitdem wird einfach weiter gefroren, auch im Hochsommer. Die Wohnung kann mit Fug und Recht als Kühltruhe bezeichnet werden, als eine Art Iglu an der Atlantikküste.
Das Meer ist weiterhin faszinierend, wenn auch nicht so wie die Berge. Diese Weite und die unergründliche Tiefe sind abschreckend. Berge haben etwas Einladendes. Man kann, indem man sie besteigt, ihren Grund unter den Füssen spüren, man kann auf ihre Gipfel hoch- oder auf ihren Fuss hinunterblicken, man kann sich an sie schmiegen und auf ihnen eine Rast einlegen. Berge erlauben alle Bewegungen des Menschen, das Meer jedoch stösst ab, ist widerspenstig und verschlingt im schlimmsten Fall. Am Berg darf der Mensch sein, im Meer kämpft er ums Überleben.
Von meinem Küchenfenster in Basel sah ich in weiter Entfernung die Umrisse des Blauen. Und meine Grossmutter starb auf dem Chrischona in Bettingen, wie eine Göttin auf dem Olymp.
Soll man mit Eltern über das reden, was einen verletzt hat? Was ist, wenn sie die eigenen Gefühle verneinen und als Einbildung abtun?
Ich finde, man sollte das Gesprächsangebot machen, im Wissen, dass dem Elternteil die Freiheit zusteht, es abzulehnen und verständnislos mit den eigenen Verletzungen umzugehen. Kommt das Gespräch nicht zustande, sollte man es nicht noch einmal suchen. Man sollte sich andere Wege erschliessen, um die erlittenen Verletzungen zu verarbeiten.
Oftmals glauben wir, unsere Wahrheit sei nur dann wahr, wenn ein anderer sie bestätigt. Daher bemühen wir uns um Anerkennung, oft vergeblich. Weil der andere nunmal einen anderen Zipfel der Wahrheit erkennt, zu dem in der unsrigen keinerlei Übereinstimmung besteht. Dann fühlen wir uns abgelehnt. Wir machen unsere Existenzberechtigung davon abhängig, dass ein anderer unsere Existenz ratifiziert. Ein frustrierendes Unterfangen. Denn der andere, so nahe er uns steht, hat niemals Zugang zu dem Unergründlichen in uns. Wir sind einander Meere mit aufeinander prallenden Wellen - die Gründe bleiben dabei getrennt und vor dem anderen verborgen.
Besser wäre es doch, dem anderen ein Berg zu sein. Unverrückbar stehen wir da, während der andere gegen uns treten oder sich auf uns ausruhen darf. Wir bleiben da. Das Wüten des Anderen tut unserer Existenz keinen Abbruch.
Am Abend erglüht die Bergspitze in der untergehenden Sonne. Die Erde hat sich einmal mehr gedreht, von Untergang kann keine Rede sein.
 

wirena

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Das Wort ist wie ein Same, der in der Regel auf fruchtbaren Boden fällt,
...so schön zeitistsein... hoffen wir, dass noch lange fruchtbaren Boden zu finden ist - vielleicht hilft uns da die Natur mit ihren Überschwemmungen und Rüfen/Murgängen. Im alten ¨Agypten" war es ja der Nil - auch heute noch denke ich, ist und wäre das möglich, sofern nicht alles Kanalisiert ist....

LG wirena
 

wirena

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Berge haben etwas Einladendes. Man kann, indem man sie besteigt, ihren Grund unter den Füssen spüren, man kann auf ihre Gipfel hoch- oder auf ihren Fuss hinunterblicken, man kann sich an sie schmiegen und auf ihnen eine Rast einlegen. Berge erlauben alle Bewegungen
Am Berg darf der Mensch sein
...ich denke, dies Erleben hat und hatte Reinhold Messer auch.

Lange ist es her, in Basel, habe ich ihn an einem Vortrag erlebt; und er führte uns mit Bilder und Geschichten zum Erleben: Zitat:

Die Berge sind die Hände Gottes
 

John Wein

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Denn der andere, so nahe er uns steht, hat niemals Zugang zu dem Unergründlichen in uns. Wir sind einander Meere mit aufeinander prallenden Wellen - die Gründe bleiben dabei getrennt und vor dem anderen verborgen.
Besser wäre es doch, dem anderen ein Berg zu sein. Unverrückbar stehen wir da,
Werte Zeitistsein,

Das Unergründliche in uns ist unsere Seele zu der nur wir den richtigen Zugang haben, das ist richtig und mit fühligen Worten geschrieben!


Ich bin der Zwischenraum zwischen dem, was ich bin, und dem, was ich nicht bin, zwischen dem, was ich träume, und dem, was das Leben aus mir gemacht hat, der abstrakte und leibliche Mittelwert zwischen Dingen, die nichts sind, da ich ebenfalls nichts bin. Welche Unruhe, wenn ich fühle, welch Unbehagen, wenn ich denke, welche Nutzlosigkeit, wenn ich will.
Fernando Pessoa
Ich denke, dass die Wellen der Meere (das Unergründliche) hier nicht aufeinanderprallen müssen, sondern sich miteinander, untereinander vermischen dürfen und so ein Ausgleich oder Gleichgewicht der Kräfte entfalten können, will heißen, einen ausgewogenen Konsens ermöglichen und so eine neue Kraft und Stärke aus sich heraus kreieren.

Und was wäre ein Berg, der unverrückbar dastünde und ohne Kompromiss statisch und eigennützig die vielen Wahrheiten die in allem liegen verneinte?

Warum also nicht beides, das Meer und den Berg miteinander vereinen in standhafter Ausgewogenheit. Es wäre ein edler Lebensentwurf.

Denk mal drüber nach!

Ich grüße,
John W.
 

zeitistsein

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Meine Entdeckung des Monats ist David Richos "How to be an Adult in Relationships", erschienen im Jahr 2002. Der Autor ist ein spirituell Suchender, war zunächst auf dem Weg, katholischer Priester zu werden, entschied sich dann aber im letzten Moment gegen den Zölibat, heiratete eine Jugendliebe und wurde Familienvater. Später wandte er sich dem Zen-Buddhismus zu. Dies sieht man dem Buch auch an; die christlich-katholische Prägung ist dennoch durchweg darin spürbar.

Richos Buch verkauft sich als "How-To"-Buch, also als Anleitung, ist aber vielmehr meditativer Natur. Es ist kreisförmig aufgebaut, in neun etwa gleich lange Kapitel, an deren Ende eine Praxisanleitung steht. Dieser refrainartige Aufbau erinnert an das Rosenkranzgebet. Die Kapitel gliedern sich wiederum zu drei grösseren Abschnitten. Der erste handelt vom Elternhaus, der zweite von Beziehungskonflikten, der dritte von der Kunst des Heilens. Hier wird die Quintessenz geglückter zwischenmenschlicher Beziehungen auf drei Punkte kondensiert: die Bedeutung von Intimität, die Wichtigkeit des Commitment und worin die Seelenverwandtschaft besteht. Abgerundet wird das Buch durch ein paar Merksätze zum Umgang mit der Trauer.

Schon an diesem Aufbau zeigt sich, dass das Buch über keinen soliden Theorierahmen verfügt. Vielmehr geht es darum, die Leserschaft zu achtsamen Beziehungen zu ermutigen.

Der erste Teil, der den Versäumnissen des Elternhauses gewidmet ist, greift hier und da Zitate von Jung, Winnicott und auch der griechischen Mythologie auf. Meine Chefin würde sagen, das ist wie im Supermarkt: ein bisschen hiervon, ein bisschen davon, je nachdem, was gerade passt. Der Einkaufswagen - um im Bild zu bleiben - in den diese Ideenfetzen gelegt werden, ist die Achtsamkeit, das Sein im Hier und Jetzt, ohne Ablenkung durch traumatische Flashbacks oder unrealistische Zukunftsprojektionen.

Die Überschrift dieses ersten Teils, "The Home we Leave" ist wohl nicht zufällig im Präsens verfasst. Das Lesen soll gleichzeitig ein Akt des Loslassens sein. Man stellt sich in diesem Kapitel den Verfehlungen der Herkunftsfamilie, um sich dann im zweiten Teil des Buches ganz auf die Irrungen und Wirrungen zwischenmenschlicher Beziehungen einzulassen. Ohne Loslassen ist kein Einlassen möglich, so ein Mantra des Buches. Denn die erlittenen Traumata - hier ist Richo sehr nah beim grossen Arzt, Gabor Maté - sind in der Physis gespeichert. Wir tragen sie mit uns herum, weil jedes Trauma den Körper verändert. Die Psyche sollte bei der Heilung des Körpers nicht ausgespart werden bzw. Heilung ist, wenn schon, nur als Heilung von Körper und Geist denkbar. Es ist also wichtig, bei wiederkehrenden Bauchschmerzen nicht einfach eine Tablette einzuwerfen, sondern sich zu fragen, wann diese Schmerzen zuerst aufgetreten sind. Wer war dabei? In welcher Situation? Und dann gilt es, den Zusammenhang zu erkennen.

Dem auf Systematik erpichten Leser wird sich nicht ganz erschliessen, warum ausgerechnet an dieser Stelle die sogenannten fünf As stehen, die dem Individuum zu einem gesteigerten Gegenwartsbewusstsein verhelfen sollen. Denn der Autor kommt an späterer Stelle nochmal darauf zu sprechen. Man fragt sich, warum Attention, Acceptance, Appreciation, Affection und Allowing, die fünf As eben, nicht als Methode vorangestellt und durch die Beziehungskonflikte hindurch buchstabiert werden, im Sinne deren besserer Handhabung.

Doch gerade solche Erwartungshaltungen führen vom Text weg, dessen Anliegen die vollständige Gegenwärtigkeit ist. Um sich ganz einzulassen, gilt es den Wunsch nach methodischer Stringenz und Systematik von vornherein zu verabschieden; er steht auf der Seite des Egos und ist den beziehungs- und lebensfördernden fünf As somit entgegengesetzt.

Um das Ego dreht sich, wenn auch eher implizit und beiläufig, der zweite Teil des Buches. Hier werden die Stolpersteine aufgedröselt, die bei der Partnerwahl über die Verliebtheitsphase bis zur Überwindung des Ego einem nährenden Miteinander im Wege stehen. Auch da: ein Praxiskapitel am Ende jedes Abschnitts, in dem aber nun doch ein gewisses Streben nach Systematik durchscheint.

So wird der gesunde Konflikt dem stressigen Dramatisieren listen- und stichwortartig gegenübergestellt. Genauso die Art und Weise, wie ein introvertierter und ein extrovertierter Mensch die fünf As jeweils umsetzen mögen. Die bestimmt gut gemeinte tabellarische Aufstellung wirkt schon beim Lesen allzu starr und daher verwirrend. Man weiss nicht so recht, ob man die Liste nach der Art einer Litanei herunterlesen oder sie sich als Nachschlagewerk im Hinterkopf behalten soll, womit das Buch aber seine präsentische Wirkung einbüssen würde.

Der dritte Buchteil versteht sich als Zusammenfassung, aber auch wieder nicht im wissenschaftlichen Sinn. In einer Zusammenfassung sollte nichts mehr eingeführt werden; sie dient einzig und allein der Pointierung des bereits Gesagten. Hier aber kommt plötzlich das Commitment zur Sprache und wird als essentiell für ein achtsames Leben mithilfe der fünf As bezeichnet. Das Commitment ist für den Autor zwischen dem Aushalten und dem Geniessen angesiedelt. Im Commitment ist der Partner oder Freund auch in schwierigen Zeiten da. Dies ist aber nicht mit dem Aushalten gleichzusetzen, da in diesem eine Grenzverletzung stattfindet. Besteht eine Beziehung nur noch im Aushalten, gilt es sie zu beenden bzw. für die eigenen Grenzen einzustehen.

Ganz zum Schluss kommt noch ein Anhang zum Thema Trauerbewältigung. In acht Schritten erläutert der Autor einen achtsamen Umgang mit der Trauer, auch wieder durch stichwortartige, listenförmige Praxishinweise angereichert. Der Kreis zum Buchanfang schliesst sich im Begriff des Re-Parenting. Darin geht es um die Selbstverantwortung, erst recht, wenn die eigenen Eltern ihrer Rolle nicht gerecht geworden sind. Auch wird das Ziehen einer Lebenslinie erwähnt, in der man sich die zurückgelegte und die verbleibende Lebenszeit vor Augen führt, im Hinblick auf ihre aktive Gestaltung.

Letzteres - die Lebenslinie - ist ein Element der existenziellen Psychotherapie bei Irvin Yalom. Yaloms entscheidende Neuerung war die aktive Rolle des Therapeuten, im Gegensatz zum stillschweigenden Freudschen Analytiker, der in keinerlei Interaktion mit dem Klienten tritt. Richos Buch schöpft aus diesem Ansatz durch die Einführung autobiographischer Passagen und Sätze in Ich-Form. Es liest sich stellenweise wie ein Brief und dann wiederum wie ein Tagebuch. Es motiviert dadurch zur Erstellung eines eigenen, ganz persönlichen, Leitfadens, fordert gar dazu heraus.

Alles in allem ein lesenswertes Buch, das dazu einlädt, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Der Autor erklärt nicht; er führt einfach ins Feld. Und der Leser wird auch nicht zum kritischen Nachdenken angestachelt. Es geht hier nicht um Wissensvermittlung. Denn das Problem des postmodernen Menschen ist nicht der Mangel an Wissen, sondern dass er sein eigenes Wissen nicht glaubt. Diese Lücke möchte dieses Buch wohl schliessen. Es scheint uns zu sagen: Glaube, dass das Ego dir schadet und glaube auch, dass es sinnvoll ist, von ihm abzulassen. Dieser Schritt zum Glauben dürfte Überwindung kosten. Doch dazu sind Bücher da - um uns aus der Komfortzone herauszuholen.
 
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zeitistsein

Mitglied
Werte Zeitistsein,

Das Unergründliche in uns ist unsere Seele zu der nur wir den richtigen Zugang haben, das ist richtig und mit fühligen Worten geschrieben!


Ich bin der Zwischenraum zwischen dem, was ich bin, und dem, was ich nicht bin, zwischen dem, was ich träume, und dem, was das Leben aus mir gemacht hat, der abstrakte und leibliche Mittelwert zwischen Dingen, die nichts sind, da ich ebenfalls nichts bin. Welche Unruhe, wenn ich fühle, welch Unbehagen, wenn ich denke, welche Nutzlosigkeit, wenn ich will.
Fernando Pessoa
Ich denke, dass die Wellen der Meere (das Unergründliche) hier nicht aufeinanderprallen müssen, sondern sich miteinander, untereinander vermischen dürfen und so ein Ausgleich oder Gleichgewicht der Kräfte entfalten können, will heißen, einen ausgewogenen Konsens ermöglichen und so eine neue Kraft und Stärke aus sich heraus kreieren.

Und was wäre ein Berg, der unverrückbar dastünde und ohne Kompromiss statisch und eigennützig die vielen Wahrheiten die in allem liegen verneinte?

Warum also nicht beides, das Meer und den Berg miteinander vereinen in standhafter Ausgewogenheit. Es wäre ein edler Lebensentwurf.

Denk mal drüber nach!

Ich grüße,
John W.

Vielen Dank.
Das lasse ich gerne so stehen.
Viele Grüsse
Z
 

zeitistsein

Mitglied
...so schön zeitistsein... hoffen wir, dass noch lange fruchtbaren Boden zu finden ist - vielleicht hilft uns da die Natur mit ihren Überschwemmungen und Rüfen/Murgängen. Im alten ¨Agypten" war es ja der Nil - auch heute noch denke ich, ist und wäre das möglich, sofern nicht alles Kanalisiert ist....

LG wirena

Vielen Dank!
Herzliche Grüsse
Z
 

zeitistsein

Mitglied
...ich denke, dies Erleben hat und hatte Reinhold Messer auch.

Lange ist es her, in Basel, habe ich ihn an einem Vortrag erlebt; und er führte uns mit Bilder und Geschichten zum Erleben: Zitat:

Die Berge sind die Hände Gottes

Ein sehr schönes Zitat, des grossen Reinhold Messner. Er muss es ja wissen.
Herzlichen Dank und viele Grüsse
Z
 

zeitistsein

Mitglied
In jedem von uns gibt es eine destruktive Seite, die, genauso wie die konstruktive, diskursiver Natur ist.
Es war das Verdienst das Slavoj Zizek, dies auf den Punkt zu bringen und festzustellen, dass das Christentum eigentlich eine atheistische Religion ist. Also letztlich gar keine Religion, sondern eher eine Philosophie, die zur Religion gemacht wurde.
Zizeks Punkt ist Jesu Abschiedsrede von seinen Jüngern: Dort, wo zwei sich in meinem Namen treffen, heisst es, da bin ich. Das sei ein vollkommen atheistischer Ansatz, die Welt zu betrachten. Menschen müssten miteinander klarkommen; eine Supermacht von aussen werde die Welt nicht zum Besseren wenden.
Auf die diskursive Natur des Unbewussten haben schon Jung und Frankl hingewiesen. Bei Freud ist diese Definition noch nicht so klar. Er geht eher vom triebhaft Unbewussten aus. Dass aber auch diesen Trieben eine diskursive Quelle zugrunde liegt, wäre dem grossen Sexualforscher Freud wohl Spanisch vorgekommen.
Die grossen Wendepunkte in unserem Leben gehen mit Aufträgen einher. Du musst dein Buch noch fertig schreiben, noch ein Kind zeugen, das Testament noch verfassen, dich mit XY aussprechen - Menschen haben ein feines Gespür für das, was gerade ansteht und jetzt eigentlich wichtig wäre. Wie dieses Wissen zustande kommt - darüber streiten sich die Gelehrten.
Auch die Literaturgeschichte ist vor solchen Wendepunkten nicht gefeit gewesen. Manch einer hat gemeint, die Gründe dafür im politischen Zeitgeschehen oder in der Biografie der jeweiligen Autoren zu finden. Und so sind dann Etiketten wie etwa die Frühromantik versus die Spätromantik entstanden, deren jeweilige Merkmale man auch gleich in bestimmten Werken ausfindig gemacht hat.
Dabei gibt es doch in jedem Werk die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Beispielhaft dafür sind Ferdinand Kellers realistisch anmutendes Gemälde "Die silberne Hochzeit des Kaisers" und ein expressionistisches Porträt von Kirchner, beide aus dem Jahr 1906. Das Ungleichzeitige ist gleichzeitig präsent und gerade dieser Eindruck von Gegenwärtigkeit ist ein spannendes Element, dem nachzugehen es sich lohnt, im Hinblick auf seine diskursive Gestaltung. Was genau erzeugt diesen Eindruck? Wie kommt er zustande?
Die Romantik, um nochmal darauf zurückzukommen, arbeitete dazu mit dem Eregnisbegriff sowie mit der Blitzmetapher. Nicht alle Theoretiker haben diesen Kunstgriff verstanden. Sie bezogen "das Ereignis" auf die Napoleonischen Kriege und gaben der Romantik somit einen politischen Anstrich, der durchaus in der künstlerischen Bewegung vorhanden sein mag, aber nicht zwangsläufig muss.
Die Blitzmetapher sowie die Plötzlichkeit eines Einfalls, das jähe Ende, der radikale Bruch sind herkömmliche poetische Motive, in denen die Sprache ihre Selbstreferentialität offenlegt. Nebenher ereignet sich die Geschichte, die nicht zwingend als Substrat für die Literatur gelesen werden muss. Ob man das tut, hängt vom Literaturbegriff ab, mit dem man operieren will. Ist Literatur und Sprache grundsätzlich da, um die Welt zu beschreiben? Oder ist Sprache eben auch selbstbezüglich, insoweit als sie eine eigene Welt darstellt.
Die Schnittmenge mit der sogenannten realen Welt mag beträchtlich sein, dennoch ist die Literatur eine Welt für sich. Genauso wie das Diskursive im Menschen eine Welt für sich ist, die der Aussenwelt und grösstenteils auch dem eigenen Ich verborgen bleibt. Wenn das der Fall ist, erkundigen wir uns bei anderen nach dem Sinn des Lebens, weil die innere Stimme zu undeutlich spricht oder unhörbar geworden ist.
Eine Möglichkeit, die innere Stimme zum Sprechen zu bringen, ist die Literatur und das Sprechen über die Saiten, die dank ihr erklingen. Dann spüren wir das Ungleichzeitige auf einmal in uns.
 

wirena

Mitglied
Hallo zeitistsein - Versuch einer Antwort:

In jedem von uns gibt es eine destruktive Seite, die, genauso wie die konstruktive, diskursiver Natur ist.
einverstanden

Es war das Verdienst das Slavoj Zizek, dies auf den Punkt zu bringen und festzustellen, dass das Christentum eigentlich eine atheistische Religion ist. Also letztlich gar keine Religion, sondern eher eine Philosophie, die zur Religion gemacht wurde.
Nein - m.E. = Politik

Bei Freud ist diese Definition noch nicht so klar. Er geht eher vom triebhaft Unbewussten aus
ja - erlebe und denke ich ebenfalls

Auf die diskursive Natur des Unbewussten haben schon Jung und Frankl hingewiesen
Frankl kenn ich nicht - C.G. Jung geht ganz klar von einem Selbst aus (Traumanalyse)

Die grossen Wendepunkte in unserem Leben gehen mit Aufträgen einher. Du musst dein Buch noch fertig schreiben, noch ein Kind zeugen, das Testament noch verfassen, dich mit XY aussprechen - Menschen haben ein feines Gespür für das, was gerade ansteht und jetzt eigentlich wichtig wäre. Wie dieses Wissen zustande kommt - darüber streiten sich die Gelehrten.
m.E., mein Erleben geschehen die grossen Wendepunkte aus dem Leben heraus. Z.B. Unfall, Zufall, Abschiedschmerz und nicht zuletzt durch "grosse Träume"

....ja, und weiter mangels Bildung/Studium kann ich nicht mitreden... und verbleibe mit

Grüssen aus der Schweiz
wirena
 

wirena

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Hallo zeitistsein, meine derzeitige Musik ist z.B.

Marina Marx - It's My Life (Offizielles Video)

Marina Marx - Weisst du noch (Offizielles Video)

In youTube zu finden


LG wirena
 

zeitistsein

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Hallo zeitistsein - Versuch einer Antwort:



einverstanden



Nein - m.E. = Politik



ja - erlebe und denke ich ebenfalls



Frankl kenn ich nicht - C.G. Jung geht ganz klar von einem Selbst aus (Traumanalyse)



m.E., mein Erleben geschehen die grossen Wendepunkte aus dem Leben heraus. Z.B. Unfall, Zufall, Abschiedschmerz und nicht zuletzt durch "grosse Träume"

....ja, und weiter mangels Bildung/Studium kann ich nicht mitreden... und verbleibe mit

Grüssen aus der Schweiz
wirena
Vielen Dank!
Was meinst du bezüglich Zizek mit "Nein"? Dass du ihn in diesem Punkt anders gelesen hast oder dass du ihm da nicht zustimmst?
Herzliche Grüsse
Z
 

wirena

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Hallo zeitistsein
was ich meine zu:

"Es war das Verdienst das Slavoj Zizek, dies auf den Punkt zu bringen und festzustellen, dass das Christentum eigentlich eine atheistische Religion ist. Also letztlich gar keine Religion, sondern eher eine Philosophie, die zur Religion gemacht wurde. "

...dass Zizek es auf den Punkt gebracht hat, dass...

gelesen habe ich ihn nicht und ich kenne ihn auch nicht, noch nie von ihm gehört. Du aber gibst ihn als Referenz an - darauf bezog ich mich -

...ist das verständlich, kannst du damit etwas anfangen?

lg wirena
 

zeitistsein

Mitglied
Hallo zeitistsein
was ich meine zu:

"Es war das Verdienst das Slavoj Zizek, dies auf den Punkt zu bringen und festzustellen, dass das Christentum eigentlich eine atheistische Religion ist. Also letztlich gar keine Religion, sondern eher eine Philosophie, die zur Religion gemacht wurde. "

...dass Zizek es auf den Punkt gebracht hat, dass...

gelesen habe ich ihn nicht und ich kenne ihn auch nicht, noch nie von ihm gehört. Du aber gibst ihn als Referenz an - darauf bezog ich mich -

...ist das verständlich, kannst du damit etwas anfangen?

lg wirena
Ach so, alles klar.
Vielen Dank und einen schönen Tag noch
Z
 



 
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