ich sehe nicht, daß Du, trivial,
in irgendeiner Weise auf meine ausführlichen Analysen oben eingegangen bist. Wenn schon eine schlichtere Frage einer Antwort wert ist, dann ist es eine derartige Analyse, die Verse aus Deinem Werk zitiert und mit logischen Begründungen auf Basis der Argumente Deines Lyris argumentiert, erst recht. Und wenn Du damit nicht übereinstimmst, dann äußere Dich entsprechend, so daß auch die anderen Leser und Kommentatoren Dich verstehen.
Also noch einmal:
trivial schrieb:
Wer ihn dennoch findet
soll ihn auf
alle Menschen anwenden
und fange vielleicht bei
sich selbst an
Da dieser Vers, trivial,
logisch konstruiert ist und die Begründung für einen zum Vorschlag abgeschwächten Imperativ geben will, darf der Leser gewiß mit einem ersten Blick und vielleicht dann auch mit einem zweiten, genaueren, hinschauen. Man will die thematische Prämisse und die logische Schlußfolgerung ja
verstehen, um dem Befehl gehorsam Folge zu leisten.
Also angenommen, ich fände einen Grund, denjenigen, der mich töten will, selbst zu töten, oder ein Attentat auf den Feind unserer auswägend vermittelten Freiheit, der die Waage umkippen will, zu planen. - der sollte dann alle Menschen töten, als ob die alle ihn töten wollten? und seine Attentats-Planungen vergessen, da er die Opfer des Diktators durch weißderhimmerwasfür einen Kollateralschaden gleich mittötet?
Nein, das sehe ich in dieser Absolutheit und Kürze noch nicht. Schlüsse vom Einzelnen auf das Allgemeine benötigen noch eine Prämisse, die diese Allgemeinheit vermittelt. Du (bzw. Dein lyrisches Ich mit seinem Imperativ) müßtest aufzeigen, inwiefern ich dadurch, daß ich meinen Feind töte, gleich alle Menschen mittöte.
Ich denke, das ließe sich so erwägen: Der andere, den ich aus moralischen Gründen töten will oder situationsbedingt töten muß, ist gerade in der Intimität, mit der er sich selbst als "Ich" bezeichnet, mit mir im Grunde identisch, so wie auch ich selbst mit ihm, dem scheinbar absolut Fremden, absolut identisch bin, vgl.
https://www.leselupe.de/beitrag/die-moebiusbandige-schlange-im-baum-der-erkenntnis-distichen-161414/
Sodaß ich gerade dann, wenn ich mich selbst entleibe, die ganze Menschheit, insbesondere die mir fremdesten, feindlichsten, disparatesten unverständlichsten Unmenschen, mit einem Schuß in den Hades schicke.
grusz, hansz