Man sah einst einen Drachen, 'nen strammen (Limerick)

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HerbertH

Mitglied
Hallo Bernd,

die 3 Kürzen hintereinander lassen es holpern...


Krammen // mit dem Drachen

"kurz kurz lang" / Limerick-sch ist es nicht.

Denn man liest unwillkürlich das holpernde

Krammen mit dem Drachen

weil man auch über die Zeileenden hinweg "kurz kurz lang" fortsetzt.

Es geht ja Heidrun auch so, wie sie schrieb.

lG

Herbert
 
M

Marlene M.

Gast
ich weiß nicht, was für eine Schule du besucht hast, bernd- lächel- von mir kann ich das nicht sagen. Ich hatte erstklassige althumanistische Lehrer..
GG sowas prägt...
Schmunzler von Marlene
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lieber Herbert,
wenn Du es so liest, dann holpert es. Ich wäre nie auf die Idee gkommen, dass man es so lsesen könne. Deshalb habe ich auch nicht verstanden, was Du meinst.


Eine Jungfrau traf einst auf dem Krammen
mit dem Drachen vom Nachbarn zusammen.
Der Drache spie Feuer
und rief: " Ich bin euer!",
(und) die Jungfrau stand sofort in Flammen.

"Mit dem" hat dieselbe Länge, wie eine betonte Silbe.

(und) in der letzten Zeile macht es regelmäßiger, aber ich habe es weggelassen.
Deine Lesart habe ich jetzt versucht, ich kann sie gar nicht aussprechen. Aber es ist klar, dass es bei Dir holpert.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Marlene, ich habe zunächst eine zehnklassige allgemeinbildente polytechnische Oberschule acht Jahre lang besucht, anschließend eine erweiterte Oberschule. Ich kann mich nicht erinnern, dass dort Limericks vorkamen. Dafür lernten wir die Rolle der Bedeutung sehr ausführlich kennen.

Kompensiert wurde das durch meine Mitwirkung im Jugendklub für Kunst und Literatur an der Hauptbibliothek und an der Kinder- und Jugendbibliothek Dresden, später im Bezirkspoetenklub und im Literaturzentrum Dresden. Ich habe auch einige Lyrikseminare besucht und mich selber weitergebildet. Mit Limericks beschäftige ich mich seit den siebziger Jahren und habe sehr viele gelesen und auch eine Reihe geschrieben.
Es gab immer wieder Versuche, sie in ein engeres Korsett zu drücken und die Form einzuschränken.

Meine Erkenntnisse aus zahlreichen Limericks sind neben einigen anderen:

1. Die Rhythmik muss stimmen - dabei kann der Anfang null, eine oder zwei unbetonte Silben enthalten, ebenso das Ende.
2. Der Reim muss stimmen, wobei die Schreibweise keine Rolle spielt, stattdessen wird mit der Schreibweise gespielt. Unreine Reime auf Umlaute werden im deutschen Bereich zum Teil toleriert.
3. Die Pointe muss sitzen.

4. Der Limerick muss einfach und im Prinzip sofort verständlich sein - ohne dass man ein anderes Werk kennen muss, um ihn zu verstehen.


Es darf also nicht die Anzahl der Silben gezählt werden (wie beim Haiku) - sondern die Struktur der Zeile ist entscheidend.

Eigentlich darf man gar nicht zählen. Wie beim Volslied fühlt man die Struktur.
Der Limerick spiegelt eine Entwicklung wider.

Sehr viele Limericks enthalten in der ersten Zeile einen Ortsnamen, viele auch einen Namen, es gibt aber auch zahlreiche andere Fälle. Ich sehe nicht ein, alle diese auszugrenzen.

Lateinische Bezeichnungen (Anapäst u.ä.) sind leider nur Näherungen.

Die Struktur deutscher und englischer Lyrik unterscheidet sich von Latein.
Auch Jambus und Trochäus wurden umgedeutet.
 
M

Marlene M.

Gast
ich weiß nun nicht, ob man sich in der ehemaligen DDR auf polytechnischen Oberschulen ( mein Mann war auch dort) mit englischer Literatur eingehend befasst hat.
Der Limerick ist ein festgeschriebenes Stück Kultur aus Irland, das dann seinen Weg über Frankreich nach Deutschland fand.
Der Anapäst ist Pflicht! Ein jambischer Vortakt ist jedoch erlaubt.Jambische Limericks gibt es nicht- lass dir nichts einreden- es kursiert viel Limerick-Schund im Netz!
es geht hier nicht um Silbenzählen, sondern um Metrik ( also um betonte und unbetonte Silben), die einer vorgeschriebenen Betonungsfolge folgt.
Der Limerick muss ganz im Gegenteil zu einfach, wenn er gut sein soll, Finesse haben- wortspielerisch sein( mit Französisch lässt sich das gut machen) und eine gute Pointe haben.
Die englischen haben den typisch englischen schwarzen Humor, mit dem ich auch gelegentlich schreibe und der nicht bei allen Lesern Gefallen findet.
Limericks erziehen den Autor zu Akkuratesse , satirischem Denken und Wortakrobatik- je mehrsilbiger der Ortsname ist, an den es sich anzupassen gilt, desto schwieriger ist es ja.
Vielleicht konnte ich dir ein wenig behilflich sein.
Ein guter Limerick ist ein gutes Stück Arbeit...lächel
und lG von Marlene
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Kein Mensch behauptet, es gäbe jambische Limericks.
Der einzige Punkt ist, dass man "Anapäst" umdeuten muss, wenn man von Latein zu Deutsch oder Englisch übergeht.
Die lateinische Sprache hatte eine andere Klangstruktur.

Zu den Regeln, bei denen ich umlernen musste:
Jambus, Trochäus, Anapäst und ähnliche Formen, die aus der lateinischen Sprache kommen, wurden umgedeutet. Die Formen sind nicht wirklich anwendbar, sondern nur in umgedeuteter Form. Das haben wir in der Schule nicht gelernt.


Englische Literatur hatten wir recht ausführlich, außer Lyrik.

Das hat aber in Bezug auf Limericks nicht viel zu bedeuten.

Die Grundregeln sind:
Beim Limerick lösen sich zwei unbetonte und eine betonte Silbe ab.
Reimstruktur aabba
Silbenstruktur:
Die erste, zweite und letzte Zeile haben drei betonte Silben, die zweite und dritte haben zwei betonte Silben.
Die letzte Zeile enthält eine Überraschung. Diese kann auch darin bestehen, dass die erwartete Überraschung ausfällt.

Zum Limerick gibt es Melodien, die Herkunft ist nicht völlig geklärt, aber man nimmt Irland an.



Gleiche Strophenformen, aber ohne die typische Pointe, gab es schon vorher.

Es gab eine Entwicklung des Limericks.
Lear verwendete zum Beispiel in der ersten und letzten Zeile das gleiche Reimwort, was heute nur sehr selten gemacht wird.

Übertragungen in andere Sprachen sind unterschiedlich kompliziert. So gibt es nur recht wenige russische Limericks.

In Deutsch erlaubt die Sprachstruktur, eigene Limericks zu bilden.

---

All das kann von einem Limerick eingehalten werden, sowohl in Marens engerer Form, als auch in der weiteren, und trotzdem taugt der konkrete Limerick nichts.
 
M

Marlene M.

Gast
deine Theorie stimmt schon deshalb nicht, lieber Bernd, weil Anapäst nicht aus dem Lateinischen, sondern aus dem Griechischen kommt.
Im Übrigen gibt es bei Metrik nichts "umzudeuten"- Versmaße sind genau definiert- auch linguistisch, also wissenschaftlich.
Ich kann dir leider nach wie vor nicht zustimmen.
Dies bezieht sich auch auf die "Überraschung", die ausfällt. Ein Limerick mit schwacher oder gar keiner Pointe ist einfach nix.
Ein korrekter Limerick muss die Regeln einhalten.
Ich habe sie nicht gemacht., die Regeln- also:
Nimm dir aus meinen Bemerkungen heraus, was du möchtest- jeder Autor muss schießlich selber wissen, wie und was er schreiben möchte...
LG von Marlene
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Entschuldigung. Das habe ich verwechselt. Sind antikes Griechisch und Deutsch stärker verwandt als antikes Lateinisch und Deutsch?

Der wesentliche Punkt ist, dass die antiken Versformen nicht direkt den heutigen deutschen Formen entsprechen.

Versmaße hängen davon ab, was man als Silben zur Verfügung hat. In Deutsch gibt es (normalerweise) keine unbetonte lange Silben.

Wir haben im wesentlichen eine Sprachstruktur, in der unbetonte und betonte Silben einander folgen, währen der antike Anapäst sich auf die Silbenlänge bezieht.

In meinem Limerick sind allerdingsan der besagten Stelle die unbetonten zwei Silben zusammen so lang, wie normalerweise eine Silbe.


Englische Limericks arbeiten oft mit Untertreibung.
Eine erwartete Überraschung ist natürlich ein Paradoxon. Wenn man sie erwartet, ist es keine Überraschung, wenn sie ausfällt ist es eine. Ich habe es als Paradoxon formuliert und dachte, das würde so verstanden.

Die Regeln für Limericks habe ich auch nicht gemacht, und natürlich versuche ich, sie einzuhalten.
Manchmal (sogar recht oft) gelingt das nicht. Dann ist es enteder kein guter oder gar kein Limerick.

Unsere Meinungsverschiedenheit bezieht sich ganz offensichtlich auf zwei Punkte:
1. Muss in der ersten Zeile ein Ortsname als Reimwort stehen?
2. Wie darf der Auftakt aussehen?

Ich stimme zu, dass bei Deinen Regeln wohlgeformte Limericks entstehen.
Du verneinst dagegen, dass es weitere Möglichkeiten gibt.
 
M

Marlene M.

Gast
Lächel- du sagst es, lieber bernd.
Lassen wir es dabei und jeder von uns beiden limerickt halt so, wie er es für gut befindet.
Schmunzeln von Marlene
 



 
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