Muckefuck

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rothsten

Mitglied
Er ging abwärts, die Treppe hinab. Ein Vorhang aus rotem Saum versperrte ihm den Weg. Er schlüpfte hindurch, nickte wortlos der Kante am Einlass, legte den Eintritt hin und ließ sich verschlucken von der verrauchten Höhle vor ihm. Von außen war nichts zu sehen, nichts zu hören, nichts zu erahnen.

Er schaute in die Tiefe des Raumes. Hinter dem Tresen der gewohnte Mensch, davor die üblichen mutversoffenen Typen und die jugendverlorenen Damen. Das alles interessierte ihn heute nicht. Er war immer hier, jeden Freitag, seit Jahren. Aber heute war er ihretwegen hier. Sie bot sich an, für jedermann und an jedem Abend, doch er sah, dass da was Besonderes war zwischen ihm und ihr. All die vielen Abende, an denen er sie scheinbar nicht beachtete, weil er sich nicht traute; doch er wollte sie. Er wollte sie schon immer, seit dem Erstem mal, als er sie gesehen hatte. Aber lohnen sollte es sich, bezahlt machen sollte sich sein Warten. Er legte sie sich auf Lager, wie einen guten Wein, den man im Keller reifen lässt, genau für den einen richtigen Augenblick.
Und der war heute, heute wollte er sie unbedingt. Sie sollte nach seiner Pfeife tanzen, ihm die Flötentöne beibringen. Er wusste, sie stellte keine Fragen. Sie nähme stumm die Bezahlung entgegen und machte wie ihr befohlen. Oft genug hat er sie auf diese Weise andere bedienen sehen. Und heute wollte er bedient werden. Von ihr.

Am Tresen zog er kurz nacheinander vier Korn auf ex weg, trank dazu jeweils ein Parallel-Pils und einen Eichelkaffee. Dieses Gebräu hatte man nur seinetwegen auf die Karte geschrieben, und er trank ihn immer, als einziger jemals in diesem Etablissement. Es war seine Version des Herrengedecks. Macht breit, aber man bleibt wach, so seine These. Und außerdem kann mann nicht einfach so zur Sache gehen, dachte er, mann müsse erstmal zeigen, wer mann ist und dass mann alles im Griff hat und eigentlich zu cool ist für die Tanzfläche und so weiter.

Sie war längst da, sie war immer da, denn sie wohnte hier. Wartend saß sie in der Ecke am anderen Ende in der Tiefe des Raumes. Das war weit genug weg vom Tresen. Man konnte sich hier näher kommen, ohne dass die Zapfhahngesellschaft in dummen Gejohle ausbrach, nur weil sich zwei gefunden hatten und gehen ließen. Doch selbst wenn, heute wollte er es wissen.
Er bestellte weitere Herrengedecke, insgesamt sieben, dann war er b und reit genug. Er ging zu ihr, mit der letzen Tasse Eichelkaffee in der Hand, und stellte sich direkt vor ihr hin, breitbeinig. Er fummelte einhändig in seinen Hosentaschen und holte ihn direkt raus. Worauf warten, dachte er, nachher beobachte ihn noch jemand und er würde einen Rückzieher machen.
Nein, heute ist sie fällig, und er wolle ihr das Teil endlich in den Schlitz stecken, dachte er. Die Tasse Eichelkaffee stellte er ab. Dann versuchte er, ihr sein Teil rein zu stecken, doch was war das? Es wollte und wollte nicht klappen, er bekam ihn nicht rein. Er versuchte es erneut, es klappte nicht. Dann rieb er ihn an ihr, aber das klappte auch nicht. Er holte ihn wieder raus, rieb weiter, und weiter, und wieder und wieder. Doch dann, – er war kurz davor, sich beim Menschen hinterm Tresen zu beschweren – als er kaum mehr damit rechnete, dann klappte es doch. Endlich!

Endlich blieb das Teil in ihr stecken. Die Nadel durchpflügte die Ritze. Mit dem Standbein hielt er die Position, sein Schwungbein umklammerte ihren gewölbten Körper. Mit der einen Hand stützte er sich auf ihr ab, packte richtig zu. Die andere Hand streckte er in die Luft, und mit ausgestrecktem Zeigefinger wirbelte er seinen Arm umher, als ob er ein Lasso werfen wollte. Sie stand fest, bot ihm den nötigen Widerstand, damit er sich an ihr austoben konnte. Er bestellte die Musik, sie hielt den Takt. Er tanzte mit ihr den Muckefuck, so hart, dass sogar der Euro zurückschlug aus ihrer Ritze. Wie schön, dachte er, sie tanzt mit ihm kostenlos. Nach all den Jahren.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo rothsten,

ein seltsamer Text, den Du hier präsentierst. Er schippert für mein Verständis hart an der Kante zur Satire entlang, da schwer verständlich. Es wird nicht ganz klar, WAS Du hier eigentlich aussagen willst. Wen willst Du aufs Korn nehmen? Den Prot? Allgemeines gesellschaftliches Verhalten? Männer und Frauen überhaupt? Dafür finde ich den Text zu hart. Humor fehlt gänzlich, höchstens ist das alles bitterböse mit zu realistischem Gefälle.

Muckefuck ist gleich doppeldeutig. Fuck - umgangssprachlich für Geschlechtsverkehr und Muckefuck als Ersatzkaffee. Wobei Eichelkaffee auch wieder doppeldeutig ist. Das sind zwar schöne Wortspiele, aber für mich sind sie zu böse und nicht humorig genug. Im Einzelnen:



Er ging abwärts, die Treppe hinab. Ein Vorhang aus rotem Saum versperrte ihm den Weg. Er schlüpfte hindurch, nickte wortlos der Kante [blue]zu [/blue], legte den Eintritt hin und ließ sich verschlucken von der verrauchten Höhle vor ihm. Von außen war nichts zu sehen, nichts zu hören, nichts zu erahnen.

Er schaute in die Tiefe des Raumes. [blue]zu sehr Fußballsprache [/blue]Hinter dem Tresen der gewohnte Mensch, davor die üblichen mutversoffenen Typen und die jugendverlorenen Damen. Das alles interessierte ihn heute nicht. Er war immer hier, jeden Freitag, seit Jahren. Aber heute war er ihretwegen hier. Sie bot sich an, für jedermann und an jedem Abend, doch er sah, dass da [blue]et[/blue]was Besonderes war zwischen ihm und ihr. [blue]wieso? [/blue] All die vielen Abende, an denen er sie scheinbar nicht beachtete, weil er sich nicht traute; doch er wollte sie. Er wollte sie schon immer, seit dem Erstem mal [blue]ersten Mal[/blue] , als er sie gesehen hatte. Aber lohnen sollte es sich, bezahlt machen sollte sich sein Warten. Er legte sie sich auf Lager, wie einen guten Wein, den man im Keller reifen lässt, genau für den einen richtigen Augenblick.
Und der war heute, heute wollte er sie unbedingt. Sie sollte nach seiner Pfeife tanzen, ihm die Flötentöne beibringen. [blue]fast zu deutliche Hinweise auf sie, die Musikbox [/blue]Er wusste, sie stellte keine Fragen. Sie nähme stumm die Bezahlung entgegen und machte wie ihr befohlen. Oft genug hat er sie auf diese Weise andere bedienen sehen. Und heute wollte er bedient werden. Von ihr.

Am Tresen zog er kurz nacheinander vier Korn auf ex weg, trank dazu jeweils ein Parallel-Pils und einen Eichelkaffee. Dieses Gebräu hatte man nur seinetwegen auf die Karte geschrieben, und er trank ihn [blue]es[/blue] immer, als einziger [strike]jemals[/strike] in diesem Etablissement. Es war seine Version des Herrengedecks. Macht breit, aber man bleibt wach, so seine These. Und außerdem kann mann nicht einfach so zur Sache gehen, dachte er, mann müsse erstmal zeigen, wer mann ist und dass mann alles im Griff hat und eigentlich zu cool ist für die Tanzfläche und so weiter.

Sie war längst da, sie war immer da, denn sie wohnte hier. Wartend saß sie in der Ecke am anderen Ende in der Tiefe des Raumes. [blue]Wiederholung [/blue] Das war weit genug weg vom Tresen. Man konnte sich hier näher kommen, ohne dass die Zapfhahngesellschaft in dummen Gejohle ausbrach, nur weil sich zwei gefunden hatten und gehen ließen. Doch selbst wenn, heute wollte er es wissen.
Er bestellte weitere Herrengedecke, insgesamt sieben, dann war er b und reit genug. Er ging zu ihr, mit der letzen Tasse Eichelkaffee in der Hand, und stellte sich direkt vor ihr[blue] sie [/blue] hin, breitbeinig. Er fummelte einhändig in seinen Hosentaschen und holte ihn direkt raus. Worauf warten, dachte er, nachher beobachte ihn noch jemand und er würde einen Rückzieher machen.
Nein, heute ist sie fällig, und er wolle ihr das Teil endlich in den Schlitz stecken, dachte er. Die Tasse Eichelkaffee stellte er ab. Dann versuchte er, ihr sein Teil rein zu stecken, doch was war das? Es wollte und wollte nicht klappen, er bekam ihn nicht rein. Er versuchte es erneut, es klappte nicht. Dann rieb er ihn an ihr, aber das klappte auch nicht. Er holte ihn wieder raus, rieb weiter, und weiter, und wieder und wieder. Doch dann, – er war kurz davor, sich beim Menschen hinterm Tresen zu beschweren – als er kaum mehr damit rechnete, dann klappte es doch. Endlich!

Endlich blieb das Teil in ihr stecken. Die Nadel durchpflügte die Ritze. Mit dem Standbein hielt er die Position, sein Schwungbein umklammerte ihren gewölbten Körper. Mit der einen Hand stützte er sich auf ihr ab, packte richtig zu. Die andere Hand streckte er in die Luft, und mit ausgestrecktem Zeigefinger wirbelte er seinen Arm umher, als ob er ein Lasso werfen wollte. Sie stand fest, bot ihm den nötigen Widerstand, damit er sich an ihr austoben konnte. Er bestellte die Musik, sie hielt den Takt. Er tanzte mit ihr den Muckefuck, so hart, dass sogar der Euro zurückschlug aus ihrer Ritze. Wie schön, dachte er, sie tanzt mit ihm kostenlos. Nach all den Jahren. [blue]harte Darstellung, zu hart! Frauenverachtend und brutal, der Schwenk zum eigentlich Gemeinten - Tanz an und mit der Musikbox - ist zu sehr überlagert von den Bildern, die beim Leser entstehen. Ich finde es weder lustig noch satirisch. [/blue]


LG Doc
 

rothsten

Mitglied
Liebe Doc,

vielen Dank für Deinen Kommentar. Deine Textanmerkungen schaue ich mir in Ruhe an, auf den ersten Blick kann ich manche nachvollziehen. Dazu an einem anderen Tag mehr.

Ist der Text zu hart?

Prosa ist in meinen Augen gelungen, wenn man beim Leser ein Kopfkino in Gang setzt. Deine Reaktion, Doc, zeigt eindeutig, dass ich das erreicht habe. Was Du als hart bezeichnest, findet ja alles nur in Deinem Kopf statt. Das eigentliche Geschehen ist das eines zwar schrägen, aber harmlosen Freaks. Es kommt keine Frau vor in der Szene, wir reden hier über einen Gegenstand, den er besteigt!


Ist das Satire?

Satire muss nicht per se komisch sein. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Satire darf scharf, überspitzt, sarkastisch und belehrend sein.

In meinen Augen nehme ich hier gleich eine Reihe von Klischees auf die Schippe. Ich halte den Text für satirisch.

Es darf nicht nur Texte geben, die nur unterhalten, nur lustig, nur seicht, nur erwartbar und damit beliebig sind.

Ich stehe voll hinter meinem Text. Ich halte ihn aus genannten Gründen nicht für zu hart, und bei Satire finde ich ihn bestens aufgehoben.

Lieben Gruß,
rothsten
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo rothsten,

natürlich ist es DEIN Text, sonst hättest Du ihn nicht hochgeladen und Du stehst voll zu ihm. Das ist ja klar.

Natürlich wird hier ein Gegenstand beschrieben, den der Prot besteigt. Aber Deine Sprache suggeriert etwas anderes. Das hat mich gestört. Ich würde den Text unter Erotik besser finden.

Das Satirische erschließt sich mir nicht. Ich empfinde den Typen auch nicht als harmlosen Freak, sondern er flößt mir Angst ein.

Das sind natürlich alles Reaktionen auf einen Text und von daher könnte man sagen, deshalb ist er gelungen.

Alles nur meine bescheidene Meinung. Leider äußert sich sonst niemand, kann ja sein, dass er jemandem zusagt.

LG Doc
 

FrankK

Mitglied
Hallo @rothsten

Tja, was soll ich sagen?
DS hat stilistisch schon einiges angemerkt, dem ich zustimme. Ich würde sogar noch weiter gehen:
Kürzen - kürzen - kürzen, die Pointe ist so dünn (er "treibt" es im angetrunkenen Zustand mit der Wurlitzer) dass das ganze Vorgeplänkel sich im nachhinein wie Kaugummi zieht.
Oder Du baust vorne noch ein paar Jokes (Wortspielereien) ein, zum Beispiel könnte er für "Sie" einige andere "Bräute" abblitzen lassen (Möglicherweise eine "echte" Braut darunter).
Ansonsten fällt mir nicht viel dazu ein.

Momentan wirkt der Text zu sehr darum bemüht, den Leser möglichst lange auf die Folter zu spannen, bis die Auflösung kommt.

Anregung für eine Wortspielerei:
Der Titel könnte mit einem Bindestrich geschrieben werden, dann bezieht er sich auf "Mucke" (Slang für Musik), auf "Fuck" (englischer Fachbegriff, den eigentlich jeder kennt) und schließlich auf die Bezeichnung für den falschen Kaffee.

Durch die derzeitige Form des Titels habe ich den Text dreimal nach einer versteckten Pointe mit dem Kaffe durchforstet. Oder habe ich was übersehen?


Abendliche Grüße aus Westfalen
Frank
 

rothsten

Mitglied
Hallo Doc,

nein, in der Erotik hat der Text gar nichts verloren. Es ist kein erotischer Text, es geht um was ganz anderers. Du hast "Doppeldeutigkeiten" erkannt. Damit bist Du schon fast am Ziel, Du musst den Sack nur noch zumachen und Du hättest meinen Text geknackt. ;)

Der Kerl muss sich Mut ansaufen, um einen Gegenstand zu rammeln. Vor solchen Typen muss man keine Angst haben, die sind einfach nur Freaks. Versprochen.


Lieber Frank,

danke fürs Reinschauen und Kommentieren.

auch Du hast die eigentliche "Pointe" nicht erkannt, wenngleich ich gar nicht von einer "Pointe" reden möchte, denn das klingt mir zu lustig. Der Text ist nicht lustig, er ist satirisch-belehrend.

Hm, mag sein, das es bemüht wirkt, den Leser auf die Folter zu spannen, aber es geht hier auch nicht um Spannung. Es geht um was ganz anderes.

Vielleicht kommt Ihr noch darauf. Falls nicht, löse ich auf.

lg
 

Languedoc

Mitglied
Es geht um was ganz anderesUm ein Grammophon vielleicht?

mutmaßt voll beschwipst

Languedoc

(abgefüllt mit fickefeinem rotem Weine)
 

FrankK

Mitglied
Tja, dann fiele mir - weit hergeholt - nur noch eine Runde Bullenreiten ein. Dass geschieht meines Erachtens aber nicht ganz so "unauffällig in der Ecke".

Kannst mir ja mal leise `ne Nachricht zukommen lassen, um was es geht - dann kann ich Dir Auskunft geben, ob man überhaupt `ne Chance hat, darauf zu kommen ... ;)


Abendliche Grüße
Frank
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hm ... ich muss nur noch den Sack zumachen und dann weiß ich, worum es hier geht??????
Grübel. Steh jetzt ziemlich auf dem Schw ... äh Schlauch. :)

Also wenn das so kryptisch ist, spricht das nicht gerade für den Text. Ich warte dann mal ab. Ist schon fast wie beim Adventskalender. Was verbirgt sich hinter dem Türchen????

LG DS
 
G

Gelöschtes Mitglied 17359

Gast
Hallo zusammen!

Ich finde nicht, dass der Text schwer zu verstehen oder gar hintergründig ist. Er ist konsequent zweideutig geschrieben, ein Drittes ist nicht zu entdecken.
Im Übrigen gebe ich Doc Schneider Recht: Es ist ein Text, den nur ein Mann schreiben konnte: frauenverachtend, abstoßend, ekelerregend. Satire? Kann sein. Humor? Nein.

Gruß, Hyazinthe
 
A

aligaga

Gast
Hier hat @Hyazinthe recht, @rothsten - das Stückerl liest sich von Beginn an ("Saum"? "Kante"?) wie eine Pennälerschrift, die sich vergeblich müht, "geil" rüberzukommen, am Ende aber im (wirklich frauenfeindlichen) Schmarren steckenbleibt.

TTip: In die Tonne damit! Oder einen Perspektivwechsel herbeiführen und zeigen, wie armselig ein Wicht ist, der seine Brunst im Suff an einer Mechanik abzuarbeiten bemüht sein muss. Warum lässt du ihn nicht peepen oder eine Plastikpuppe benützen und auf der Zielgeraden feststellen, dass er komplett impotent ist? Alkohol in den von dir beschriebenen Mengen ist das wirksamste Antaphrodisiakum, das auf dem Markt zu haben ist. Lernt man das nicht schon als Schüler?

Heiter

aligaga
 
S

steky

Gast
Hallo, rothsten!

Die Doppeldeutigkeit Deines Textes ist unschwer zu erkennen. Trotzdem geht es mir nach wiederholter Lektüre ähnlich wie @DocSchneider: Wen bezweckst Du mit dieser Geschichte aufs Korn zu nehmen ... oder zu belehren, wie Du sagst? Den verdorbenen Leser, dessen Kopfkino auf Irrwegen wanderte? Oder gar die Musik-Industrie? Ich komme einfach nicht drauf. Und damit ist Dein Text für mich gescheitert. Ich halte nichts von Rätselraten. Warum? Erstens, weil es den Autor erhöht, und zweitens, weil es den Leser erniedrigt. Ein unfairer Kampf, der Kommunikation erschwert. Nicht böse sein.


LG
Steky
 

rothsten

Mitglied
Na, das geht ja richtig ab hier.

Ich mache es kurz: steky hat es fast, der Rest ist mir komplett auf den Leim gegangen, aber sowas von komplett.

Und nein, steky, mir geht es nicht ums Rätselraten, oder gar darum, mich zu erhöhen/den Leser zu erniedrigen. Es geht um ...

lg
 

rothsten

Mitglied
Nein, steky, es geht auch nicht um Musik. Ich löse mal auf:

Der Text ist ein Zerrspiegel. Nichts darin hat die Gestalt, die man auf den ersten Blick darin zu sehen glaubt. Ihr unterliegt einer Illusion, Ihr seht nur Konturen. Nur Eure Erfahrungen, Erwartungen und bis zum Vorurteil gesteigerten Moralvorstellungen machen Euch glauben, Ihr schauet auf so etwas wie die Realität. Man etikettiert den Text als „Frauen verachtend“, und „nur ein Mann hätte ihn schreiben können“. Wer sagt, ich sei keine Frau? An welcher Textstelle wird konkret eine Frau verachtet? Und haben Maschinen keine Rechte? Keine Gefühle? Wer schaut hier denn auf wen von oben herab? Eine interessante Frage! Dämmert es so langsam mit der Satire?

Das Ganze ist von Klischees derart überladen, dass es beinahe infantil geschrieben ist. Es legt eine Fährte nach der anderen in die falsche Richtung, es zündet Nebelkerzen durch Doppeldeutigkeiten. Das kann man doch nicht ernst nehmen, was da steht!

Es legt offen, wie hier überwiegend Texte gelesen werden: von gar nicht bis ein bisschen. Selbst der selbsternannte Papst für Lesekompetenz scheitert hier krachend. Lernt man Lesen nicht bereits in der Schule?

Wusstet Ihr, dass Ihr alles auf dem Kopf seht und ihr nur deshalb aufrecht guckt, weil Euer Gehirn gelernt hat, es wieder auf die Beine zu stellen? Lehrt Eurem Lesegehirn ebenso, es möge die Bilder wieder auf den Kopf stellen. Das ist die Botschaft.

Die Szenerie ist überspitzt – ein Merkmal der Satire. Die Botschaft ist belehrend – ein Merkmal der Satire. Der Rest ist Geschmackssache.

Es hätte nur eine Chance gegeben, mir nicht auf den Leim zu gehen: Den Text lesen, nüchtern, ohne Vorurteil, ohne vorgefertigte Meinung, ohne Frauenverachtungskeule, ohne Schmuddelecken-Denke, sondern einfach nur mit klarem, wachem Blick. Das hätte den Spiegel so gebogen, dass er nicht mehr verzerrt. Doch so konnten wir lustige Spiegelbilder betrachten: den langen Languedoc, den ausladenden ali, dessen @ auf einmal so aussieht: __________ (= flachgelegtes Strichmännchen); und so weiter.

So, und nun dürfen geneigte Stiefmütterchen den Spiegel gerne weiter verbiegen, und gerne dürft Ihr auch Wertungen draufmalen. Die sähen darin bestimmt auch so lustig aus wie manche hier. Passt nur auf, dass der Spiegel nicht bricht. Nicht alle Scherben bringen Glück, denn manche von ihnen können verdammt scharf sein. Schneidet Euch nicht! Schöner macht das nämlich nicht. ;)

lg
 

Ji Rina

Mitglied
Hab den Text vor tagen gelesen, stand aber auf dem Schlauch. Dies jedenfalls ist die beste Rechtfertigung des eigenen Textes die ich je gelesen habe. Klingt wie: Der Text ist shit, weil ihr alle shit im Kopf habt.
Danke!
Ji
 

FrankK

Mitglied
Tja, was erwartest Du jetzt? Applaus?

Du warst so "unverschämt", uns als Leser deiner Geschichte an die Nase zu packen und vorzuführen.
Klar, mit dieser Auflösung kann man neuerlich an den Text herantreten und alles aus einem neuen Blickwinkel betrachten.
Ein Zerrspiegel, nichts als Illusionen?
Schon der Titel hätte einen Hinweis geben können. Muckefuck, der Kaffee ist nicht echt. Dauernd der Eichelkaffee, auch nicht echt. Ebenso wie der ganze Rest der Geshichte.

Darauf hätte man kommen können?
Schwerlich, fürchte ich.

Du hast mit dem Kopfkino Deiner Leser gespielt. Du hast die Bilder darin (die ganz persönlichen Erfahrungsbilder, die jeder hat) auf den Kopf gestellt und verbogen.
War das die Absicht?
Offensichtlich, hast Du ja auch so eingestanden.
War das unterhaltsam?
Möglicherweise, wenn auch nicht für jeden.
Manch einer, mit den unterschiedlichsten Erfahrungen in einer solch verzerrten Szenerie, mag sich darin wiederfinden. Der eine mit positiven, der andere mit negativen Bildern und Erinnerungen im Kopf. Ist fast wie bei einem Wimmelbild.

Der Text war - Interessant. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich lachen oder weinen soll.

Die Szenerie ist überspitzt – ein Merkmal der Satire.
Eine überspitzte Szenerie ist ein Merkmal der Satire, da gebe ich Dir recht. Aber bedenke bitte:
Du hast nicht mit der Szenerie gespielt, Du hast mit dem entstehenden Bildern in den Köpfen Deiner Leser gespielt.
Das nenn ich manipulativ. Darf Satire das?

Die Botschaft ist belehrend – ein Merkmal der Satire.
Schwierig, durch die verzerrten Bilder füllt jeder Leser die Lücken mit eigenen Erfahrungen (oder Vorstellungen) auf. Dies führt zu einer uneinheitlichen Botschaft. Was kann eine vieldeutige Botschaft für eine einzelne Lehre vermitteln?

Der Text ist auf jeden Fall Kontrovers und deutlich ausserhalb dessen, was sonst hier so als Text gehandelt wird.
Entsprechend kontroverse Rückmeldungen wirst Du erdulden müssen.


Aufmunternde abendliche Grüße aus Westfalen
Frank
 
G

Gelöschtes Mitglied 17359

Gast
Vielleicht sollte man einmal einen Blick in die Linguistik werfen, rothsten:

Kommunikation durch Sprache, auch der Schriftsprache, funktioniert nur, wenn Sender und Empfänger über den gleichen Code verfügen, anderenfalls könnte der Empfänger die Botschaft des Senders nicht entschlüsseln und ein Text bliebe für ihn nur eine sinnlose Aneinanderreihung von Zeichen.

Du sendest eine Botschaft im Medium Sprache, und wir Leser versuchen als Empfänger, deine Botschaft zu entschlüsseln. Dabei stützen wir uns auf den uns gemeinsamen Code, d. h. wir deuten die Semantik der von dir gewählten Wörter und Sätze. Das hat mit Vorurteilen oder schmutziger Phantasie gar nichts zu tun, sondern mit Semantik.

Deine "Auflösung" zeigt, dass du die Verantwortung für die gewollt zweigleisige Bedeutung deiner Sprache und deren Interpretation allein dem Leser (Empfänger) zuschiebst: Das funktioniert nicht und ist völlig abwegig.
Denn du bist es, der die Botschaft sendet und der eine bestimmte Wirkung damit hervorruft. Zwar wird diese Wirkung im gewissen Maße auch von den Konnotationen der Empfänger beeinflusst, aber in erster Linie bleibt der Sender für diese Wirkung verantwortlich.

Es ist also völlig sinnlos, dass du von einem Zerrspiegel sprichst und davon, wie ungenau oder voreingenommen wir deinen Text gelesen hätten. Du hast eine Botschaft gesendet, und wir haben sie aufgenommen. Nicht mehr und nicht weniger.

Gruß, Hyazinthe

PS: Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass du ein Mann bist. :)
 
S

steky

Gast
Einen Blick in die Linguistik werfen? Bullshit! Steky hat noch nie einen Blick in die Linguistik geworfen, und trotzdem weiß er, wie Kommunikation funktioniert! Das lernt man doch in der Grundschule!

Ich bleibe dabei: Dieser Text ist gescheitert! Warum? Weil nur der Autor ihn "knacken" konnte, und niemand sonst Nutzen daraus gezogen hat. Desweiteren maße ich mir an, völlig erwartungsfrei an diesen Text gegangen zu sein - anderenfalls läge ja eine Interpretation meinerseits vor.

Ein typisches Beispiel, wie der Drang, etwas Außergewöhnliches zu schaffen, einen Text verdirbt. Genialität findet man in der Simplizität zur Genüge. Eigenliebe blockiert den Zugang zur Kunst.


Steky
 
A

aligaga

Gast
Ein typisches Beispiel, wie der Drang, etwas Außergewöhnliches zu schaffen, einen Text verdirbt. Genialität findet man in der Simplizität zur Genüge.

Eigenliebe blockiert den Zugang zur Kunst.
Das hat @steky gut gesagt, findet @ali. Voll auf die Zwölf!

Heiter

aligaga
 



 
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