Plotzelverse

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anbas

Mitglied
Nun mal einen in der "Urform" ;):


Ein Frauenheld genoss es sehr,
mit seinen Flirts zu prahlen.
Doch das ist schon ein wenig her –
jetzt muss er nur noch zahlen.
 

sufnus

Mitglied
Hey anbas!!!
Ich drücke die Daumen, dass Du den skatologisch angehauchten Tag bald abgeschüttelt hast!
Den Plotz im classic style mag ich jedenfalls sehr! :)
LG!
S.
 

Didi Costaire

Mitglied
Einige Verse aus der Rubrik "Verschwundene Tiere" hier in der Leselupe passen auch in das Plotzelvers-Raster. Ich persönlich habe es jedenfalls öfters angewendet. Mir fiel das gerade ein, sufnus, weil du in der Einleitung schriebst, plotzn wäre bei Google unauffindbar. Zu Stefan habe ich Kontakt, seit ich im Internet Gedichte veröffentliche, und gerade gestern hat er eines von mir kommentiert. Die Suchmaschine kennt ihn ebenfalls.

Urplötzlich plotzn war verschwunden
und Google wohl defekt.
Ich habe ihn ganz leicht gefunden.
Er hat sich nie versteckt.
 

sufnus

Mitglied
Hey Didi! :)
Vielen Dank für den Hinweis auf die verschwundenen Tiere - da muss ich gleich mal schmökern - und natürlich den schönen Plotznplotzel! :)
Was Stefan "Plotzn" Pölt angeht, den Vater der Plotzelverse, so ist er selbst inkl. seiner HP usw. natürlich leicht in google zu finden - was ich nicht geschafft hab, war seine Originalplotzeleien, die mich seinerzeit auf diese Form gestoßen haben, wieder zu finden. Er hat sie in einem anderen Forum unter der Überschrift "Standesgemäßer Abgang" eingestellt und einige Mitstreiter (inklusive unseres @Walther ) haben dann dort eifrig mitgeplotzelt. Und diesen Thread find ich jetzt per google nicht mehr. Das meinte ich. :)
Es gab da z. B. einen schönen Plotzelvers von ihm mit einem verdurstenden Chemiker bei den Tuareg, aber auch mit "plotzn" "chemiker" "tuareg" werd ich via google nicht fündig.
Wobei ich den Thread jetzt auch ungern hier verlinkt hätte, weil es mir vielleicht ein bisschen unfein vorkommt, wenn ich quasi aktiv von der Leselupe weg zur "Konkurrenz" verlinke - das ist meine persönliche Zartbesaitetheit. ;)
LG!
S.
 

sufnus

Mitglied
Neue Plotzeleien: Dichter & Lektoren


"Der Vater und sein Spross sind froh
zum Hofe heimgeritten."
"So öd!!! Hier muss ich, lieber Joe,
um viel mehr Action bitten!"

***

"Ein Panther tanzt im Walzertakt,
sein Herz ist worden bitter."
"Oh Mann, Du hasts total verkackt,
das kommt jetzt hinter Gitter!"

***

Ein Jüngling liebt ein Mädchen, die
für ihn genauso brennt."
"Ach Harry, in der Poesie,
stört sehr ein Happy End."

***

"Der Mond ist atomar verseucht,
die goldnen Sterne nix mehr wert."
"Das ist, Matthias, wie mich deucht,
im Zeitbezug verkehrt."
 

Tula

Mitglied
Hallo sufnus
Das ist witzig. Ich hatte gestern abend für den Trash anderswo in etwa dieselbe Weh-Sucht nach alten Volksliedern. Kein Wunder wo ich mich gerade für ein paar Tage an Käsekuchen und Kiefernwald laben darf.
Nur die Form ist eine andere, was du mir plotzelnd verzeihen wirst:

Daheim! Die Seele hüpft vor Glück im Takt der Lieder.
Ein Helles und 'n Schnaps, die sind jetzt beide mein.
Beim Bibabutzetanz geht keiner mehr hinein.
Ade zur guten Nacht ... dann streiken meine Glieder.

Ich hätte mich mit Herz an Heidelbeer'n vergangen.
Doch schindet mich im Traum die geile Loreley.
Zum Kuckuck ihr Gesäß! Wozu der Bock im Mai?
Ich steh allein im Wald. Mein Mond wirkt abgehangen.

LG
Tula
 

sufnus

Mitglied
Hey Tula!
Was meinst Du denn mit Trash??! :eek: ;)
Und der Kiefernwald ist hoffentlich nicht Bestandteil der Käsekuchenfüllung sondern wird separat gereicht. Dann klingt das nicht verkehrt. :)
Deine launigen Volksliedvarianten find ich ansonsten auch sehr lässig und man könnte sie leicht plotzelisieren (in der A-B-C-B-gereimten Plotzelfee-Variante):


Daheim! Daheim! Die Seele hüpft
vor Glück im Takt der Lieder.
Oje, ade, zur guten Nacht:
es streiken alle Glieder!

***

Ein kühles Helles und 'n Schnaps,
die sind jetzt beide mein,
doch geht beim Bibabutzetanz
dann keines mehr hinein.

***

Ich hätte mich mit meinem Herz
an Heidelbeern vergangen,
doch steh dann sehr im Wald allein.
Der Mond wirkt abgehangen.

***

Es schindet mich gar schwer im Traum
die geile Loreley.
Zum Kuckkuck! Ihr Gesäß ist heiß!
Ich geb den Bock im Mai.


LG! :)

S.
 

sufnus

Mitglied
Und weil mir jetzt die Fee'sche Plotzelvariante (jambische 4-3-4-3-Heber im Reimschema A-B-C-B) nicht aus dem Kopf geht, flechte ich gerade mal einen etwas improvisierten literaturhistorischen Exkurs ein:

Als ich gerade den Klang der plotzelisierten Tulareime auf mich habe wirken lassen, ist mir nämlich aufgegangen, dass die Plotzelverse im Allgemeinen und die Feeplotzeln im ganz Besonderen nahe Verwandte der "bürgerlich-neunzehntjahrhundertigen" Leberreime sind.

Diese humoristische Gedichtgattung wird auf wikipedia-Niveau gerne im 16. Jahrhundert verortet und als trinkliedhaftige Witzdichtung beschrieben, bei der ein Gesang aus zwei Zeilen mit je 15 Silben mit den Worten beginnt "Die Leber ist von einem Hecht - und nicht... ", dann wird ein (möglichst unsinniges) anderes Tier genannt und dann in einer zweiten Zeile eine irgendwie humoristische, mehr oder weniger sinnvolle Conclusio gezogen.

Ein Beispiel könnte so lauten (obiger Formvorgabe folgend, aber zu Demo-Zwecken ad hoc ausgedacht):

"Die Leber ist von einem Hecht und nicht von der Amöbe.
Und trink ich noch nen Humpen Bier, ist mir als ob ich schwebe."

Tatsächlich lassen sich solche Leberreime perfekt in die vierzeilige, oben beschriebene Fee-Plotzel-Form überführen:

"Die Leber ist von einem Hecht
und nicht von der Amöbe.
Und trink ich noch nen Humpen Bier,
ist mir als ob ich schwebe."

Hier noch ein überliefertes Beispiel von Theodor Fontane (von diesem auch als Zweizeiler verfasst und von mir jetzt in die vierzeilige Form überführt):

"Die Leber ist von einem Hecht
und nicht von einem Schleie.
Der Fisch will trinken, gebt ihm was,
daß er vor Durst nicht schreie."

Und um nun noch mal auf meine oben angedeutete, naja, Relativierung der Infos über den Leberreim (im Hinblick auf die Entstehung im 16. Jh. und den formalen Bau) einzugehen:

Tatsächlich habe ich als früheste Manifestationsformen dieser Gattung bis dato nur Leberreime aus der Mitte des 17. Jahrhunderts gefunden, z. B. in den Ethica Complementoria, einer Text-Sammlung unter der Herausgeberschaft des barocken Literaten Georg Greflinger, die in vielen unterschiedlichen Varianten von Mitte des 17. bis ins 18. Jh. hinein gedruckt wurde. In dem Zusammenhang wird auch ein Heinrich oder Henrikus Schaevius (1624-1661) erwähnt, der unter dem Pseudonym Euphrosine von Sittenbach Leberreime verfasst habe (Autorenschaft unsicher) und früher auch als "Erfinder" dieser Reimform gehandelt wurde (vermutlich ist dem nicht so).

Der Punkt dabei ist, dass die frühen Leberreim des 17. Jh. gar keine Zweizeiler sind, sich nicht an die 15 Silben pro Zeile halten und auch nicht (alle) mit dem kanonischen "Die Leber ist von einem Hecht" anfangen.

Hier mal zwei Beispiele mit Hecht (in behutsam angepasster Orthographie):

"Die Leber ist vom Hecht
und nicht von einer Ziegen,
missgönn den Bösen nicht,
dass sie so hoch gestiegen:
die Wolken, die man jetzt
so schwülstig siehet gehen,
die mag man bald hernach
in faulen Pfützen sehen. "

"Die Leber ist vom Hecht
und nicht von einem Lachse,
die Zeit, die wir begehn,
ist gleich gelindem Wachse:
Sie fließt uns gar zu schnell
bei warmem Glückesschein,
und bläst des Unfalls Nord,
so steht sie wie ein Stein."

Man sieht, diese frühen Leberreime sind mehr auf Sinnspruchhaftigkeit und eine "Moral" aus, als auf Nonsens-mäßigen Witz und bestehen aus acht Zeilen mit dreihebigen Jamben, weshalb sie (im Gegensatz zu den Beispielen aus dem 19. Jahrhundert, in dem der Leberreim offenbar seine "klassische" Form gefunden hat), nichts mit Plotzelversen zu tun haben.

Hier daher jetzt nochmal ein paar Beispiele aus dem 19. Jahrhundert, dieses mal ohne den Hecht, aber sonst recht "klassisch" gebildet. Die Beispiele sind von Karl Simrock (1802-1876) und hier kann man durch Aufteilung der zwei Zeilen (je 15 Silben) auf vier Zeilen leicht die Fee-Plotzel-Form generieren. Ich behalte hier mal die zweizeilige Form (entsprechend der Publikation von Simrock) bei und deute die zusätzlichen Zeilenumbrüche durch ein /-Zeichen an:

"Die Leber ist vom Hirsche nicht / sie ist von einem Pudel,
wozu dich quälen, sudle doch / es liebt die Welt Gesudel."

"Die Leber hat doch auch ein Herz / und zuckt euch unterm Messer,
das Schlechtermachen stellet ein / ihr macht es ja nicht besser."

"Die Leber darf nicht trocken sein / man soll mit Wein sie tränken,
nur ihretwillen lieg ich jetzt / den ganzen Tag in Schenken."

In jedem Fall werd ich das Textstudium der Leberreime jetzt noch etwas vertiefen und womöglich wäre ja bei den Fingerübungen auch hierzu ein eigener Faden nicht ganz unergiebig (bzw. womöglich gibts ja sogar schon einen?!), wobei ich aktuell sagen muss, dass ich persönlich die alten, achtzeiligen Varianten mit der stärkeren Sinnspruch-haften Ausrichtung eigentlich interessanter finde, als die moderneren Zweizeiler. :)

LG!

S.

P.S.:
Jetzt hab ich hier gesucht und von Bernd gibt es in der Tat bereits hienieden sehr schöne Ausführungen zu Leberreimen. :)
Leseempfehlung!


Mit dem von Bernd erwähnten Reinhard Schaevius müsste Heinrich Schaevius (s. o.) gemeint sein. Sehr schön auch, dass Bernd noch ältere Leberreime von ganz zu Beginn des 17. Jh. ausgegraben hat (was auch die von mir oben als zweifelhaft beschriebene Erfindung der Leberreime durch Schaevius widerlegt). Ob es wirklich Reime aus dem 16. Jh. (oder gar noch früher) gibt, die dieser Form zugeordnet werden können, bleibt damit aber noch weiter offen. Die Wikipedia-Aussage zum Alter dieser Reime muss als insofern (noch!) als nicht so richtig belegt angesehen werden. Vielleicht frag ich bei Gelegenheit mal eine KI, ob sie noch ältere Beispiele kennt. :)
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Und bevor der Plotzelfaden jetzt womöglich zu einem Leberreimfaden mutiert ;) , hier noch ein paar klassische Plotzeleien. Kreuzgreimte Vierzeiler im Jambus mit abwechselnd vier und drei Hebungen pro Zeile.



Mein Nachbar übt des Nachts Trompete,
was sich doch nicht gehört.
Ich machs wie Isador "Machete",
dann schlaf ich ungestört.

***

Beim Meeting kommt mir die Idee:
Der Chef ist echt ein Schuft,
drum würz ich seinen Pausentee:
Jetzt liegt er in der Gruft.

***

Im Kino ist die Sicht sehr schlecht,
wenn sie der Vormann nimmt.
Da kommt die Heckenschere recht:
Schon isser kurz getrimmt.

***

Mein Nachbar mäht den Rasen nicht,
missachtet voll mein Drängen.
Ich werde wohl bei diesem Wicht,
mal rasch den Rasen sprengen.
 

fee_reloaded

Mitglied
Seeehr interessant das alles, lieber sufnus! Danke für die Möglichkeit zur Fortbildung (und Auffrischung von Vergessenem)!

nicht plotzln kann nun mal die fee
und reimt frei von der leber
sie nimmt es leicht und denkt: "ach, je -
so gelt ich nicht als streber"

die leber ist von keinem hecht
und dies ein feen-plotzl
(doch dieser hier will nicht so recht,
weswegen ich gleich kotzl*)




* kotzln - gemeint ganz im Sinne der von den WienerInnen so gern bemühten und gepflogenen Verniedlichung alles Unerfreulichen
 

anbas

Mitglied
Jetzt hatte ich mal einen kleinen Plotzel-Lauf :cool::


Ein Wölkchen schwebt am Himmelsblau
und hat 'ne tolle Sicht.
"Wohin", frag ich, "geht es genau?"
Es schluchzt: "Ich weiß es nicht."


Da gibt es diesen schlanken Schlachter,
der schlachtet, wie er will.
Sobald der Schlachter schlachtet lacht er –
und kurz danach wird's still.


Im Park frag ich 'nen blinden Mann:
"Wohin woll'n Sie denn gehen?"
Ich zeig ihm kurz die Richtung an
und lasse ihn dann stehen.


Ein Zauberer zersägt 'ne Frau.
Wie er das macht, weiß keiner.
Doch nach dem Trick sieht man genau:
Sie ist ein Stückchen kleiner.


Die Sonne sinkt hinab ins Meer,
gleich kommt die Finsternis.
Romantik pur, dann nebenher
trifft mich ein Möwenschiss.


Ich stehe vor dem Himmelstor,
wo jemand über mich nun richtet.
"Hier kommt nur rein", trägt man mir vor,
"wer nicht nur Blödsinn dichtet."
 

fee_reloaded

Mitglied
Sa-gen-haft, der lachende Schlachter, lieber Andreas!

Auch die anderen sind super, aber der hat mir den Tag versüßt.

LG,
Claudia
 

anbas

Mitglied
Vielen Dank auch an Dich. :)

Ich versuche mich schon seit längerem darin, kürzere Gedichte zu schreiben (s.a. "Verschwundene Tiere"). Solche Vorgaben wie beim Plotzeln sind dabei recht hilfreich. - Insgesamt tendiere ich ja schon dazu, etwas "episch" zu werden oder eben einfach nur etwas längere Geschichten zu erzählen.
 

anbas

Mitglied
Hab mal wieder ein wenig herumgeplotzelt :):


Der Teufel steckt stets im Detail.
Das lässt sich überprüfen.
Davon berichten zweifelsfrei
schon alte Hieroglyphen.

***

Der Osterhase wollte raus
aus seiner alten Leier.
Ging ins Bordell und flippte aus –
ihm fehlten seine Eier.

***

Der Spürhund ist stets fokussiert,
er findet jedes Gift.
Doch heute ist er leicht lädiert,
er hat zu viel gekifft.

***

Ein Apotheker wollte reiten,
um so herumzuprotzen.
Doch musste er vom Sattel gleiten
und vor den Pferden kotzen.
 

Lord Nelson

Mitglied
je dööfer, desto höher der Spaßfaktor:

Vom Schleppen all der Eier war
der Hase ganz erschossen.
Zu dieser Osterfeier - klar -
gab’s Hasenbraten, krossen
 



 
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