Portrait

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Mitglied
Ich vermute, es geht um das Selbstportrait.

wirkt wie verzerrt im Spiegelbild
Das ist toll beobachtet, denn wenn man mithilfe eines Spiegels ein Selbstportrait malt und dieses dann wiederum im Spiegel betrachtet, um eigentlich die korrekte Darstellung (und nicht die im Portrait "gespiegelte") zu sehen, wirkt man fürs eigene Empfinden oft "schief" oder "verzerrt". Irgendwie leicht "falsch". Und das Verstörende daran ist, dass man akzeptieren muss, dass dies aber das ist, wie uns die Außenwelt wahrnimmt...dass man für sich selbst anders aussieht als für die anderen (außer natürlich man sieht sich auf einem Foto...aber da gefällt man sich ja auch oft nicht so gut...)

Das allein macht dein Gedicht für mich schon mega- spannend, lieber Zensis!

ich verwerfe die Skizze
sie passt mir nicht mehr

...

all das Grau ist mir leid
ich male groß übermale grell

ich male mit Farbe
Die Entwicklung der Persönlichkeit von der bemühten, an der Oberfläche verhafteten, grauen Skizze zur grell-farbigen Selbstdarstellung finde ich hier sehr schön beschrieben! Sich selbst mehr Raum geben - "groß malen" - und auf Normen pfeifen - "grell übermalen" und "mit Farbe" (also Lebendigkeit)...sehr schöne Metapher!

Gerne gelesen!
fee
 

Zensis

Mitglied
Hallo fee,
verzeih bitte die reichlich späte Antwort...
Erstmal vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast einen Kommentar zu schreiben, er hat mich sehr erfreut :)

Das ist toll beobachtet, denn wenn man mithilfe eines Spiegels ein Selbstportrait malt und dieses dann wiederum im Spiegel betrachtet, um eigentlich die korrekte Darstellung (und nicht die im Portrait "gespiegelte") zu sehen, wirkt man fürs eigene Empfinden oft "schief" oder "verzerrt". Irgendwie leicht "falsch". Und das Verstörende daran ist, dass man akzeptieren muss, dass dies aber das ist, wie uns die Außenwelt wahrnimmt...dass man für sich selbst anders aussieht als für die anderen (außer natürlich man sieht sich auf einem Foto...aber da gefällt man sich ja auch oft nicht so gut...)
Das ist sehr spannend, denn das war tatsächlich gar nicht meine Intention bei dieser Zeile (wenn auch ich sogar wirklich ein wenig Erfahrung mit künstlerischen Portraits habe). Ich hatte es mehr als Metapher für die Selbstreflexion gedacht. Doch deine Interpretation ist natürlich total schlüssig.

Die Entwicklung der Persönlichkeit von der bemühten, an der Oberfläche verhafteten, grauen Skizze zur grell-farbigen Selbstdarstellung finde ich hier sehr schön beschrieben! Sich selbst mehr Raum geben - "groß malen" - und auf Normen pfeifen - "grell übermalen" und "mit Farbe" (also Lebendigkeit)...sehr schöne Metapher!
Vielen Dank! Freut mich sehr, dass dir meine Metaphern gefallen :)

Liebe Grüße
Zensis
 

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Ich hatte es mehr als Metapher für die Selbstreflexion gedacht.
Das hab ich auch so verstanden. Sorry, wenn ich das nicht deutlich genug gemacht habe.

Meine Ausführungen zum "Eigenbild im Spiegel" schließen das ja auch nicht aus.
Vor Zeiten der Fotografie konnte man nun mal Selbstportraits nur mithilfe eines Spiegels anfertigen. Heute kann sogar die Handykamera endlich einem selbst die Perspektive in Echtzeit zeigen, in der einen die Außenwelt wahrnimmt. Wir nehmen das als so selbstverständlich hin, aber eigentlich ist es das nicht.

Außen- und Innenwahrnehmung sind ja niemals deckungsgleich. Oft ist man regelrecht verblüfft, wenn man vergleicht, wie man von anderen wahrgenommen wird. Das ist dann wie der Blick auf das gespiegelte Selbstportrait. Immer ein wenig fremd und meist mit Überraschungen behaftet. Und immer lehrreich.

Liebe Grüße,
fee
 



 
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