Wahrscheinlich steht das auch wieder irgendwo, wo ich mir die Mühe nachzugucken nie gemacht habe. Auch mir war oft recht unklar, wer eigentlich darüber entschied, was zum Werk des Monats erklärt wurde. Am besten hätte ich immer gefunden, wenn in dieser Liste aller bisher Ausgezeichneter in Klammern jeweils dahinter stünde, wer sie nominiert hat. Dann wüsste man immerhin, wenn man mal wieder mit der Auswahl ganz und gar nicht einverstanden ist, wem man das zuzuschreiben hat. Und wenn es dann immer wieder dieselbe Person wäre, wäre irgendwann wohl so ein Aha-Erlebnis gerechtfertigt, wie Walther jetzt von einem berichtet. "Ah ja, das hat wieder die NN ausgesucht, da hab ich mich sowieso schon über sieben Texte geärgert, die von der gewählt worden waren. Die Frau hat einfach keinen Geschmack."
Es wurde aber nie mitgeteilt, wer dahinter steckte und ich ging dann eben davon aus, dass genau ein Forumsredakteur pro Monat dafür verantwortlich ist, dass das halt so reihum geht unter denen allen, dass sie jemanden aussuchen dürfen bzw. müssen, muss ja nicht unbedingt angenehm sein, jemanden zu küren, man dürfte dafür ja noch mehrere andere gelesen haben müssen - und das könnte schmerzlich geworden sein.
Wenn ein gereimtes Gedicht WdM wurde, ging ich davon aus, dass der Forumsleiter von Gereimte Gedichte diesen Monat dran gewesen war. Ging bisher also davon aus, dass dies hier vom Forumsredakteur für Kurzprosa gewählt worden ist. Das ist nach Forumsinhaltsliste Franka, aber nachdem man gelesen hatte, wie Jon die Vorzüge des Textes analysierte, muss es doch wohl Jon gewesen sein.
Nun, Walther, und das müsste dir klar sein, wenn, sagen wir mal, zwanzig Leute andauernd irgendwelche Besten wählen, aber nicht alle zusammen, sondern alle der Reihe nach einzeln, kannst du einfach nicht immer mit dem einverstanden sein, was rauskommt. Das ist so, wie wenn bei einer Literaturzeitschrift ein Walther ganz allein die besten Gedichte aussucht. Und obwohl er nicht nur die aussucht, die er mag, kannst du dir vorstellen, dass es dennoch hin und wieder Leute gibt, die, was er bestimmt hat, für totalen Schrott halten?
Da ich, wie ich schon sagte, mehrfach die Erfahrung machen durfte, dass Jon und ich zu allem Möglichen, unter anderem zu Texten in der LL, ganz unterschiedliche Ansichten haben, ist das für mich nun wirklich nicht eine Jurorin, für die ich in jedem Fall die Hand ins Feuer legen wollte.
Aber, Val Sidal, wo ich gerade noch mal die Beiträge von achras in diesem Thread überflogen habe, um die Stellen über Apfelbäume und Hamburg zu finden (fand ich aber nicht, die müssen in anderen Threads stecken, die lese ich jetzt nicht nach) konnte ich seine, auch schon zitierten Schlusszeilen noch mal lesen:
Als es zum Ende des Textes aufhörte zu regnen, schloss ich mit den Worten, dass der Leser das Buch schließen solle, um nach draußen zu gehen.
Okay, klar, es ist auch schon mal gemacht worden. Es ist alles schon mal gemacht worden, der Roman, wo die Geschichte nie anfängt und der Held nie auftaucht, ist gemacht worden, das Wetter, das genau in dem Moment, wo der Leser den Satz liest, genau so und so ist, ist gemacht worden, aber:
Es hat doch definitiv was. Es ist doch witzig. Es ist doch nicht schlecht geschrieben.
Walther und Val tun so, als stünde zweifelsfrei fest, dass der Text schlicht Mist ist, nichts taugt, keine Literatur ist. Und das sehe ich nicht. Damit sind wir, mit Jon dabei, jetzt schon zwei, auch wenn wir nie zusammen in einem Boot sein wollten.
Dann stach mir auch das noch mal ins Auge:
...die dort praktizierte Kommunikationskultur ist - was mir gerade auch in literaturaffinen Nutzerkreisen bedenklich scheint - nicht gerade ein Ruhmesblatt für den gegenwärtigen Stand der Menschheit.
Der gegenwärtige Stand der Menschheit, ho ho, ha ha, he he, wenn das kein abgefeimtes, schlitzohrig komisches Role Play ist wollte ich sagen. Wie Val Sidal früher mal. Ich dagegen hatte ja gesagt: Er meint das eigentlich alles ernst, was er schreibt, bzw. er hört nicht auf damit, diese manische Künstlerfigur aus den Bernhardtexten aufzuschreiben, auch bei den Antworten nicht. Was eigentlich keine Komik ist, sondern einfach nur so: eine Leistung der Kunst, auch wenn Walther es nicht einsieht.
Also, der "gegenwärtige Stand der Menschheit" auf irgendwas, das sich in deutschen Internettexterforen tut, bezogen, ist ein durchgeknallter Witz, das kann nicht ernst gemeint sein. Da wollte ich wieder sagen, das ist auf jeden Fall jemand, der hier sowieso schon ist, ein Forumsredakteurskollege von Jon, darum war sie bei dem auch nach einem einzigen Text schon so willig, weil sie wusste, wer er ist. Aber dann wieder die "Kommunikationskultur" und die "literaturaffinen Nutzerkreise", das klingt wieder ganz nach dem Bierernst, den ich anfangs festzustellen glaube. Also: Man weiß es einfach nicht so genau. Und da muss ich Jon noch mal Recht geben: Und ist es nicht gut gewollt, so ist es doch gut gemacht. Es ist so geheimnishaltig, warum sollte es da nicht auszeichnungswürdig sein?
[Kein Mensch glaubt, dass hier irgendwas Geheimnis ist? Okay, wer ist der große, verehrte Meister, vor dem er sich verneigt?]